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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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nämlich beobachtet, daß, sobald das Licht im Begriff ist, zu verlöschen, der
Rauch niedergeht. -- Beiläufig gesagt, hat diese Art von Auction noch vor
nicht langer Zeit auf der Insel Zarte stattgefunden, ist also dort vermuthlich
noch in Gebrauch. Als die' Reliefs von Phigalia daselbst zum Verkauf
standen, erfolgte der Zuschlag auf das Gebot, welches das höchste war, als
die Kerze ausging, die während der Auction gebrannt hatte.

Die Liebhaberei für Auctionen, die unter Anna zur Manie ausartete,
begann in dieser Periode. Fortwährend werden Bücher und Gemälde auf
diese Art zum Verkauf angekündigt. Es war etwas von der Aufregung des
Spiels darin, was dem Geschmack der Restaurationsperiode zusagte. Uebrigens
aber erscheinen bis zur Revolution die Anzeigen immer nur noch zu dreien und
vieren, höchstens ein Dutzend in einem Blatt und verrathen immer noch nicht,
daß sie aus einer großen Handelsstadt hervorgegangen sind. Hin und wieder
sucht ein Capital Placirung, aber viel häufiger sind es Bruchbänder und Zahn¬
pulver, die empfohlen werden, manchmal ist auch eine Wohnung eines noble-
man in der Stadt zu vermiethen. Folgende Anzeige gibt ein Beispiel von der
seltsamen Art, in der damals Feuerversicherungen geleitet wurden. "Da am
24. des letzten Monats ein Brand stattgefunden hat, durch -den mehre Häuser
der freundschaftlichen Gesellschaft in Asche gelegt sind, zu dem Werth von
963 Pfund, so wird hierdurch allen Mitgliedern besagter Gesellschaft bekannt
gemacht, daß sie ersucht werden, in dem Bureau Faulcon Court in Fleck Street
ihren respectiven Antheil von besagtem Verlust einzuzahlen, welcher sich auf
fünf Schilling und einen Penny für jede hundert versicherte Pfund beläuft,
und zwar vor dem -12. August. London 6. Juli -1683." Daneben wiederholen
sich die alten Erkundigungen nach gestohlenen Hunden und Pferden. Der
"Puff" war noch nicht erfunden.

Mit der Revolution brach für das ganze nationale Leben eine Morgen¬
röthe an. Das Land athmete wieder frei, der Volksgeist fing an, sich aufs
kräftigste zu regen. Unternehmungen aller Art traten ins Leben und warfen
ihre Schattenbilder aus die Spalten der Blätter, die jetzt in Format und an
Zahl reißend zunahmen; in den nächsten vier Jahren nach der Revolution
wurden 26 begründet.. Unzählige Pamphlets gaben in allen Formen dem
Jubel über den Triumph der Freiheit Ausdruck und der derbe Humor, der bis
jetzt unterdrückt worden war, machte sich nach Herzenslust Luft^ Unter den
"Orangekarten", welche die-letzte Regierung und die Erpedition Wilhelms von
Oranien darstellen, finden sich alle Hauptscenen dieser denkwürdigen Zeit ver¬
ewigt, von "Mylord Jeferies, wie er im Westen die Protestanten sängt" und
"Ein Jesuit, wie er gegen unsre Bibel predigt", bis zu dem "Uebergang der
Armee zu dem Prinzen von Orange" und den "Porträts unsers gnädigen
Königs Wilhelm und Königin Mary".


nämlich beobachtet, daß, sobald das Licht im Begriff ist, zu verlöschen, der
Rauch niedergeht. — Beiläufig gesagt, hat diese Art von Auction noch vor
nicht langer Zeit auf der Insel Zarte stattgefunden, ist also dort vermuthlich
noch in Gebrauch. Als die' Reliefs von Phigalia daselbst zum Verkauf
standen, erfolgte der Zuschlag auf das Gebot, welches das höchste war, als
die Kerze ausging, die während der Auction gebrannt hatte.

Die Liebhaberei für Auctionen, die unter Anna zur Manie ausartete,
begann in dieser Periode. Fortwährend werden Bücher und Gemälde auf
diese Art zum Verkauf angekündigt. Es war etwas von der Aufregung des
Spiels darin, was dem Geschmack der Restaurationsperiode zusagte. Uebrigens
aber erscheinen bis zur Revolution die Anzeigen immer nur noch zu dreien und
vieren, höchstens ein Dutzend in einem Blatt und verrathen immer noch nicht,
daß sie aus einer großen Handelsstadt hervorgegangen sind. Hin und wieder
sucht ein Capital Placirung, aber viel häufiger sind es Bruchbänder und Zahn¬
pulver, die empfohlen werden, manchmal ist auch eine Wohnung eines noble-
man in der Stadt zu vermiethen. Folgende Anzeige gibt ein Beispiel von der
seltsamen Art, in der damals Feuerversicherungen geleitet wurden. „Da am
24. des letzten Monats ein Brand stattgefunden hat, durch -den mehre Häuser
der freundschaftlichen Gesellschaft in Asche gelegt sind, zu dem Werth von
963 Pfund, so wird hierdurch allen Mitgliedern besagter Gesellschaft bekannt
gemacht, daß sie ersucht werden, in dem Bureau Faulcon Court in Fleck Street
ihren respectiven Antheil von besagtem Verlust einzuzahlen, welcher sich auf
fünf Schilling und einen Penny für jede hundert versicherte Pfund beläuft,
und zwar vor dem -12. August. London 6. Juli -1683." Daneben wiederholen
sich die alten Erkundigungen nach gestohlenen Hunden und Pferden. Der
„Puff" war noch nicht erfunden.

Mit der Revolution brach für das ganze nationale Leben eine Morgen¬
röthe an. Das Land athmete wieder frei, der Volksgeist fing an, sich aufs
kräftigste zu regen. Unternehmungen aller Art traten ins Leben und warfen
ihre Schattenbilder aus die Spalten der Blätter, die jetzt in Format und an
Zahl reißend zunahmen; in den nächsten vier Jahren nach der Revolution
wurden 26 begründet.. Unzählige Pamphlets gaben in allen Formen dem
Jubel über den Triumph der Freiheit Ausdruck und der derbe Humor, der bis
jetzt unterdrückt worden war, machte sich nach Herzenslust Luft^ Unter den
„Orangekarten", welche die-letzte Regierung und die Erpedition Wilhelms von
Oranien darstellen, finden sich alle Hauptscenen dieser denkwürdigen Zeit ver¬
ewigt, von „Mylord Jeferies, wie er im Westen die Protestanten sängt" und
„Ein Jesuit, wie er gegen unsre Bibel predigt", bis zu dem „Uebergang der
Armee zu dem Prinzen von Orange" und den „Porträts unsers gnädigen
Königs Wilhelm und Königin Mary".


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/134>, abgerufen am 15.06.2024.