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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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vorbei, da ich meinen Stab nahm, und zu Fusse ging, durch die weite Welt.
Jezt bin ich allenthalben gefesselt.


Lebe reckt wohl. Dein treuer Bruder ^F.^ .0. ^ . ^ ^ -^u. ^s- '
23. ^

Jena, d. 2. Jänner 1798.


Lieber Bruder,

Meine Frau hat es sich nicht wollen nehmen lassen, an unsern guten
Vater zu schreiben. Es ist beiliegender Brief, den ich durch Dich üverschike.

Es wundert uns nicht wenig, daß wir die Papiere über das übersendete
Geld, die nach wenigen Wochen folgen sollten, nicht erhalten haben.

Br. Christian hat mir abermals geschrieben. Sein Brief traf zu einer
Zeit ein, da ich ihm nickt antworten konnte, weil ich leine Zeit hatte. Auch
jetzt säbelnd sehr wenig Zeit: ich bitte also Dich, ihn zu benachrichtigen, daß
es gänzlich ausser meiner Macht liege, ihm in seinem Begehren
zu willfahren, und daß er eine völlig unrichtige Vorstellung von
meiner Lage zu haben scheine.

Wie geht es euch allen, und wie geht es besonders Dir, und Bruder
Gottlob bei eurem Unternehmen geht; ob ihr Hofnung habt, etwas vor euch
zu bringen? -- ob ihr auch dem Vater das accordirte gebt, und ob es ihm in
der That zu einiger Erleichterung dient? Besonders auf das letzte wünsche ich
eine bestimmte Antwort.


Lebe recht wohl. Dein treuer Bruder F-
24.

Jena, d. 21. August. 98.

Mehrere Gründe haben mich verhindert. Deinen Brief früher zu beant¬
worten. Ich hoffe, daß es jezt mit euerm Unternehmen besser geht. Daß Ihr
den Vater mit hineingezogen, ist mir nicht ganz'recht. Er hat nun gesorgt,
und gearbeitet genug, und meine Absickt war nickt, daß die kleine Pension,
die ich ihm zu geben vermochte, als ein Theil des Handelscapitals betrachtet
würde, sondern daß er sie in guter Müsse genösse.

Nehmt euch ja in Acht, daß das Kapital nicht schwindet. Es gehört, wie
ich mehrmals gesagt, nicht mein; auch nicht einmal meiner Frau, sondern einer
armen unverheirateten Schwester derselben. Ich würde es ersetzen müssen,
und, wenn ich auch nicht sonst Ursache hätte, bedächtig mit dem meinigen um¬
zugehen, schon dadurch in die Unmöglichkeit versezt werden, ieuch weiter zu
unterstützen.

Aber ich habe Ursache, die Zeiten des Wohlstandes behutsam zu nutzen.
Meine Besoldung ist so gering, daß ich durch sie kaum Holz und Licht be-


vorbei, da ich meinen Stab nahm, und zu Fusse ging, durch die weite Welt.
Jezt bin ich allenthalben gefesselt.


Lebe reckt wohl. Dein treuer Bruder ^F.^ .0. ^ . ^ ^ -^u. ^s- '
23. ^

Jena, d. 2. Jänner 1798.


Lieber Bruder,

Meine Frau hat es sich nicht wollen nehmen lassen, an unsern guten
Vater zu schreiben. Es ist beiliegender Brief, den ich durch Dich üverschike.

Es wundert uns nicht wenig, daß wir die Papiere über das übersendete
Geld, die nach wenigen Wochen folgen sollten, nicht erhalten haben.

Br. Christian hat mir abermals geschrieben. Sein Brief traf zu einer
Zeit ein, da ich ihm nickt antworten konnte, weil ich leine Zeit hatte. Auch
jetzt säbelnd sehr wenig Zeit: ich bitte also Dich, ihn zu benachrichtigen, daß
es gänzlich ausser meiner Macht liege, ihm in seinem Begehren
zu willfahren, und daß er eine völlig unrichtige Vorstellung von
meiner Lage zu haben scheine.

Wie geht es euch allen, und wie geht es besonders Dir, und Bruder
Gottlob bei eurem Unternehmen geht; ob ihr Hofnung habt, etwas vor euch
zu bringen? — ob ihr auch dem Vater das accordirte gebt, und ob es ihm in
der That zu einiger Erleichterung dient? Besonders auf das letzte wünsche ich
eine bestimmte Antwort.


Lebe recht wohl. Dein treuer Bruder F-
24.

Jena, d. 21. August. 98.

Mehrere Gründe haben mich verhindert. Deinen Brief früher zu beant¬
worten. Ich hoffe, daß es jezt mit euerm Unternehmen besser geht. Daß Ihr
den Vater mit hineingezogen, ist mir nicht ganz'recht. Er hat nun gesorgt,
und gearbeitet genug, und meine Absickt war nickt, daß die kleine Pension,
die ich ihm zu geben vermochte, als ein Theil des Handelscapitals betrachtet
würde, sondern daß er sie in guter Müsse genösse.

Nehmt euch ja in Acht, daß das Kapital nicht schwindet. Es gehört, wie
ich mehrmals gesagt, nicht mein; auch nicht einmal meiner Frau, sondern einer
armen unverheirateten Schwester derselben. Ich würde es ersetzen müssen,
und, wenn ich auch nicht sonst Ursache hätte, bedächtig mit dem meinigen um¬
zugehen, schon dadurch in die Unmöglichkeit versezt werden, ieuch weiter zu
unterstützen.

Aber ich habe Ursache, die Zeiten des Wohlstandes behutsam zu nutzen.
Meine Besoldung ist so gering, daß ich durch sie kaum Holz und Licht be-


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[0175] vorbei, da ich meinen Stab nahm, und zu Fusse ging, durch die weite Welt. Jezt bin ich allenthalben gefesselt. Lebe reckt wohl. Dein treuer Bruder ^F.^ .0. ^ . ^ ^ -^u. ^s- ' 23. ^ Jena, d. 2. Jänner 1798. Lieber Bruder, Meine Frau hat es sich nicht wollen nehmen lassen, an unsern guten Vater zu schreiben. Es ist beiliegender Brief, den ich durch Dich üverschike. Es wundert uns nicht wenig, daß wir die Papiere über das übersendete Geld, die nach wenigen Wochen folgen sollten, nicht erhalten haben. Br. Christian hat mir abermals geschrieben. Sein Brief traf zu einer Zeit ein, da ich ihm nickt antworten konnte, weil ich leine Zeit hatte. Auch jetzt säbelnd sehr wenig Zeit: ich bitte also Dich, ihn zu benachrichtigen, daß es gänzlich ausser meiner Macht liege, ihm in seinem Begehren zu willfahren, und daß er eine völlig unrichtige Vorstellung von meiner Lage zu haben scheine. Wie geht es euch allen, und wie geht es besonders Dir, und Bruder Gottlob bei eurem Unternehmen geht; ob ihr Hofnung habt, etwas vor euch zu bringen? — ob ihr auch dem Vater das accordirte gebt, und ob es ihm in der That zu einiger Erleichterung dient? Besonders auf das letzte wünsche ich eine bestimmte Antwort. Lebe recht wohl. Dein treuer Bruder F- 24. Jena, d. 21. August. 98. Mehrere Gründe haben mich verhindert. Deinen Brief früher zu beant¬ worten. Ich hoffe, daß es jezt mit euerm Unternehmen besser geht. Daß Ihr den Vater mit hineingezogen, ist mir nicht ganz'recht. Er hat nun gesorgt, und gearbeitet genug, und meine Absickt war nickt, daß die kleine Pension, die ich ihm zu geben vermochte, als ein Theil des Handelscapitals betrachtet würde, sondern daß er sie in guter Müsse genösse. Nehmt euch ja in Acht, daß das Kapital nicht schwindet. Es gehört, wie ich mehrmals gesagt, nicht mein; auch nicht einmal meiner Frau, sondern einer armen unverheirateten Schwester derselben. Ich würde es ersetzen müssen, und, wenn ich auch nicht sonst Ursache hätte, bedächtig mit dem meinigen um¬ zugehen, schon dadurch in die Unmöglichkeit versezt werden, ieuch weiter zu unterstützen. Aber ich habe Ursache, die Zeiten des Wohlstandes behutsam zu nutzen. Meine Besoldung ist so gering, daß ich durch sie kaum Holz und Licht be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/175>, abgerufen am 16.06.2024.