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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Wenn ich beim Regiment anlange, lasse ich es Bewegungen ausführen;
ich gehe langsam alle Reihen hinunter und spreche mit allen Hauptleuten.
Wenn ich vor denen stehe, deren Namen ich behalten habe, so nenne ich sie.
ebenso die Lieutnants und Sergeanten'). Das gibt mir einen eigenthümlichen
Anstrich von Gedächtniß und Nachdenken."

Sollte nun freilich ein solcher königlicher Schauspieler bei der Ausführung
dieses Kunststücks zu seiner Überraschung die fatale Entdeckung machen, daß,
wenn man blos den Namen und nicht auch Aeußerlichkeiten einer Person
kennt, man nicht im Stande ist, sie ohne Weiteres in der Truppe zu erkennen
und mit Namen anzureden, so würden wir ihm rathen, sich an Herrn Acton
deshalb zu wenden, der auch noch weiß, daß später Napoleon diesen Kniff
nachgeahmt habe.

Je gleichgiltiger der schlauköpsige Fürst der NgMees gegen alle Religion ist,
desto klarer wird es ihm, daß er den Religionsparteien der Lutheraner Refor-
mirten und Katholiken gegenüber den Plan fassen muß, eine neue positive Re¬
ligion, einen neuen Cultus zu stiften. Er wird sich daher Jemand aussuchen, der
sich bereit finden läßt, eine neue Religion zu predigen, und es demselben überlassen,
sich sein Religionssystem selbst auszudenken. Die Hauptsache ist, daß er das¬
selbe predigt. Unser König stellt sich nun, als wenn er den neuen Messias
verfolgen will, nach und nach thut er aber, als wenn er von der Wahrheit der
neuen Lehre überzeugt sei, wird der eifrigste Bekenner derselben und begünstigt
nun den neuen Messias auf alle Weise. Er entschließt sich daher auch ein
Concil zu berufen, bestehend aus Einem Geistlichen jeder Religionspartci. und
zwei Rittergutsbesitzern und zwei Abgeordneten vom dritten Stande aus jeder
Provinz, und damit das Problem des Verhältnisses von Kirche und Staat zur
Lösung komme, übernimmt er selbst den Vorsitz in diesem Concil.

In der innern Verwaltung muß ein solcher Mann die Bevölkerungs-
pvlitik für das Wesentlichste halten und daher suchen, weniger die Ehen, als die
Liederlichkeit der jungen Mädchen zu befördern. Um diesen landesväterlichen
Zweck zu erreichen, gibt er den unehelichen Kindern in seiner Armee den Vor¬
zug vor den ehelichen.

Sieht sich der Held der Natinves dann den Schwierigkeiten der auswärtigen
Politik gegenüber, so nimmt er an, es sei das Beste, solche Leute zu Ge-



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wie oben angegeben, übersetzt.
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Wenn ich beim Regiment anlange, lasse ich es Bewegungen ausführen;
ich gehe langsam alle Reihen hinunter und spreche mit allen Hauptleuten.
Wenn ich vor denen stehe, deren Namen ich behalten habe, so nenne ich sie.
ebenso die Lieutnants und Sergeanten'). Das gibt mir einen eigenthümlichen
Anstrich von Gedächtniß und Nachdenken."

Sollte nun freilich ein solcher königlicher Schauspieler bei der Ausführung
dieses Kunststücks zu seiner Überraschung die fatale Entdeckung machen, daß,
wenn man blos den Namen und nicht auch Aeußerlichkeiten einer Person
kennt, man nicht im Stande ist, sie ohne Weiteres in der Truppe zu erkennen
und mit Namen anzureden, so würden wir ihm rathen, sich an Herrn Acton
deshalb zu wenden, der auch noch weiß, daß später Napoleon diesen Kniff
nachgeahmt habe.

Je gleichgiltiger der schlauköpsige Fürst der NgMees gegen alle Religion ist,
desto klarer wird es ihm, daß er den Religionsparteien der Lutheraner Refor-
mirten und Katholiken gegenüber den Plan fassen muß, eine neue positive Re¬
ligion, einen neuen Cultus zu stiften. Er wird sich daher Jemand aussuchen, der
sich bereit finden läßt, eine neue Religion zu predigen, und es demselben überlassen,
sich sein Religionssystem selbst auszudenken. Die Hauptsache ist, daß er das¬
selbe predigt. Unser König stellt sich nun, als wenn er den neuen Messias
verfolgen will, nach und nach thut er aber, als wenn er von der Wahrheit der
neuen Lehre überzeugt sei, wird der eifrigste Bekenner derselben und begünstigt
nun den neuen Messias auf alle Weise. Er entschließt sich daher auch ein
Concil zu berufen, bestehend aus Einem Geistlichen jeder Religionspartci. und
zwei Rittergutsbesitzern und zwei Abgeordneten vom dritten Stande aus jeder
Provinz, und damit das Problem des Verhältnisses von Kirche und Staat zur
Lösung komme, übernimmt er selbst den Vorsitz in diesem Concil.

In der innern Verwaltung muß ein solcher Mann die Bevölkerungs-
pvlitik für das Wesentlichste halten und daher suchen, weniger die Ehen, als die
Liederlichkeit der jungen Mädchen zu befördern. Um diesen landesväterlichen
Zweck zu erreichen, gibt er den unehelichen Kindern in seiner Armee den Vor¬
zug vor den ehelichen.

Sieht sich der Held der Natinves dann den Schwierigkeiten der auswärtigen
Politik gegenüber, so nimmt er an, es sei das Beste, solche Leute zu Ge-



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wie oben angegeben, übersetzt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/511>, abgerufen am 14.05.2024.