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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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men Kostenaufwand bekommen würde. Begnügte man sich für die Stamw'
classe mit einer Präsenz von drei Jahren, so möchte es allenfalls noch an-
gehen, daß man auch sie durch Aushebung gewönne, wenn man dazu nur
solche Leute auswählte, welche ihrem Beruf und ihren Lebensverhältnissen nach
die dreijährige Dienstzeit am wenigsten geniren würde. Beiläufig müssen wu
erwähnen, daß thatsächlich in Frankreich jetzt eine Annäherung ein ein
ähnliches System besteht. Hier besteht die Stammclasse aus Freiwillige",
die durch Soldzulagen u. s. w. angelockt werden, die Conseribirten tages/n
erhalten in Friedenszeiten, nachdem sie ausexercirt sind, von Jahr zu J"^
in größern Massen und auf längere Zeit Urlaub, während die Kontingent
der neu einzustellenden Mannschaften dafür immer erhöht werden.'

Die Aenderungen, welche im System Preußens in neuerer Zeit vo>
gegangen sind und welche darauf hinzielen, das Landwehrsystem in ein Urlaub-
system zu verwandeln, möchten im Wesentlichen folgende sein: Während
früherhin alle Landwehrcavalerieregimenter Lanciers waren, hat mein
ebenso viele Arten Landwehrcavalerie als Liniencavalerie; die Uniform und
Ausrüstung der Landwchrcavaleriearten ist den entsprechenden Liniencavalew'
arten angenähert und mit jedem Linienregiment ist ein gleichnamiges La"d^
Wehrregiment derselben Art administrativ vereinigt. Die Escadronssü^
des Landwehrregimentcs sind sämmtlich Offiziere des entsprechenden Linien-
regimentes. Während früherhin je zwei Linicninfanterieregimenter zustimmt
eine Brigade bildeten und ebenso je zwei Landwehrinfanterieregimenter el>^
Brigade mit eigenem Commando und eigener Verwaltung, bildet jeht
ein Linieninfantcrieregiment mit dem gleich numerirten Landwehrinfanteue
regiment zusammen eine Brigade, und die Compagnieführer des Landweh^
regimentes sind sämmtlich -- wenige Ausnahmen kommen kaum in Beeren
-- Hauptleute des entsprechenden Linienregimentes, so daß beurlaubte Land
wehrofsiziere im Wesentlichen nur noch als Subalterne vorkommen. Die
form und Ausrüstung der Landwehrinfanterie ist bis auf das Landwehrü^
an der Pickelhaube derjenigen der Linieninfanterie ganz gleich gemacht-
der Gleichmachung der Bewaffnung wird gearbeitet, so daß z. B. diejen'se
Landwehrregimenter, deren correspondirende Linienregimenter Züudnadclgewe) ^
führen, auch Zündnadelgewehre erhalten. Man sieht, wie es hierdurch erleich^'
wird, zunächst bei einer Mobilmachung die Landwehr und die Linie durcheinande^
zuwerfen. Hatte man z. B. früherhin ein Linienbataillon, dessen Offiziere la">int-
bei
merkt"lich diesem als Berufsoffiziere angehörten, dessen Mannschaft erstens aus den
der Fahne befindlichen Mannschaften und außerdem aus Reservisten (des vel
und fünften Jahres der Dienstpflicht) bestanden, -- dann daneben ein Land"'^
bataillon, dessen Offiziere bis auf den Commandanten und dessen Adjutan
beurlaubte, ihrem bürgerlichen Beruf entnommene Landwehrossiziere,


men Kostenaufwand bekommen würde. Begnügte man sich für die Stamw'
classe mit einer Präsenz von drei Jahren, so möchte es allenfalls noch an-
gehen, daß man auch sie durch Aushebung gewönne, wenn man dazu nur
solche Leute auswählte, welche ihrem Beruf und ihren Lebensverhältnissen nach
die dreijährige Dienstzeit am wenigsten geniren würde. Beiläufig müssen wu
erwähnen, daß thatsächlich in Frankreich jetzt eine Annäherung ein ein
ähnliches System besteht. Hier besteht die Stammclasse aus Freiwillige»,
die durch Soldzulagen u. s. w. angelockt werden, die Conseribirten tages/n
erhalten in Friedenszeiten, nachdem sie ausexercirt sind, von Jahr zu J"^
in größern Massen und auf längere Zeit Urlaub, während die Kontingent
der neu einzustellenden Mannschaften dafür immer erhöht werden.'

Die Aenderungen, welche im System Preußens in neuerer Zeit vo>
gegangen sind und welche darauf hinzielen, das Landwehrsystem in ein Urlaub-
system zu verwandeln, möchten im Wesentlichen folgende sein: Während
früherhin alle Landwehrcavalerieregimenter Lanciers waren, hat mein
ebenso viele Arten Landwehrcavalerie als Liniencavalerie; die Uniform und
Ausrüstung der Landwchrcavaleriearten ist den entsprechenden Liniencavalew'
arten angenähert und mit jedem Linienregiment ist ein gleichnamiges La»d^
Wehrregiment derselben Art administrativ vereinigt. Die Escadronssü^
des Landwehrregimentcs sind sämmtlich Offiziere des entsprechenden Linien-
regimentes. Während früherhin je zwei Linicninfanterieregimenter zustimmt
eine Brigade bildeten und ebenso je zwei Landwehrinfanterieregimenter el>^
Brigade mit eigenem Commando und eigener Verwaltung, bildet jeht
ein Linieninfantcrieregiment mit dem gleich numerirten Landwehrinfanteue
regiment zusammen eine Brigade, und die Compagnieführer des Landweh^
regimentes sind sämmtlich — wenige Ausnahmen kommen kaum in Beeren
— Hauptleute des entsprechenden Linienregimentes, so daß beurlaubte Land
wehrofsiziere im Wesentlichen nur noch als Subalterne vorkommen. Die
form und Ausrüstung der Landwehrinfanterie ist bis auf das Landwehrü^
an der Pickelhaube derjenigen der Linieninfanterie ganz gleich gemacht-
der Gleichmachung der Bewaffnung wird gearbeitet, so daß z. B. diejen'se
Landwehrregimenter, deren correspondirende Linienregimenter Züudnadclgewe) ^
führen, auch Zündnadelgewehre erhalten. Man sieht, wie es hierdurch erleich^'
wird, zunächst bei einer Mobilmachung die Landwehr und die Linie durcheinande^
zuwerfen. Hatte man z. B. früherhin ein Linienbataillon, dessen Offiziere la»>int-
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merkt"lich diesem als Berufsoffiziere angehörten, dessen Mannschaft erstens aus den
der Fahne befindlichen Mannschaften und außerdem aus Reservisten (des vel
und fünften Jahres der Dienstpflicht) bestanden, — dann daneben ein Land»'^
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/366>, abgerufen am 23.05.2024.