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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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beim platäischen Heratempel (wo man freilich auch weiter nichts als Obdach
und Bettstellen fand), so doch öffentliche Zelte und Buden den Fremden Un¬
terkommen gewährten. Es weist daraus nicht nur eine bestimmte Erwähnung
von einem Scholiasten zu Pindar hin, sondern auch Äelians Erzählung von
Platon, der zu Olympia mit ganz unbekannten Leuten in einem Zelte zusam¬
men wohnte und, ohne sich erkennen zu geben, dieselben durch seine Unterhal¬
tung so fesselte, daß sie ihn später in Athen besuchten., Sicher gab es in der
Attis auch Etablissements von spekulativen Wirthen, bei denen man neben dem
Logis auch die Kost mit erhalten konnte; aber die gebildete Classe Pflegte, wie
Lukian von denselben Einrichtungen beim Tempel der Aphrodite in Knidos
erwähnt, sie selten zu besuchen, und wer es machen konnte, brachte sein eigenes
Zelt mit. So hatte Alkibiades ein prächtiges, persisches Zelt, das ihm die
Ephesicr verehrten, während ihm Chios Opfervieh und Pferdefutter, Lesbos
Wein und Alles, was er zu seiner Tafel nöthig hatte, lieferte, und auch die
Gesandten des syrakufischen Tyrannen Dionys liehen eine Menge herrlicher
Zelte dort aufschlagen, die dann freilich von der über dessen Eitelkeit unwilligen
Menge geplündert und niedergerissen wurden. Schlimm mag es in der nachl
nach dem oben erwähnten Gefechte zwischen Eleern und Arkadiern um die
Jestversammlung gestanden haben, wo die Arkadier die Bäume des Hains un'b,
das Pfahlwerk der Zelte zur Berpallifadirung benutzten! Neben den Zelten,
die zum Wohnen dienten, gab es aber auch eine große Masse von Buden, in
denen Kaufleute ihre Waaren aufstellten, unter welchen Lebensmittel aller Art
und Schmucksachen die Hauptartikel bildeten. Daruni läßt Cicero den Pytha-
goras sagen, das Leben der Menschen scheine ihm der Messe zu gleichen, die
während der pomphaften Spiele und der zahlreichen Versammlung zu Olympia
gehalten würde. Einige kämen dahin, um für ihre wohlgeübten Leiber Ruhm
.und die Ehre des Kranzes zu holen, andere würden hingeführt wegen des
Erwerbs und Gewinns beim Kaufen und Verkäufen; endlich gäbe es dort noch
eine Classe und zwar eine sehr anständige, welche weder Beifall noch Gewinn
suchte, sondern nur des Schemens halber käme.

Die.Dauer des olympischen Festes wuchs allmälig mit der Ausdehnung
und Vermehrung der Wctttampsarten. So lange der einfache Wettlauf Sitte
war, genügte ein Tag vollkommen, um wenigstens die gymnischen Spiele zu
Vollenden. Später füllte die Feier mindestens fünf Tage aus, die auf den
elften bis funfzehn-ten Tag des heiligen Monats gefallen sein sollen. Außer
den Kampfspielen nahmen einen großen Theil dieser Zeit die Opferhandlungen,
die Prozessionen und die Opfer- und Sicgesmahle hinweg. Die Opfer waren
ursprünglich die Hauptsache, traten aber dann wegen des allgemein aus die
Spiele gerichteten Interesses sehr in den Hintergrund. Sie wurden theils von
den Theorem im Namen ganzer Staaten, theils von Privatleuten, besonders von


beim platäischen Heratempel (wo man freilich auch weiter nichts als Obdach
und Bettstellen fand), so doch öffentliche Zelte und Buden den Fremden Un¬
terkommen gewährten. Es weist daraus nicht nur eine bestimmte Erwähnung
von einem Scholiasten zu Pindar hin, sondern auch Äelians Erzählung von
Platon, der zu Olympia mit ganz unbekannten Leuten in einem Zelte zusam¬
men wohnte und, ohne sich erkennen zu geben, dieselben durch seine Unterhal¬
tung so fesselte, daß sie ihn später in Athen besuchten., Sicher gab es in der
Attis auch Etablissements von spekulativen Wirthen, bei denen man neben dem
Logis auch die Kost mit erhalten konnte; aber die gebildete Classe Pflegte, wie
Lukian von denselben Einrichtungen beim Tempel der Aphrodite in Knidos
erwähnt, sie selten zu besuchen, und wer es machen konnte, brachte sein eigenes
Zelt mit. So hatte Alkibiades ein prächtiges, persisches Zelt, das ihm die
Ephesicr verehrten, während ihm Chios Opfervieh und Pferdefutter, Lesbos
Wein und Alles, was er zu seiner Tafel nöthig hatte, lieferte, und auch die
Gesandten des syrakufischen Tyrannen Dionys liehen eine Menge herrlicher
Zelte dort aufschlagen, die dann freilich von der über dessen Eitelkeit unwilligen
Menge geplündert und niedergerissen wurden. Schlimm mag es in der nachl
nach dem oben erwähnten Gefechte zwischen Eleern und Arkadiern um die
Jestversammlung gestanden haben, wo die Arkadier die Bäume des Hains un'b,
das Pfahlwerk der Zelte zur Berpallifadirung benutzten! Neben den Zelten,
die zum Wohnen dienten, gab es aber auch eine große Masse von Buden, in
denen Kaufleute ihre Waaren aufstellten, unter welchen Lebensmittel aller Art
und Schmucksachen die Hauptartikel bildeten. Daruni läßt Cicero den Pytha-
goras sagen, das Leben der Menschen scheine ihm der Messe zu gleichen, die
während der pomphaften Spiele und der zahlreichen Versammlung zu Olympia
gehalten würde. Einige kämen dahin, um für ihre wohlgeübten Leiber Ruhm
.und die Ehre des Kranzes zu holen, andere würden hingeführt wegen des
Erwerbs und Gewinns beim Kaufen und Verkäufen; endlich gäbe es dort noch
eine Classe und zwar eine sehr anständige, welche weder Beifall noch Gewinn
suchte, sondern nur des Schemens halber käme.

Die.Dauer des olympischen Festes wuchs allmälig mit der Ausdehnung
und Vermehrung der Wctttampsarten. So lange der einfache Wettlauf Sitte
war, genügte ein Tag vollkommen, um wenigstens die gymnischen Spiele zu
Vollenden. Später füllte die Feier mindestens fünf Tage aus, die auf den
elften bis funfzehn-ten Tag des heiligen Monats gefallen sein sollen. Außer
den Kampfspielen nahmen einen großen Theil dieser Zeit die Opferhandlungen,
die Prozessionen und die Opfer- und Sicgesmahle hinweg. Die Opfer waren
ursprünglich die Hauptsache, traten aber dann wegen des allgemein aus die
Spiele gerichteten Interesses sehr in den Hintergrund. Sie wurden theils von
den Theorem im Namen ganzer Staaten, theils von Privatleuten, besonders von


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[0094] beim platäischen Heratempel (wo man freilich auch weiter nichts als Obdach und Bettstellen fand), so doch öffentliche Zelte und Buden den Fremden Un¬ terkommen gewährten. Es weist daraus nicht nur eine bestimmte Erwähnung von einem Scholiasten zu Pindar hin, sondern auch Äelians Erzählung von Platon, der zu Olympia mit ganz unbekannten Leuten in einem Zelte zusam¬ men wohnte und, ohne sich erkennen zu geben, dieselben durch seine Unterhal¬ tung so fesselte, daß sie ihn später in Athen besuchten., Sicher gab es in der Attis auch Etablissements von spekulativen Wirthen, bei denen man neben dem Logis auch die Kost mit erhalten konnte; aber die gebildete Classe Pflegte, wie Lukian von denselben Einrichtungen beim Tempel der Aphrodite in Knidos erwähnt, sie selten zu besuchen, und wer es machen konnte, brachte sein eigenes Zelt mit. So hatte Alkibiades ein prächtiges, persisches Zelt, das ihm die Ephesicr verehrten, während ihm Chios Opfervieh und Pferdefutter, Lesbos Wein und Alles, was er zu seiner Tafel nöthig hatte, lieferte, und auch die Gesandten des syrakufischen Tyrannen Dionys liehen eine Menge herrlicher Zelte dort aufschlagen, die dann freilich von der über dessen Eitelkeit unwilligen Menge geplündert und niedergerissen wurden. Schlimm mag es in der nachl nach dem oben erwähnten Gefechte zwischen Eleern und Arkadiern um die Jestversammlung gestanden haben, wo die Arkadier die Bäume des Hains un'b, das Pfahlwerk der Zelte zur Berpallifadirung benutzten! Neben den Zelten, die zum Wohnen dienten, gab es aber auch eine große Masse von Buden, in denen Kaufleute ihre Waaren aufstellten, unter welchen Lebensmittel aller Art und Schmucksachen die Hauptartikel bildeten. Daruni läßt Cicero den Pytha- goras sagen, das Leben der Menschen scheine ihm der Messe zu gleichen, die während der pomphaften Spiele und der zahlreichen Versammlung zu Olympia gehalten würde. Einige kämen dahin, um für ihre wohlgeübten Leiber Ruhm .und die Ehre des Kranzes zu holen, andere würden hingeführt wegen des Erwerbs und Gewinns beim Kaufen und Verkäufen; endlich gäbe es dort noch eine Classe und zwar eine sehr anständige, welche weder Beifall noch Gewinn suchte, sondern nur des Schemens halber käme. Die.Dauer des olympischen Festes wuchs allmälig mit der Ausdehnung und Vermehrung der Wctttampsarten. So lange der einfache Wettlauf Sitte war, genügte ein Tag vollkommen, um wenigstens die gymnischen Spiele zu Vollenden. Später füllte die Feier mindestens fünf Tage aus, die auf den elften bis funfzehn-ten Tag des heiligen Monats gefallen sein sollen. Außer den Kampfspielen nahmen einen großen Theil dieser Zeit die Opferhandlungen, die Prozessionen und die Opfer- und Sicgesmahle hinweg. Die Opfer waren ursprünglich die Hauptsache, traten aber dann wegen des allgemein aus die Spiele gerichteten Interesses sehr in den Hintergrund. Sie wurden theils von den Theorem im Namen ganzer Staaten, theils von Privatleuten, besonders von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/94>, abgerufen am 31.05.2024.