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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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einem irländischen Bataillon bestehend, rückte fest wie eine Mauer vor in der
verwirrten Masse, die auf dein Schlachtfelde hin und herschwankte, und sie that
durch ihr Beispiel mehr als die mächtigsten Verstärkungen. Man hatte ungefähr
eine Meile Terrain, 15 Geschütze und das Lager der von General Casey com-
mandirten Division der Vorhut verloren, aber jetzt hielt man wacker Stand.
Man bildete eine Art Schlachtlinie quer durch den Wald in gerader Richtung
auf die Straße und die Eisenbahn, und hier widerstand man den wiederholten
Angriffen der feindlichen Massen. Man konnte auf der Linken nicht umgangen
werden, da sich hier der White Occk Swamp, ein unpassirbarer Sumpf hin¬
streckte, wohl aber konnte man auf der Rechten eingeschlossen werden.

In diesem Augenblick schwenkt wirklich eine starke Heersäule der Cow
föderirten nach dieser Seite ab. Gelingt es ihr, sich zwischen die Bottom-
Bridge und die Bundestruppen, die vor Savage-Station halten, einzuschieben,
so ist der ganze linke Flügel verloren. Er kann sich nicht zurückziehen und
muß der Ueberzahl unterliegen. Aber genau in diesem Moment, das heißt
gegen sechs Uhr Abends, betreten neue Acteurs die Bühne. General Summer,
dem es mit der Division Sedgwick gelungen, den Chikahominy auf der von
ihm erbauten Brücke zu überschreiten, und welcher als braver Soldat dem Ruf der
Kanonen nach quer durch den Wald marschirt ist, erscheint unerwartet aus der
linken Flanke der Colonne, und welcher der Feind sich bemüht Heintzelman.l
und Keys abzuschneiden. Er pflanzt aus einer Lichtung die mitgebrachte Bat¬
terie aus. Es sind nicht jene gezogenen Kanonen, die man kaltblütig aus
weiter Ferne aus unbedecktem Terrain abfeuert, es sind echte Schlachtgeschütze,
zwölfpfündige Haubitzen, die entweder ein großes rundes Projectil, welches
ricochettirt, oder eine Büchse Kartätschen schleudern. Das einfache und rasche
Feuer dieser Geschütze richtet in den Reihen der Gegner schreckliche Verwüstungen
an. Umsonst entsendet Johnston gegen diese Batterie seine besten Truppen,
die von Südcarolina. die Legion von Hampton unter andern, umsonst eilt er
selbst herbei; nichts kann die Föderalisten erschüttern, ja beim Einbruch der
Nacht stürzen diese sich sogar, von Summer in Person angeführt, mit dem
Bajonnet auf den Feind, werfen ihn wüthend zurück, richten ein entsetzliches
Blutbad unter ihm an und treiben ihn bis zur Station Fairvaks fort.

Die Nacht machte dem Kampf ein Ende. Auf beiden Seiten wußte man vom
Ausgang der Schlacht nur, was jeder mit seinen.eigenen Augen gesehen. Freunde
und Feinde, in den Wäldern verloren, die sie nicht kannten, legten sich unter
den Haufen von Todten und Verwundeten da zur Ruhe, wo'die Dunkelheit
sie überrascht hatte. Die Ermüdung, die diesem hartnäckigen Ringen folgte, und
ebenso die Finsterniß der Nacht gebot den Kämpfern einen jener stillschweigen¬
den Waffenstillstande, die im Kriege so häufig sind.

Offenbar hatte sich Johnston geschmeichelt, durch Hinwerfen aller seiner


Ärenjdote" IV. 1SS2. ^

einem irländischen Bataillon bestehend, rückte fest wie eine Mauer vor in der
verwirrten Masse, die auf dein Schlachtfelde hin und herschwankte, und sie that
durch ihr Beispiel mehr als die mächtigsten Verstärkungen. Man hatte ungefähr
eine Meile Terrain, 15 Geschütze und das Lager der von General Casey com-
mandirten Division der Vorhut verloren, aber jetzt hielt man wacker Stand.
Man bildete eine Art Schlachtlinie quer durch den Wald in gerader Richtung
auf die Straße und die Eisenbahn, und hier widerstand man den wiederholten
Angriffen der feindlichen Massen. Man konnte auf der Linken nicht umgangen
werden, da sich hier der White Occk Swamp, ein unpassirbarer Sumpf hin¬
streckte, wohl aber konnte man auf der Rechten eingeschlossen werden.

In diesem Augenblick schwenkt wirklich eine starke Heersäule der Cow
föderirten nach dieser Seite ab. Gelingt es ihr, sich zwischen die Bottom-
Bridge und die Bundestruppen, die vor Savage-Station halten, einzuschieben,
so ist der ganze linke Flügel verloren. Er kann sich nicht zurückziehen und
muß der Ueberzahl unterliegen. Aber genau in diesem Moment, das heißt
gegen sechs Uhr Abends, betreten neue Acteurs die Bühne. General Summer,
dem es mit der Division Sedgwick gelungen, den Chikahominy auf der von
ihm erbauten Brücke zu überschreiten, und welcher als braver Soldat dem Ruf der
Kanonen nach quer durch den Wald marschirt ist, erscheint unerwartet aus der
linken Flanke der Colonne, und welcher der Feind sich bemüht Heintzelman.l
und Keys abzuschneiden. Er pflanzt aus einer Lichtung die mitgebrachte Bat¬
terie aus. Es sind nicht jene gezogenen Kanonen, die man kaltblütig aus
weiter Ferne aus unbedecktem Terrain abfeuert, es sind echte Schlachtgeschütze,
zwölfpfündige Haubitzen, die entweder ein großes rundes Projectil, welches
ricochettirt, oder eine Büchse Kartätschen schleudern. Das einfache und rasche
Feuer dieser Geschütze richtet in den Reihen der Gegner schreckliche Verwüstungen
an. Umsonst entsendet Johnston gegen diese Batterie seine besten Truppen,
die von Südcarolina. die Legion von Hampton unter andern, umsonst eilt er
selbst herbei; nichts kann die Föderalisten erschüttern, ja beim Einbruch der
Nacht stürzen diese sich sogar, von Summer in Person angeführt, mit dem
Bajonnet auf den Feind, werfen ihn wüthend zurück, richten ein entsetzliches
Blutbad unter ihm an und treiben ihn bis zur Station Fairvaks fort.

Die Nacht machte dem Kampf ein Ende. Auf beiden Seiten wußte man vom
Ausgang der Schlacht nur, was jeder mit seinen.eigenen Augen gesehen. Freunde
und Feinde, in den Wäldern verloren, die sie nicht kannten, legten sich unter
den Haufen von Todten und Verwundeten da zur Ruhe, wo'die Dunkelheit
sie überrascht hatte. Die Ermüdung, die diesem hartnäckigen Ringen folgte, und
ebenso die Finsterniß der Nacht gebot den Kämpfern einen jener stillschweigen¬
den Waffenstillstande, die im Kriege so häufig sind.

Offenbar hatte sich Johnston geschmeichelt, durch Hinwerfen aller seiner


Ärenjdote» IV. 1SS2. ^
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/469>, abgerufen am 05.06.2024.