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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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zu vertreiben, ohne daß es einer von beiden gelingt, einen für immer ent¬
scheidenden Schlag zu führen. Die Liberalen werden mit ihren aus National-
garten bestehenden Heeren fast immer zurückgeworfen, aber stets sammeln sie
sich zu neuen Angriffen, und wie ihre Versuche, die Hauptstadt zu nehmen,
erfolglos sind, so scheitern die Anstrengungen der Gegner, sich' der Stadt und
des Forts von Veracruz zu bemächtigen. Im Frühjahr 1860 ist Mircnnon
nahe daran, hier zu triumphire", indeß maß er nach vierzehntägiger Be¬
schießung der Stadt die Belagerung abermals aufheben, da zwei von
Cuba abgesandte Dampfer mit Knegsvon'alden für das klerikale Heer
von dem vor Veracruz liegenden nordamerikamscheu Geschwader wegge¬
nommen werden, und damit beginnt die Wngschale der Partei Miramons sich
zu senken.

Die Reaction hatte ihre ganze Hoffnung auf den Fall von Veracruz ge¬
setzt; denn hier allein konnte sie sich Geld verschaffen, was um so nöthiger
war. als die Geistlichkeit sich bereits von allen flüssigen Capitalien entblößt
und sogar schon einen großen Theil der Kirchengefäße zur Einschmelzung her¬
gegeben hatte.. Wo die Liberalen herrschten, nahm man ihr ohne Rücksicht
alles Eigenthum, wo Miramon die Gewalt ausübte, gab sie freiwillig
her, was zu entbehren war, und so wurde der von ihr im Laufe von Jahr¬
hunderten angesammelte Reichthum in der Zeit von wenigen Jahren, ohne
irgend Jemandem bleibenden Vortheil zu bringen, vergeudet.

Seit dem Rückzug von Veracruz sehen wir das Kriegsglück Miramons
Fahnen verlassen. In San Louis Potosi wird einer seiner Unterfeldherrn,
General Vega, von dem Oberbefehlshaber des liberalen Nordheers, General
Uraga, geschlagen und gefangen genommen. Zwar schlägt der klerikale Gene¬
ral Wool hold nachher Uraga bei Guadalaxara, aber sofort sammelt Degol-
lado die Liberalen aufs Neue in San Louis Potosi. um abermals gegen
Guadalaxara zu marschiren. wo jetzt der klerikale General Severo Castillo
commandirt. Um diese Zeit begibt sich ein Vorfall, der die fremden Mächte
aufs Neue verletzt. Von San Luis geht eine Conducta. d. h. ein für das
Anstand bestimmter Silbertransport von 1.200,000 Dollars nach Tampico
ab; Degollado. dem der Schutz dieser Gelder anvertraut ist, bemächtigt sich
derselben und vertheilt sie bis auf 400.000 Dollars unter seine Soldaten.
Juarez setzt ihn dafür ab und gibt die noch nicht vertheilten Neste des Trans¬
ports ihren Eigenthümern zurück, da er jedoch die Hauptsumme nicht wieder-
zuschaffen vermag, so bleibt Gr,und zur Klage und zur Forderung auf Ge.
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Jetzt aber nähert sich das Schicksal der Reaction mit starken Schritten.
Ignacio Zarragoza zieht mit 15000 Mann der liberalen Armee, die, weil sie
zugleich für größer? Selbstständigkeit der Provinzen kämpft, auch als höbe-


zu vertreiben, ohne daß es einer von beiden gelingt, einen für immer ent¬
scheidenden Schlag zu führen. Die Liberalen werden mit ihren aus National-
garten bestehenden Heeren fast immer zurückgeworfen, aber stets sammeln sie
sich zu neuen Angriffen, und wie ihre Versuche, die Hauptstadt zu nehmen,
erfolglos sind, so scheitern die Anstrengungen der Gegner, sich' der Stadt und
des Forts von Veracruz zu bemächtigen. Im Frühjahr 1860 ist Mircnnon
nahe daran, hier zu triumphire», indeß maß er nach vierzehntägiger Be¬
schießung der Stadt die Belagerung abermals aufheben, da zwei von
Cuba abgesandte Dampfer mit Knegsvon'alden für das klerikale Heer
von dem vor Veracruz liegenden nordamerikamscheu Geschwader wegge¬
nommen werden, und damit beginnt die Wngschale der Partei Miramons sich
zu senken.

Die Reaction hatte ihre ganze Hoffnung auf den Fall von Veracruz ge¬
setzt; denn hier allein konnte sie sich Geld verschaffen, was um so nöthiger
war. als die Geistlichkeit sich bereits von allen flüssigen Capitalien entblößt
und sogar schon einen großen Theil der Kirchengefäße zur Einschmelzung her¬
gegeben hatte.. Wo die Liberalen herrschten, nahm man ihr ohne Rücksicht
alles Eigenthum, wo Miramon die Gewalt ausübte, gab sie freiwillig
her, was zu entbehren war, und so wurde der von ihr im Laufe von Jahr¬
hunderten angesammelte Reichthum in der Zeit von wenigen Jahren, ohne
irgend Jemandem bleibenden Vortheil zu bringen, vergeudet.

Seit dem Rückzug von Veracruz sehen wir das Kriegsglück Miramons
Fahnen verlassen. In San Louis Potosi wird einer seiner Unterfeldherrn,
General Vega, von dem Oberbefehlshaber des liberalen Nordheers, General
Uraga, geschlagen und gefangen genommen. Zwar schlägt der klerikale Gene¬
ral Wool hold nachher Uraga bei Guadalaxara, aber sofort sammelt Degol-
lado die Liberalen aufs Neue in San Louis Potosi. um abermals gegen
Guadalaxara zu marschiren. wo jetzt der klerikale General Severo Castillo
commandirt. Um diese Zeit begibt sich ein Vorfall, der die fremden Mächte
aufs Neue verletzt. Von San Luis geht eine Conducta. d. h. ein für das
Anstand bestimmter Silbertransport von 1.200,000 Dollars nach Tampico
ab; Degollado. dem der Schutz dieser Gelder anvertraut ist, bemächtigt sich
derselben und vertheilt sie bis auf 400.000 Dollars unter seine Soldaten.
Juarez setzt ihn dafür ab und gibt die noch nicht vertheilten Neste des Trans¬
ports ihren Eigenthümern zurück, da er jedoch die Hauptsumme nicht wieder-
zuschaffen vermag, so bleibt Gr,und zur Klage und zur Forderung auf Ge.
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Ignacio Zarragoza zieht mit 15000 Mann der liberalen Armee, die, weil sie
zugleich für größer? Selbstständigkeit der Provinzen kämpft, auch als höbe-


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[0194] zu vertreiben, ohne daß es einer von beiden gelingt, einen für immer ent¬ scheidenden Schlag zu führen. Die Liberalen werden mit ihren aus National- garten bestehenden Heeren fast immer zurückgeworfen, aber stets sammeln sie sich zu neuen Angriffen, und wie ihre Versuche, die Hauptstadt zu nehmen, erfolglos sind, so scheitern die Anstrengungen der Gegner, sich' der Stadt und des Forts von Veracruz zu bemächtigen. Im Frühjahr 1860 ist Mircnnon nahe daran, hier zu triumphire», indeß maß er nach vierzehntägiger Be¬ schießung der Stadt die Belagerung abermals aufheben, da zwei von Cuba abgesandte Dampfer mit Knegsvon'alden für das klerikale Heer von dem vor Veracruz liegenden nordamerikamscheu Geschwader wegge¬ nommen werden, und damit beginnt die Wngschale der Partei Miramons sich zu senken. Die Reaction hatte ihre ganze Hoffnung auf den Fall von Veracruz ge¬ setzt; denn hier allein konnte sie sich Geld verschaffen, was um so nöthiger war. als die Geistlichkeit sich bereits von allen flüssigen Capitalien entblößt und sogar schon einen großen Theil der Kirchengefäße zur Einschmelzung her¬ gegeben hatte.. Wo die Liberalen herrschten, nahm man ihr ohne Rücksicht alles Eigenthum, wo Miramon die Gewalt ausübte, gab sie freiwillig her, was zu entbehren war, und so wurde der von ihr im Laufe von Jahr¬ hunderten angesammelte Reichthum in der Zeit von wenigen Jahren, ohne irgend Jemandem bleibenden Vortheil zu bringen, vergeudet. Seit dem Rückzug von Veracruz sehen wir das Kriegsglück Miramons Fahnen verlassen. In San Louis Potosi wird einer seiner Unterfeldherrn, General Vega, von dem Oberbefehlshaber des liberalen Nordheers, General Uraga, geschlagen und gefangen genommen. Zwar schlägt der klerikale Gene¬ ral Wool hold nachher Uraga bei Guadalaxara, aber sofort sammelt Degol- lado die Liberalen aufs Neue in San Louis Potosi. um abermals gegen Guadalaxara zu marschiren. wo jetzt der klerikale General Severo Castillo commandirt. Um diese Zeit begibt sich ein Vorfall, der die fremden Mächte aufs Neue verletzt. Von San Luis geht eine Conducta. d. h. ein für das Anstand bestimmter Silbertransport von 1.200,000 Dollars nach Tampico ab; Degollado. dem der Schutz dieser Gelder anvertraut ist, bemächtigt sich derselben und vertheilt sie bis auf 400.000 Dollars unter seine Soldaten. Juarez setzt ihn dafür ab und gibt die noch nicht vertheilten Neste des Trans¬ ports ihren Eigenthümern zurück, da er jedoch die Hauptsumme nicht wieder- zuschaffen vermag, so bleibt Gr,und zur Klage und zur Forderung auf Ge. -VWhMgWl.i>et.,i<.»« . Ili-l!^,',"^ in!i '/!!,>.! ! )«>« ! Jetzt aber nähert sich das Schicksal der Reaction mit starken Schritten. Ignacio Zarragoza zieht mit 15000 Mann der liberalen Armee, die, weil sie zugleich für größer? Selbstständigkeit der Provinzen kämpft, auch als höbe-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/194>, abgerufen am 28.05.2024.