Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.gemüthlichen Weise wie es früher projectirt ist, geschehen, sondern durch einen I. S. Aus dem römischen Alterthume. Der öffentliche Tagesan zeige r. 3u den zahlreichen wissenschaftlichen Fälschungen und Mystifikationen, die Grenzbote". IV. 18S7. 7
gemüthlichen Weise wie es früher projectirt ist, geschehen, sondern durch einen I. S. Aus dem römischen Alterthume. Der öffentliche Tagesan zeige r. 3u den zahlreichen wissenschaftlichen Fälschungen und Mystifikationen, die Grenzbote». IV. 18S7. 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0057" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104792"/> <p xml:id="ID_120" prev="#ID_119"> gemüthlichen Weise wie es früher projectirt ist, geschehen, sondern durch einen<lb/> harten Kampf, der seine sehr schlimmen Seiten haben wird. Dieser Kampf<lb/> kann nur durch eine bereits organisirte StaatSkraft geführt werden, und eine<lb/> solche eristirt bis jetzt nur in Preußen. Der Jnstinct der Nation, der sich doch<lb/> wol in den Kreisen, aus denen die gothaische Partei hervorging, lebhafter regt<lb/> als in dem sogenannten Volk, trieb die nationale Partei zum Anlehnen an<lb/> Preußen, und wenn ihr damals in dem Staat, der ihr Führer werden sollte,<lb/> keine bewegende Kraft entgegenkam, so kann das doch die Sachlage nicht an-<lb/> dern; jener Jnstinct wird sich immer von neuem wieder geltend machen, so<lb/> lange nicht entweder die Staaten ihre Natur ändern, oder Preußen durch<lb/> äußere Gewalt aus der Reihe der Großmächte tritt. Auf diese unbestimmte Zukunft<lb/> hin kann niemand speculiren; für jetzt empfindet die deutsche Nation jede Schwäche<lb/> Preußens als eigne Schwäche, und sieht jedem Fortschritt Oestreichs mit Be¬<lb/> denken zu. Nur in einem Punkt geben wir Hr. Diezel Recht. Die kleinliche,<lb/> unfruchtbare Opposition, die Preußen gegen Oestreich macht, ist eines histori¬<lb/> schen Staats nicht würdig und kommt der deutschen Nation nicht zu Gute.<lb/> Bis es einmal zur ernsten Entscheidung kommt, sollen die beiden Staaten, die<lb/> so viele gemeinsame Interessen haben, Hand in Hand zu gehen suchen. —</p><lb/> <note type="byline"> I. S.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem römischen Alterthume.</head><lb/> <div n="2"> <head> Der öffentliche Tagesan zeige r.</head><lb/> <p xml:id="ID_121" next="#ID_122"> 3u den zahlreichen wissenschaftlichen Fälschungen und Mystifikationen, die<lb/> von einem Theil des gelehrten Publicums gläubig aufgenommen und hitzig<lb/> gegen kritische Angriffe vertheidigt worden sind, gehören zwei angebliche Frag¬<lb/> mente einer altrömischen Tageschronik oder Zeitung, das eine aus dem Jahr<lb/> 1b2, das andere aus dem Jahr 68 (vor Christus). Diese merkwürdigen Ueber¬<lb/> reste antiker Journalist.k sollen auf Marmortafeln gestanden haben, die im<lb/> 16. Jahrhundert irgendwo zum Vorschein gekommen, seitdem aber wieder spur¬<lb/> los verschwunden wären. Trotzdem haben damals und später viele bedeutende<lb/> Kenner des römischen Alterthums an ihre Authenticität unbedingt geglaubt,<lb/> und es gibt noch heute namhafte Gelehrte, die nicht daran zweifeln. Sie<lb/> enthalten politische Nachrichten und Stadtneuigkeiten und sind in der That<lb/> recht geschickt erfunden. Von wem, ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln,<lb/> vielleicht von einem spanischen Gelehrten des -16. Jahrhunderts Ludovicus<lb/> BiveS, aus dessen Papieren die ersten Abschriften jener angeblichen Marmor¬<lb/> fragmente herrühren. Nirgend (Neapel vielleicht ausgenommen) sind so viele<lb/> falsche Inschriften geschmiedet worden als in Spanien, und BiveS war ein</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbote». IV. 18S7. 7</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
gemüthlichen Weise wie es früher projectirt ist, geschehen, sondern durch einen
harten Kampf, der seine sehr schlimmen Seiten haben wird. Dieser Kampf
kann nur durch eine bereits organisirte StaatSkraft geführt werden, und eine
solche eristirt bis jetzt nur in Preußen. Der Jnstinct der Nation, der sich doch
wol in den Kreisen, aus denen die gothaische Partei hervorging, lebhafter regt
als in dem sogenannten Volk, trieb die nationale Partei zum Anlehnen an
Preußen, und wenn ihr damals in dem Staat, der ihr Führer werden sollte,
keine bewegende Kraft entgegenkam, so kann das doch die Sachlage nicht an-
dern; jener Jnstinct wird sich immer von neuem wieder geltend machen, so
lange nicht entweder die Staaten ihre Natur ändern, oder Preußen durch
äußere Gewalt aus der Reihe der Großmächte tritt. Auf diese unbestimmte Zukunft
hin kann niemand speculiren; für jetzt empfindet die deutsche Nation jede Schwäche
Preußens als eigne Schwäche, und sieht jedem Fortschritt Oestreichs mit Be¬
denken zu. Nur in einem Punkt geben wir Hr. Diezel Recht. Die kleinliche,
unfruchtbare Opposition, die Preußen gegen Oestreich macht, ist eines histori¬
schen Staats nicht würdig und kommt der deutschen Nation nicht zu Gute.
Bis es einmal zur ernsten Entscheidung kommt, sollen die beiden Staaten, die
so viele gemeinsame Interessen haben, Hand in Hand zu gehen suchen. —
I. S.
Aus dem römischen Alterthume.
Der öffentliche Tagesan zeige r.
3u den zahlreichen wissenschaftlichen Fälschungen und Mystifikationen, die
von einem Theil des gelehrten Publicums gläubig aufgenommen und hitzig
gegen kritische Angriffe vertheidigt worden sind, gehören zwei angebliche Frag¬
mente einer altrömischen Tageschronik oder Zeitung, das eine aus dem Jahr
1b2, das andere aus dem Jahr 68 (vor Christus). Diese merkwürdigen Ueber¬
reste antiker Journalist.k sollen auf Marmortafeln gestanden haben, die im
16. Jahrhundert irgendwo zum Vorschein gekommen, seitdem aber wieder spur¬
los verschwunden wären. Trotzdem haben damals und später viele bedeutende
Kenner des römischen Alterthums an ihre Authenticität unbedingt geglaubt,
und es gibt noch heute namhafte Gelehrte, die nicht daran zweifeln. Sie
enthalten politische Nachrichten und Stadtneuigkeiten und sind in der That
recht geschickt erfunden. Von wem, ist mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln,
vielleicht von einem spanischen Gelehrten des -16. Jahrhunderts Ludovicus
BiveS, aus dessen Papieren die ersten Abschriften jener angeblichen Marmor¬
fragmente herrühren. Nirgend (Neapel vielleicht ausgenommen) sind so viele
falsche Inschriften geschmiedet worden als in Spanien, und BiveS war ein
Grenzbote». IV. 18S7. 7
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