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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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lich eine abwartende Stellung ein, obwohl Sir I. Hudson gleich nach dem
Frieden schreibt, daß alle Staatsmänner in Turin glauben "eine xo^co upon
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Sardiniens in Mittelitalien, welche die Präliminarien nicht unterzeichnet ha¬
ben , arbeiten thätig für dasselbe, und man sieht deutlich durch, daß selbst
Dabormida mehr leitet als geschehen läßt. Der erste entschiednere Schritt ist
die Delegation Bnoncompagnis und so werden die Dinge glücklich hinge¬
halten bis der offne Umschwung in Paris eintritt und Cavvnr wieder an die
Spitze treten kann.

Was die päpstliche Frage betrifft, bemerkt Graf Walcwski in seiner Er¬
zählung der Zusammenkunft von Villafranca, der Kaiser Franz Joseph habe
die Nothwendigkeit von Reformen in den päpstlichen Staaten zugegeben und
sich bereit erklärt, gemeinsam mit dem Kaiser Napoleon die ernstliche Aufmerk¬
samkeit Sr. Heiligkeit darauf zu lenken, aber bemerkt, daß er sich mit keiner
nichtkatholischen Macht zu dem Ende verbinden wolle und niemals vom Papste
eine Gebietsabtretung fordern könne. Demzufolge habe der Kaiser Napoleon
von Turin aus selbst dem Papste geschrieben, um ihm die Dringlichkeit der
Reformen vorzustellen, die Legationen und Marken müßten säkularisirt, die
Basis' der Municipaleinrichtungcn erweitert, eine öffentliche Controle der Fi¬
nanzen hergestellt werden. Wenn Se. Heiligkeit nicht diese Gelegenheit be¬
nutzte, sich seiner Unterthanen zu versichern, so fürchte der Kaiser, er werde die
Provinzen ganz verlieren. Depeschen in gleichem Sinne seien an den fran¬
zösischen Botschafter Herzog v. Grammont gerichtet. Graf Walcwski leugnet
aber nicht, daß wenig Aussicht auf Erfolg sei, die Reformen, zu welchen man
in Rom bereit sei, würden gar nichts nutzen. Am 10. Septbr. erklärt Car¬
dinal .Antonelli dem englischen Agenten Mr. Russell, Se. Heiligkeit werde
niemals eine abgesonderte Negierung für einen Theil seiner Staaten zulassen,
die Legationen müßten sich seiner Autorität unbedingt unterwerfen und er
werde sie eher mit Waffengewalt wiedernehmen als mit Rebellen unterhandeln.
Später verlangt er von jedem Neformzugeftändniß die Garantie des gestimmten
päpstlichen Besitzstandes durch die Großmächte. Lord Loftus bedauert mehr¬
fach in seinen Unterhaltungen mit Graf Nechberg die Hartnäckigkeit des Papstes,
aber kommt darauf zurück, daß England wünsche, diese Frage möge den beiden
katholischen Mächten überlassen bleiben. Was den Beistand andrer katholischen
Mächte betrifft, so leugnet Antonelli am 12. Juli vollkommen, daß der Papst
daran denke ihn anzurufen, denn Se. Heiligkeit könne seine Verbündeten
nicht durch einen solchen Beistand einem Kriege mit Sardinien aussetzen, in
dessen Macht thatsächlich die Legationen jetzt seien. Die Deputationen, welche
die Provinz dem König Victor Emanuel angeboten, seien gut vom Kaiser


lich eine abwartende Stellung ein, obwohl Sir I. Hudson gleich nach dem
Frieden schreibt, daß alle Staatsmänner in Turin glauben „eine xo^co upon
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Sardiniens in Mittelitalien, welche die Präliminarien nicht unterzeichnet ha¬
ben , arbeiten thätig für dasselbe, und man sieht deutlich durch, daß selbst
Dabormida mehr leitet als geschehen läßt. Der erste entschiednere Schritt ist
die Delegation Bnoncompagnis und so werden die Dinge glücklich hinge¬
halten bis der offne Umschwung in Paris eintritt und Cavvnr wieder an die
Spitze treten kann.

Was die päpstliche Frage betrifft, bemerkt Graf Walcwski in seiner Er¬
zählung der Zusammenkunft von Villafranca, der Kaiser Franz Joseph habe
die Nothwendigkeit von Reformen in den päpstlichen Staaten zugegeben und
sich bereit erklärt, gemeinsam mit dem Kaiser Napoleon die ernstliche Aufmerk¬
samkeit Sr. Heiligkeit darauf zu lenken, aber bemerkt, daß er sich mit keiner
nichtkatholischen Macht zu dem Ende verbinden wolle und niemals vom Papste
eine Gebietsabtretung fordern könne. Demzufolge habe der Kaiser Napoleon
von Turin aus selbst dem Papste geschrieben, um ihm die Dringlichkeit der
Reformen vorzustellen, die Legationen und Marken müßten säkularisirt, die
Basis' der Municipaleinrichtungcn erweitert, eine öffentliche Controle der Fi¬
nanzen hergestellt werden. Wenn Se. Heiligkeit nicht diese Gelegenheit be¬
nutzte, sich seiner Unterthanen zu versichern, so fürchte der Kaiser, er werde die
Provinzen ganz verlieren. Depeschen in gleichem Sinne seien an den fran¬
zösischen Botschafter Herzog v. Grammont gerichtet. Graf Walcwski leugnet
aber nicht, daß wenig Aussicht auf Erfolg sei, die Reformen, zu welchen man
in Rom bereit sei, würden gar nichts nutzen. Am 10. Septbr. erklärt Car¬
dinal .Antonelli dem englischen Agenten Mr. Russell, Se. Heiligkeit werde
niemals eine abgesonderte Negierung für einen Theil seiner Staaten zulassen,
die Legationen müßten sich seiner Autorität unbedingt unterwerfen und er
werde sie eher mit Waffengewalt wiedernehmen als mit Rebellen unterhandeln.
Später verlangt er von jedem Neformzugeftändniß die Garantie des gestimmten
päpstlichen Besitzstandes durch die Großmächte. Lord Loftus bedauert mehr¬
fach in seinen Unterhaltungen mit Graf Nechberg die Hartnäckigkeit des Papstes,
aber kommt darauf zurück, daß England wünsche, diese Frage möge den beiden
katholischen Mächten überlassen bleiben. Was den Beistand andrer katholischen
Mächte betrifft, so leugnet Antonelli am 12. Juli vollkommen, daß der Papst
daran denke ihn anzurufen, denn Se. Heiligkeit könne seine Verbündeten
nicht durch einen solchen Beistand einem Kriege mit Sardinien aussetzen, in
dessen Macht thatsächlich die Legationen jetzt seien. Die Deputationen, welche
die Provinz dem König Victor Emanuel angeboten, seien gut vom Kaiser


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/420>, abgerufen am 10.06.2024.