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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Ihre Unredlichkeit grenzt an das Fabelhafte, sowol was den Körper
betrifft, als die Wohnungen. Gesicht und Hände starren von Schmuz. die
Kleidung ist zerlumpt und voll Staub und Flecken. Die Frauenzimmer bieten oft
einen noch widerlichem Anblick: ihre Haare sind zerzaust und voll Bettsedern, der
Anzug verwahrlost, an der Leibwüsche ist die Grundfarbe unlernbar. -- Am
Schabbeß kann man häusig sehen, daß sie sich vor die Hausthür auf die
Gasse sehen, die Frau den Mann, die Tochter den Bater oder umgekehrt beim
Kopf nehmen, in den Haaren wühlen und sich gegenseitig Ungeziefer absuchen
-- eines der wenigen Geschäfte, welche ihr Gesetz ihnen an diesem Tage ge¬
stattet. Wie ein Scherz mag es nach dem eben Bemerkten erscheinen, wenn
man von den Gebräuchen hört, die ihnen ihre Religion, als zur Reinlichkeit
gehörig, vorschreibt, und denen sie auf das genaueste nachkommen. Das
Schwein, in ihren Augen ein unreines Thier, wird bekanntlich nicht gegessen.
Mit dem Messer, womit Fleisch geschnitten wurde, darf keine andere Speise
geschnitten werden; ebenso darf aus den Teller, wo Fleisch gewesen, nichts
von Mehl oder Eierspeisen gelegt werden. Trifft es sich, daß Soldaten bei
einem Juden im Quartier liegen, und er verpflichtet ist, ihnen Kost zu verab¬
reichen, so werden sie dringend gebeten, sich ihres eignen Eßbestecks,
das sie gewöhnlich bei sich führen, beim Essen von jüdischem Geschirr nicht zu
bedienen, sondern von ihnen welches zu nehmen. Sollte ein oder der andere
Soldat aus Ekel oder Eigensinn sich nicht dazu verstehen wollen, sondern mit
seinem Messer und Gabel essen, so benutzt der Jude Schüssel und Teller nie
wieder, sondern zerbricht sie als nicht mehr koscher gleich nachher. Ferner ist Fleisch
von einem christlichen Fleischer nicht koscher, es muß von einem jüdischen
Schächter geschlachtet sein. Butter, Milch, sogar manche Arten Wein, sind für sie,
wenn sie von einem Christen zubereitet wurden, nicht genießbar. Alle ihre
Fleischspeisen sind überaus stark gewürzt und gesalzen. Das Gegentheil von
koscher bezeichnen sie als trefe. Im Ganzen wäre ihre Küche nicht übel, wenn
nicht alles so abscheulich mit Zwiebeln und Knoblauch überladen, und wenn
die Köchin nicht so überaus schmuzig wäre. Ihr Lieblingsgetränk ist Meth.

In größern Städten bewohnen die Juden einen besondern Stadttheil,
gewöhnlich Judenstadt oder Judenviertel genannt. In kleinern Städten
aber sind sie in der ganzen Stadt verbreitet und man trifft ziemlich große
Orte, wo außer einigen Beamten fast gar keine Christen wohnen, so daß
man stundenlang aus dem Marktplatze stehen könnte, ohne einen Christen zu
sehen, als höchstens hier und da einen Beamten.

In Rußland sind die Juden vom Militär ausgeschlossen, in Oestreich
nicht. Bei der ihnen angebornen Feigheit und weil ihnen fast alle Eigen¬
schaften guter Soldaten abgehen, haben sie. wo die Disciplin streng ge¬
handhabt wird, keine gute Zeit, und so suchen sie durch alle möglichen


Ihre Unredlichkeit grenzt an das Fabelhafte, sowol was den Körper
betrifft, als die Wohnungen. Gesicht und Hände starren von Schmuz. die
Kleidung ist zerlumpt und voll Staub und Flecken. Die Frauenzimmer bieten oft
einen noch widerlichem Anblick: ihre Haare sind zerzaust und voll Bettsedern, der
Anzug verwahrlost, an der Leibwüsche ist die Grundfarbe unlernbar. — Am
Schabbeß kann man häusig sehen, daß sie sich vor die Hausthür auf die
Gasse sehen, die Frau den Mann, die Tochter den Bater oder umgekehrt beim
Kopf nehmen, in den Haaren wühlen und sich gegenseitig Ungeziefer absuchen
— eines der wenigen Geschäfte, welche ihr Gesetz ihnen an diesem Tage ge¬
stattet. Wie ein Scherz mag es nach dem eben Bemerkten erscheinen, wenn
man von den Gebräuchen hört, die ihnen ihre Religion, als zur Reinlichkeit
gehörig, vorschreibt, und denen sie auf das genaueste nachkommen. Das
Schwein, in ihren Augen ein unreines Thier, wird bekanntlich nicht gegessen.
Mit dem Messer, womit Fleisch geschnitten wurde, darf keine andere Speise
geschnitten werden; ebenso darf aus den Teller, wo Fleisch gewesen, nichts
von Mehl oder Eierspeisen gelegt werden. Trifft es sich, daß Soldaten bei
einem Juden im Quartier liegen, und er verpflichtet ist, ihnen Kost zu verab¬
reichen, so werden sie dringend gebeten, sich ihres eignen Eßbestecks,
das sie gewöhnlich bei sich führen, beim Essen von jüdischem Geschirr nicht zu
bedienen, sondern von ihnen welches zu nehmen. Sollte ein oder der andere
Soldat aus Ekel oder Eigensinn sich nicht dazu verstehen wollen, sondern mit
seinem Messer und Gabel essen, so benutzt der Jude Schüssel und Teller nie
wieder, sondern zerbricht sie als nicht mehr koscher gleich nachher. Ferner ist Fleisch
von einem christlichen Fleischer nicht koscher, es muß von einem jüdischen
Schächter geschlachtet sein. Butter, Milch, sogar manche Arten Wein, sind für sie,
wenn sie von einem Christen zubereitet wurden, nicht genießbar. Alle ihre
Fleischspeisen sind überaus stark gewürzt und gesalzen. Das Gegentheil von
koscher bezeichnen sie als trefe. Im Ganzen wäre ihre Küche nicht übel, wenn
nicht alles so abscheulich mit Zwiebeln und Knoblauch überladen, und wenn
die Köchin nicht so überaus schmuzig wäre. Ihr Lieblingsgetränk ist Meth.

In größern Städten bewohnen die Juden einen besondern Stadttheil,
gewöhnlich Judenstadt oder Judenviertel genannt. In kleinern Städten
aber sind sie in der ganzen Stadt verbreitet und man trifft ziemlich große
Orte, wo außer einigen Beamten fast gar keine Christen wohnen, so daß
man stundenlang aus dem Marktplatze stehen könnte, ohne einen Christen zu
sehen, als höchstens hier und da einen Beamten.

In Rußland sind die Juden vom Militär ausgeschlossen, in Oestreich
nicht. Bei der ihnen angebornen Feigheit und weil ihnen fast alle Eigen¬
schaften guter Soldaten abgehen, haben sie. wo die Disciplin streng ge¬
handhabt wird, keine gute Zeit, und so suchen sie durch alle möglichen


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[0443] Ihre Unredlichkeit grenzt an das Fabelhafte, sowol was den Körper betrifft, als die Wohnungen. Gesicht und Hände starren von Schmuz. die Kleidung ist zerlumpt und voll Staub und Flecken. Die Frauenzimmer bieten oft einen noch widerlichem Anblick: ihre Haare sind zerzaust und voll Bettsedern, der Anzug verwahrlost, an der Leibwüsche ist die Grundfarbe unlernbar. — Am Schabbeß kann man häusig sehen, daß sie sich vor die Hausthür auf die Gasse sehen, die Frau den Mann, die Tochter den Bater oder umgekehrt beim Kopf nehmen, in den Haaren wühlen und sich gegenseitig Ungeziefer absuchen — eines der wenigen Geschäfte, welche ihr Gesetz ihnen an diesem Tage ge¬ stattet. Wie ein Scherz mag es nach dem eben Bemerkten erscheinen, wenn man von den Gebräuchen hört, die ihnen ihre Religion, als zur Reinlichkeit gehörig, vorschreibt, und denen sie auf das genaueste nachkommen. Das Schwein, in ihren Augen ein unreines Thier, wird bekanntlich nicht gegessen. Mit dem Messer, womit Fleisch geschnitten wurde, darf keine andere Speise geschnitten werden; ebenso darf aus den Teller, wo Fleisch gewesen, nichts von Mehl oder Eierspeisen gelegt werden. Trifft es sich, daß Soldaten bei einem Juden im Quartier liegen, und er verpflichtet ist, ihnen Kost zu verab¬ reichen, so werden sie dringend gebeten, sich ihres eignen Eßbestecks, das sie gewöhnlich bei sich führen, beim Essen von jüdischem Geschirr nicht zu bedienen, sondern von ihnen welches zu nehmen. Sollte ein oder der andere Soldat aus Ekel oder Eigensinn sich nicht dazu verstehen wollen, sondern mit seinem Messer und Gabel essen, so benutzt der Jude Schüssel und Teller nie wieder, sondern zerbricht sie als nicht mehr koscher gleich nachher. Ferner ist Fleisch von einem christlichen Fleischer nicht koscher, es muß von einem jüdischen Schächter geschlachtet sein. Butter, Milch, sogar manche Arten Wein, sind für sie, wenn sie von einem Christen zubereitet wurden, nicht genießbar. Alle ihre Fleischspeisen sind überaus stark gewürzt und gesalzen. Das Gegentheil von koscher bezeichnen sie als trefe. Im Ganzen wäre ihre Küche nicht übel, wenn nicht alles so abscheulich mit Zwiebeln und Knoblauch überladen, und wenn die Köchin nicht so überaus schmuzig wäre. Ihr Lieblingsgetränk ist Meth. In größern Städten bewohnen die Juden einen besondern Stadttheil, gewöhnlich Judenstadt oder Judenviertel genannt. In kleinern Städten aber sind sie in der ganzen Stadt verbreitet und man trifft ziemlich große Orte, wo außer einigen Beamten fast gar keine Christen wohnen, so daß man stundenlang aus dem Marktplatze stehen könnte, ohne einen Christen zu sehen, als höchstens hier und da einen Beamten. In Rußland sind die Juden vom Militär ausgeschlossen, in Oestreich nicht. Bei der ihnen angebornen Feigheit und weil ihnen fast alle Eigen¬ schaften guter Soldaten abgehen, haben sie. wo die Disciplin streng ge¬ handhabt wird, keine gute Zeit, und so suchen sie durch alle möglichen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/443>, abgerufen am 28.05.2024.