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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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vertheilen sich namentlich im ersten Buch die 68 neuen Seiten auf sämmtliche
Capitel, mit Ausnahme des 1., ö. und 9., die ungeändert geblieben sind.
Wenn der Versasser sämmtliche Seiten der Cultur gleichmäßig ins Auge saßt,
so sind es dies Mal doch vorzugsweise die religiösen Studien, die ihn be¬
schäftigt haben; ein grade für die römische Cultur sehr schwieriger Gegenstand,
bei dem man eine vollendete Darstellung nicht erwarten wird. So sein die
einzelnen Bemerkungen fast durchweg sind, und so sehr die Wissenschaft durch
diese Mittheilungen bereichert wird, ein vollständiges Bild ist uns doch noch
nicht gegeben; mit andern Worten, es ist noch nicht ganz klar geschieden, wils
wir über jene Dinge wissen und was wir nicht wissen. Das Einzelne zu
prüfen, tritt aus dem Kreise unserer Aufgabe heraus, es ist daS die "Sache
der streng wissenschaftlichen Journale. Wir kommen noch einmal auf den
Gesichtspunkt zurück, von dem man im Interesse der allgemeinen Literatur,
abgesehen von dem wissenschaftlichen Gewinn, das Buch zu würdigen hat.

Mehr als irgend eine Erscheinung der letzten Jahre zeigt uns die römische
Geschichte, daß die Productivität unserer Nation nicht im Absterben, nicht ein¬
mal im Sinken ist. Mit Unrecht beschränkt man diesen Begriff auf die
Dichtung. Production ist so viel wie Gestaltungskraft, und der Unterschied ist
nicht so groß, ob man diese Kraft an einem fingirten oder an einem gegebenen
Material anwendet. Der Geschichtschreiber ist sogar nach einer doppelten Seite
hin productiv, als Forscher und als Künstler. Die Vereinigung beider Gaben
ist ein so seltenes Glück, daß wir auf eine Erscheinung, wie die vorliegende,
stolz sein können. Das Buch, daS scheinbar nur den Gelehrten dient, ist be¬
reits ins Volk eingedrungen und wird noch immer tiefer eindringen; eS wird
unsern Verstand durch tiefe Gedanken, unsere Einbildungskraft durch lebendig
bewegte Gestalten anregen, und es wird vor allem dazu beitragen, jene Versöh¬
nung zwischen der Wissenschaft und der allgemeinen Bildung anzubahnen,
aus der allein die Möglichkeit eines echten und dauerhaften Fortschrittes
I. S. beruht.

Anm. der Red. Es ist oben erwähnt, base der Verfasser für seine römische Geschichte vom
König von Baiern als Preisgeschenk die große goldene Medaille und 300 Ducaten erhallen
hat. Vielleicht aber ist nicht so allgemein bekannt, daß diese Preisertheiluug, um welche sich
der Versasser der römischen Geschichte nicht beworben, der Anfang eines umfangreichen Actes
königlicher Liberalität geworden ist. Deshalb sei die nachstehende uns zugehende Bekannt-
machung im Interesse unserer Gelehrtenwelt mitgetheilt.

Seine Majestät der König haben deu allerhöchsten Wille" auszusvreche" geruht, vor¬
läufig in den nächsten fünf Jahren Medaillen in Gold mit Allerhöchst Ihrem Brnstbiloe, >"
Verbindung mit Belohnungen in Geld von je 200--5-00 Dukaten, als Anerkennung und
Auszeichnung der erfolgreichsten Leistungen im Gebiete der deutschen Wissenschaft und Litteratur
zu verleihe". Die Medaille erhält die Benennung: Maximiliansmedaille. Zufolge dejjen
haben Seine Königliche Majestät unterm -10. l. Mls, die untenstehender nähere" Be¬
stimmungen zu genehmigen geruht.


vertheilen sich namentlich im ersten Buch die 68 neuen Seiten auf sämmtliche
Capitel, mit Ausnahme des 1., ö. und 9., die ungeändert geblieben sind.
Wenn der Versasser sämmtliche Seiten der Cultur gleichmäßig ins Auge saßt,
so sind es dies Mal doch vorzugsweise die religiösen Studien, die ihn be¬
schäftigt haben; ein grade für die römische Cultur sehr schwieriger Gegenstand,
bei dem man eine vollendete Darstellung nicht erwarten wird. So sein die
einzelnen Bemerkungen fast durchweg sind, und so sehr die Wissenschaft durch
diese Mittheilungen bereichert wird, ein vollständiges Bild ist uns doch noch
nicht gegeben; mit andern Worten, es ist noch nicht ganz klar geschieden, wils
wir über jene Dinge wissen und was wir nicht wissen. Das Einzelne zu
prüfen, tritt aus dem Kreise unserer Aufgabe heraus, es ist daS die "Sache
der streng wissenschaftlichen Journale. Wir kommen noch einmal auf den
Gesichtspunkt zurück, von dem man im Interesse der allgemeinen Literatur,
abgesehen von dem wissenschaftlichen Gewinn, das Buch zu würdigen hat.

Mehr als irgend eine Erscheinung der letzten Jahre zeigt uns die römische
Geschichte, daß die Productivität unserer Nation nicht im Absterben, nicht ein¬
mal im Sinken ist. Mit Unrecht beschränkt man diesen Begriff auf die
Dichtung. Production ist so viel wie Gestaltungskraft, und der Unterschied ist
nicht so groß, ob man diese Kraft an einem fingirten oder an einem gegebenen
Material anwendet. Der Geschichtschreiber ist sogar nach einer doppelten Seite
hin productiv, als Forscher und als Künstler. Die Vereinigung beider Gaben
ist ein so seltenes Glück, daß wir auf eine Erscheinung, wie die vorliegende,
stolz sein können. Das Buch, daS scheinbar nur den Gelehrten dient, ist be¬
reits ins Volk eingedrungen und wird noch immer tiefer eindringen; eS wird
unsern Verstand durch tiefe Gedanken, unsere Einbildungskraft durch lebendig
bewegte Gestalten anregen, und es wird vor allem dazu beitragen, jene Versöh¬
nung zwischen der Wissenschaft und der allgemeinen Bildung anzubahnen,
aus der allein die Möglichkeit eines echten und dauerhaften Fortschrittes
I. S. beruht.

Anm. der Red. Es ist oben erwähnt, base der Verfasser für seine römische Geschichte vom
König von Baiern als Preisgeschenk die große goldene Medaille und 300 Ducaten erhallen
hat. Vielleicht aber ist nicht so allgemein bekannt, daß diese Preisertheiluug, um welche sich
der Versasser der römischen Geschichte nicht beworben, der Anfang eines umfangreichen Actes
königlicher Liberalität geworden ist. Deshalb sei die nachstehende uns zugehende Bekannt-
machung im Interesse unserer Gelehrtenwelt mitgetheilt.

Seine Majestät der König haben deu allerhöchsten Wille» auszusvreche» geruht, vor¬
läufig in den nächsten fünf Jahren Medaillen in Gold mit Allerhöchst Ihrem Brnstbiloe, >"
Verbindung mit Belohnungen in Geld von je 200—5-00 Dukaten, als Anerkennung und
Auszeichnung der erfolgreichsten Leistungen im Gebiete der deutschen Wissenschaft und Litteratur
zu verleihe». Die Medaille erhält die Benennung: Maximiliansmedaille. Zufolge dejjen
haben Seine Königliche Majestät unterm -10. l. Mls, die untenstehender nähere» Be¬
stimmungen zu genehmigen geruht.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/504>, abgerufen am 09.05.2024.