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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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nen, was in den großen Perioden der Kunst zu Schöpfungen von herrlicher
Kraft und Fülle innig verbunden gewesen.




Literatur.

Aus den Tirolcrbcrgcn. Von Adolf Pichler. München, Fleischmann's Buch¬
handlung. 1801.

Der Verfasser ist, soviel uns bekannt, Professor der Botanik in Innsbruck und
kennt durch vielfache Ausflüge Land und Volk von Tirol etwa wie Steub Ober-
baiern und seine Sitte. Die Schilderungen Stands haben ihm hier wol auch
zum Vorbild gedient, und wir möchten sagen, daß er ihm in Manchem nahekommt,
wenn auch nicht in seinem allerliebsten Humor. Vorzüglich hübsch sind die vielen
Anekdoten, welche uns das Buch zur Charakteristik der Tiroler erzählt.

Nach Marokko. Reise- und Kriegsmcmoiren von August von Bäumen.
Berlin, Verlag von I. Springer, 1861.

Erlebnisse und Beobachtungen eines bairischen Offiziers auf einer Reise nach
Frankreich und Spanien, während des Kriegs der Spanier mit Marokko und wäh¬
rend eines späteren Aufenthalts in Madrid und anderen spanischen Städten. Wir
erhalten ein deutliches Bild des Kampfes von der Eroberung von Tctuan bis zu
der Schlacht bei Val Dras, die den Frieden herbeiführte, von der Verfassung des
spanischen Heeres, von den hervorragendsten Persönlichkeiten desselben u. s. w., doch
schreibt der Verfasser oft in allzu überschwenglichen Ton, und namentlich sind seine
Porträts, vor Allem Prim, eitel Glorie, ohne Schatten und Flecken. Wir erklären
uns diese Dithyramben, die bisweilen recht unbequem, manchmal unausstehlich werden,
einmal daraus, daß die spanische Liebe zu pomphafter Rede hier abgefärbt hat, dann
aber daraus, daß der Verfasser von den spanischen Offizieren wohl aufgenommen
wurde und dafür dankbar war. Aber auch die Dankbarkeit sollte sich vor Ueber¬
maß in Acht nehmen.

Von der viel genannten Schrift des Dr. Julius Wiggers "Vierundvierzig
Monate Untersuchungshaft", die einen so wenig anmuthigen Einblick in das Ver¬
fahren der mecklenburger Criminaljustiz eröffnete, ist eiste zweite vermehrte Auflage


10 *

nen, was in den großen Perioden der Kunst zu Schöpfungen von herrlicher
Kraft und Fülle innig verbunden gewesen.




Literatur.

Aus den Tirolcrbcrgcn. Von Adolf Pichler. München, Fleischmann's Buch¬
handlung. 1801.

Der Verfasser ist, soviel uns bekannt, Professor der Botanik in Innsbruck und
kennt durch vielfache Ausflüge Land und Volk von Tirol etwa wie Steub Ober-
baiern und seine Sitte. Die Schilderungen Stands haben ihm hier wol auch
zum Vorbild gedient, und wir möchten sagen, daß er ihm in Manchem nahekommt,
wenn auch nicht in seinem allerliebsten Humor. Vorzüglich hübsch sind die vielen
Anekdoten, welche uns das Buch zur Charakteristik der Tiroler erzählt.

Nach Marokko. Reise- und Kriegsmcmoiren von August von Bäumen.
Berlin, Verlag von I. Springer, 1861.

Erlebnisse und Beobachtungen eines bairischen Offiziers auf einer Reise nach
Frankreich und Spanien, während des Kriegs der Spanier mit Marokko und wäh¬
rend eines späteren Aufenthalts in Madrid und anderen spanischen Städten. Wir
erhalten ein deutliches Bild des Kampfes von der Eroberung von Tctuan bis zu
der Schlacht bei Val Dras, die den Frieden herbeiführte, von der Verfassung des
spanischen Heeres, von den hervorragendsten Persönlichkeiten desselben u. s. w., doch
schreibt der Verfasser oft in allzu überschwenglichen Ton, und namentlich sind seine
Porträts, vor Allem Prim, eitel Glorie, ohne Schatten und Flecken. Wir erklären
uns diese Dithyramben, die bisweilen recht unbequem, manchmal unausstehlich werden,
einmal daraus, daß die spanische Liebe zu pomphafter Rede hier abgefärbt hat, dann
aber daraus, daß der Verfasser von den spanischen Offizieren wohl aufgenommen
wurde und dafür dankbar war. Aber auch die Dankbarkeit sollte sich vor Ueber¬
maß in Acht nehmen.

Von der viel genannten Schrift des Dr. Julius Wiggers „Vierundvierzig
Monate Untersuchungshaft", die einen so wenig anmuthigen Einblick in das Ver¬
fahren der mecklenburger Criminaljustiz eröffnete, ist eiste zweite vermehrte Auflage


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/85>, abgerufen am 30.04.2024.