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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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digte. Mac Mahon und die Garde bei den Angriffen auf, Capriana und
Cassiano kamen mit dem siebenten (Zobel) und ersten (Clam Gallas) Corps
der Oestreicher zusammen. Theile des ersten Corps der letzteren stießen aller
Wahrscheinlichkeit nach auch mit Niet zusammen. Außerdem hatte aber die¬
ser offenbar, wenigstens in den späteren Momenten des Kampfes, ein ganzes
Corps vom linken Flügel, von der Armee Wimpsfens gegen sich.

Wir stellen uns nämlich nach demjenigen, was wir von östreichischer
Seite haben in Erfahrung bringen können, vor, daß der Kaiser von Oestreich,
als er sich den Massen des ganzen verbündeten Heeres gegenübersah, die
Offensivbewegung seines linken Flügels, statt sie nun erst recht vorzutreiben
und sich keck auf Mantua zu basiren, vielleicht gar das achte Corps hinter
den Mincio zurückweichen zu lassen, einstellte und im Wesen der Dinge in
Dcftnsivgedanken zurückfiel. Zu deren Realisirung gehörte nun. daß die Corps
des linken Flügels, welche ursprünglich halb links an den Chiese marschiren
sollten, theils zurückgenommen, theils halb rechts gegen Guidizzolo hingezogen
wurden.

So ward viele Zeit mit ganz unnützen Märschen verloren, die unter an¬
dern Umständen für das Gefecht nutzbar gemacht werden konnte, so erklärt es
sich, daß Canrobcrt, einerseits den größten Theil des Tages so gut als keinen
Feind, wenigstens keinen, der an ein Vorgehn gedacht Hütte, vor sich sah und
daß andererseits Niet einen immer heftiger werdenden Widerstand zu über¬
winden hatte.

Sind wir recht berichtet, so stellt sich das Kräfteverhältniß auf den ein¬
zelnen Punkten ungefähr folgendermaßen: Bei Pozzolengo 25.000 Oestreicher
gegen 50.000 Piemontesen; im Centrum bei Solferino, Capriana, Robecco
100.000 Oestreicher gegen 110.000 bis 120,000 Franzosen; auf dem linken
Flügel der Oestreicher, auf der Linie Ceresara-Castelgoffredo co.000 Oest¬
reicher gegen anfangs 30.000, zuletzt 20.000 Franzosen, beiderseits paralysirt
durch die Entscheidung des Kampfes im Centrum. Diese Zahlen sprechen
für sich selbst. Man braucht ihnen nichts beizufügen.

Die Verluste der Verbündeten werden folgendermaßen angegeben: Beim
ersten Corps. Paraguay d'Hillicrs 4234 (wobei 234 Offiziere); beim zweiten
Corps 1872 (wobei 114 Offiziere); beim dritten Corps 250; beim vierten Corps
4804 (wobei 253 Offiziere); bei der Garde' sind keine Verluste..angegeben, wir
wollen sie zu 2000 ansetzen. Bei den Piemontesen 5525 (wobei 116 Offiziere).

Der ungefähre Totalverlust wäre hiernach aus Seiten der Verbündeten
18.000 Mann d. h. etwa V" der Truppen, welche wirklich im ernsten Gefechte
waren; im Verhältniß zu der langen Dauer des Kampfes also kein so
bedeutender, wie groß absolut genommen immer die Zahl von 18,000 zuo
größten Theil todter, verwundeter oder verkrüppelter Menschen erscheinen mag-


digte. Mac Mahon und die Garde bei den Angriffen auf, Capriana und
Cassiano kamen mit dem siebenten (Zobel) und ersten (Clam Gallas) Corps
der Oestreicher zusammen. Theile des ersten Corps der letzteren stießen aller
Wahrscheinlichkeit nach auch mit Niet zusammen. Außerdem hatte aber die¬
ser offenbar, wenigstens in den späteren Momenten des Kampfes, ein ganzes
Corps vom linken Flügel, von der Armee Wimpsfens gegen sich.

Wir stellen uns nämlich nach demjenigen, was wir von östreichischer
Seite haben in Erfahrung bringen können, vor, daß der Kaiser von Oestreich,
als er sich den Massen des ganzen verbündeten Heeres gegenübersah, die
Offensivbewegung seines linken Flügels, statt sie nun erst recht vorzutreiben
und sich keck auf Mantua zu basiren, vielleicht gar das achte Corps hinter
den Mincio zurückweichen zu lassen, einstellte und im Wesen der Dinge in
Dcftnsivgedanken zurückfiel. Zu deren Realisirung gehörte nun. daß die Corps
des linken Flügels, welche ursprünglich halb links an den Chiese marschiren
sollten, theils zurückgenommen, theils halb rechts gegen Guidizzolo hingezogen
wurden.

So ward viele Zeit mit ganz unnützen Märschen verloren, die unter an¬
dern Umständen für das Gefecht nutzbar gemacht werden konnte, so erklärt es
sich, daß Canrobcrt, einerseits den größten Theil des Tages so gut als keinen
Feind, wenigstens keinen, der an ein Vorgehn gedacht Hütte, vor sich sah und
daß andererseits Niet einen immer heftiger werdenden Widerstand zu über¬
winden hatte.

Sind wir recht berichtet, so stellt sich das Kräfteverhältniß auf den ein¬
zelnen Punkten ungefähr folgendermaßen: Bei Pozzolengo 25.000 Oestreicher
gegen 50.000 Piemontesen; im Centrum bei Solferino, Capriana, Robecco
100.000 Oestreicher gegen 110.000 bis 120,000 Franzosen; auf dem linken
Flügel der Oestreicher, auf der Linie Ceresara-Castelgoffredo co.000 Oest¬
reicher gegen anfangs 30.000, zuletzt 20.000 Franzosen, beiderseits paralysirt
durch die Entscheidung des Kampfes im Centrum. Diese Zahlen sprechen
für sich selbst. Man braucht ihnen nichts beizufügen.

Die Verluste der Verbündeten werden folgendermaßen angegeben: Beim
ersten Corps. Paraguay d'Hillicrs 4234 (wobei 234 Offiziere); beim zweiten
Corps 1872 (wobei 114 Offiziere); beim dritten Corps 250; beim vierten Corps
4804 (wobei 253 Offiziere); bei der Garde' sind keine Verluste..angegeben, wir
wollen sie zu 2000 ansetzen. Bei den Piemontesen 5525 (wobei 116 Offiziere).

Der ungefähre Totalverlust wäre hiernach aus Seiten der Verbündeten
18.000 Mann d. h. etwa V« der Truppen, welche wirklich im ernsten Gefechte
waren; im Verhältniß zu der langen Dauer des Kampfes also kein so
bedeutender, wie groß absolut genommen immer die Zahl von 18,000 zuo
größten Theil todter, verwundeter oder verkrüppelter Menschen erscheinen mag-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/130>, abgerufen am 30.05.2024.