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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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ist daher kein normaler; man schält dasselbe auf 500,000 Mann. Die Kosten
des russischen Heeres betrugen im Jahr 1854 vor dem Kriege 84.200.000
Silber-Rubel. Das ganze Staatseinkommen 224 Millionen Silb.-Rubel.
Das englische Heer bestand im Jahr 1859. theils in Großbritannien, theils
in Indien und theils in den verschiedenen andern Colonien vertheilt, im Gan¬
zen aus 229.557 Mann; und kostete dem Staate 11.508.060 Pfd. Se. oder
etwa 80.500,000 Thaler. Dagegen bestand das preußische Heer im Januar
1859 aus: 75,500 Mann Infanterie im Frieden. 147,500 Mann im Kriege;
23.500 M. Cavallerie im Frieden, 29,000 M. im Kriege; 16.000 M. Ar¬
tillerie im Frieden. 23.600 M. im Kriege; 5.000 M. Pioniere im Frieden,
8,900 M. im Kriege: zusammen 120,000 Mann im Frieden, 209,000 Mann
im Kriege; dazu die Landwehr ersten Aufgebotes: 116,000 Mann Infanterie,
25,000 M. Cavallerie: zusammen 141,000 Mann. Beide Heercsgattungen
zusammen: 350,000 Mann. Die Landwehr zweiten Aufgebots: 136.000 Mann
Infanterie, 14,000 M. Cavallerie: zusammen 150.000 Mann. Der Totalbetrag
der ganzen Armee 500,000 Mann. Die gewöhnlichen Ausgaben für die preu¬
ßische Militär-Verwaltung betrugen für das Jahr 1859 im Ganzen 30,722.528
Thaler und überstiegen den vorjährigen Etat um 485,061 Thlr. Seit dem
Jahr 1850 sind die Gesammt-Ausgaben für die Landmacht um mehr als
6 Millionen gestiegen. Theilweise entstanden diese Mehrkosten durch die Be¬
waffnung des Heeres mit neuen Gewehren. Der Etat von 1850 bestimmte
37 Proc. und der für 1859 nur 25 Proc. der gesammten Staats-Ausgaben
für die Militär-Verwaltung. Im Jahr 1786 unterhielt Preußen bei einer
Bevölkerung von kaum sechs Millionen in seinein Heere von 200,000 Mann
mehr Truppen als Frankreich, fast eben so viel als Nußland und kaum ein
Drittel weniger als Oestreich. Das Heer kostete damals 13 Millionen Thaler
und nahm fast zwei Drittel der gesammten Staats-Einkünfte von 21 Millionen
Thalern in Anspruch. Der dreißigste Mann im Lande war Soldat. Im
Jahre 1859 hat dagegen Preußen bei einer Bevölkerung von 18 Millionen
Einwohnern im Frieden nur 120,000 Mann, mithin nur den sechsten Theil
des stehenden Heeres von Rußland und nur ein Drittel der stehenden Heere
von Oestreich und Frankreich. Die Kosten der Militär-Verwaltung nehmen
nur ein Viertheil der Staatseinkünfte in Anspruch: Nur der sechzigste Mann
inclusive der Landwehr ersten Aufgebots ist Soldat, nur der 136. Mann im
Lande gehört zum stehenden Heere. Noch im Jahr 1820 war das stehende
Heer bei nur elf Millionen Einwohnern im Frieden 118.800 Mann stark und
kostete zwei Thaler per Kopf der Bevölkerung. Und wie sind die Preise aller
Lebensmittel seitdem gestiegen, wie viel mehr konnte man 1786 und 1820 mit
einer Million Thaler anschaffen als 1859. Diese veränderten Zustände
führen zu der Frage: was bedarf Preußen, die fünfte Großmacht Europas,


ist daher kein normaler; man schält dasselbe auf 500,000 Mann. Die Kosten
des russischen Heeres betrugen im Jahr 1854 vor dem Kriege 84.200.000
Silber-Rubel. Das ganze Staatseinkommen 224 Millionen Silb.-Rubel.
Das englische Heer bestand im Jahr 1859. theils in Großbritannien, theils
in Indien und theils in den verschiedenen andern Colonien vertheilt, im Gan¬
zen aus 229.557 Mann; und kostete dem Staate 11.508.060 Pfd. Se. oder
etwa 80.500,000 Thaler. Dagegen bestand das preußische Heer im Januar
1859 aus: 75,500 Mann Infanterie im Frieden. 147,500 Mann im Kriege;
23.500 M. Cavallerie im Frieden, 29,000 M. im Kriege; 16.000 M. Ar¬
tillerie im Frieden. 23.600 M. im Kriege; 5.000 M. Pioniere im Frieden,
8,900 M. im Kriege: zusammen 120,000 Mann im Frieden, 209,000 Mann
im Kriege; dazu die Landwehr ersten Aufgebotes: 116,000 Mann Infanterie,
25,000 M. Cavallerie: zusammen 141,000 Mann. Beide Heercsgattungen
zusammen: 350,000 Mann. Die Landwehr zweiten Aufgebots: 136.000 Mann
Infanterie, 14,000 M. Cavallerie: zusammen 150.000 Mann. Der Totalbetrag
der ganzen Armee 500,000 Mann. Die gewöhnlichen Ausgaben für die preu¬
ßische Militär-Verwaltung betrugen für das Jahr 1859 im Ganzen 30,722.528
Thaler und überstiegen den vorjährigen Etat um 485,061 Thlr. Seit dem
Jahr 1850 sind die Gesammt-Ausgaben für die Landmacht um mehr als
6 Millionen gestiegen. Theilweise entstanden diese Mehrkosten durch die Be¬
waffnung des Heeres mit neuen Gewehren. Der Etat von 1850 bestimmte
37 Proc. und der für 1859 nur 25 Proc. der gesammten Staats-Ausgaben
für die Militär-Verwaltung. Im Jahr 1786 unterhielt Preußen bei einer
Bevölkerung von kaum sechs Millionen in seinein Heere von 200,000 Mann
mehr Truppen als Frankreich, fast eben so viel als Nußland und kaum ein
Drittel weniger als Oestreich. Das Heer kostete damals 13 Millionen Thaler
und nahm fast zwei Drittel der gesammten Staats-Einkünfte von 21 Millionen
Thalern in Anspruch. Der dreißigste Mann im Lande war Soldat. Im
Jahre 1859 hat dagegen Preußen bei einer Bevölkerung von 18 Millionen
Einwohnern im Frieden nur 120,000 Mann, mithin nur den sechsten Theil
des stehenden Heeres von Rußland und nur ein Drittel der stehenden Heere
von Oestreich und Frankreich. Die Kosten der Militär-Verwaltung nehmen
nur ein Viertheil der Staatseinkünfte in Anspruch: Nur der sechzigste Mann
inclusive der Landwehr ersten Aufgebots ist Soldat, nur der 136. Mann im
Lande gehört zum stehenden Heere. Noch im Jahr 1820 war das stehende
Heer bei nur elf Millionen Einwohnern im Frieden 118.800 Mann stark und
kostete zwei Thaler per Kopf der Bevölkerung. Und wie sind die Preise aller
Lebensmittel seitdem gestiegen, wie viel mehr konnte man 1786 und 1820 mit
einer Million Thaler anschaffen als 1859. Diese veränderten Zustände
führen zu der Frage: was bedarf Preußen, die fünfte Großmacht Europas,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/278>, abgerufen am 04.06.2024.