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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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die kleinsten Abtheilungen auf das Buntscheckigste zusammen, und es kam
dem Verfasser eine Compagnie vor, in welcher nicht weniger als dreizehn
verschiedene Nationalitäten vertreten waren.

Das Matrosencorps und die Marineartillerie waren in dieser Hinsicht
etwas besser daran, indem bei ersteren vorwiegend das slavisch-italienische Element
und nur hin und wieder auch einige Deutsche aufgenommen wurden, letztere
aber fast nur aus Slaven und Deutschen bestand.

Den Offizieren wurde die baldige Erlernung der deutschen Sprache zur
Pflicht gemacht, und man ging hiebei so weit, daß man auch jene erfahrenen
italienischen Offiziere, welche 1848 ihre Treue bewährt Kalten, ohne ihr An¬
suchen in den Ruhestand versetzte, weil sie eben nicht Deutsch lernen konnten.
Später ging man allerdings von dem Gebrauche, nach welchem jede
Nationalität ihr Contingent zur Marine stellen mußte, wieder ab und rccru-
tirte fortan für die Marine nur in den Küstenländern sowie den angrenzen¬
den deutsch-slavischen Provinzen.

Daß übrigens in den entferntesten Theilen des Staats die Nothwendig¬
keit der Vergrößerung der östreichischen Marine erkannt wurde und Liebe zum
Seedienste vorhanden war, zeigte der nicht ungünstige Erfolg der Samm¬
lung zur Erbauung der Fregatte "Radetzky" und andrerseits der freiwillige
Eintritt vieler Knaben und Jünglinge aus allen Ständen und aus dem Jn-
und Auslande in den Dienst der Marine. -- Freilich wurde dieser Zudrang
durch das Verlockende eines beispiellos günstigen Avancements erklärbar.

Die Uebernahme des Marineobercommando's durch den Erzherzog Maxi¬
milian war, wenn sie auch dem Unterschleifswescn und manchen andern Uebel-
ständen nicht abhelfen konnte, wenigstens auf die Vermehrung der Marine
unstreitig von günstigem Einfluß. Denn die von dem Bruder des Kaisers
gemachicn Vorschläge zur Vergrößerung der Marine fanden, obgleich sie viel¬
leicht nur dem Wunsche, einen größeren Wirkungskreis zu erlangen, entsprun¬
gen waren, selbstverständlich eine we.it günstigere Aufnahme als die begrün¬
detsten Anträge eines gewöhnlichen Admirals.

So wurden denn in den folgenden Jahren ansehnliche Summen theils
auf den Bau und Ankauf von Schiffen, theils auf die Anlage von Schiffswerften.
Docks, Arsenälen u. tgi. verwendet. Die Fregatte Radetzky und einige kleinere
Dampfer wurden in England oder von der Gesellschaft des östreichischen Lloyd
gekauft, das Linienschiff Kaiser, die Fregatten Donau und Adria. die Corvetten
Dandvlo. Friedrich u, a, in, auf den Werften von Pola, Trieft und Venedig
gehyut. Auch führte man nach dem Beispiele Frankreichs den Dreißigpfünder
als einziges Kaliber ein und setzte alle feineren Geschütze sofort außer Gebrauch.

Außer den Kriegsschiffen auf dem adriatischen Meere hatte man noch
auf der Donau, dem Po, den Lgguncn bei Venedig und auf den oberitalie-


die kleinsten Abtheilungen auf das Buntscheckigste zusammen, und es kam
dem Verfasser eine Compagnie vor, in welcher nicht weniger als dreizehn
verschiedene Nationalitäten vertreten waren.

Das Matrosencorps und die Marineartillerie waren in dieser Hinsicht
etwas besser daran, indem bei ersteren vorwiegend das slavisch-italienische Element
und nur hin und wieder auch einige Deutsche aufgenommen wurden, letztere
aber fast nur aus Slaven und Deutschen bestand.

Den Offizieren wurde die baldige Erlernung der deutschen Sprache zur
Pflicht gemacht, und man ging hiebei so weit, daß man auch jene erfahrenen
italienischen Offiziere, welche 1848 ihre Treue bewährt Kalten, ohne ihr An¬
suchen in den Ruhestand versetzte, weil sie eben nicht Deutsch lernen konnten.
Später ging man allerdings von dem Gebrauche, nach welchem jede
Nationalität ihr Contingent zur Marine stellen mußte, wieder ab und rccru-
tirte fortan für die Marine nur in den Küstenländern sowie den angrenzen¬
den deutsch-slavischen Provinzen.

Daß übrigens in den entferntesten Theilen des Staats die Nothwendig¬
keit der Vergrößerung der östreichischen Marine erkannt wurde und Liebe zum
Seedienste vorhanden war, zeigte der nicht ungünstige Erfolg der Samm¬
lung zur Erbauung der Fregatte „Radetzky" und andrerseits der freiwillige
Eintritt vieler Knaben und Jünglinge aus allen Ständen und aus dem Jn-
und Auslande in den Dienst der Marine. — Freilich wurde dieser Zudrang
durch das Verlockende eines beispiellos günstigen Avancements erklärbar.

Die Uebernahme des Marineobercommando's durch den Erzherzog Maxi¬
milian war, wenn sie auch dem Unterschleifswescn und manchen andern Uebel-
ständen nicht abhelfen konnte, wenigstens auf die Vermehrung der Marine
unstreitig von günstigem Einfluß. Denn die von dem Bruder des Kaisers
gemachicn Vorschläge zur Vergrößerung der Marine fanden, obgleich sie viel¬
leicht nur dem Wunsche, einen größeren Wirkungskreis zu erlangen, entsprun¬
gen waren, selbstverständlich eine we.it günstigere Aufnahme als die begrün¬
detsten Anträge eines gewöhnlichen Admirals.

So wurden denn in den folgenden Jahren ansehnliche Summen theils
auf den Bau und Ankauf von Schiffen, theils auf die Anlage von Schiffswerften.
Docks, Arsenälen u. tgi. verwendet. Die Fregatte Radetzky und einige kleinere
Dampfer wurden in England oder von der Gesellschaft des östreichischen Lloyd
gekauft, das Linienschiff Kaiser, die Fregatten Donau und Adria. die Corvetten
Dandvlo. Friedrich u, a, in, auf den Werften von Pola, Trieft und Venedig
gehyut. Auch führte man nach dem Beispiele Frankreichs den Dreißigpfünder
als einziges Kaliber ein und setzte alle feineren Geschütze sofort außer Gebrauch.

Außer den Kriegsschiffen auf dem adriatischen Meere hatte man noch
auf der Donau, dem Po, den Lgguncn bei Venedig und auf den oberitalie-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/20>, abgerufen am 12.05.2024.