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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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die Höhe zustürmten. Ein großer Haufe kam über Bernards Fiats vor dem
Abhang, welche den Lesern als Lech Hill bekannt ist, und erstieg Maryes Heights
von hinten; eine andere Colonne eilte auf dem Knüppeldamm hin und siel
über die Vertheidiger her, bevor wirksamer Widerstand möglich war. Die
Mississippier wehrten sich tapfer und unerschrocken, bis ihre Munition erschöpft
und ihnen der Rückzug abgeschnitten war. Die beiden Regimenter wurden von
den Unionisten zu Gefangenen gemacht und zugleich fielen fünf Kanonen der
Washington-Artillerie und zwei von Parlers Batterie in ihre Hände, so viel ich
weiß die einzigen Geschütze, welche sie während ihres Aufenthalts südlich vom
Rappahannock erbeuteten. Nach der Wegnahme von Maryes Heights und Lech
Hill zog General Earley sich zwei Meilen von der ersten Hügelreihe zurück,
wobei er vom Feinde kaum verfolgt wurde, indem dieser innehielt, als er ihn
und Granaten zu bewerfen anfing.

Die Nachricht hiervon gelangte ohne Verzug zu General Lee. Sofort
entsendete er Mac Laws Division nach Fredericksburg. Inzwischen strömten
die 20,000 Yankees, berauscht von dem Bewußtsein der erstaunlichen Tapferkeit,
mit der sie auf Maryes Heights zwei Regimenter der Gegner überwältigt, auf
dem Knüppeldamm gegen Lech Rücken hin. In einem der Häuser bei Fredericks¬
burg fand einer ihrer Offiziere ein Zeitungsblatt aus Richmond. Nachdem er
hineingeblickt, sagte er mit spöttisch verächtlichem Lächeln: "Sie meinen wir
verstehen uns nicht zu schlagen." Fünf oder sechs Stunden später kehrten dieser
selbe Offizier und viele seiner Kameraden verdrießlich, niedergeschlagen und ent-
muthigt zurück. Vier Meilen von, da waren die Uankees bei Sälen Church
auf Mac Laws Division gestoßen und sofort kläglich in die Flucht geschlagen
worden. Zu Chancellorsville hatten sich die Unionisten, obwohl sie der glühenden
Begeisterung und dem feurigen Schlachtenmuth der Conföderirten nicht gewachsen
waren, keineswegs unrühmlich geschlagen. Bei Sälen Church zeigte das Corps,
welches unter General Sedgwick focht, kaum etwas von Muth. Weder ihre
große Ueberzahl, noch ihr Ueberfluß an Artillerie, noch die Schmeicheleien
ihrer Offiziere bewogen diesen Theil des unionistischen Heeres, welches sich
rühmte, "tlo nuche arm^ o" ters rMinzt" zu sein, zu einer rühmlichen An¬
strengung.

Am Montag kämpfte man nur in der Umgebung von Fredericksburg. In der
Frühe schon griff General Earley die Maryes Heights an und nahm sie mit
lächerlich wenig Anstrengung, wobei ihm, wenn ich nicht irre, zwei schöne gezogene
Kanonen in die Hände sielen. Earley rückte dann mit seinen Streitkräften nach
dem Flusse hin und schnitt den vor Mac Law zurückweichenden Unionisten den
Rückzug auf Fredericksburg ab. Unglücklicherweise wurde seine Anweisung an
Mac Law, die Unionisten kräftig zu drängen, nicht befolgt. Mac Law wartete
Verstärkung von Anderson ab und versäumte damit die gute Gelegenheit, jene


die Höhe zustürmten. Ein großer Haufe kam über Bernards Fiats vor dem
Abhang, welche den Lesern als Lech Hill bekannt ist, und erstieg Maryes Heights
von hinten; eine andere Colonne eilte auf dem Knüppeldamm hin und siel
über die Vertheidiger her, bevor wirksamer Widerstand möglich war. Die
Mississippier wehrten sich tapfer und unerschrocken, bis ihre Munition erschöpft
und ihnen der Rückzug abgeschnitten war. Die beiden Regimenter wurden von
den Unionisten zu Gefangenen gemacht und zugleich fielen fünf Kanonen der
Washington-Artillerie und zwei von Parlers Batterie in ihre Hände, so viel ich
weiß die einzigen Geschütze, welche sie während ihres Aufenthalts südlich vom
Rappahannock erbeuteten. Nach der Wegnahme von Maryes Heights und Lech
Hill zog General Earley sich zwei Meilen von der ersten Hügelreihe zurück,
wobei er vom Feinde kaum verfolgt wurde, indem dieser innehielt, als er ihn
und Granaten zu bewerfen anfing.

Die Nachricht hiervon gelangte ohne Verzug zu General Lee. Sofort
entsendete er Mac Laws Division nach Fredericksburg. Inzwischen strömten
die 20,000 Yankees, berauscht von dem Bewußtsein der erstaunlichen Tapferkeit,
mit der sie auf Maryes Heights zwei Regimenter der Gegner überwältigt, auf
dem Knüppeldamm gegen Lech Rücken hin. In einem der Häuser bei Fredericks¬
burg fand einer ihrer Offiziere ein Zeitungsblatt aus Richmond. Nachdem er
hineingeblickt, sagte er mit spöttisch verächtlichem Lächeln: „Sie meinen wir
verstehen uns nicht zu schlagen." Fünf oder sechs Stunden später kehrten dieser
selbe Offizier und viele seiner Kameraden verdrießlich, niedergeschlagen und ent-
muthigt zurück. Vier Meilen von, da waren die Uankees bei Sälen Church
auf Mac Laws Division gestoßen und sofort kläglich in die Flucht geschlagen
worden. Zu Chancellorsville hatten sich die Unionisten, obwohl sie der glühenden
Begeisterung und dem feurigen Schlachtenmuth der Conföderirten nicht gewachsen
waren, keineswegs unrühmlich geschlagen. Bei Sälen Church zeigte das Corps,
welches unter General Sedgwick focht, kaum etwas von Muth. Weder ihre
große Ueberzahl, noch ihr Ueberfluß an Artillerie, noch die Schmeicheleien
ihrer Offiziere bewogen diesen Theil des unionistischen Heeres, welches sich
rühmte, „tlo nuche arm^ o» ters rMinzt" zu sein, zu einer rühmlichen An¬
strengung.

Am Montag kämpfte man nur in der Umgebung von Fredericksburg. In der
Frühe schon griff General Earley die Maryes Heights an und nahm sie mit
lächerlich wenig Anstrengung, wobei ihm, wenn ich nicht irre, zwei schöne gezogene
Kanonen in die Hände sielen. Earley rückte dann mit seinen Streitkräften nach
dem Flusse hin und schnitt den vor Mac Law zurückweichenden Unionisten den
Rückzug auf Fredericksburg ab. Unglücklicherweise wurde seine Anweisung an
Mac Law, die Unionisten kräftig zu drängen, nicht befolgt. Mac Law wartete
Verstärkung von Anderson ab und versäumte damit die gute Gelegenheit, jene


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[0507] die Höhe zustürmten. Ein großer Haufe kam über Bernards Fiats vor dem Abhang, welche den Lesern als Lech Hill bekannt ist, und erstieg Maryes Heights von hinten; eine andere Colonne eilte auf dem Knüppeldamm hin und siel über die Vertheidiger her, bevor wirksamer Widerstand möglich war. Die Mississippier wehrten sich tapfer und unerschrocken, bis ihre Munition erschöpft und ihnen der Rückzug abgeschnitten war. Die beiden Regimenter wurden von den Unionisten zu Gefangenen gemacht und zugleich fielen fünf Kanonen der Washington-Artillerie und zwei von Parlers Batterie in ihre Hände, so viel ich weiß die einzigen Geschütze, welche sie während ihres Aufenthalts südlich vom Rappahannock erbeuteten. Nach der Wegnahme von Maryes Heights und Lech Hill zog General Earley sich zwei Meilen von der ersten Hügelreihe zurück, wobei er vom Feinde kaum verfolgt wurde, indem dieser innehielt, als er ihn und Granaten zu bewerfen anfing. Die Nachricht hiervon gelangte ohne Verzug zu General Lee. Sofort entsendete er Mac Laws Division nach Fredericksburg. Inzwischen strömten die 20,000 Yankees, berauscht von dem Bewußtsein der erstaunlichen Tapferkeit, mit der sie auf Maryes Heights zwei Regimenter der Gegner überwältigt, auf dem Knüppeldamm gegen Lech Rücken hin. In einem der Häuser bei Fredericks¬ burg fand einer ihrer Offiziere ein Zeitungsblatt aus Richmond. Nachdem er hineingeblickt, sagte er mit spöttisch verächtlichem Lächeln: „Sie meinen wir verstehen uns nicht zu schlagen." Fünf oder sechs Stunden später kehrten dieser selbe Offizier und viele seiner Kameraden verdrießlich, niedergeschlagen und ent- muthigt zurück. Vier Meilen von, da waren die Uankees bei Sälen Church auf Mac Laws Division gestoßen und sofort kläglich in die Flucht geschlagen worden. Zu Chancellorsville hatten sich die Unionisten, obwohl sie der glühenden Begeisterung und dem feurigen Schlachtenmuth der Conföderirten nicht gewachsen waren, keineswegs unrühmlich geschlagen. Bei Sälen Church zeigte das Corps, welches unter General Sedgwick focht, kaum etwas von Muth. Weder ihre große Ueberzahl, noch ihr Ueberfluß an Artillerie, noch die Schmeicheleien ihrer Offiziere bewogen diesen Theil des unionistischen Heeres, welches sich rühmte, „tlo nuche arm^ o» ters rMinzt" zu sein, zu einer rühmlichen An¬ strengung. Am Montag kämpfte man nur in der Umgebung von Fredericksburg. In der Frühe schon griff General Earley die Maryes Heights an und nahm sie mit lächerlich wenig Anstrengung, wobei ihm, wenn ich nicht irre, zwei schöne gezogene Kanonen in die Hände sielen. Earley rückte dann mit seinen Streitkräften nach dem Flusse hin und schnitt den vor Mac Law zurückweichenden Unionisten den Rückzug auf Fredericksburg ab. Unglücklicherweise wurde seine Anweisung an Mac Law, die Unionisten kräftig zu drängen, nicht befolgt. Mac Law wartete Verstärkung von Anderson ab und versäumte damit die gute Gelegenheit, jene

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/507>, abgerufen am 11.06.2024.