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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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auch aus seinen eigenen Mitteln Vieles zum Besten der Artillerie bei, und das
Verhältniß gestaltete sich noch günstiger, als er zum Mitregenten des Kaisers
Ferdinand -- wenn auch nicht dem Namen nach -- so doch factisch ernannt
wurde. Von erfahrenen und mitunter sehr intelligenten Offizieren umgeben
und deren Rath beachtend, wurde er vor Mißgriffen und schädlichen Neuerungen
bewahrt. Leider aber wurde er durch diese, allem Althergebrachten mit über¬
großer Vorliebe huldigenden Männer auch von allen nützlichen Reformen zurück¬
gehalten. Und so blieb ziemlich Alles bis zum Jahre 1848 beim Alten.
Denn die etwas gefälligere Außenseite der Geschütze, einige unbedeutende Aen¬
derungen an den Lasteten und bei der Erzeugung der Munition, und eine
zweimalige Umgestaltung der Adjüstirung der Artillerie können doch nicht in Be¬
tracht gezogen werden.

Die östreichische Artillerie stand also beim Beginn der Kämpfe des Jah¬
res 1848 beinahe noch auf demselben Fuße, wie im Jahre 1815, ja vielleicht
wie beim Anfange der französischen Revolutionskriege. Ihr Verhältniß gegen¬
über der Artillerie anderer Staaten aber war ein minder günstiges geworden.
Denn die Letzteren hatten ihr Material bedeutend vermehrt und den Fort¬
schritten der technischen Wissenschaften Rechnung getragen, was -- wie erwähnt -
in Oestreich nickt der Fall gewesen war. Und in Bezug auf das Personal lag
bei der östreichischen Artillerie wenigstens darin ein bedeutender Nachtheil, daß
alle Generale und die meisten Stabsoffiziere und Hauptleute lebensmüde, hin¬
fällige Greise waren und daß auf die Möglichkeit einer rasch zu bewirkenden
Erhöhung des Standes der Artillerie keine Vorsorge getroffen worden war.
Es gab Infanterie-, aber keine Artillerie-Landwehren oder Reserven. Waren
also die Mannschaften der im Frieden und Kriege gleich starken Regimenter ver¬
braucht, so war kein Ersatz derselben vorhanden.

Es dürfte hier am Orte sein, eine kurze Skizze der Organisation, der
dienstlichen und socialen Verhältnisse der östreichischen Artillerie zu jener Zeit
zu geben, um so mehr, da diese Darstellung für einen Zeitraum von mehr als
fünfzig Jahren -- natürlich mit Ausnahme der wechselnden Zahl und Stärke
der einzelnen Regimenter -- anwendbar ist und nur dadurch die allmälige Ent¬
wicklung der gegenwärtigen Zustände begreiflich wird.

Die Zahl der Artillerieregimenter betrug, wie schon erwähnt, bei Cvllore-
dos Tode fünf und blieb bis zum Jahre 1854 ungeändert. Jedes Regiment
bestand aus dem Stäbe und aus achzchn Compagnien. Der Stand der Com¬
pagnien war für den Friedens- und Kriegsfuß mit 205 Köpfen normirt, doch
konnten im Frieden 45 Mann mit zweijährigem Urlaub in die Heimat geschickt
werden. Es war diese eigenthümliche Art der Beurlaubung eine der Artillerie
Zugestandene besondere Begünstigung. Der Mann wußte, daß er nur im Falle
eines Krieges einberufen würde, konnte also eher sein Handwerk wieder aus-


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auch aus seinen eigenen Mitteln Vieles zum Besten der Artillerie bei, und das
Verhältniß gestaltete sich noch günstiger, als er zum Mitregenten des Kaisers
Ferdinand — wenn auch nicht dem Namen nach — so doch factisch ernannt
wurde. Von erfahrenen und mitunter sehr intelligenten Offizieren umgeben
und deren Rath beachtend, wurde er vor Mißgriffen und schädlichen Neuerungen
bewahrt. Leider aber wurde er durch diese, allem Althergebrachten mit über¬
großer Vorliebe huldigenden Männer auch von allen nützlichen Reformen zurück¬
gehalten. Und so blieb ziemlich Alles bis zum Jahre 1848 beim Alten.
Denn die etwas gefälligere Außenseite der Geschütze, einige unbedeutende Aen¬
derungen an den Lasteten und bei der Erzeugung der Munition, und eine
zweimalige Umgestaltung der Adjüstirung der Artillerie können doch nicht in Be¬
tracht gezogen werden.

Die östreichische Artillerie stand also beim Beginn der Kämpfe des Jah¬
res 1848 beinahe noch auf demselben Fuße, wie im Jahre 1815, ja vielleicht
wie beim Anfange der französischen Revolutionskriege. Ihr Verhältniß gegen¬
über der Artillerie anderer Staaten aber war ein minder günstiges geworden.
Denn die Letzteren hatten ihr Material bedeutend vermehrt und den Fort¬
schritten der technischen Wissenschaften Rechnung getragen, was — wie erwähnt -
in Oestreich nickt der Fall gewesen war. Und in Bezug auf das Personal lag
bei der östreichischen Artillerie wenigstens darin ein bedeutender Nachtheil, daß
alle Generale und die meisten Stabsoffiziere und Hauptleute lebensmüde, hin¬
fällige Greise waren und daß auf die Möglichkeit einer rasch zu bewirkenden
Erhöhung des Standes der Artillerie keine Vorsorge getroffen worden war.
Es gab Infanterie-, aber keine Artillerie-Landwehren oder Reserven. Waren
also die Mannschaften der im Frieden und Kriege gleich starken Regimenter ver¬
braucht, so war kein Ersatz derselben vorhanden.

Es dürfte hier am Orte sein, eine kurze Skizze der Organisation, der
dienstlichen und socialen Verhältnisse der östreichischen Artillerie zu jener Zeit
zu geben, um so mehr, da diese Darstellung für einen Zeitraum von mehr als
fünfzig Jahren — natürlich mit Ausnahme der wechselnden Zahl und Stärke
der einzelnen Regimenter — anwendbar ist und nur dadurch die allmälige Ent¬
wicklung der gegenwärtigen Zustände begreiflich wird.

Die Zahl der Artillerieregimenter betrug, wie schon erwähnt, bei Cvllore-
dos Tode fünf und blieb bis zum Jahre 1854 ungeändert. Jedes Regiment
bestand aus dem Stäbe und aus achzchn Compagnien. Der Stand der Com¬
pagnien war für den Friedens- und Kriegsfuß mit 205 Köpfen normirt, doch
konnten im Frieden 45 Mann mit zweijährigem Urlaub in die Heimat geschickt
werden. Es war diese eigenthümliche Art der Beurlaubung eine der Artillerie
Zugestandene besondere Begünstigung. Der Mann wußte, daß er nur im Falle
eines Krieges einberufen würde, konnte also eher sein Handwerk wieder aus-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/111>, abgerufen am 16.05.2024.