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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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Infolge des hierin enthaltenen Befehls zur Auslieferung der Gebeine,
schrieb der Statthalter am nächsten Tage dem Lcmdcomthur:

"Erwirdicher lieber Her Landcomptor. Wie ir redest verchengen Freitag
mich gelanchcn hat laßen ir habt von meinem gnedichen Herr dem teut¬
schen Meister Beuelch bey mir anzuhalten s. Elisabet Gepeints ader Hylas-
^hünd widderumb herpey zw stellen ader aber zuuermelden wo es sey vnd
euch dessen vff das förderlichst zw beantworten sich vermocht habenden Be¬
reichs darnach wissen zw richten. Nu wil ich euch nit perchen. das mir sollich
Hylthumb vnd Gepeints von in. g. F. vnd H. dermassen beyzwthun ernstlich
"envier, das es in keinen Misprauch hinfür gezochen werden mochte, welchem
'es auch also nachkommen, dweil aber hochgedachter in- g. F. vnd H. der
Zutsche Meister so embsigen darumb thut anhalten, damit dan niemants
wenden zw Weiterungen kommen möcht, ist mein Bitt ir wollet virtzen
Tage Gedult haben, wil ich vermittels gotlicher Hilff dasselbiche Hylthumb
vnd Gepeints, wie es mir beuolen vnd geliffert widerumb bey die Hand
stellen "der aber euch anzeuchen, wo ir daß finden solt vnd widerumb be¬
komm. Das hab ich euch zw becherter Antwort nit wollen verhalten. Da-
tum Montag den XXV. Junii anno domini 1548."

Einer Mittheilung in der Neuen Preußischen Zeitung zufolge habe der
Statthalter die Gebeine in seinem an der Werra unweit Eisenach gelegenen
^urgsitze zu Wonnen verwahrt gehabt und damit stimmt dann auch die Bitte
eine vierzehntngige Frist. Am 12. Juli fand die Rückgabe wirklich statt.

Daß die übergebenen Gebeine nicht etwa untergeschoben, vielmehr die
Achten, wenigstens die vom Landgrafen erhobenen waren, dies kann wol
^es den von mir mitgetheilten Schreiben nicht bezweifelt werden. Es ist
Nur die Frage, wo sind dieselben hingekommen? Darauf fehlte seither jede
Antwort.

Diese Antwort glaubte man nun im Jahre 1854 gefunden zu haben..

Bei der Restauration der Kirche der h. Elisabeth stieß man vorn im
^genannten Fürstenchor ueben dem Grabmal des Hochmeisters, Landgrafen
^°nrad von Thüringen auf einen in einen Stein eingeschlossenen Bleibehälter,
fand in diesen mehre zusammengebundene Gebeine.

Es lag zu nahe, daß man sogleich auf die Vermuthung verfiel, es muß-
^" dies die Gebeine der h. Elisabeth sein, und die Zeitungen verbreiteten
"Ach sofort diese Kunde.

Indeß war es doch immer nur Vermuthung. Bei den geringen Knochen-
^en lag keinerlei Nachricht, und ebenso wenig zeigte sich am Kästchen irgend
^ Inschrift. Dr. Dudik will nun aber den bisher noch mangelnden Be-
^ gefunden haben und glaubt denselben in einem Protokolle von 1718
schalten, welches er mittheilt. Betrachten wir dessen Inhalt näher.


Infolge des hierin enthaltenen Befehls zur Auslieferung der Gebeine,
schrieb der Statthalter am nächsten Tage dem Lcmdcomthur:

„Erwirdicher lieber Her Landcomptor. Wie ir redest verchengen Freitag
mich gelanchcn hat laßen ir habt von meinem gnedichen Herr dem teut¬
schen Meister Beuelch bey mir anzuhalten s. Elisabet Gepeints ader Hylas-
^hünd widderumb herpey zw stellen ader aber zuuermelden wo es sey vnd
euch dessen vff das förderlichst zw beantworten sich vermocht habenden Be¬
reichs darnach wissen zw richten. Nu wil ich euch nit perchen. das mir sollich
Hylthumb vnd Gepeints von in. g. F. vnd H. dermassen beyzwthun ernstlich
"envier, das es in keinen Misprauch hinfür gezochen werden mochte, welchem
'es auch also nachkommen, dweil aber hochgedachter in- g. F. vnd H. der
Zutsche Meister so embsigen darumb thut anhalten, damit dan niemants
wenden zw Weiterungen kommen möcht, ist mein Bitt ir wollet virtzen
Tage Gedult haben, wil ich vermittels gotlicher Hilff dasselbiche Hylthumb
vnd Gepeints, wie es mir beuolen vnd geliffert widerumb bey die Hand
stellen «der aber euch anzeuchen, wo ir daß finden solt vnd widerumb be¬
komm. Das hab ich euch zw becherter Antwort nit wollen verhalten. Da-
tum Montag den XXV. Junii anno domini 1548."

Einer Mittheilung in der Neuen Preußischen Zeitung zufolge habe der
Statthalter die Gebeine in seinem an der Werra unweit Eisenach gelegenen
^urgsitze zu Wonnen verwahrt gehabt und damit stimmt dann auch die Bitte
eine vierzehntngige Frist. Am 12. Juli fand die Rückgabe wirklich statt.

Daß die übergebenen Gebeine nicht etwa untergeschoben, vielmehr die
Achten, wenigstens die vom Landgrafen erhobenen waren, dies kann wol
^es den von mir mitgetheilten Schreiben nicht bezweifelt werden. Es ist
Nur die Frage, wo sind dieselben hingekommen? Darauf fehlte seither jede
Antwort.

Diese Antwort glaubte man nun im Jahre 1854 gefunden zu haben..

Bei der Restauration der Kirche der h. Elisabeth stieß man vorn im
^genannten Fürstenchor ueben dem Grabmal des Hochmeisters, Landgrafen
^°nrad von Thüringen auf einen in einen Stein eingeschlossenen Bleibehälter,
fand in diesen mehre zusammengebundene Gebeine.

Es lag zu nahe, daß man sogleich auf die Vermuthung verfiel, es muß-
^" dies die Gebeine der h. Elisabeth sein, und die Zeitungen verbreiteten
"Ach sofort diese Kunde.

Indeß war es doch immer nur Vermuthung. Bei den geringen Knochen-
^en lag keinerlei Nachricht, und ebenso wenig zeigte sich am Kästchen irgend
^ Inschrift. Dr. Dudik will nun aber den bisher noch mangelnden Be-
^ gefunden haben und glaubt denselben in einem Protokolle von 1718
schalten, welches er mittheilt. Betrachten wir dessen Inhalt näher.


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[0251] Infolge des hierin enthaltenen Befehls zur Auslieferung der Gebeine, schrieb der Statthalter am nächsten Tage dem Lcmdcomthur: „Erwirdicher lieber Her Landcomptor. Wie ir redest verchengen Freitag mich gelanchcn hat laßen ir habt von meinem gnedichen Herr dem teut¬ schen Meister Beuelch bey mir anzuhalten s. Elisabet Gepeints ader Hylas- ^hünd widderumb herpey zw stellen ader aber zuuermelden wo es sey vnd euch dessen vff das förderlichst zw beantworten sich vermocht habenden Be¬ reichs darnach wissen zw richten. Nu wil ich euch nit perchen. das mir sollich Hylthumb vnd Gepeints von in. g. F. vnd H. dermassen beyzwthun ernstlich "envier, das es in keinen Misprauch hinfür gezochen werden mochte, welchem 'es auch also nachkommen, dweil aber hochgedachter in- g. F. vnd H. der Zutsche Meister so embsigen darumb thut anhalten, damit dan niemants wenden zw Weiterungen kommen möcht, ist mein Bitt ir wollet virtzen Tage Gedult haben, wil ich vermittels gotlicher Hilff dasselbiche Hylthumb vnd Gepeints, wie es mir beuolen vnd geliffert widerumb bey die Hand stellen «der aber euch anzeuchen, wo ir daß finden solt vnd widerumb be¬ komm. Das hab ich euch zw becherter Antwort nit wollen verhalten. Da- tum Montag den XXV. Junii anno domini 1548." Einer Mittheilung in der Neuen Preußischen Zeitung zufolge habe der Statthalter die Gebeine in seinem an der Werra unweit Eisenach gelegenen ^urgsitze zu Wonnen verwahrt gehabt und damit stimmt dann auch die Bitte eine vierzehntngige Frist. Am 12. Juli fand die Rückgabe wirklich statt. Daß die übergebenen Gebeine nicht etwa untergeschoben, vielmehr die Achten, wenigstens die vom Landgrafen erhobenen waren, dies kann wol ^es den von mir mitgetheilten Schreiben nicht bezweifelt werden. Es ist Nur die Frage, wo sind dieselben hingekommen? Darauf fehlte seither jede Antwort. Diese Antwort glaubte man nun im Jahre 1854 gefunden zu haben.. Bei der Restauration der Kirche der h. Elisabeth stieß man vorn im ^genannten Fürstenchor ueben dem Grabmal des Hochmeisters, Landgrafen ^°nrad von Thüringen auf einen in einen Stein eingeschlossenen Bleibehälter, fand in diesen mehre zusammengebundene Gebeine. Es lag zu nahe, daß man sogleich auf die Vermuthung verfiel, es muß- ^" dies die Gebeine der h. Elisabeth sein, und die Zeitungen verbreiteten "Ach sofort diese Kunde. Indeß war es doch immer nur Vermuthung. Bei den geringen Knochen- ^en lag keinerlei Nachricht, und ebenso wenig zeigte sich am Kästchen irgend ^ Inschrift. Dr. Dudik will nun aber den bisher noch mangelnden Be- ^ gefunden haben und glaubt denselben in einem Protokolle von 1718 schalten, welches er mittheilt. Betrachten wir dessen Inhalt näher.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/251>, abgerufen am 16.06.2024.