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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Meeres, Quallen, Krabben, u. s. w. wimmelte. Vollkommen unbekannt mit
der Situation des Lagers gingen wir, unsre Sachen auf dem Rücken, nach
dem'. Innern der Insel zu. um hinter den Dünen wenigsten? vor den, hefti¬
gen Ostwinde und dem jetzt kalt niederschlagenden Regen geschützt zu sein ; der
Sand, welcher, so weit die Fluth stieg, hart und eben war, wurde immer tiefer,
so daß wir im Schweiß unsres Angesichts die Düne hinanklommen und von
Zeit zu Zeit stehen bleiben mußten, um wieder zu Athem zu kommen. Es
war finstre Nacht geworden, und wir waren daher nicht wenig erfreut, als wir
von der Düne aus ein Wachtfeuer gewahrten. Es gehörte einem Piquet des
deutschen Regimentes (46 Neuyork, Fremorit) an, dessen auf den Dünen aufgestellte
Vedetten wir in der Dunkelheit unbemerkt passirt hatten.

Wir wurden sofort durch eine Wache in das nicht weit entfernte Haupt¬
quartier geführt, wo sich der General und Oberst Rosa vom 46. Regiment unsrer
aufs freundlichste annahmen. Das deutsche Regiment hatte bei der Besetzung
dieser Insel, wie bei vielen andern Gelegenheiten, eigentlich die Kastanien aus
dem Feuer geholt, indem es zuerst, als man noch gar nicht wußte, ob die
Secessionisten dieselbe geräumt hatten oder nicht, unter großen Schwierigkei¬
ten gelandet war, das mißliche Terrain durch und durch recognoscirt und die
Belagerungsarbeiten gegen das Fort begonnen hatte. Erst ca. 4 Wochen nach¬
her wurde Oberst Rosa durch das 7. Connecticut-Regiment verstärkt und später,
als noch weitere Verstärkungen anlangten, durch" General Gillmore in seiner
Eigenschaft als Platzcommandant ersetzt. Jetzt bestand die Besatzung der Insel
aus etwa 5000 Mann, dem 46. Neuyork, 7. Connecticut, 8. Maine, 1 penn-
sylvan. Regiment, 4 Compagnien Rhode-Jsland Artillerie und einigen Compag¬
nien von den schon erwähnten Serrells Ingenieurs, welche namentlich zur För¬
derung der Belagerungsbauten commandirt worden waren. Tybee-Jsland bil¬
det ein Dreieck von ungefähr drei englischen Quadratmeilen Inhalt, dessen nord¬
östliche Seite der Mündung des Savannah-River und der See zugewandt ist,
während es nach Westen und Südosten von Creeks begrenzt wird, welche sich
in vielfachen Mündungen durchkreuzen und so eine Menge Von Inseln bilden,
die kaum auf Büchsenschußweite von einander liegen. Auf einer derselben erhebt
sich gegen Westen in einer Entfernung von 1600 Uard vor Tybee-Jsland
Fort Pulasky, welches die schiffbaren Eingänge nach Savannah zu vollständig
beherrscht. Es ist eines der ältesten Werke der Vereinigten Staaten und hat
bereits in dem Befreiungskriege eine Rolle gespielt, wurde aber, wenn ich nicht irre
im Anfang der vierziger Jahre, in seiner jetzigen Form vom General Benyam con-
struirt. Ganz auf einem Sumpf erbaut, bildet es ein Fünfeck, dessen lange Basis der
Landseite zugekehrt ist, während die anderen nach der Mündung des Savannav-
River und den seitlichen Einfahrten gerichtet sind. Es montirte 48 schwerere
und leichtere Geschütze und würde zur Vertheidigung nach der Seeseite vollstän-


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Meeres, Quallen, Krabben, u. s. w. wimmelte. Vollkommen unbekannt mit
der Situation des Lagers gingen wir, unsre Sachen auf dem Rücken, nach
dem'. Innern der Insel zu. um hinter den Dünen wenigsten? vor den, hefti¬
gen Ostwinde und dem jetzt kalt niederschlagenden Regen geschützt zu sein ; der
Sand, welcher, so weit die Fluth stieg, hart und eben war, wurde immer tiefer,
so daß wir im Schweiß unsres Angesichts die Düne hinanklommen und von
Zeit zu Zeit stehen bleiben mußten, um wieder zu Athem zu kommen. Es
war finstre Nacht geworden, und wir waren daher nicht wenig erfreut, als wir
von der Düne aus ein Wachtfeuer gewahrten. Es gehörte einem Piquet des
deutschen Regimentes (46 Neuyork, Fremorit) an, dessen auf den Dünen aufgestellte
Vedetten wir in der Dunkelheit unbemerkt passirt hatten.

Wir wurden sofort durch eine Wache in das nicht weit entfernte Haupt¬
quartier geführt, wo sich der General und Oberst Rosa vom 46. Regiment unsrer
aufs freundlichste annahmen. Das deutsche Regiment hatte bei der Besetzung
dieser Insel, wie bei vielen andern Gelegenheiten, eigentlich die Kastanien aus
dem Feuer geholt, indem es zuerst, als man noch gar nicht wußte, ob die
Secessionisten dieselbe geräumt hatten oder nicht, unter großen Schwierigkei¬
ten gelandet war, das mißliche Terrain durch und durch recognoscirt und die
Belagerungsarbeiten gegen das Fort begonnen hatte. Erst ca. 4 Wochen nach¬
her wurde Oberst Rosa durch das 7. Connecticut-Regiment verstärkt und später,
als noch weitere Verstärkungen anlangten, durch" General Gillmore in seiner
Eigenschaft als Platzcommandant ersetzt. Jetzt bestand die Besatzung der Insel
aus etwa 5000 Mann, dem 46. Neuyork, 7. Connecticut, 8. Maine, 1 penn-
sylvan. Regiment, 4 Compagnien Rhode-Jsland Artillerie und einigen Compag¬
nien von den schon erwähnten Serrells Ingenieurs, welche namentlich zur För¬
derung der Belagerungsbauten commandirt worden waren. Tybee-Jsland bil¬
det ein Dreieck von ungefähr drei englischen Quadratmeilen Inhalt, dessen nord¬
östliche Seite der Mündung des Savannah-River und der See zugewandt ist,
während es nach Westen und Südosten von Creeks begrenzt wird, welche sich
in vielfachen Mündungen durchkreuzen und so eine Menge Von Inseln bilden,
die kaum auf Büchsenschußweite von einander liegen. Auf einer derselben erhebt
sich gegen Westen in einer Entfernung von 1600 Uard vor Tybee-Jsland
Fort Pulasky, welches die schiffbaren Eingänge nach Savannah zu vollständig
beherrscht. Es ist eines der ältesten Werke der Vereinigten Staaten und hat
bereits in dem Befreiungskriege eine Rolle gespielt, wurde aber, wenn ich nicht irre
im Anfang der vierziger Jahre, in seiner jetzigen Form vom General Benyam con-
struirt. Ganz auf einem Sumpf erbaut, bildet es ein Fünfeck, dessen lange Basis der
Landseite zugekehrt ist, während die anderen nach der Mündung des Savannav-
River und den seitlichen Einfahrten gerichtet sind. Es montirte 48 schwerere
und leichtere Geschütze und würde zur Vertheidigung nach der Seeseite vollstän-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/351>, abgerufen am 04.06.2024.