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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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die Erlaubniß zu thun, was ich vom militärischen Standpunkt für nöthig
halte.

Von meinem Gegner wußte ich, daß er im Ganzen fast doppelt so stark
war als ich, daß er aber seine Streitkräfte getheilt hatte, indem die eine Hälfte
derselben auf Alsen, die andere, wobei die sehr zahlreiche Reiterei, in Jütland
stand. Ich gedachte anfänglich, diese Aufstellung zu benutzen und mich durch
schnelles Einrücken in Schleswig, hart hinter den abziehenden Schweden her,
zwischen jene getrennten Massen der Dänen zu werfen. Am 14., 15. und 16.
wollte ich so weit vorrücken, daß ich am 17. FIcnsburg und Bau erreichen
konnte. Hier sollten die Umstände entscheiden, gegen welchen jener beiden Theile
des feindlichen Heeres ich mich mit meiner ganzen Macht wenden sollte. Zwar
verbarg ich mir nicht, daß wahrscheinlich jedes dieser dänischen Corps mir ziem¬
lich gewachsen sein würde, da namentlich das zu betretende Terrain der Ver¬
theidigung äußerst günstig war, und daß die Möglichkeit vorlag, nach einem
oder zwei verunglückten Versuchen von einem sehr überlegenen Feinde, mehre
Märsche von den Stellungen entfernt, welche dem Schwächern Sicherheit ver-'
sprachen, in die Mitte genommen zu werden. Aber ich wußte auch, daß einem
überlegnen Feinde gegenüber nichts mehr den Sieg verspricht, als wenn man
ihn getrennt fassen und einzeln schlagen kann, und ich traute damals noch
meinen Truppen die zur Durchführung eines solchen Plans durchaus nöthige
Energie des Angriffs und der schnellen Bewegung zu."

"Darnach handelte ich. Der rechte Flügel, die zweite Brigade, die sich
zwischen Kiel und Prcetz gesammelt, sollte rasch auf Missunde und Flensburg
vorrücken. Mit dein Gros- wollte ich über Schleswig nach Bau marschiren.
Die erste Brigade, welche, von Glückstadt und Altona kommend, einen Marsch
zurück war, sollte als Reserve folgen. Ich hatte jeder der ursprünglichen vier
Brigaden ein Bataillon genommen und daraus eine Avantgarde gebildet. In
Rendsburg blieb blos ein Bataillon und sonst nur die Ersatzcompagnicn und
die Rekruten zurück. Die Armee zählte 20 Bataillone, 18 Schwadronen und
64 eiserne Geschütze, darunter 24 schwere kurze zwölfpfündige Granatkanonen.
Sie war circa 24,000 Mann stark." --

"Am 14. schon besetzte ich mit einem Bataillon Eckernförde, sandte Ar¬
tillerie mit 8 schweren Belagerungsgeschützen hin, um die frühere Batterie zum
Schutz des Hafens wiederherzustellen und eine Landung unmöglich zu machen,
und schob die Avantgarde von Rendsburg bis Sorgbrück und Krop vor. Am
15. sollte die 2. Brigade von Kiel über Gettorf nach Missunde gehen und dort
eine Brücke über die Schley schlagen, die Avantgarde bis Jdstedt, die 3. und
4. Brigade bis Schleswig, die 1. bis Krop, die Reserve-Cavallerie und Artillerie
bis Schuby vorrücken. Der Marsch betrug zwischen 3 und 4 Meilen. Der
Tag war etwas heiß, aber die Wirkung, die dies auf die Leute übte, war ent-


die Erlaubniß zu thun, was ich vom militärischen Standpunkt für nöthig
halte.

Von meinem Gegner wußte ich, daß er im Ganzen fast doppelt so stark
war als ich, daß er aber seine Streitkräfte getheilt hatte, indem die eine Hälfte
derselben auf Alsen, die andere, wobei die sehr zahlreiche Reiterei, in Jütland
stand. Ich gedachte anfänglich, diese Aufstellung zu benutzen und mich durch
schnelles Einrücken in Schleswig, hart hinter den abziehenden Schweden her,
zwischen jene getrennten Massen der Dänen zu werfen. Am 14., 15. und 16.
wollte ich so weit vorrücken, daß ich am 17. FIcnsburg und Bau erreichen
konnte. Hier sollten die Umstände entscheiden, gegen welchen jener beiden Theile
des feindlichen Heeres ich mich mit meiner ganzen Macht wenden sollte. Zwar
verbarg ich mir nicht, daß wahrscheinlich jedes dieser dänischen Corps mir ziem¬
lich gewachsen sein würde, da namentlich das zu betretende Terrain der Ver¬
theidigung äußerst günstig war, und daß die Möglichkeit vorlag, nach einem
oder zwei verunglückten Versuchen von einem sehr überlegenen Feinde, mehre
Märsche von den Stellungen entfernt, welche dem Schwächern Sicherheit ver-'
sprachen, in die Mitte genommen zu werden. Aber ich wußte auch, daß einem
überlegnen Feinde gegenüber nichts mehr den Sieg verspricht, als wenn man
ihn getrennt fassen und einzeln schlagen kann, und ich traute damals noch
meinen Truppen die zur Durchführung eines solchen Plans durchaus nöthige
Energie des Angriffs und der schnellen Bewegung zu."

„Darnach handelte ich. Der rechte Flügel, die zweite Brigade, die sich
zwischen Kiel und Prcetz gesammelt, sollte rasch auf Missunde und Flensburg
vorrücken. Mit dein Gros- wollte ich über Schleswig nach Bau marschiren.
Die erste Brigade, welche, von Glückstadt und Altona kommend, einen Marsch
zurück war, sollte als Reserve folgen. Ich hatte jeder der ursprünglichen vier
Brigaden ein Bataillon genommen und daraus eine Avantgarde gebildet. In
Rendsburg blieb blos ein Bataillon und sonst nur die Ersatzcompagnicn und
die Rekruten zurück. Die Armee zählte 20 Bataillone, 18 Schwadronen und
64 eiserne Geschütze, darunter 24 schwere kurze zwölfpfündige Granatkanonen.
Sie war circa 24,000 Mann stark." —

„Am 14. schon besetzte ich mit einem Bataillon Eckernförde, sandte Ar¬
tillerie mit 8 schweren Belagerungsgeschützen hin, um die frühere Batterie zum
Schutz des Hafens wiederherzustellen und eine Landung unmöglich zu machen,
und schob die Avantgarde von Rendsburg bis Sorgbrück und Krop vor. Am
15. sollte die 2. Brigade von Kiel über Gettorf nach Missunde gehen und dort
eine Brücke über die Schley schlagen, die Avantgarde bis Jdstedt, die 3. und
4. Brigade bis Schleswig, die 1. bis Krop, die Reserve-Cavallerie und Artillerie
bis Schuby vorrücken. Der Marsch betrug zwischen 3 und 4 Meilen. Der
Tag war etwas heiß, aber die Wirkung, die dies auf die Leute übte, war ent-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/242>, abgerufen am 15.05.2024.