Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Districte dos bisherige" Herzogthums Warschau in ihre uralten Verhältnisse
zurückgeführt habe, bin Ich bedacht gewesen, auch Eure Verhältnisse fest¬
zusetzen. Auch Ihr habt ein Vaterland und mit ihm einen Beweis Meiner
Achtung für Eure Anhänglichkeit an dasselbe erhalten,

Ihr werdei Meiner Monarchie einverleibt, ol'ne Eure Nationalität
verläugnen zu dürfen.

Ihr werdet an der Constitution Theil nehmen, welche Ich Meinen Unter¬
thanen zu gewähren beabsichtige, und Ihr werdet, wie die übrigen Pro¬
vinzen Meines Reichs eine provinzielle Verfassung erhalten. Eure Reli¬
gion soll aufrecht erhalten und zu einer standesmäßigen Dotirung ihrer Diener
gewirkt werden.

Eure persönlichen Rechte und Euer Eigenthum kehren wieder unter den
Schutz der Gesetze zurück, zu deren Berathung Ihr künftig zugezogen wer¬
den sollt.

Eure Sprache soll neben (poln, hieß es od"K, an der Seite) der deutschen
in allen öffentlichen Verhandlungen gebraucht werden, und Jedem unter Euch
soll nach Maßgabe seiner Fähigkeiten der Zutritt zu den öffentlichen
Aemtern des Großherzogthums. sowie zu allen Aemtern, Ehren und Würden
Meines Reiches offen stehen.

Mein unter Euch geborner Statthalter (es ist eine bestimmte Person, der
Fürst Nadziwill, gemeint) wird unter Euch residiren. Er wird Mich mit Euren
Wünschen und Bedürfnissen, und Euch mit den Absichten Meiner Regierung
bekannt machen.

Euer Mitbürger, Mein Oberpräsident (wieder ist von einem schon bekannten
Manne, Zerboni, die Rede) wird das Großherzogthum nach den von Mir
erhaltenen Anweisungen organisiren und bis zur vollendeten Organisation in
allen Zweigen verwalten. Er wird bei dieser Gelegenheit von den sich unter
Euch gebildeten Geschäftsmännern den Gebrauch machen, zu dem sie ihre Kennt¬
nisse und Euer Vertrauen eignen.

Nach vollendeter Organisation werben die allgemein vorgeschriebnen Rcssort-
verhältnisse eintreten. Es ist Mein ernstlicher Wille, daß das Vergangene einer
völligen Vergessenheit übergeben werde. Meine ausschließliche Fürsorge gehört
der Zukunft. In ihr hoffe ich die Mittel zu finden, das über seine Kräfte
angestrengte tief erschöpfte Land noch einmal auf den Weg zu seinem Wohl¬
stande zurückzuführen.

Wichtige Erfahrungen haben Euch gereift. Ich hoffe auf Eure Anerken¬
nung rechnen zu dürfen.


Friedrich Wilhelm.

Es findet sich in der Proclamation allerdings eine Verheißung, die ber


Districte dos bisherige» Herzogthums Warschau in ihre uralten Verhältnisse
zurückgeführt habe, bin Ich bedacht gewesen, auch Eure Verhältnisse fest¬
zusetzen. Auch Ihr habt ein Vaterland und mit ihm einen Beweis Meiner
Achtung für Eure Anhänglichkeit an dasselbe erhalten,

Ihr werdei Meiner Monarchie einverleibt, ol'ne Eure Nationalität
verläugnen zu dürfen.

Ihr werdet an der Constitution Theil nehmen, welche Ich Meinen Unter¬
thanen zu gewähren beabsichtige, und Ihr werdet, wie die übrigen Pro¬
vinzen Meines Reichs eine provinzielle Verfassung erhalten. Eure Reli¬
gion soll aufrecht erhalten und zu einer standesmäßigen Dotirung ihrer Diener
gewirkt werden.

Eure persönlichen Rechte und Euer Eigenthum kehren wieder unter den
Schutz der Gesetze zurück, zu deren Berathung Ihr künftig zugezogen wer¬
den sollt.

Eure Sprache soll neben (poln, hieß es od»K, an der Seite) der deutschen
in allen öffentlichen Verhandlungen gebraucht werden, und Jedem unter Euch
soll nach Maßgabe seiner Fähigkeiten der Zutritt zu den öffentlichen
Aemtern des Großherzogthums. sowie zu allen Aemtern, Ehren und Würden
Meines Reiches offen stehen.

Mein unter Euch geborner Statthalter (es ist eine bestimmte Person, der
Fürst Nadziwill, gemeint) wird unter Euch residiren. Er wird Mich mit Euren
Wünschen und Bedürfnissen, und Euch mit den Absichten Meiner Regierung
bekannt machen.

Euer Mitbürger, Mein Oberpräsident (wieder ist von einem schon bekannten
Manne, Zerboni, die Rede) wird das Großherzogthum nach den von Mir
erhaltenen Anweisungen organisiren und bis zur vollendeten Organisation in
allen Zweigen verwalten. Er wird bei dieser Gelegenheit von den sich unter
Euch gebildeten Geschäftsmännern den Gebrauch machen, zu dem sie ihre Kennt¬
nisse und Euer Vertrauen eignen.

Nach vollendeter Organisation werben die allgemein vorgeschriebnen Rcssort-
verhältnisse eintreten. Es ist Mein ernstlicher Wille, daß das Vergangene einer
völligen Vergessenheit übergeben werde. Meine ausschließliche Fürsorge gehört
der Zukunft. In ihr hoffe ich die Mittel zu finden, das über seine Kräfte
angestrengte tief erschöpfte Land noch einmal auf den Weg zu seinem Wohl¬
stande zurückzuführen.

Wichtige Erfahrungen haben Euch gereift. Ich hoffe auf Eure Anerken¬
nung rechnen zu dürfen.


Friedrich Wilhelm.

Es findet sich in der Proclamation allerdings eine Verheißung, die ber


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0374" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187868"/>
            <p xml:id="ID_1365" prev="#ID_1364"> Districte dos bisherige» Herzogthums Warschau in ihre uralten Verhältnisse<lb/>
zurückgeführt habe, bin Ich bedacht gewesen, auch Eure Verhältnisse fest¬<lb/>
zusetzen. Auch Ihr habt ein Vaterland und mit ihm einen Beweis Meiner<lb/>
Achtung für Eure Anhänglichkeit an dasselbe erhalten,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1366"> Ihr werdei Meiner Monarchie einverleibt, ol'ne Eure Nationalität<lb/>
verläugnen zu dürfen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1367"> Ihr werdet an der Constitution Theil nehmen, welche Ich Meinen Unter¬<lb/>
thanen zu gewähren beabsichtige, und Ihr werdet, wie die übrigen Pro¬<lb/>
vinzen Meines Reichs eine provinzielle Verfassung erhalten. Eure Reli¬<lb/>
gion soll aufrecht erhalten und zu einer standesmäßigen Dotirung ihrer Diener<lb/>
gewirkt werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1368"> Eure persönlichen Rechte und Euer Eigenthum kehren wieder unter den<lb/>
Schutz der Gesetze zurück, zu deren Berathung Ihr künftig zugezogen wer¬<lb/>
den sollt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1369"> Eure Sprache soll neben (poln, hieß es od»K, an der Seite) der deutschen<lb/>
in allen öffentlichen Verhandlungen gebraucht werden, und Jedem unter Euch<lb/>
soll nach Maßgabe seiner Fähigkeiten der Zutritt zu den öffentlichen<lb/>
Aemtern des Großherzogthums. sowie zu allen Aemtern, Ehren und Würden<lb/>
Meines Reiches offen stehen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1370"> Mein unter Euch geborner Statthalter (es ist eine bestimmte Person, der<lb/>
Fürst Nadziwill, gemeint) wird unter Euch residiren. Er wird Mich mit Euren<lb/>
Wünschen und Bedürfnissen, und Euch mit den Absichten Meiner Regierung<lb/>
bekannt machen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1371"> Euer Mitbürger, Mein Oberpräsident (wieder ist von einem schon bekannten<lb/>
Manne, Zerboni, die Rede) wird das Großherzogthum nach den von Mir<lb/>
erhaltenen Anweisungen organisiren und bis zur vollendeten Organisation in<lb/>
allen Zweigen verwalten. Er wird bei dieser Gelegenheit von den sich unter<lb/>
Euch gebildeten Geschäftsmännern den Gebrauch machen, zu dem sie ihre Kennt¬<lb/>
nisse und Euer Vertrauen eignen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1372"> Nach vollendeter Organisation werben die allgemein vorgeschriebnen Rcssort-<lb/>
verhältnisse eintreten. Es ist Mein ernstlicher Wille, daß das Vergangene einer<lb/>
völligen Vergessenheit übergeben werde. Meine ausschließliche Fürsorge gehört<lb/>
der Zukunft. In ihr hoffe ich die Mittel zu finden, das über seine Kräfte<lb/>
angestrengte tief erschöpfte Land noch einmal auf den Weg zu seinem Wohl¬<lb/>
stande zurückzuführen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1373"> Wichtige Erfahrungen haben Euch gereift. Ich hoffe auf Eure Anerken¬<lb/>
nung rechnen zu dürfen.</p><lb/>
            <note type="bibl"> Friedrich Wilhelm.</note><lb/>
            <p xml:id="ID_1374" next="#ID_1375"> Es findet sich in der Proclamation allerdings eine Verheißung, die ber</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0374] Districte dos bisherige» Herzogthums Warschau in ihre uralten Verhältnisse zurückgeführt habe, bin Ich bedacht gewesen, auch Eure Verhältnisse fest¬ zusetzen. Auch Ihr habt ein Vaterland und mit ihm einen Beweis Meiner Achtung für Eure Anhänglichkeit an dasselbe erhalten, Ihr werdei Meiner Monarchie einverleibt, ol'ne Eure Nationalität verläugnen zu dürfen. Ihr werdet an der Constitution Theil nehmen, welche Ich Meinen Unter¬ thanen zu gewähren beabsichtige, und Ihr werdet, wie die übrigen Pro¬ vinzen Meines Reichs eine provinzielle Verfassung erhalten. Eure Reli¬ gion soll aufrecht erhalten und zu einer standesmäßigen Dotirung ihrer Diener gewirkt werden. Eure persönlichen Rechte und Euer Eigenthum kehren wieder unter den Schutz der Gesetze zurück, zu deren Berathung Ihr künftig zugezogen wer¬ den sollt. Eure Sprache soll neben (poln, hieß es od»K, an der Seite) der deutschen in allen öffentlichen Verhandlungen gebraucht werden, und Jedem unter Euch soll nach Maßgabe seiner Fähigkeiten der Zutritt zu den öffentlichen Aemtern des Großherzogthums. sowie zu allen Aemtern, Ehren und Würden Meines Reiches offen stehen. Mein unter Euch geborner Statthalter (es ist eine bestimmte Person, der Fürst Nadziwill, gemeint) wird unter Euch residiren. Er wird Mich mit Euren Wünschen und Bedürfnissen, und Euch mit den Absichten Meiner Regierung bekannt machen. Euer Mitbürger, Mein Oberpräsident (wieder ist von einem schon bekannten Manne, Zerboni, die Rede) wird das Großherzogthum nach den von Mir erhaltenen Anweisungen organisiren und bis zur vollendeten Organisation in allen Zweigen verwalten. Er wird bei dieser Gelegenheit von den sich unter Euch gebildeten Geschäftsmännern den Gebrauch machen, zu dem sie ihre Kennt¬ nisse und Euer Vertrauen eignen. Nach vollendeter Organisation werben die allgemein vorgeschriebnen Rcssort- verhältnisse eintreten. Es ist Mein ernstlicher Wille, daß das Vergangene einer völligen Vergessenheit übergeben werde. Meine ausschließliche Fürsorge gehört der Zukunft. In ihr hoffe ich die Mittel zu finden, das über seine Kräfte angestrengte tief erschöpfte Land noch einmal auf den Weg zu seinem Wohl¬ stande zurückzuführen. Wichtige Erfahrungen haben Euch gereift. Ich hoffe auf Eure Anerken¬ nung rechnen zu dürfen. Friedrich Wilhelm. Es findet sich in der Proclamation allerdings eine Verheißung, die ber

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/374
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/374>, abgerufen am 28.05.2024.