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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Clellan bei Manassas noch immer ruhig lag, glaubte man damals noch im
Süden wie im Westen erobernd vorgehen zu können, indem man nach Ein¬
nahme des Fort Pulasky auf dem Wasserwege nach Savannah und über Port
Royal-Ferry auf der Eisenbahn vordränge. Namentlich bevor Me Elellanö
mißliche Stellung durch seine Niederlage vor Richmond offenbar wurde, verwandte
die Regierung bedeutende Kräfte auf die Ausstattung der südlichen Station und
besonders auf das bevorstehende Bombardement des Forts, welches als das
stärkste "nach Festung Monroe) in den Ver. Se. galt. Shermans Linie dehnte
sich immermehr auf ca, 50 englische Meilen aus, deren Endpunkte sich in Beau-
fort (General Stevens) und Tybee-Jsland (General Gillmore) befanden. Er
selbst lag mit dem Haupt> und Reservecorps auf Hiltvn-Head. wo sich auch die
Hauptdepots des Quartiermeisteramtes und Evmmissariats sowie die Spitäler
befanden, während General Viele mit nur wenigen Regimentern auf Dafusky-
Jsland stand, um die Vorpostenkette auf den dazwischen liegenden Inseln zu
erhalten.

Wie schon früher erwähnt, ist die Landung an sämmtlichen Inseln der
atlantischen Küste Nordamerikas eine sehr schwierige, und es kostete unsägliche
Mühe, die zur Belagerung des Forts nothwendigen schweren Geschütze aus das
sandige, ganz allmählig nach See zu abfallende Tybee zu bringen. Um diese
Operation zu beschleunigen, war Eapt. Füller, Quartiermeister in Beaufort,
dorthin beordert worden, und es bot sich uns so eine erwünschte Gelegenheit,
unsere Reise unter seiner Aegide fortzusetzen. Mit der Delaware ging's wieder
den Broadnver hinunter nach Hilton-Head, von wo wir auf dem Dampfer
Honduras weiter befördert wurden. Ein schwarzer Lootse brachte uns durch
die Binnengewässer, da die See draußen zu hoch ging, und gegen Abend war¬
fen wir in geringer Entfernung vom Fort vor einem Stück Land Anker, wel¬
ches uns wie eine weitgestreckte, hinten von Dünen begrenzte Sandwüste erschien
und uns vom Capitän als Tybee-Jsland, der Ort unserer Bestimmung vor¬
gestellt wurde. Ganz in der Nähe des Landes lag ein altes Wrack, durch dessen
verwitterte Rippen die Wellen spülte", und das in der Mitte durchbrochen war.
Diesen Durchbruch bezeichnete der Capitän als die beste Landungsstelle, un.d wir
ruderten munter durch dir hohe See und von der abnehmenden Fluch immer
wieder zurück geschleudert, auf dieselbe zu. Doch ehe wir noch das Wrack erreicht
hatten, saßen wir fest, und die Mannschaft des Bootes erklärte uns sehr kühl,
daß wir uns von nun ab auf unsre Beine verlassen müßten, wenn wir an das Land
wollten, und zwar sehr schnell, damit sie nicht mit dem Boot auf dem Strande
sitzen bleiben müßten. Zum Glück befanden sich ein paar Nigger darunter,
welche gegen ein Geringes uns und unser Gepäck durch die immer weiter
zurücksinkende Brandung trugen und auf dem nassen Sande niederließen, wel¬
cher soeben vom Wasser verlassen war und von den gewöhnlichen Residuen des


Clellan bei Manassas noch immer ruhig lag, glaubte man damals noch im
Süden wie im Westen erobernd vorgehen zu können, indem man nach Ein¬
nahme des Fort Pulasky auf dem Wasserwege nach Savannah und über Port
Royal-Ferry auf der Eisenbahn vordränge. Namentlich bevor Me Elellanö
mißliche Stellung durch seine Niederlage vor Richmond offenbar wurde, verwandte
die Regierung bedeutende Kräfte auf die Ausstattung der südlichen Station und
besonders auf das bevorstehende Bombardement des Forts, welches als das
stärkste «nach Festung Monroe) in den Ver. Se. galt. Shermans Linie dehnte
sich immermehr auf ca, 50 englische Meilen aus, deren Endpunkte sich in Beau-
fort (General Stevens) und Tybee-Jsland (General Gillmore) befanden. Er
selbst lag mit dem Haupt> und Reservecorps auf Hiltvn-Head. wo sich auch die
Hauptdepots des Quartiermeisteramtes und Evmmissariats sowie die Spitäler
befanden, während General Viele mit nur wenigen Regimentern auf Dafusky-
Jsland stand, um die Vorpostenkette auf den dazwischen liegenden Inseln zu
erhalten.

Wie schon früher erwähnt, ist die Landung an sämmtlichen Inseln der
atlantischen Küste Nordamerikas eine sehr schwierige, und es kostete unsägliche
Mühe, die zur Belagerung des Forts nothwendigen schweren Geschütze aus das
sandige, ganz allmählig nach See zu abfallende Tybee zu bringen. Um diese
Operation zu beschleunigen, war Eapt. Füller, Quartiermeister in Beaufort,
dorthin beordert worden, und es bot sich uns so eine erwünschte Gelegenheit,
unsere Reise unter seiner Aegide fortzusetzen. Mit der Delaware ging's wieder
den Broadnver hinunter nach Hilton-Head, von wo wir auf dem Dampfer
Honduras weiter befördert wurden. Ein schwarzer Lootse brachte uns durch
die Binnengewässer, da die See draußen zu hoch ging, und gegen Abend war¬
fen wir in geringer Entfernung vom Fort vor einem Stück Land Anker, wel¬
ches uns wie eine weitgestreckte, hinten von Dünen begrenzte Sandwüste erschien
und uns vom Capitän als Tybee-Jsland, der Ort unserer Bestimmung vor¬
gestellt wurde. Ganz in der Nähe des Landes lag ein altes Wrack, durch dessen
verwitterte Rippen die Wellen spülte», und das in der Mitte durchbrochen war.
Diesen Durchbruch bezeichnete der Capitän als die beste Landungsstelle, un.d wir
ruderten munter durch dir hohe See und von der abnehmenden Fluch immer
wieder zurück geschleudert, auf dieselbe zu. Doch ehe wir noch das Wrack erreicht
hatten, saßen wir fest, und die Mannschaft des Bootes erklärte uns sehr kühl,
daß wir uns von nun ab auf unsre Beine verlassen müßten, wenn wir an das Land
wollten, und zwar sehr schnell, damit sie nicht mit dem Boot auf dem Strande
sitzen bleiben müßten. Zum Glück befanden sich ein paar Nigger darunter,
welche gegen ein Geringes uns und unser Gepäck durch die immer weiter
zurücksinkende Brandung trugen und auf dem nassen Sande niederließen, wel¬
cher soeben vom Wasser verlassen war und von den gewöhnlichen Residuen des


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[0350] Clellan bei Manassas noch immer ruhig lag, glaubte man damals noch im Süden wie im Westen erobernd vorgehen zu können, indem man nach Ein¬ nahme des Fort Pulasky auf dem Wasserwege nach Savannah und über Port Royal-Ferry auf der Eisenbahn vordränge. Namentlich bevor Me Elellanö mißliche Stellung durch seine Niederlage vor Richmond offenbar wurde, verwandte die Regierung bedeutende Kräfte auf die Ausstattung der südlichen Station und besonders auf das bevorstehende Bombardement des Forts, welches als das stärkste «nach Festung Monroe) in den Ver. Se. galt. Shermans Linie dehnte sich immermehr auf ca, 50 englische Meilen aus, deren Endpunkte sich in Beau- fort (General Stevens) und Tybee-Jsland (General Gillmore) befanden. Er selbst lag mit dem Haupt> und Reservecorps auf Hiltvn-Head. wo sich auch die Hauptdepots des Quartiermeisteramtes und Evmmissariats sowie die Spitäler befanden, während General Viele mit nur wenigen Regimentern auf Dafusky- Jsland stand, um die Vorpostenkette auf den dazwischen liegenden Inseln zu erhalten. Wie schon früher erwähnt, ist die Landung an sämmtlichen Inseln der atlantischen Küste Nordamerikas eine sehr schwierige, und es kostete unsägliche Mühe, die zur Belagerung des Forts nothwendigen schweren Geschütze aus das sandige, ganz allmählig nach See zu abfallende Tybee zu bringen. Um diese Operation zu beschleunigen, war Eapt. Füller, Quartiermeister in Beaufort, dorthin beordert worden, und es bot sich uns so eine erwünschte Gelegenheit, unsere Reise unter seiner Aegide fortzusetzen. Mit der Delaware ging's wieder den Broadnver hinunter nach Hilton-Head, von wo wir auf dem Dampfer Honduras weiter befördert wurden. Ein schwarzer Lootse brachte uns durch die Binnengewässer, da die See draußen zu hoch ging, und gegen Abend war¬ fen wir in geringer Entfernung vom Fort vor einem Stück Land Anker, wel¬ ches uns wie eine weitgestreckte, hinten von Dünen begrenzte Sandwüste erschien und uns vom Capitän als Tybee-Jsland, der Ort unserer Bestimmung vor¬ gestellt wurde. Ganz in der Nähe des Landes lag ein altes Wrack, durch dessen verwitterte Rippen die Wellen spülte», und das in der Mitte durchbrochen war. Diesen Durchbruch bezeichnete der Capitän als die beste Landungsstelle, un.d wir ruderten munter durch dir hohe See und von der abnehmenden Fluch immer wieder zurück geschleudert, auf dieselbe zu. Doch ehe wir noch das Wrack erreicht hatten, saßen wir fest, und die Mannschaft des Bootes erklärte uns sehr kühl, daß wir uns von nun ab auf unsre Beine verlassen müßten, wenn wir an das Land wollten, und zwar sehr schnell, damit sie nicht mit dem Boot auf dem Strande sitzen bleiben müßten. Zum Glück befanden sich ein paar Nigger darunter, welche gegen ein Geringes uns und unser Gepäck durch die immer weiter zurücksinkende Brandung trugen und auf dem nassen Sande niederließen, wel¬ cher soeben vom Wasser verlassen war und von den gewöhnlichen Residuen des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/350>, abgerufen am 15.05.2024.