Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

mit ihren weißen Hausern, ihren zinnenbesetzten Mauern, ihren schlanken Mi¬
narets aus der Ferne entzücken, während das Innere nichts als dunkle Win-
kelgassen, Häuser ohne Fenster, die wie Gefängnisse aussehen und Haufen von
Schmutz und Schutt zeigt. In den Gärten von Larasch trifft man unver¬
edelte Obstbäume verschiedener Gattungen, die ohne je beschnitten zu werden
unordentlich durcheinander wachsen. Um den Stamm und die Wurzeln der¬
selben winden sich die Ranken von Gurken, Kürbissen und Wassermelonen.
Nur hier und da findet sich ein Beet mit einigen andern Pflanzen. Kaktus,
Aloe und ähnliche Schmarotzergewächse nehmen den übrigen Raum ein, durch
den schlecht gebahnte Pfade führen. Dagegen sind die Bewässerungskanäle
und die Wasscrvertheilung überhaupt mit Sorgfalt und Geschick angelegt.

Die Stadt liegt auf dem Nordabhang eines steil ansteigenden Hügels,
von dessen Gipfel sich ihre Häuser bis hinab an den Hafen ziehen, der durch
die Flußmündung gebildet wird. Sie hat acht Moscheen, von denen die
größte eine schöne Architektur zeigt. Ebenfalls sehenswerth ist der Bazar, der,
ein Werk der Portugiesen des sechzehnten Jahrhunderts, von bedeckten
Säulengängen umgeben ist und für den schönsten in ganz Marokko gilt.
Außerdem sieht man noch alte Kirchen und Magazine aus der Zeit, wo die
Stadt eine portugiesische Kolonie war. Larasch ist der Kriegshafen Marokkos,
es hat eine Art Seearsenal und es liegt hier gewöhnlich die Flotte des Reichs
vor Anker, die indeß jetzt nur ein paar im kläglichsten Zustande befindliche
Korvetten und Briggs und etwa 20 Kanonenboote zählt.

Die Befestigungen an der Stadt sind von der Art. daß sie einst M
sehr > stark gelten konnten und noch jetzt einigen Widerstand zu leisten ver¬
möchten. Man sieht eine buntscheckige Mischung maurischer und europäischer
Festungsbauten, zinnengekrönter Mauern und regelrecht angelegter Basteien
mit Schußscharten. Die Kasbah. auf dem Gipfel des Stadthügels gelegen,
ist von maurischer Bauart. Sie dient als Rückhalt für ein bastionirtes Fort,
auf das sich der ebenfalls bis ans Meer hinab mit Bastionen versehene
Stadtwall nach Westen hin stützt. Oestlich steigt dieser Wall von der Kas¬
bah bis zum Fluße nieder, den sie an dem Punkte berührt, wo ein nach den
benachbarten Salzwerken führender Kanal mündet. Das östliche Thor, nach
dem Innern des Landes sich öffnend, wird von zwei Halbbasteien geschützt-
Die Kasbah ist auf der Vorderseite von einer Lünette aus Mauerwerk gedeckt,
die einen Kchlschluß hat, aber ohne Graben ist. Im Westen erhebt sich ein
fünfeckiges, mit Bastionen und Ohrwerken versehenes Fort, welches die Rhede
bestreicht. Eine wohlarmirtc Doppelbatterie. 2100 Fuß von diesem Fort ent¬
fernt, vertheidigt die Einfahrt in den Fluß. Eine kleine Strecke weiter unten
endlich liegen Ruinen eines Hauses und einer Windmühle, die man von fern
für Batterien halten kann. Trotz dieser starken und zahlreichen Befestigungen


mit ihren weißen Hausern, ihren zinnenbesetzten Mauern, ihren schlanken Mi¬
narets aus der Ferne entzücken, während das Innere nichts als dunkle Win-
kelgassen, Häuser ohne Fenster, die wie Gefängnisse aussehen und Haufen von
Schmutz und Schutt zeigt. In den Gärten von Larasch trifft man unver¬
edelte Obstbäume verschiedener Gattungen, die ohne je beschnitten zu werden
unordentlich durcheinander wachsen. Um den Stamm und die Wurzeln der¬
selben winden sich die Ranken von Gurken, Kürbissen und Wassermelonen.
Nur hier und da findet sich ein Beet mit einigen andern Pflanzen. Kaktus,
Aloe und ähnliche Schmarotzergewächse nehmen den übrigen Raum ein, durch
den schlecht gebahnte Pfade führen. Dagegen sind die Bewässerungskanäle
und die Wasscrvertheilung überhaupt mit Sorgfalt und Geschick angelegt.

Die Stadt liegt auf dem Nordabhang eines steil ansteigenden Hügels,
von dessen Gipfel sich ihre Häuser bis hinab an den Hafen ziehen, der durch
die Flußmündung gebildet wird. Sie hat acht Moscheen, von denen die
größte eine schöne Architektur zeigt. Ebenfalls sehenswerth ist der Bazar, der,
ein Werk der Portugiesen des sechzehnten Jahrhunderts, von bedeckten
Säulengängen umgeben ist und für den schönsten in ganz Marokko gilt.
Außerdem sieht man noch alte Kirchen und Magazine aus der Zeit, wo die
Stadt eine portugiesische Kolonie war. Larasch ist der Kriegshafen Marokkos,
es hat eine Art Seearsenal und es liegt hier gewöhnlich die Flotte des Reichs
vor Anker, die indeß jetzt nur ein paar im kläglichsten Zustande befindliche
Korvetten und Briggs und etwa 20 Kanonenboote zählt.

Die Befestigungen an der Stadt sind von der Art. daß sie einst M
sehr > stark gelten konnten und noch jetzt einigen Widerstand zu leisten ver¬
möchten. Man sieht eine buntscheckige Mischung maurischer und europäischer
Festungsbauten, zinnengekrönter Mauern und regelrecht angelegter Basteien
mit Schußscharten. Die Kasbah. auf dem Gipfel des Stadthügels gelegen,
ist von maurischer Bauart. Sie dient als Rückhalt für ein bastionirtes Fort,
auf das sich der ebenfalls bis ans Meer hinab mit Bastionen versehene
Stadtwall nach Westen hin stützt. Oestlich steigt dieser Wall von der Kas¬
bah bis zum Fluße nieder, den sie an dem Punkte berührt, wo ein nach den
benachbarten Salzwerken führender Kanal mündet. Das östliche Thor, nach
dem Innern des Landes sich öffnend, wird von zwei Halbbasteien geschützt-
Die Kasbah ist auf der Vorderseite von einer Lünette aus Mauerwerk gedeckt,
die einen Kchlschluß hat, aber ohne Graben ist. Im Westen erhebt sich ein
fünfeckiges, mit Bastionen und Ohrwerken versehenes Fort, welches die Rhede
bestreicht. Eine wohlarmirtc Doppelbatterie. 2100 Fuß von diesem Fort ent¬
fernt, vertheidigt die Einfahrt in den Fluß. Eine kleine Strecke weiter unten
endlich liegen Ruinen eines Hauses und einer Windmühle, die man von fern
für Batterien halten kann. Trotz dieser starken und zahlreichen Befestigungen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108610"/>
            <p xml:id="ID_1480" prev="#ID_1479"> mit ihren weißen Hausern, ihren zinnenbesetzten Mauern, ihren schlanken Mi¬<lb/>
narets aus der Ferne entzücken, während das Innere nichts als dunkle Win-<lb/>
kelgassen, Häuser ohne Fenster, die wie Gefängnisse aussehen und Haufen von<lb/>
Schmutz und Schutt zeigt. In den Gärten von Larasch trifft man unver¬<lb/>
edelte Obstbäume verschiedener Gattungen, die ohne je beschnitten zu werden<lb/>
unordentlich durcheinander wachsen. Um den Stamm und die Wurzeln der¬<lb/>
selben winden sich die Ranken von Gurken, Kürbissen und Wassermelonen.<lb/>
Nur hier und da findet sich ein Beet mit einigen andern Pflanzen. Kaktus,<lb/>
Aloe und ähnliche Schmarotzergewächse nehmen den übrigen Raum ein, durch<lb/>
den schlecht gebahnte Pfade führen. Dagegen sind die Bewässerungskanäle<lb/>
und die Wasscrvertheilung überhaupt mit Sorgfalt und Geschick angelegt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1481"> Die Stadt liegt auf dem Nordabhang eines steil ansteigenden Hügels,<lb/>
von dessen Gipfel sich ihre Häuser bis hinab an den Hafen ziehen, der durch<lb/>
die Flußmündung gebildet wird. Sie hat acht Moscheen, von denen die<lb/>
größte eine schöne Architektur zeigt. Ebenfalls sehenswerth ist der Bazar, der,<lb/>
ein Werk der Portugiesen des sechzehnten Jahrhunderts, von bedeckten<lb/>
Säulengängen umgeben ist und für den schönsten in ganz Marokko gilt.<lb/>
Außerdem sieht man noch alte Kirchen und Magazine aus der Zeit, wo die<lb/>
Stadt eine portugiesische Kolonie war. Larasch ist der Kriegshafen Marokkos,<lb/>
es hat eine Art Seearsenal und es liegt hier gewöhnlich die Flotte des Reichs<lb/>
vor Anker, die indeß jetzt nur ein paar im kläglichsten Zustande befindliche<lb/>
Korvetten und Briggs und etwa 20 Kanonenboote zählt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1482" next="#ID_1483"> Die Befestigungen an der Stadt sind von der Art. daß sie einst M<lb/>
sehr &gt; stark gelten konnten und noch jetzt einigen Widerstand zu leisten ver¬<lb/>
möchten. Man sieht eine buntscheckige Mischung maurischer und europäischer<lb/>
Festungsbauten, zinnengekrönter Mauern und regelrecht angelegter Basteien<lb/>
mit Schußscharten. Die Kasbah. auf dem Gipfel des Stadthügels gelegen,<lb/>
ist von maurischer Bauart. Sie dient als Rückhalt für ein bastionirtes Fort,<lb/>
auf das sich der ebenfalls bis ans Meer hinab mit Bastionen versehene<lb/>
Stadtwall nach Westen hin stützt. Oestlich steigt dieser Wall von der Kas¬<lb/>
bah bis zum Fluße nieder, den sie an dem Punkte berührt, wo ein nach den<lb/>
benachbarten Salzwerken führender Kanal mündet. Das östliche Thor, nach<lb/>
dem Innern des Landes sich öffnend, wird von zwei Halbbasteien geschützt-<lb/>
Die Kasbah ist auf der Vorderseite von einer Lünette aus Mauerwerk gedeckt,<lb/>
die einen Kchlschluß hat, aber ohne Graben ist. Im Westen erhebt sich ein<lb/>
fünfeckiges, mit Bastionen und Ohrwerken versehenes Fort, welches die Rhede<lb/>
bestreicht. Eine wohlarmirtc Doppelbatterie. 2100 Fuß von diesem Fort ent¬<lb/>
fernt, vertheidigt die Einfahrt in den Fluß. Eine kleine Strecke weiter unten<lb/>
endlich liegen Ruinen eines Hauses und einer Windmühle, die man von fern<lb/>
für Batterien halten kann.  Trotz dieser starken und zahlreichen Befestigungen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0480] mit ihren weißen Hausern, ihren zinnenbesetzten Mauern, ihren schlanken Mi¬ narets aus der Ferne entzücken, während das Innere nichts als dunkle Win- kelgassen, Häuser ohne Fenster, die wie Gefängnisse aussehen und Haufen von Schmutz und Schutt zeigt. In den Gärten von Larasch trifft man unver¬ edelte Obstbäume verschiedener Gattungen, die ohne je beschnitten zu werden unordentlich durcheinander wachsen. Um den Stamm und die Wurzeln der¬ selben winden sich die Ranken von Gurken, Kürbissen und Wassermelonen. Nur hier und da findet sich ein Beet mit einigen andern Pflanzen. Kaktus, Aloe und ähnliche Schmarotzergewächse nehmen den übrigen Raum ein, durch den schlecht gebahnte Pfade führen. Dagegen sind die Bewässerungskanäle und die Wasscrvertheilung überhaupt mit Sorgfalt und Geschick angelegt. Die Stadt liegt auf dem Nordabhang eines steil ansteigenden Hügels, von dessen Gipfel sich ihre Häuser bis hinab an den Hafen ziehen, der durch die Flußmündung gebildet wird. Sie hat acht Moscheen, von denen die größte eine schöne Architektur zeigt. Ebenfalls sehenswerth ist der Bazar, der, ein Werk der Portugiesen des sechzehnten Jahrhunderts, von bedeckten Säulengängen umgeben ist und für den schönsten in ganz Marokko gilt. Außerdem sieht man noch alte Kirchen und Magazine aus der Zeit, wo die Stadt eine portugiesische Kolonie war. Larasch ist der Kriegshafen Marokkos, es hat eine Art Seearsenal und es liegt hier gewöhnlich die Flotte des Reichs vor Anker, die indeß jetzt nur ein paar im kläglichsten Zustande befindliche Korvetten und Briggs und etwa 20 Kanonenboote zählt. Die Befestigungen an der Stadt sind von der Art. daß sie einst M sehr > stark gelten konnten und noch jetzt einigen Widerstand zu leisten ver¬ möchten. Man sieht eine buntscheckige Mischung maurischer und europäischer Festungsbauten, zinnengekrönter Mauern und regelrecht angelegter Basteien mit Schußscharten. Die Kasbah. auf dem Gipfel des Stadthügels gelegen, ist von maurischer Bauart. Sie dient als Rückhalt für ein bastionirtes Fort, auf das sich der ebenfalls bis ans Meer hinab mit Bastionen versehene Stadtwall nach Westen hin stützt. Oestlich steigt dieser Wall von der Kas¬ bah bis zum Fluße nieder, den sie an dem Punkte berührt, wo ein nach den benachbarten Salzwerken führender Kanal mündet. Das östliche Thor, nach dem Innern des Landes sich öffnend, wird von zwei Halbbasteien geschützt- Die Kasbah ist auf der Vorderseite von einer Lünette aus Mauerwerk gedeckt, die einen Kchlschluß hat, aber ohne Graben ist. Im Westen erhebt sich ein fünfeckiges, mit Bastionen und Ohrwerken versehenes Fort, welches die Rhede bestreicht. Eine wohlarmirtc Doppelbatterie. 2100 Fuß von diesem Fort ent¬ fernt, vertheidigt die Einfahrt in den Fluß. Eine kleine Strecke weiter unten endlich liegen Ruinen eines Hauses und einer Windmühle, die man von fern für Batterien halten kann. Trotz dieser starken und zahlreichen Befestigungen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/480
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/480>, abgerufen am 22.05.2024.