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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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Hier sehen wir, wie der Wasserweg dorthin durch ein Schiff versperrt war.
Statt an den Ufern des Jamesriver in Begleitung und mit Unterstützung einer
mächtigen Flotille. wie sie die Operationen im Westen so erfolgreich machte,
bis Richmond hinauf zu marschiren, mußte sich die föderalistische Armee dieses
einzigen Hindernisses halber in Mitten großer Gefahren zu Fort Monroe aus¬
schiffen, um die praktikable, aber weit längere Straße des Uorkriver Anzu¬
schlagen. Sie mußte zuerst nach Up^ktown gehen und dieses Hinderniß weg¬
schaffen, und dann am Uorkriver und Pamunkey bis White House hinaufrücken,
wo die Schifffahrt aufhört. Von diesem Punkte, wo man die Unterstützung
der Kanonenboote verlor, mußte man sodann an der Nvrkriver-Eisenbahn vor¬
dringen, einer Bahn, die glücklicher Weise ohne Brücken und deshalb schwer zu
unterbrechen war, aber durch ungesunde Gegenden lief, in denen sich einige
Meilen vor Richmond der Chikahominy als Hemmniß weiteren Vorrückens
befand. '

Das erste bedeutende Treffen fand am 5. Mai zwischen der Avantgarde
der Unionisten und einer Abtheilung des Feindes zu Williamsburg, das zweite
am 7. zwischen dem Corps von Franklin und einem andern Heerhaufen der
Cvnföderirten zu Breekhouse statt, wo jenes sich ausgeschifft hatte. Beide
wurden von General Johnston nur geliefert, um dem Gros seiner Truppen
Zeit zu verschaffen, sich ohne Aufenthalt in der Richtung von Richmond zu¬
sammenzuziehen.

Wir übergehen, um nicht durch zu viele Schlachtbilder zu ermüden, die
Mittheilungen des Verfassers unsres Aufsatzes über diese Gefechte und folgen
ihm erst wieder in seiner höchst anschaulichen Schilderung der nächsten Tage
nach dem Treffen bei Williamsburg.

"Am folgenden Tage war der Himmel wolkenlos. Die Luft hatte jene
Reinheit, welche in warmen Ländern auf Gewitter folgt, der Wald alle Frische
eines schönen Frühlingsmorgens. Ueberall eine lachende Landschaft, überall
schimmernde Blumen, neu für unsre europäischen Augen. Aber neben allem
diesem bildeten die Verwüstungen des Schlachtfeldes, der mit Todten, Ster¬
benden und Trümmern jeder Art bedeckte Boden einen trauervollen Contrast.
Während der Nacht hatten die Conföderirten ihre Schanzen geräumt, und wir
sahen die blauen Heersäulen ihres Fußvolks mit fliegenden Fahnen in Willi¬
amsburg einziehen, während hinter ihnen Pulvermagazine und verlassene Protz¬
kasten aufflogen. Bald nach ihnen zog unser Hauptquartier durch eine große
und schöne mit Akazien bepflanzte Straße in die Stadt. Alle Läden waren ge¬
schlossen, und die Mehrzahl der Einwohner war zwar dageblieben, hielt sich
aber innerhalb der Häuser und blickte hinter den Fenstern mit unruhiger und
düstrer Miene hervor. Nur die Neger waren vergnügt, und viele von ihnen
flüchteten, ihre Weiber und Kinder in kleinen Karren mit sich führend, in der


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Hier sehen wir, wie der Wasserweg dorthin durch ein Schiff versperrt war.
Statt an den Ufern des Jamesriver in Begleitung und mit Unterstützung einer
mächtigen Flotille. wie sie die Operationen im Westen so erfolgreich machte,
bis Richmond hinauf zu marschiren, mußte sich die föderalistische Armee dieses
einzigen Hindernisses halber in Mitten großer Gefahren zu Fort Monroe aus¬
schiffen, um die praktikable, aber weit längere Straße des Uorkriver Anzu¬
schlagen. Sie mußte zuerst nach Up^ktown gehen und dieses Hinderniß weg¬
schaffen, und dann am Uorkriver und Pamunkey bis White House hinaufrücken,
wo die Schifffahrt aufhört. Von diesem Punkte, wo man die Unterstützung
der Kanonenboote verlor, mußte man sodann an der Nvrkriver-Eisenbahn vor¬
dringen, einer Bahn, die glücklicher Weise ohne Brücken und deshalb schwer zu
unterbrechen war, aber durch ungesunde Gegenden lief, in denen sich einige
Meilen vor Richmond der Chikahominy als Hemmniß weiteren Vorrückens
befand. '

Das erste bedeutende Treffen fand am 5. Mai zwischen der Avantgarde
der Unionisten und einer Abtheilung des Feindes zu Williamsburg, das zweite
am 7. zwischen dem Corps von Franklin und einem andern Heerhaufen der
Cvnföderirten zu Breekhouse statt, wo jenes sich ausgeschifft hatte. Beide
wurden von General Johnston nur geliefert, um dem Gros seiner Truppen
Zeit zu verschaffen, sich ohne Aufenthalt in der Richtung von Richmond zu¬
sammenzuziehen.

Wir übergehen, um nicht durch zu viele Schlachtbilder zu ermüden, die
Mittheilungen des Verfassers unsres Aufsatzes über diese Gefechte und folgen
ihm erst wieder in seiner höchst anschaulichen Schilderung der nächsten Tage
nach dem Treffen bei Williamsburg.

„Am folgenden Tage war der Himmel wolkenlos. Die Luft hatte jene
Reinheit, welche in warmen Ländern auf Gewitter folgt, der Wald alle Frische
eines schönen Frühlingsmorgens. Ueberall eine lachende Landschaft, überall
schimmernde Blumen, neu für unsre europäischen Augen. Aber neben allem
diesem bildeten die Verwüstungen des Schlachtfeldes, der mit Todten, Ster¬
benden und Trümmern jeder Art bedeckte Boden einen trauervollen Contrast.
Während der Nacht hatten die Conföderirten ihre Schanzen geräumt, und wir
sahen die blauen Heersäulen ihres Fußvolks mit fliegenden Fahnen in Willi¬
amsburg einziehen, während hinter ihnen Pulvermagazine und verlassene Protz¬
kasten aufflogen. Bald nach ihnen zog unser Hauptquartier durch eine große
und schöne mit Akazien bepflanzte Straße in die Stadt. Alle Läden waren ge¬
schlossen, und die Mehrzahl der Einwohner war zwar dageblieben, hielt sich
aber innerhalb der Häuser und blickte hinter den Fenstern mit unruhiger und
düstrer Miene hervor. Nur die Neger waren vergnügt, und viele von ihnen
flüchteten, ihre Weiber und Kinder in kleinen Karren mit sich führend, in der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/433>, abgerufen am 29.05.2024.