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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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genannt. An seiner Südseite befinden sich 4 bedeckte Werftschlippen und ein
großes trocknes Kalfaterdock, in welchem Linienschiffe ersten Ranges ausgebessert
werden können. Das Bassin hat eine Länge von 950. eine Breite von 768
und eine Tiefe von 55 Fuß. 1813 vollendet, würde es recht wohl 15 bis 15
Linienschiffen Sicherheit gewähren. Das zweite, 1829 fertig geworden und
Bassin Charles genannt, ist etwas kleiner. Das dritte, welches im Sommer
1858 eingeweiht wurde, heißt das Arriere Bassin du Port und hat bei einer
Länge von 1365 und einer Breite von 650 Fuß eine Tiefe von 60 Fuß. Die
Felsenmasse, welche herauszuschaffen war, als man dieses Riesenbecken begann,
betrug 1,074.422 Kubikmetres. Es hat an seiner Westseite 7 Werstschlippen,
von denen jetzt 6 fertig sind, und 7 Kalfaterdocks, von denen die beiden größten
420 Fuß lang sind. Vi.er von diesen Docks sind im Stande, bei hohem Wasser
die größten Schiffe der französischen Flotte sammt aller ihrer Armirung und
sonstigen Ausrüstung aufzunehmen. Von der Arbeit, welche die Aushöhlung
dieses ungeheuern Bassins und der auf dasselbe mündenden Docks gemacht hat,
kann man sich einen Begriff machen, wenn wir bemerken, daß das Gestein
aus Quarz und Gneiß besteht, und daß man dasselbe nur auf bergmännische
Weise wegschaffen konnte. Die Fläche, welche die drei Bassins mit ihren
Docks und Schuppen einnehmen, umfaßt nicht weniger als 256 englische Acker,
und man hat ausgerechnet, daß die Becken, welche den innern Hafen bilden,
sehr bequem 40 Linienschiffe auf einmal fassen können.

Man ersieht aus dieser Skizze, daß die Werke Cherbourgs aus drei Classen
oder Gruppen bestehen: 1) dem Molo oder Wasserbrccher (viguo), welcher den
äußern Hafen oder die Rhede mit seinem Damm gegen Sturm und Wellen¬
schlag, mit seinen Forts gegen feindliche Schiffe schützt, 2) den Becken des
innern oder Kriegshafens, 3) den Vertheidigungswerken am Saum der Rhede,
auf den Höhen hinter der Stadt und auf den Inseln östlich und westlich vom
Wasserbrecher. Außer diesen gibt es dann noch lange Reihen von Arbeits¬
schuppen der verschiedensten Arten, Magazine, Seilergänge, Segelböden, ein
ausgedehntes Zeughaus und eine Kesselschmiede, die mit Dampf betrieben wird,
und in welcher außer Dampfkesseln auch andres Eisenwerk der Schiffe, Anker,
Ankerketten u. a. in Massen angefertigt werden können. Um diese gigantischen
Unternehmungen zu Stande zu bringen, hat die französische Nation während
der letzten fünfzig Jahre in runder Zahl jährlich 1,250,000 Franken oder
333,333 Thaler ausgegeben, so daß Cherbourg mit allem Zubehör dem Staats¬
schatz mindestens 62,500.000 Franken oder 16.666.650 Thaler kostet. Nach
französischen Angaben aber belaufen sich die Kosten dieses ersten Kriegshafens
Frankreichs sogar (mit Einrechnung des Wasserbrechers, der etwa 75 Millionen
Franken kostet) auf nahe an 170 Millionen.

Wenn diese Ausgabe sehr beträchtlich ist, so ist auch das Ergebniß von


genannt. An seiner Südseite befinden sich 4 bedeckte Werftschlippen und ein
großes trocknes Kalfaterdock, in welchem Linienschiffe ersten Ranges ausgebessert
werden können. Das Bassin hat eine Länge von 950. eine Breite von 768
und eine Tiefe von 55 Fuß. 1813 vollendet, würde es recht wohl 15 bis 15
Linienschiffen Sicherheit gewähren. Das zweite, 1829 fertig geworden und
Bassin Charles genannt, ist etwas kleiner. Das dritte, welches im Sommer
1858 eingeweiht wurde, heißt das Arriere Bassin du Port und hat bei einer
Länge von 1365 und einer Breite von 650 Fuß eine Tiefe von 60 Fuß. Die
Felsenmasse, welche herauszuschaffen war, als man dieses Riesenbecken begann,
betrug 1,074.422 Kubikmetres. Es hat an seiner Westseite 7 Werstschlippen,
von denen jetzt 6 fertig sind, und 7 Kalfaterdocks, von denen die beiden größten
420 Fuß lang sind. Vi.er von diesen Docks sind im Stande, bei hohem Wasser
die größten Schiffe der französischen Flotte sammt aller ihrer Armirung und
sonstigen Ausrüstung aufzunehmen. Von der Arbeit, welche die Aushöhlung
dieses ungeheuern Bassins und der auf dasselbe mündenden Docks gemacht hat,
kann man sich einen Begriff machen, wenn wir bemerken, daß das Gestein
aus Quarz und Gneiß besteht, und daß man dasselbe nur auf bergmännische
Weise wegschaffen konnte. Die Fläche, welche die drei Bassins mit ihren
Docks und Schuppen einnehmen, umfaßt nicht weniger als 256 englische Acker,
und man hat ausgerechnet, daß die Becken, welche den innern Hafen bilden,
sehr bequem 40 Linienschiffe auf einmal fassen können.

Man ersieht aus dieser Skizze, daß die Werke Cherbourgs aus drei Classen
oder Gruppen bestehen: 1) dem Molo oder Wasserbrccher (viguo), welcher den
äußern Hafen oder die Rhede mit seinem Damm gegen Sturm und Wellen¬
schlag, mit seinen Forts gegen feindliche Schiffe schützt, 2) den Becken des
innern oder Kriegshafens, 3) den Vertheidigungswerken am Saum der Rhede,
auf den Höhen hinter der Stadt und auf den Inseln östlich und westlich vom
Wasserbrecher. Außer diesen gibt es dann noch lange Reihen von Arbeits¬
schuppen der verschiedensten Arten, Magazine, Seilergänge, Segelböden, ein
ausgedehntes Zeughaus und eine Kesselschmiede, die mit Dampf betrieben wird,
und in welcher außer Dampfkesseln auch andres Eisenwerk der Schiffe, Anker,
Ankerketten u. a. in Massen angefertigt werden können. Um diese gigantischen
Unternehmungen zu Stande zu bringen, hat die französische Nation während
der letzten fünfzig Jahre in runder Zahl jährlich 1,250,000 Franken oder
333,333 Thaler ausgegeben, so daß Cherbourg mit allem Zubehör dem Staats¬
schatz mindestens 62,500.000 Franken oder 16.666.650 Thaler kostet. Nach
französischen Angaben aber belaufen sich die Kosten dieses ersten Kriegshafens
Frankreichs sogar (mit Einrechnung des Wasserbrechers, der etwa 75 Millionen
Franken kostet) auf nahe an 170 Millionen.

Wenn diese Ausgabe sehr beträchtlich ist, so ist auch das Ergebniß von


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/40>, abgerufen am 21.05.2024.