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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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bach stand in den Rücken zu gehen. Dies geschahe und ob zwar er zu
schwach war, um mit Ernst irgend etwas unternehmen zu können; so gelang
es dennoch in der Rücksicht, daß der Feind aufmerksam wurde, überdies hat¬
ten wir das Glück gehabt, ihnen viele Pferde und Menschen gänzlich untaug¬
lich zu machen, so daß ihnen die Bedienung der Kanonen und deren Fort¬
bringen sehr schwehr viel.

Also haben wir nach einem dreitägigen Gefechte wobei nur unser Regi¬
ment und Knobelsdorf gewesen der Feind den an 40000 Mann geschehe wird
zurückgeworfen: in der That scheint das sonderbahr allein unsere Position ist
so vorteilhaft, daß wir mit einer kleinen Macht vieles abhalten konten.

Den 4. occ: haben wir denn endlich hier die Quantonirungen bezogen:
daß dieses saure Tage gewesen können Sie leicht daher nehmen, daß wir seit
den 17 Xov: bis den 4 pee: Zimmer biwaquirt haben, an Lebensmittel hat
es sehr gefehlt, dennoch kann ich nicht genug unsere Leute loben die nie Un¬
zufrieden oder auf irgend einer Art misvergnügt gewesen sind: nun komme
ich auf andere Gegenstände, und da ich weiß daß Sie einigen Antheil an
meinem Schicksaal nehmen, so zeige ich Ihnen solches an. Seid dem nehm¬
lich unser Corps in nähere Verbindung mit dem Herzog gekommen, habe ich
kleines Jnvidium auch dabei gewonnen, indem nehmlich ohne daß es mir
Mühe gemacht der Vater mit dem Sohne ausgesöhnt ist, hierbei sind keine
Explications vorgefallen, die ich, wie Sie leicht denken können sorgfältig ver¬
mieden habe: allein es bleibt ausgemacht daß ich sehr dabei gewinne indem
je nachdem ich von ihm behandelt werde, alle die um ihn sind mich entweder
consideriren oder wie jeden andern gleichgültig behandeln: Sie können leicht
denken daß ich gerne jetzt jede Gelegenheit benutze um mich genau von der
Lage der Sachen zu unterrichten, welches für mich in meiner jetzigen Lage das
angenehmste ist.

Wahrscheinlich wird Ihnen mein Brief zu Lauterbach antreffen, und
sobald ich dies mit Gewißheit weiß werde ich nie ermangeln Ihnen öfter es
zu schreiben. Heute haben wir schon den 17 ve-e: und ich habe meinen Brief
noch nicht geändigt; allein Sie werden weniger Ursach sich zu wundern haben,
wenn Sie erfahren, daß ich Ihnen dieses von Bachingen schreibe: wir er¬
hielten nehmlich in der Nacht vom 15. Ordre Hochspeier aufs schleunigste zu
verlassen um nach Neustadt zu marschiren, wir lahmen hier nach einem sehr
beschwerlichen Marsch an und freuten uns über unsere guten Quartiere, allein
dies wurde uns sehr bald vereitelt indem wir nach zwei Stunden Ordre er¬
hielten, nach Bachingen zu marschiren um dort das Regiment Tadden (Thad-
den) abzulösen: unsere Leute wahren sehr ermüdet da dies ein Marsch von
12 Stunden gewesen war; wir dienen also nun seid zwei Tagen zur Lloa^uacks
von Landau, und alle die andern Regimenter so von uns und Heinrich ab-


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bach stand in den Rücken zu gehen. Dies geschahe und ob zwar er zu
schwach war, um mit Ernst irgend etwas unternehmen zu können; so gelang
es dennoch in der Rücksicht, daß der Feind aufmerksam wurde, überdies hat¬
ten wir das Glück gehabt, ihnen viele Pferde und Menschen gänzlich untaug¬
lich zu machen, so daß ihnen die Bedienung der Kanonen und deren Fort¬
bringen sehr schwehr viel.

Also haben wir nach einem dreitägigen Gefechte wobei nur unser Regi¬
ment und Knobelsdorf gewesen der Feind den an 40000 Mann geschehe wird
zurückgeworfen: in der That scheint das sonderbahr allein unsere Position ist
so vorteilhaft, daß wir mit einer kleinen Macht vieles abhalten konten.

Den 4. occ: haben wir denn endlich hier die Quantonirungen bezogen:
daß dieses saure Tage gewesen können Sie leicht daher nehmen, daß wir seit
den 17 Xov: bis den 4 pee: Zimmer biwaquirt haben, an Lebensmittel hat
es sehr gefehlt, dennoch kann ich nicht genug unsere Leute loben die nie Un¬
zufrieden oder auf irgend einer Art misvergnügt gewesen sind: nun komme
ich auf andere Gegenstände, und da ich weiß daß Sie einigen Antheil an
meinem Schicksaal nehmen, so zeige ich Ihnen solches an. Seid dem nehm¬
lich unser Corps in nähere Verbindung mit dem Herzog gekommen, habe ich
kleines Jnvidium auch dabei gewonnen, indem nehmlich ohne daß es mir
Mühe gemacht der Vater mit dem Sohne ausgesöhnt ist, hierbei sind keine
Explications vorgefallen, die ich, wie Sie leicht denken können sorgfältig ver¬
mieden habe: allein es bleibt ausgemacht daß ich sehr dabei gewinne indem
je nachdem ich von ihm behandelt werde, alle die um ihn sind mich entweder
consideriren oder wie jeden andern gleichgültig behandeln: Sie können leicht
denken daß ich gerne jetzt jede Gelegenheit benutze um mich genau von der
Lage der Sachen zu unterrichten, welches für mich in meiner jetzigen Lage das
angenehmste ist.

Wahrscheinlich wird Ihnen mein Brief zu Lauterbach antreffen, und
sobald ich dies mit Gewißheit weiß werde ich nie ermangeln Ihnen öfter es
zu schreiben. Heute haben wir schon den 17 ve-e: und ich habe meinen Brief
noch nicht geändigt; allein Sie werden weniger Ursach sich zu wundern haben,
wenn Sie erfahren, daß ich Ihnen dieses von Bachingen schreibe: wir er¬
hielten nehmlich in der Nacht vom 15. Ordre Hochspeier aufs schleunigste zu
verlassen um nach Neustadt zu marschiren, wir lahmen hier nach einem sehr
beschwerlichen Marsch an und freuten uns über unsere guten Quartiere, allein
dies wurde uns sehr bald vereitelt indem wir nach zwei Stunden Ordre er¬
hielten, nach Bachingen zu marschiren um dort das Regiment Tadden (Thad-
den) abzulösen: unsere Leute wahren sehr ermüdet da dies ein Marsch von
12 Stunden gewesen war; wir dienen also nun seid zwei Tagen zur Lloa^uacks
von Landau, und alle die andern Regimenter so von uns und Heinrich ab-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/79>, abgerufen am 30.05.2024.