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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Mittel sich dem Dienst in der Armee zu entziehen. Dies bewirken sie ent¬
weder dadurch, daß sie vor der Rekrutirung heimlich außer Land gehen, oder
durch Verstümmelung ihres Körpers, als Abdanken von Fingern :c. Auch
verleugnen sie oft die Sprache, das Gehör, ja bringen sich selbst um ein>
Auge. Das Gewöhnlichste aber ist, daß sie durch ätzende Mittel das Kopf¬
haar zu entfernen wissen. Allein man ist ihnen jetzt auf die Spur gekommen.
Alle solche Simulanten werden eine Zeit lang unter strenge ärztliche Aufsicht
gestellt, und findet sich dann, daß sie wirklich zum activen Dienst untauglich
sind, so verwendet man sie in Militärlazarethen als Krankenwärter.

Zu Offizieren werden Juden in der Regel nicht befördert, selbst wenn
sie die nöthige Bildung besitzen, doch hat man einzelne Fälle, wo eine Aus¬
nahme gemacht wurde. So bemerkte vor einigen Jahren der jetzt regierende
Kaiser bei einer Revue einen alten, mit mehren in- und ausländischen Ehren¬
zeichen geschmückten Wachtmeister. Se. Majestät erkundigte sich, warum ein
dem Anschein nach so verdienter Mann noch nicht zum Offizier avancirt sei,
und erhielt vom Oberst die Antwort: "Majestät, er ist ein Jud." Der
Kaiser ernannte den Wachtmeister auf der Stelle zum Lieutnant. ' Dergleichen
sind aber nur Ausnahmen, denn erstens findet man Wenige, die durch Bil¬
dung berechtigt wären, darauf zu reflectiren. und sodann ist das übrige
Offiziercorps stets dagegen und gibt das Avancement wo möglich nicht zu.

Verstöße Einzelner gegen die üblichen Gebräuche werden von den Jsrae-
liten streng geahndet und sie haben eine eigne Art, dasür zu strafen. Sie
schreiben das Wort "Ilaiiöm" an die Thür des Straffälligen. Dies ist ein
förmlicher Bannfluch, denn kein Jude betritt jenes Haus, alle Geschäfts¬
verbindungen hören mit einem so Bezeichneten auf und man weicht ihm
aus. wo man ihm begegnet. In früherer Zeit hielten sie über Abtrünnige
zur Nachtze.it im Walde Gericht, und verhängten, wenn sie schuldig befunden
wurden, unwiderruflich Todesstrafe, die dann auch aus der Stelle erfolgte.
Ein solch schreckliches Gericht wurde z. B. einst über die jüdische Geliebte
des Königs August von Polen gehalten, die ihre sträfliche Neigung zu einem
Christen mit dem Tode büßen mußte. Seitdem sind die Polizeiorgane zu
wachsam und die Strafen auf solche unbefugte Gerichtspflege zu streng ge¬
worden, so daß man sich heutzutage damit begnügt, Bergehen jener Art mit
Verachtung zu bestrafen.

Was das Aeußere der Juden betrifft, so haben sie fast durchgehends
schöne orientalische Gesichtszüge, und besonders häusig zeichnen sich die Jü¬
dinnen durch anmuthige Züge und Formen aus. Ihr Haar ist entweder
glänzend schwarz oder roth; andere Farben kann ich mich nicht erinnern,
gesehen zu haben. Natürliche geistige Talente kann man ihnen durchaus
nicht absprechen, doch werden dieselben zu wenig ausgebildet, als daß sie


Mittel sich dem Dienst in der Armee zu entziehen. Dies bewirken sie ent¬
weder dadurch, daß sie vor der Rekrutirung heimlich außer Land gehen, oder
durch Verstümmelung ihres Körpers, als Abdanken von Fingern :c. Auch
verleugnen sie oft die Sprache, das Gehör, ja bringen sich selbst um ein>
Auge. Das Gewöhnlichste aber ist, daß sie durch ätzende Mittel das Kopf¬
haar zu entfernen wissen. Allein man ist ihnen jetzt auf die Spur gekommen.
Alle solche Simulanten werden eine Zeit lang unter strenge ärztliche Aufsicht
gestellt, und findet sich dann, daß sie wirklich zum activen Dienst untauglich
sind, so verwendet man sie in Militärlazarethen als Krankenwärter.

Zu Offizieren werden Juden in der Regel nicht befördert, selbst wenn
sie die nöthige Bildung besitzen, doch hat man einzelne Fälle, wo eine Aus¬
nahme gemacht wurde. So bemerkte vor einigen Jahren der jetzt regierende
Kaiser bei einer Revue einen alten, mit mehren in- und ausländischen Ehren¬
zeichen geschmückten Wachtmeister. Se. Majestät erkundigte sich, warum ein
dem Anschein nach so verdienter Mann noch nicht zum Offizier avancirt sei,
und erhielt vom Oberst die Antwort: „Majestät, er ist ein Jud." Der
Kaiser ernannte den Wachtmeister auf der Stelle zum Lieutnant. ' Dergleichen
sind aber nur Ausnahmen, denn erstens findet man Wenige, die durch Bil¬
dung berechtigt wären, darauf zu reflectiren. und sodann ist das übrige
Offiziercorps stets dagegen und gibt das Avancement wo möglich nicht zu.

Verstöße Einzelner gegen die üblichen Gebräuche werden von den Jsrae-
liten streng geahndet und sie haben eine eigne Art, dasür zu strafen. Sie
schreiben das Wort „Ilaiiöm" an die Thür des Straffälligen. Dies ist ein
förmlicher Bannfluch, denn kein Jude betritt jenes Haus, alle Geschäfts¬
verbindungen hören mit einem so Bezeichneten auf und man weicht ihm
aus. wo man ihm begegnet. In früherer Zeit hielten sie über Abtrünnige
zur Nachtze.it im Walde Gericht, und verhängten, wenn sie schuldig befunden
wurden, unwiderruflich Todesstrafe, die dann auch aus der Stelle erfolgte.
Ein solch schreckliches Gericht wurde z. B. einst über die jüdische Geliebte
des Königs August von Polen gehalten, die ihre sträfliche Neigung zu einem
Christen mit dem Tode büßen mußte. Seitdem sind die Polizeiorgane zu
wachsam und die Strafen auf solche unbefugte Gerichtspflege zu streng ge¬
worden, so daß man sich heutzutage damit begnügt, Bergehen jener Art mit
Verachtung zu bestrafen.

Was das Aeußere der Juden betrifft, so haben sie fast durchgehends
schöne orientalische Gesichtszüge, und besonders häusig zeichnen sich die Jü¬
dinnen durch anmuthige Züge und Formen aus. Ihr Haar ist entweder
glänzend schwarz oder roth; andere Farben kann ich mich nicht erinnern,
gesehen zu haben. Natürliche geistige Talente kann man ihnen durchaus
nicht absprechen, doch werden dieselben zu wenig ausgebildet, als daß sie


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[0444] Mittel sich dem Dienst in der Armee zu entziehen. Dies bewirken sie ent¬ weder dadurch, daß sie vor der Rekrutirung heimlich außer Land gehen, oder durch Verstümmelung ihres Körpers, als Abdanken von Fingern :c. Auch verleugnen sie oft die Sprache, das Gehör, ja bringen sich selbst um ein> Auge. Das Gewöhnlichste aber ist, daß sie durch ätzende Mittel das Kopf¬ haar zu entfernen wissen. Allein man ist ihnen jetzt auf die Spur gekommen. Alle solche Simulanten werden eine Zeit lang unter strenge ärztliche Aufsicht gestellt, und findet sich dann, daß sie wirklich zum activen Dienst untauglich sind, so verwendet man sie in Militärlazarethen als Krankenwärter. Zu Offizieren werden Juden in der Regel nicht befördert, selbst wenn sie die nöthige Bildung besitzen, doch hat man einzelne Fälle, wo eine Aus¬ nahme gemacht wurde. So bemerkte vor einigen Jahren der jetzt regierende Kaiser bei einer Revue einen alten, mit mehren in- und ausländischen Ehren¬ zeichen geschmückten Wachtmeister. Se. Majestät erkundigte sich, warum ein dem Anschein nach so verdienter Mann noch nicht zum Offizier avancirt sei, und erhielt vom Oberst die Antwort: „Majestät, er ist ein Jud." Der Kaiser ernannte den Wachtmeister auf der Stelle zum Lieutnant. ' Dergleichen sind aber nur Ausnahmen, denn erstens findet man Wenige, die durch Bil¬ dung berechtigt wären, darauf zu reflectiren. und sodann ist das übrige Offiziercorps stets dagegen und gibt das Avancement wo möglich nicht zu. Verstöße Einzelner gegen die üblichen Gebräuche werden von den Jsrae- liten streng geahndet und sie haben eine eigne Art, dasür zu strafen. Sie schreiben das Wort „Ilaiiöm" an die Thür des Straffälligen. Dies ist ein förmlicher Bannfluch, denn kein Jude betritt jenes Haus, alle Geschäfts¬ verbindungen hören mit einem so Bezeichneten auf und man weicht ihm aus. wo man ihm begegnet. In früherer Zeit hielten sie über Abtrünnige zur Nachtze.it im Walde Gericht, und verhängten, wenn sie schuldig befunden wurden, unwiderruflich Todesstrafe, die dann auch aus der Stelle erfolgte. Ein solch schreckliches Gericht wurde z. B. einst über die jüdische Geliebte des Königs August von Polen gehalten, die ihre sträfliche Neigung zu einem Christen mit dem Tode büßen mußte. Seitdem sind die Polizeiorgane zu wachsam und die Strafen auf solche unbefugte Gerichtspflege zu streng ge¬ worden, so daß man sich heutzutage damit begnügt, Bergehen jener Art mit Verachtung zu bestrafen. Was das Aeußere der Juden betrifft, so haben sie fast durchgehends schöne orientalische Gesichtszüge, und besonders häusig zeichnen sich die Jü¬ dinnen durch anmuthige Züge und Formen aus. Ihr Haar ist entweder glänzend schwarz oder roth; andere Farben kann ich mich nicht erinnern, gesehen zu haben. Natürliche geistige Talente kann man ihnen durchaus nicht absprechen, doch werden dieselben zu wenig ausgebildet, als daß sie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/444>, abgerufen am 14.05.2024.