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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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der betreffenden Flüsse, ihre Befestigungen schützen also Brücken, welche über
diese Flüsse führen; ebenso müßten um zur Vervollständigung des Systems
die Oestreichs noch Brücken und doppelte Befestigungen (Brückenköpfe) am Po
bei Borgoforte, Governolo, Ostiglia. Occhiobello haben.

Das Spiel einer solchen Festungsgruppe, wie man es sich gewöhnlich
denkt, ist beispielsweise folgendes: die östreichische Armee steht nach Abzug
der Besatzungen für die einzelnen Plätze, welche so schwach als möglich be¬
messen werden, bei Verona, am rechten Etschufer; die Verbündeten mas-
kiren und beobachten mit einzelnen Abtheilungen Peschiera und Mantua,
gehn über den Mincio und wollen die Oestreicher bei Verona angreifen; diese
aber fühlen sich nicht stark genug zur Schlacht, gehn durch Verona ans linke
Etschufer; nun folgt ihnen dahin das Gros der Verbündeten; die Oestreicher
detachiren unterdessen von Verona nach Peschiera und Mantua. um die dort
stehenden Beobachtungsdetachements mit überlegenen Kräften anzugreifen und
zu schlagen, während ihr Gros vielleicht wiederum durch Verona ziehend dort
am rechten Etschufer stehen bleibt. Statt dessen können aber die Oestreicher
nun auch die Theilung der Verbündeten in zwei Hälften, welche eintritt,
während diese die Etsch vom rechten nach dem linken User hin überschreiten,
benutzen, um auf einem Ufer z. B. dem rechten mit ihrer ganzen Macht aus
Verona hervorbrechend, die eine Hälfte des Feindes zu schlagen.

Jeder wird sich dies leicht weiter ausmalen können. Wir wollen, um
dies zu erleichtern, nur in großen Zügen an das Beispiel Radetzkys vom Jahre
1348 erinnern. Radetzky zog sich im genannten Jahre mit den ihm treu ge¬
bliebenen Truppen aus der Lombardei auf Verona zurück, wo er sich durch
andere Truppen aus dem Venetianischen verstärkte und auf weitere Verstär¬
kungen wartete, die ihm durch Friaul zukommen sollten. Die Piemontesen
folgten ihm an den Mincio, begannen die Belagerung Peschieras, welches
sie auf beiden Mincioufern einschlossen und nahmen zur Deckung dieser Be¬
lagerung eine Stellung zwischen Peschiera und Verona. Aus dieser Stellung
Machten sie am 6. Mai einen Angriff auf Radetzky. dieser lieferte ihnen die
Vertheidigungsschlacht von Sa. Lucia vor Verona, in welcher er Sieger blieb.
Die Piemontesen kehrten in ihre Stellung zur Deckung der Belagerung von
Peschiera zurück. Einen Theil ihrer Truppen hatten sie zur Beobachtung Man-
tuas rechten Mincioufer am Curtatone ausgestellt. Im Lauf des Monat
Mai erhielt Radetzky die Verstärkungen, welche unaufgehalten durch die bei
Vicenza stehenden päpstlichen Truppen durch Friaul heranzogen. Nun glaubte
er in die Offensive übergehn zu können. Er marschirte von Verona auf
Mantua. brach aus dieser Festung am rechten Ufer des Mincio hervor, und
schlug die Italiener am Curtatone. Indessen in dem weiteren Vordringen
am rechten Minciouser aufwärts, welcher aus den Entsatz von Peschiera be-


der betreffenden Flüsse, ihre Befestigungen schützen also Brücken, welche über
diese Flüsse führen; ebenso müßten um zur Vervollständigung des Systems
die Oestreichs noch Brücken und doppelte Befestigungen (Brückenköpfe) am Po
bei Borgoforte, Governolo, Ostiglia. Occhiobello haben.

Das Spiel einer solchen Festungsgruppe, wie man es sich gewöhnlich
denkt, ist beispielsweise folgendes: die östreichische Armee steht nach Abzug
der Besatzungen für die einzelnen Plätze, welche so schwach als möglich be¬
messen werden, bei Verona, am rechten Etschufer; die Verbündeten mas-
kiren und beobachten mit einzelnen Abtheilungen Peschiera und Mantua,
gehn über den Mincio und wollen die Oestreicher bei Verona angreifen; diese
aber fühlen sich nicht stark genug zur Schlacht, gehn durch Verona ans linke
Etschufer; nun folgt ihnen dahin das Gros der Verbündeten; die Oestreicher
detachiren unterdessen von Verona nach Peschiera und Mantua. um die dort
stehenden Beobachtungsdetachements mit überlegenen Kräften anzugreifen und
zu schlagen, während ihr Gros vielleicht wiederum durch Verona ziehend dort
am rechten Etschufer stehen bleibt. Statt dessen können aber die Oestreicher
nun auch die Theilung der Verbündeten in zwei Hälften, welche eintritt,
während diese die Etsch vom rechten nach dem linken User hin überschreiten,
benutzen, um auf einem Ufer z. B. dem rechten mit ihrer ganzen Macht aus
Verona hervorbrechend, die eine Hälfte des Feindes zu schlagen.

Jeder wird sich dies leicht weiter ausmalen können. Wir wollen, um
dies zu erleichtern, nur in großen Zügen an das Beispiel Radetzkys vom Jahre
1348 erinnern. Radetzky zog sich im genannten Jahre mit den ihm treu ge¬
bliebenen Truppen aus der Lombardei auf Verona zurück, wo er sich durch
andere Truppen aus dem Venetianischen verstärkte und auf weitere Verstär¬
kungen wartete, die ihm durch Friaul zukommen sollten. Die Piemontesen
folgten ihm an den Mincio, begannen die Belagerung Peschieras, welches
sie auf beiden Mincioufern einschlossen und nahmen zur Deckung dieser Be¬
lagerung eine Stellung zwischen Peschiera und Verona. Aus dieser Stellung
Machten sie am 6. Mai einen Angriff auf Radetzky. dieser lieferte ihnen die
Vertheidigungsschlacht von Sa. Lucia vor Verona, in welcher er Sieger blieb.
Die Piemontesen kehrten in ihre Stellung zur Deckung der Belagerung von
Peschiera zurück. Einen Theil ihrer Truppen hatten sie zur Beobachtung Man-
tuas rechten Mincioufer am Curtatone ausgestellt. Im Lauf des Monat
Mai erhielt Radetzky die Verstärkungen, welche unaufgehalten durch die bei
Vicenza stehenden päpstlichen Truppen durch Friaul heranzogen. Nun glaubte
er in die Offensive übergehn zu können. Er marschirte von Verona auf
Mantua. brach aus dieser Festung am rechten Ufer des Mincio hervor, und
schlug die Italiener am Curtatone. Indessen in dem weiteren Vordringen
am rechten Minciouser aufwärts, welcher aus den Entsatz von Peschiera be-


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[0033] der betreffenden Flüsse, ihre Befestigungen schützen also Brücken, welche über diese Flüsse führen; ebenso müßten um zur Vervollständigung des Systems die Oestreichs noch Brücken und doppelte Befestigungen (Brückenköpfe) am Po bei Borgoforte, Governolo, Ostiglia. Occhiobello haben. Das Spiel einer solchen Festungsgruppe, wie man es sich gewöhnlich denkt, ist beispielsweise folgendes: die östreichische Armee steht nach Abzug der Besatzungen für die einzelnen Plätze, welche so schwach als möglich be¬ messen werden, bei Verona, am rechten Etschufer; die Verbündeten mas- kiren und beobachten mit einzelnen Abtheilungen Peschiera und Mantua, gehn über den Mincio und wollen die Oestreicher bei Verona angreifen; diese aber fühlen sich nicht stark genug zur Schlacht, gehn durch Verona ans linke Etschufer; nun folgt ihnen dahin das Gros der Verbündeten; die Oestreicher detachiren unterdessen von Verona nach Peschiera und Mantua. um die dort stehenden Beobachtungsdetachements mit überlegenen Kräften anzugreifen und zu schlagen, während ihr Gros vielleicht wiederum durch Verona ziehend dort am rechten Etschufer stehen bleibt. Statt dessen können aber die Oestreicher nun auch die Theilung der Verbündeten in zwei Hälften, welche eintritt, während diese die Etsch vom rechten nach dem linken User hin überschreiten, benutzen, um auf einem Ufer z. B. dem rechten mit ihrer ganzen Macht aus Verona hervorbrechend, die eine Hälfte des Feindes zu schlagen. Jeder wird sich dies leicht weiter ausmalen können. Wir wollen, um dies zu erleichtern, nur in großen Zügen an das Beispiel Radetzkys vom Jahre 1348 erinnern. Radetzky zog sich im genannten Jahre mit den ihm treu ge¬ bliebenen Truppen aus der Lombardei auf Verona zurück, wo er sich durch andere Truppen aus dem Venetianischen verstärkte und auf weitere Verstär¬ kungen wartete, die ihm durch Friaul zukommen sollten. Die Piemontesen folgten ihm an den Mincio, begannen die Belagerung Peschieras, welches sie auf beiden Mincioufern einschlossen und nahmen zur Deckung dieser Be¬ lagerung eine Stellung zwischen Peschiera und Verona. Aus dieser Stellung Machten sie am 6. Mai einen Angriff auf Radetzky. dieser lieferte ihnen die Vertheidigungsschlacht von Sa. Lucia vor Verona, in welcher er Sieger blieb. Die Piemontesen kehrten in ihre Stellung zur Deckung der Belagerung von Peschiera zurück. Einen Theil ihrer Truppen hatten sie zur Beobachtung Man- tuas rechten Mincioufer am Curtatone ausgestellt. Im Lauf des Monat Mai erhielt Radetzky die Verstärkungen, welche unaufgehalten durch die bei Vicenza stehenden päpstlichen Truppen durch Friaul heranzogen. Nun glaubte er in die Offensive übergehn zu können. Er marschirte von Verona auf Mantua. brach aus dieser Festung am rechten Ufer des Mincio hervor, und schlug die Italiener am Curtatone. Indessen in dem weiteren Vordringen am rechten Minciouser aufwärts, welcher aus den Entsatz von Peschiera be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/33>, abgerufen am 14.05.2024.