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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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einen Kanal vom Festlande ab, der indeß allmälig so versandete, daß er für
größere Schiffe unbrauchbar wurde und jetzt bei der Ebbe zuweilen durchwatet
werden kann. Die Leukadier fochten in der Schlacht bei Salamis mit, spater,
im peloponnesischen Krieg standen sie auf Seiten der Spartaner. Gegen Rom
wehrten sie sich tapfer, wurden aber endlich unterworfen. Gegen das Ende
des Mittelalters herrschten hier fränkische Edelleute. 1467 eroberten es die
Türken. Zulegt siel es an Venedig. Dann theilte es das Schicksal der
übrigen jonischen Inseln. Leukadia ist besonders im Norden gebirgig und
bringt etwas Wein und Oel hervor. Der am stärksten bewohnte Theil ist
der. welcher der Küste von Akarnanien gegenüberliegt.- Hier steht auch das
Fort Santa Maura und darunter Amaxichi. die Hauptstadt der Insel. Einige
Dattelpalmen geben dem Fort ein anmuthiges Aussehen. Die Stadt, von
4000 Menschen bewohnt, ist von ärmlicher Physiognomie und liegt sehr un¬
gesund. Auch wird sie, wie die ganze Insel, bisweilen von Erdbeben heim¬
gesucht. Nicht fern von hier, bei dem von den Nüssen erbauten Fort Alexan¬
der, trifft man Neste der alten Stadt Leukas. Den Ruinen gegenüber befindet
sich auf dem akarnanischen Ufer das Castell Paläochali, wo der bekannte
General Grivas 1847 von den Truppen der griechischen Regierung belagert
wurde. In den Eichenwäldern von Karus gibt es noch Wölfe. Ein Ausflug
von acht bis neun Stunden von Amaxichi bringt den Reisenden nach einer
Stelle, welche als "Sapphos Sprung" bezeichnet wird. Es ist eine schroff
ins Meer abfallende Klippe von etwa 200 Fuß Höhe. Von hier stürzte man
im Alterthum am Jahresfeste des Apollo einen Verbrecher hinab. Die Tra¬
dition hat daraus die Sage gemacht, daß Sapphos Selbstmord hier statt¬
gefunden habe.

Ithaka, jetzt Thiaki. das Vaterland des Helden der Odyssee, hatte in der
spätern griechischen Zeit keine Bedeutung. Im Mittelalter ebenso wenig.
1504 war es ganz ohne Bewohner. Der Boden ist nur an einigen Stellen
fruchtbar, und man führt Korinthen so wie etwas Wein und Oel aus. Viele
von den Einwohnern sind Seeleute. Die Hauptstadt Vathy, an einem sehr
guten Hasen gelegen, hat gegen 3000 Einwohner. Aus der Südseite der
großen und tiefen Bucht, an welcher die Stadt liegt, zeigt man (natürlich
ohne Beweise dafür zu haben) in einer kleinen Seidenhunde den Hafen des
Phorkys, der auch Dexia genannt wird. In einer Grotte nicht weit davon
sieht man die Nymphenhöhle, in welcher die Phäaken den schlafenden Odysseus
niederlegten. Ferner zeigt man hier die Burg des Odysseus. die Quelle der
Arethusa. und die sogenannte Schule Homers.

Das Schloß des Odysseus liegt auf einem felsigen Hügel an dem
schmalen Isthmus, welcher die beiden Theile Jthakas verbindet. Zwischen
dem dichten Gesträuch, welches den Berg bedeckt, finden sich Reste uralter


Grenzboten IV. 1S58. SO

einen Kanal vom Festlande ab, der indeß allmälig so versandete, daß er für
größere Schiffe unbrauchbar wurde und jetzt bei der Ebbe zuweilen durchwatet
werden kann. Die Leukadier fochten in der Schlacht bei Salamis mit, spater,
im peloponnesischen Krieg standen sie auf Seiten der Spartaner. Gegen Rom
wehrten sie sich tapfer, wurden aber endlich unterworfen. Gegen das Ende
des Mittelalters herrschten hier fränkische Edelleute. 1467 eroberten es die
Türken. Zulegt siel es an Venedig. Dann theilte es das Schicksal der
übrigen jonischen Inseln. Leukadia ist besonders im Norden gebirgig und
bringt etwas Wein und Oel hervor. Der am stärksten bewohnte Theil ist
der. welcher der Küste von Akarnanien gegenüberliegt.- Hier steht auch das
Fort Santa Maura und darunter Amaxichi. die Hauptstadt der Insel. Einige
Dattelpalmen geben dem Fort ein anmuthiges Aussehen. Die Stadt, von
4000 Menschen bewohnt, ist von ärmlicher Physiognomie und liegt sehr un¬
gesund. Auch wird sie, wie die ganze Insel, bisweilen von Erdbeben heim¬
gesucht. Nicht fern von hier, bei dem von den Nüssen erbauten Fort Alexan¬
der, trifft man Neste der alten Stadt Leukas. Den Ruinen gegenüber befindet
sich auf dem akarnanischen Ufer das Castell Paläochali, wo der bekannte
General Grivas 1847 von den Truppen der griechischen Regierung belagert
wurde. In den Eichenwäldern von Karus gibt es noch Wölfe. Ein Ausflug
von acht bis neun Stunden von Amaxichi bringt den Reisenden nach einer
Stelle, welche als „Sapphos Sprung" bezeichnet wird. Es ist eine schroff
ins Meer abfallende Klippe von etwa 200 Fuß Höhe. Von hier stürzte man
im Alterthum am Jahresfeste des Apollo einen Verbrecher hinab. Die Tra¬
dition hat daraus die Sage gemacht, daß Sapphos Selbstmord hier statt¬
gefunden habe.

Ithaka, jetzt Thiaki. das Vaterland des Helden der Odyssee, hatte in der
spätern griechischen Zeit keine Bedeutung. Im Mittelalter ebenso wenig.
1504 war es ganz ohne Bewohner. Der Boden ist nur an einigen Stellen
fruchtbar, und man führt Korinthen so wie etwas Wein und Oel aus. Viele
von den Einwohnern sind Seeleute. Die Hauptstadt Vathy, an einem sehr
guten Hasen gelegen, hat gegen 3000 Einwohner. Aus der Südseite der
großen und tiefen Bucht, an welcher die Stadt liegt, zeigt man (natürlich
ohne Beweise dafür zu haben) in einer kleinen Seidenhunde den Hafen des
Phorkys, der auch Dexia genannt wird. In einer Grotte nicht weit davon
sieht man die Nymphenhöhle, in welcher die Phäaken den schlafenden Odysseus
niederlegten. Ferner zeigt man hier die Burg des Odysseus. die Quelle der
Arethusa. und die sogenannte Schule Homers.

Das Schloß des Odysseus liegt auf einem felsigen Hügel an dem
schmalen Isthmus, welcher die beiden Theile Jthakas verbindet. Zwischen
dem dichten Gesträuch, welches den Berg bedeckt, finden sich Reste uralter


Grenzboten IV. 1S58. SO
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[0481] einen Kanal vom Festlande ab, der indeß allmälig so versandete, daß er für größere Schiffe unbrauchbar wurde und jetzt bei der Ebbe zuweilen durchwatet werden kann. Die Leukadier fochten in der Schlacht bei Salamis mit, spater, im peloponnesischen Krieg standen sie auf Seiten der Spartaner. Gegen Rom wehrten sie sich tapfer, wurden aber endlich unterworfen. Gegen das Ende des Mittelalters herrschten hier fränkische Edelleute. 1467 eroberten es die Türken. Zulegt siel es an Venedig. Dann theilte es das Schicksal der übrigen jonischen Inseln. Leukadia ist besonders im Norden gebirgig und bringt etwas Wein und Oel hervor. Der am stärksten bewohnte Theil ist der. welcher der Küste von Akarnanien gegenüberliegt.- Hier steht auch das Fort Santa Maura und darunter Amaxichi. die Hauptstadt der Insel. Einige Dattelpalmen geben dem Fort ein anmuthiges Aussehen. Die Stadt, von 4000 Menschen bewohnt, ist von ärmlicher Physiognomie und liegt sehr un¬ gesund. Auch wird sie, wie die ganze Insel, bisweilen von Erdbeben heim¬ gesucht. Nicht fern von hier, bei dem von den Nüssen erbauten Fort Alexan¬ der, trifft man Neste der alten Stadt Leukas. Den Ruinen gegenüber befindet sich auf dem akarnanischen Ufer das Castell Paläochali, wo der bekannte General Grivas 1847 von den Truppen der griechischen Regierung belagert wurde. In den Eichenwäldern von Karus gibt es noch Wölfe. Ein Ausflug von acht bis neun Stunden von Amaxichi bringt den Reisenden nach einer Stelle, welche als „Sapphos Sprung" bezeichnet wird. Es ist eine schroff ins Meer abfallende Klippe von etwa 200 Fuß Höhe. Von hier stürzte man im Alterthum am Jahresfeste des Apollo einen Verbrecher hinab. Die Tra¬ dition hat daraus die Sage gemacht, daß Sapphos Selbstmord hier statt¬ gefunden habe. Ithaka, jetzt Thiaki. das Vaterland des Helden der Odyssee, hatte in der spätern griechischen Zeit keine Bedeutung. Im Mittelalter ebenso wenig. 1504 war es ganz ohne Bewohner. Der Boden ist nur an einigen Stellen fruchtbar, und man führt Korinthen so wie etwas Wein und Oel aus. Viele von den Einwohnern sind Seeleute. Die Hauptstadt Vathy, an einem sehr guten Hasen gelegen, hat gegen 3000 Einwohner. Aus der Südseite der großen und tiefen Bucht, an welcher die Stadt liegt, zeigt man (natürlich ohne Beweise dafür zu haben) in einer kleinen Seidenhunde den Hafen des Phorkys, der auch Dexia genannt wird. In einer Grotte nicht weit davon sieht man die Nymphenhöhle, in welcher die Phäaken den schlafenden Odysseus niederlegten. Ferner zeigt man hier die Burg des Odysseus. die Quelle der Arethusa. und die sogenannte Schule Homers. Das Schloß des Odysseus liegt auf einem felsigen Hügel an dem schmalen Isthmus, welcher die beiden Theile Jthakas verbindet. Zwischen dem dichten Gesträuch, welches den Berg bedeckt, finden sich Reste uralter Grenzboten IV. 1S58. SO

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/481>, abgerufen am 17.06.2024.