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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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nach den Angaben des Verfassers etwa in folgender Weise zu entwerfen sein:
"Die ganze Landschaft trägt eine rothe Grundfarbe, die im Westen, von Eiben¬
stock an. lichter ist; dieselbe bedeutet die überall verbreitete Frauenindustrie
des Klövpclns und Stielers. Die zahlreichen, auf diesen Grund schrafflrten
Stellen sind die montanistischen Bezirke, wo Berg- und Hüttenbau blüht. Die
hellblauen, besonders längs der Flußläufe angebrachten Punkte stellen die
Spinnereien dar. die veilchenblaue Fläche, welche Chemnitz umgibt, umfaßt
d'e Strumpfwirkerorte. Die kleinen grünen Inseln bezeichnen die industriellen
Basalten des Waldes, die Holzarbeiter; die schwarzen Stellen, die sich beson¬
ders um Schwarzenberg zusammendrängen, bedeuten die Eisenarbeiter, die
^ces-, Löffel- und Nagelschmiede. Die annaberger, Gegend finden wir voll
bochgelver Punkte, welche die Posamentirerorte vorstellen. Mit Ockergelb ist
das Weichbild von Altenberg und Johanngeorgenstadt bezeichnet, wo Stroh-
flechterei getrieben wird. Zöblitz ist dunkelgrün übermalt, als Sitz der Ser-
pentindrcchselei; mehre weiße Punkte deuten Kalkbrennereien und die Mar-
worarbeiter Krottendorfs an; ein dunkelblauer Fleck markirt die lößnitzer
Schiefcrarbeiter. Es ist schwer, genug Farben aufzutreiben, um all die kleinen
Jndustrieinseln des Erzgebirgs hinzuzufügen. Denn da sind noch übrig die
Nadlcrorte des Gebirgskammes. der Bürstenbinderbezirk von Schönheide, die
Negmschirmindustrie Grünhains, die Schuhmacherstadt Zwönitz, die Arznei-
dereitung um Eibenstock und manche andere Gewerbe, die eine räumlich sehr
beschränkte Verbreitung haben."

Wir greifen aus diesen Gebieten und Punkten dasjenige heraus, welches
dem umfänglichsten Jndustriebezirk des Erzgebirges, der Spitzenklöppelei an Fläche
und Bewohnerzahl zunächst steht, das Gebiet der Strumpfwirkerei. Sieht man
von den zerstreuten Orten dieses Bezirks ab. die westlich bis Zwickau und südlich
bis zum Kamm des Gebirgs reichen, so gleicht dasselbe einer Raute, die derart
begrenzt ist, daß ihre Seiten von Waldenburg südwärts bis Lößnitz, von hier
°stwärts nach Zschopau und von da nördlich bis Mitweida laufen, um nach
waldenburg zurückzukehren. Am dichtesten gedrängt liegen die "Strumpforte"
'^ westlichen Theile des Gebietes. Die Hauptstapelplätze des Geschäfts sind
Chemnitz. Stolberg und Limbach. Vor fünfzehn Jahren wurde die Zahl der
sächsischen Strumpfwirkerstühle auf 22.000, die der Strumpfarbeiter auf 35,000.
die Menge der durch dieses Gewerbe Ernährten auf 60,000, der jähr¬
liche Erzeugungswerth des Geschäftes auf fast drei Millionen Thaler
^anschlägt. Für das Jahr 1355/56 nahm man den Geschäftsumsatz
dn sächsischen Strumpfwirkerei auf vier Millionen Thaler an, eine
Summe, die den Geschäftsumsatz aller andern sächsischen Gewerbe mit
Ausnahme der Baumwollenspinnerei so wie der Baumwollen- und Wollen-
Weberei bedeutend übersteigt. Der Strumpfwirkerstuhl, 1589 in England er.


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nach den Angaben des Verfassers etwa in folgender Weise zu entwerfen sein:
"Die ganze Landschaft trägt eine rothe Grundfarbe, die im Westen, von Eiben¬
stock an. lichter ist; dieselbe bedeutet die überall verbreitete Frauenindustrie
des Klövpclns und Stielers. Die zahlreichen, auf diesen Grund schrafflrten
Stellen sind die montanistischen Bezirke, wo Berg- und Hüttenbau blüht. Die
hellblauen, besonders längs der Flußläufe angebrachten Punkte stellen die
Spinnereien dar. die veilchenblaue Fläche, welche Chemnitz umgibt, umfaßt
d'e Strumpfwirkerorte. Die kleinen grünen Inseln bezeichnen die industriellen
Basalten des Waldes, die Holzarbeiter; die schwarzen Stellen, die sich beson¬
ders um Schwarzenberg zusammendrängen, bedeuten die Eisenarbeiter, die
^ces-, Löffel- und Nagelschmiede. Die annaberger, Gegend finden wir voll
bochgelver Punkte, welche die Posamentirerorte vorstellen. Mit Ockergelb ist
das Weichbild von Altenberg und Johanngeorgenstadt bezeichnet, wo Stroh-
flechterei getrieben wird. Zöblitz ist dunkelgrün übermalt, als Sitz der Ser-
pentindrcchselei; mehre weiße Punkte deuten Kalkbrennereien und die Mar-
worarbeiter Krottendorfs an; ein dunkelblauer Fleck markirt die lößnitzer
Schiefcrarbeiter. Es ist schwer, genug Farben aufzutreiben, um all die kleinen
Jndustrieinseln des Erzgebirgs hinzuzufügen. Denn da sind noch übrig die
Nadlcrorte des Gebirgskammes. der Bürstenbinderbezirk von Schönheide, die
Negmschirmindustrie Grünhains, die Schuhmacherstadt Zwönitz, die Arznei-
dereitung um Eibenstock und manche andere Gewerbe, die eine räumlich sehr
beschränkte Verbreitung haben."

Wir greifen aus diesen Gebieten und Punkten dasjenige heraus, welches
dem umfänglichsten Jndustriebezirk des Erzgebirges, der Spitzenklöppelei an Fläche
und Bewohnerzahl zunächst steht, das Gebiet der Strumpfwirkerei. Sieht man
von den zerstreuten Orten dieses Bezirks ab. die westlich bis Zwickau und südlich
bis zum Kamm des Gebirgs reichen, so gleicht dasselbe einer Raute, die derart
begrenzt ist, daß ihre Seiten von Waldenburg südwärts bis Lößnitz, von hier
°stwärts nach Zschopau und von da nördlich bis Mitweida laufen, um nach
waldenburg zurückzukehren. Am dichtesten gedrängt liegen die „Strumpforte"
'^ westlichen Theile des Gebietes. Die Hauptstapelplätze des Geschäfts sind
Chemnitz. Stolberg und Limbach. Vor fünfzehn Jahren wurde die Zahl der
sächsischen Strumpfwirkerstühle auf 22.000, die der Strumpfarbeiter auf 35,000.
die Menge der durch dieses Gewerbe Ernährten auf 60,000, der jähr¬
liche Erzeugungswerth des Geschäftes auf fast drei Millionen Thaler
^anschlägt. Für das Jahr 1355/56 nahm man den Geschäftsumsatz
dn sächsischen Strumpfwirkerei auf vier Millionen Thaler an, eine
Summe, die den Geschäftsumsatz aller andern sächsischen Gewerbe mit
Ausnahme der Baumwollenspinnerei so wie der Baumwollen- und Wollen-
Weberei bedeutend übersteigt. Der Strumpfwirkerstuhl, 1589 in England er.


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[0185] nach den Angaben des Verfassers etwa in folgender Weise zu entwerfen sein: "Die ganze Landschaft trägt eine rothe Grundfarbe, die im Westen, von Eiben¬ stock an. lichter ist; dieselbe bedeutet die überall verbreitete Frauenindustrie des Klövpclns und Stielers. Die zahlreichen, auf diesen Grund schrafflrten Stellen sind die montanistischen Bezirke, wo Berg- und Hüttenbau blüht. Die hellblauen, besonders längs der Flußläufe angebrachten Punkte stellen die Spinnereien dar. die veilchenblaue Fläche, welche Chemnitz umgibt, umfaßt d'e Strumpfwirkerorte. Die kleinen grünen Inseln bezeichnen die industriellen Basalten des Waldes, die Holzarbeiter; die schwarzen Stellen, die sich beson¬ ders um Schwarzenberg zusammendrängen, bedeuten die Eisenarbeiter, die ^ces-, Löffel- und Nagelschmiede. Die annaberger, Gegend finden wir voll bochgelver Punkte, welche die Posamentirerorte vorstellen. Mit Ockergelb ist das Weichbild von Altenberg und Johanngeorgenstadt bezeichnet, wo Stroh- flechterei getrieben wird. Zöblitz ist dunkelgrün übermalt, als Sitz der Ser- pentindrcchselei; mehre weiße Punkte deuten Kalkbrennereien und die Mar- worarbeiter Krottendorfs an; ein dunkelblauer Fleck markirt die lößnitzer Schiefcrarbeiter. Es ist schwer, genug Farben aufzutreiben, um all die kleinen Jndustrieinseln des Erzgebirgs hinzuzufügen. Denn da sind noch übrig die Nadlcrorte des Gebirgskammes. der Bürstenbinderbezirk von Schönheide, die Negmschirmindustrie Grünhains, die Schuhmacherstadt Zwönitz, die Arznei- dereitung um Eibenstock und manche andere Gewerbe, die eine räumlich sehr beschränkte Verbreitung haben." Wir greifen aus diesen Gebieten und Punkten dasjenige heraus, welches dem umfänglichsten Jndustriebezirk des Erzgebirges, der Spitzenklöppelei an Fläche und Bewohnerzahl zunächst steht, das Gebiet der Strumpfwirkerei. Sieht man von den zerstreuten Orten dieses Bezirks ab. die westlich bis Zwickau und südlich bis zum Kamm des Gebirgs reichen, so gleicht dasselbe einer Raute, die derart begrenzt ist, daß ihre Seiten von Waldenburg südwärts bis Lößnitz, von hier °stwärts nach Zschopau und von da nördlich bis Mitweida laufen, um nach waldenburg zurückzukehren. Am dichtesten gedrängt liegen die „Strumpforte" '^ westlichen Theile des Gebietes. Die Hauptstapelplätze des Geschäfts sind Chemnitz. Stolberg und Limbach. Vor fünfzehn Jahren wurde die Zahl der sächsischen Strumpfwirkerstühle auf 22.000, die der Strumpfarbeiter auf 35,000. die Menge der durch dieses Gewerbe Ernährten auf 60,000, der jähr¬ liche Erzeugungswerth des Geschäftes auf fast drei Millionen Thaler ^anschlägt. Für das Jahr 1355/56 nahm man den Geschäftsumsatz dn sächsischen Strumpfwirkerei auf vier Millionen Thaler an, eine Summe, die den Geschäftsumsatz aller andern sächsischen Gewerbe mit Ausnahme der Baumwollenspinnerei so wie der Baumwollen- und Wollen- Weberei bedeutend übersteigt. Der Strumpfwirkerstuhl, 1589 in England er. 22*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/185>, abgerufen am 13.05.2024.