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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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führt heilte. Mehre Versuche das Recht zur PapiergeldauSgabe zu mißbrau¬
chn,, scheiterten einfach an dem Umstände, daß das Publicum ihnen nicht
traute; man sieht daraus, wie wenig in normalen Zuständen eine Ueber-
wachung durch die Regierungen erforderlich ist. Die Zahl der schottischen
Banken ist übrigens gering, es sind deren nur 17, aber sämmtlich mit Filialen
über das ganze Land ausgerüstet, wodurch zugleich der Betrieb- und die Ge-
schäftskenntniß der Banken, wie deren allgemein wohlthätige Wirkung erhöht
wird. (5s versteht sich natürlich vou selbst, daß deu schottischen Banken das
Princip der beschränkten Haftbarkeit fremd geblieben ist, mit Ausnahme der
drei ältesten Banken, welche Corporationsrechte erhalten haben. Darin besteht
indeß der einzige Unterschied von den 14 später errichteten Banken, welche sich
von erstern weder durch Betriebsweise noch geringere innere Solidität unterscheiden.

Wir wollen an diesem Orte nur kurz auf den Mißgriff eingehen, daß mau
das nordamerikanische Bankwesen als ein freies und die in der Union
hervorgetretenen Mißstä'nde als die Folgen dieser Bankfreiheit bezeichnet hat.
Die Sache liegt vielmehr so, daß die nordamerikanischen Gesetzgebungen gegen
Hinterlegung von Werthpapieren die Ausgabe eines Deren Höhe erreichenden
Betrags von Papiergeld gestatteten, also den unmittelbaren Anreiz dazu gaben
möglichst viel Werthpapiere bei den Behörden zu deponiren, um da der Zinseu-
geuuß blieb, deren Werth durch Ausgeben von Papiergeld zu verdoppeln.
Hierin liegt der Hauptunterschied und der erste Fehler desjenigen amerikanischen
Systems, das unter Hinzutreten der beschränkten Haftbarkeit der Bankunter¬
nehmer und anderer Ereignisse zu so allgemeinen Bankinsolvenzen führte. Auch
das müssen wir uns versagen, weitläufig hier in die Geschichte der englischen
Bank einzugehen, um unsern früher aufgestellten Satz, daß das Bankmonvpol
der englischen Bank eine der ersten Ursachen der englischen Geldkrisen gewesen
sei, speciell nachzuweisen. Wir können nur einige wenige Gesichtspunkte her¬
vorheben. Indem sich das Geldwesen in England kraft des Monopols mehr
und mehr in der englischen Bank concentrirte, da ihr kein Rival den Rang
ablaufen konnte, wie in Schottland, so waren die wechselnden Ansichten der
Bankverwaltungen vom größten Einfluß auf deu allgemeinen Geschäftsgang.
Das eine Mal war man zur größten Vorsicht im Discontiren und in der
Papiergeldausgabe geneigt; dann wieder schlug man den umgekehrten Weg
ein. Jetzt dachte man einer herannahenden Krisis durch Erleichterung des
Geschäfts zu begegnen, und ein anderes Mal durch noch strafferes Anhalten.
Zur einen Zeit wollte die Bankverwaltung von einem Verhältniß der baaren
Bestände zu dem Betrage deS ausgegebenen Papiergeldes nichts wissen, dann
wieder elsand sie Theorien wie 1 : i oder die am meisten übliche von 1 : 3.
Dazu kamen dann noch die Beziehungen zu der Negierung und zum Parlament,
von welchen das Privilegium ausging und die darum Gegendienste erwarteten,


führt heilte. Mehre Versuche das Recht zur PapiergeldauSgabe zu mißbrau¬
chn,, scheiterten einfach an dem Umstände, daß das Publicum ihnen nicht
traute; man sieht daraus, wie wenig in normalen Zuständen eine Ueber-
wachung durch die Regierungen erforderlich ist. Die Zahl der schottischen
Banken ist übrigens gering, es sind deren nur 17, aber sämmtlich mit Filialen
über das ganze Land ausgerüstet, wodurch zugleich der Betrieb- und die Ge-
schäftskenntniß der Banken, wie deren allgemein wohlthätige Wirkung erhöht
wird. (5s versteht sich natürlich vou selbst, daß deu schottischen Banken das
Princip der beschränkten Haftbarkeit fremd geblieben ist, mit Ausnahme der
drei ältesten Banken, welche Corporationsrechte erhalten haben. Darin besteht
indeß der einzige Unterschied von den 14 später errichteten Banken, welche sich
von erstern weder durch Betriebsweise noch geringere innere Solidität unterscheiden.

Wir wollen an diesem Orte nur kurz auf den Mißgriff eingehen, daß mau
das nordamerikanische Bankwesen als ein freies und die in der Union
hervorgetretenen Mißstä'nde als die Folgen dieser Bankfreiheit bezeichnet hat.
Die Sache liegt vielmehr so, daß die nordamerikanischen Gesetzgebungen gegen
Hinterlegung von Werthpapieren die Ausgabe eines Deren Höhe erreichenden
Betrags von Papiergeld gestatteten, also den unmittelbaren Anreiz dazu gaben
möglichst viel Werthpapiere bei den Behörden zu deponiren, um da der Zinseu-
geuuß blieb, deren Werth durch Ausgeben von Papiergeld zu verdoppeln.
Hierin liegt der Hauptunterschied und der erste Fehler desjenigen amerikanischen
Systems, das unter Hinzutreten der beschränkten Haftbarkeit der Bankunter¬
nehmer und anderer Ereignisse zu so allgemeinen Bankinsolvenzen führte. Auch
das müssen wir uns versagen, weitläufig hier in die Geschichte der englischen
Bank einzugehen, um unsern früher aufgestellten Satz, daß das Bankmonvpol
der englischen Bank eine der ersten Ursachen der englischen Geldkrisen gewesen
sei, speciell nachzuweisen. Wir können nur einige wenige Gesichtspunkte her¬
vorheben. Indem sich das Geldwesen in England kraft des Monopols mehr
und mehr in der englischen Bank concentrirte, da ihr kein Rival den Rang
ablaufen konnte, wie in Schottland, so waren die wechselnden Ansichten der
Bankverwaltungen vom größten Einfluß auf deu allgemeinen Geschäftsgang.
Das eine Mal war man zur größten Vorsicht im Discontiren und in der
Papiergeldausgabe geneigt; dann wieder schlug man den umgekehrten Weg
ein. Jetzt dachte man einer herannahenden Krisis durch Erleichterung des
Geschäfts zu begegnen, und ein anderes Mal durch noch strafferes Anhalten.
Zur einen Zeit wollte die Bankverwaltung von einem Verhältniß der baaren
Bestände zu dem Betrage deS ausgegebenen Papiergeldes nichts wissen, dann
wieder elsand sie Theorien wie 1 : i oder die am meisten übliche von 1 : 3.
Dazu kamen dann noch die Beziehungen zu der Negierung und zum Parlament,
von welchen das Privilegium ausging und die darum Gegendienste erwarteten,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/28>, abgerufen am 21.05.2024.