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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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die sich hervorthun, sind Johann der Erste im vierzehnten und Georg Ludwig im
sechzehnten Jahrhundert; jener in Diensten Kaiser Karls des Vierten, dieser in denen
Rudolphs des Zweiten. Georg Ludwig stirbt 1705 und mit ihm erlischt das Haus;
die Grafschaft fällt beim ans Reich und wird im Frieden von Baden der bayrischen
Krone gewidmet. Wichtiger als die Hauptsache sind die Beiträge zur Cultur- und
Volksgeschichte, die nebenher abfallen, sowie das, was sonst noch beiläufig Berüh¬
rung findet. -- Ueber die Nothwendigkeit "erbaulicher" Abfassung derartiger Mono-
graphien wollen wir mit dem Herrn Pfarrer nicht rechte". Reine Frende am Ver¬
gangenen und guter Wille ersetzen den historischen Sinn. Aber es läßt sich auch
so etwas leisten. Nur möchten wir glauben, die Monographie hätte in irgendeiner
geschichtswissenschaftlichen Localzeitschrift geeigneteren Platz und mehr Eingang gesun¬
de", wie als selbständiges Büchelchen. --


Aberglauben, Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererz¬
gebirges. Ein Beitrag zur Kenntniß des Volksglaubens und Volkslebens im König¬
reich Sachsen. Von I)r. Moritz Spieß. Dresden, königliche Hofbuchhandlung
von Hermann Burdach, 1862.

Nicht blos denjenigen unserer Leser, welche den vor Kurzem von uns mit¬
getheilten, vorwiegend der spießschcn Sammlung entlehnten Schilderungen des Volks¬
brauchs und Aberglaubens im Erzgebirge (vgl. Grenzboten 1864. Ur. 35, 36
und 37) mit Interesse gefolgt sind, sondern alle", welche wirklich förderliche Bei¬
träge zur Volksnaturgcschichtc schätzen, wird es von Werth sein, zu erfahren, daß
jene Sammlung von Moritz Spieß, die wir selbst bisher nur in der Gestalt eines
Annexes zum Programm der Realschule zu Annaberg (für 1862) kannten, auch aus
buchhändlerischen Wege zugänglich ist und nur V° Thlr. kostet. Das Vorwort stellt
eine spätere Vervollständigung der werthvollen Sammlung in Aussicht und wendet
sich an diejenigen, welche mit Ort und Art des sächsischen Erzgebirges vertraut sind,
mit der Bitte um Unterstützung dieser Arbeit durch Einsendung von beglaubigten
Beiträgen aus dem Schatze der Volkssagen, Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter,
Redensarten, Aberglauben, Sitten und Gebräuche der Landschaft, die so viele Züge
von reichem Gemüth und mannigfaltiger Originalität trägt. Wir wiederholen den
schon bei Gelegenheit der Mittheilungen aus dem spicßschen Programm ausgespro¬
chenen Wunsch, daß diese Anregung fruchtbar sein möge. Für die richtige Ver-
werthung des Materials bietet das Geschick des Verfassers der obigen Schrift gute
Gewähr. Schließlich sei noch ergänzend auf die Abschnitte verwiesen, welche von
den Localfesten und speciell auch den bergmännischen, der ländlichen Mcteorotopie, den
Bauernregeln, dem Kostüm und Hausstand und endlich von der höchst seltsame"
Namengebung der Personen, wie z. B. den "Hanscnfritzcnkarlfricd", den "Baucrn-
hanscordcl", den "Sorgcnmüllertarlgust" und ähnlichen Lakonismen handeln. Ein
Anhang giebt Lieder und Reime im Volksdialekt. --




Verantwortlicher Redacteur- or. Möris Busch.
Verlag von F. L. Herdig. -- Druck von C. E. Mvett in Leipzig.

die sich hervorthun, sind Johann der Erste im vierzehnten und Georg Ludwig im
sechzehnten Jahrhundert; jener in Diensten Kaiser Karls des Vierten, dieser in denen
Rudolphs des Zweiten. Georg Ludwig stirbt 1705 und mit ihm erlischt das Haus;
die Grafschaft fällt beim ans Reich und wird im Frieden von Baden der bayrischen
Krone gewidmet. Wichtiger als die Hauptsache sind die Beiträge zur Cultur- und
Volksgeschichte, die nebenher abfallen, sowie das, was sonst noch beiläufig Berüh¬
rung findet. — Ueber die Nothwendigkeit „erbaulicher" Abfassung derartiger Mono-
graphien wollen wir mit dem Herrn Pfarrer nicht rechte». Reine Frende am Ver¬
gangenen und guter Wille ersetzen den historischen Sinn. Aber es läßt sich auch
so etwas leisten. Nur möchten wir glauben, die Monographie hätte in irgendeiner
geschichtswissenschaftlichen Localzeitschrift geeigneteren Platz und mehr Eingang gesun¬
de», wie als selbständiges Büchelchen. —


Aberglauben, Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererz¬
gebirges. Ein Beitrag zur Kenntniß des Volksglaubens und Volkslebens im König¬
reich Sachsen. Von I)r. Moritz Spieß. Dresden, königliche Hofbuchhandlung
von Hermann Burdach, 1862.

Nicht blos denjenigen unserer Leser, welche den vor Kurzem von uns mit¬
getheilten, vorwiegend der spießschcn Sammlung entlehnten Schilderungen des Volks¬
brauchs und Aberglaubens im Erzgebirge (vgl. Grenzboten 1864. Ur. 35, 36
und 37) mit Interesse gefolgt sind, sondern alle», welche wirklich förderliche Bei¬
träge zur Volksnaturgcschichtc schätzen, wird es von Werth sein, zu erfahren, daß
jene Sammlung von Moritz Spieß, die wir selbst bisher nur in der Gestalt eines
Annexes zum Programm der Realschule zu Annaberg (für 1862) kannten, auch aus
buchhändlerischen Wege zugänglich ist und nur V° Thlr. kostet. Das Vorwort stellt
eine spätere Vervollständigung der werthvollen Sammlung in Aussicht und wendet
sich an diejenigen, welche mit Ort und Art des sächsischen Erzgebirges vertraut sind,
mit der Bitte um Unterstützung dieser Arbeit durch Einsendung von beglaubigten
Beiträgen aus dem Schatze der Volkssagen, Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter,
Redensarten, Aberglauben, Sitten und Gebräuche der Landschaft, die so viele Züge
von reichem Gemüth und mannigfaltiger Originalität trägt. Wir wiederholen den
schon bei Gelegenheit der Mittheilungen aus dem spicßschen Programm ausgespro¬
chenen Wunsch, daß diese Anregung fruchtbar sein möge. Für die richtige Ver-
werthung des Materials bietet das Geschick des Verfassers der obigen Schrift gute
Gewähr. Schließlich sei noch ergänzend auf die Abschnitte verwiesen, welche von
den Localfesten und speciell auch den bergmännischen, der ländlichen Mcteorotopie, den
Bauernregeln, dem Kostüm und Hausstand und endlich von der höchst seltsame»
Namengebung der Personen, wie z. B. den „Hanscnfritzcnkarlfricd", den „Baucrn-
hanscordcl", den „Sorgcnmüllertarlgust" und ähnlichen Lakonismen handeln. Ein
Anhang giebt Lieder und Reime im Volksdialekt. —




Verantwortlicher Redacteur- or. Möris Busch.
Verlag von F. L. Herdig. — Druck von C. E. Mvett in Leipzig.
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[0324] die sich hervorthun, sind Johann der Erste im vierzehnten und Georg Ludwig im sechzehnten Jahrhundert; jener in Diensten Kaiser Karls des Vierten, dieser in denen Rudolphs des Zweiten. Georg Ludwig stirbt 1705 und mit ihm erlischt das Haus; die Grafschaft fällt beim ans Reich und wird im Frieden von Baden der bayrischen Krone gewidmet. Wichtiger als die Hauptsache sind die Beiträge zur Cultur- und Volksgeschichte, die nebenher abfallen, sowie das, was sonst noch beiläufig Berüh¬ rung findet. — Ueber die Nothwendigkeit „erbaulicher" Abfassung derartiger Mono- graphien wollen wir mit dem Herrn Pfarrer nicht rechte». Reine Frende am Ver¬ gangenen und guter Wille ersetzen den historischen Sinn. Aber es läßt sich auch so etwas leisten. Nur möchten wir glauben, die Monographie hätte in irgendeiner geschichtswissenschaftlichen Localzeitschrift geeigneteren Platz und mehr Eingang gesun¬ de», wie als selbständiges Büchelchen. — Aberglauben, Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererz¬ gebirges. Ein Beitrag zur Kenntniß des Volksglaubens und Volkslebens im König¬ reich Sachsen. Von I)r. Moritz Spieß. Dresden, königliche Hofbuchhandlung von Hermann Burdach, 1862. Nicht blos denjenigen unserer Leser, welche den vor Kurzem von uns mit¬ getheilten, vorwiegend der spießschcn Sammlung entlehnten Schilderungen des Volks¬ brauchs und Aberglaubens im Erzgebirge (vgl. Grenzboten 1864. Ur. 35, 36 und 37) mit Interesse gefolgt sind, sondern alle», welche wirklich förderliche Bei¬ träge zur Volksnaturgcschichtc schätzen, wird es von Werth sein, zu erfahren, daß jene Sammlung von Moritz Spieß, die wir selbst bisher nur in der Gestalt eines Annexes zum Programm der Realschule zu Annaberg (für 1862) kannten, auch aus buchhändlerischen Wege zugänglich ist und nur V° Thlr. kostet. Das Vorwort stellt eine spätere Vervollständigung der werthvollen Sammlung in Aussicht und wendet sich an diejenigen, welche mit Ort und Art des sächsischen Erzgebirges vertraut sind, mit der Bitte um Unterstützung dieser Arbeit durch Einsendung von beglaubigten Beiträgen aus dem Schatze der Volkssagen, Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter, Redensarten, Aberglauben, Sitten und Gebräuche der Landschaft, die so viele Züge von reichem Gemüth und mannigfaltiger Originalität trägt. Wir wiederholen den schon bei Gelegenheit der Mittheilungen aus dem spicßschen Programm ausgespro¬ chenen Wunsch, daß diese Anregung fruchtbar sein möge. Für die richtige Ver- werthung des Materials bietet das Geschick des Verfassers der obigen Schrift gute Gewähr. Schließlich sei noch ergänzend auf die Abschnitte verwiesen, welche von den Localfesten und speciell auch den bergmännischen, der ländlichen Mcteorotopie, den Bauernregeln, dem Kostüm und Hausstand und endlich von der höchst seltsame» Namengebung der Personen, wie z. B. den „Hanscnfritzcnkarlfricd", den „Baucrn- hanscordcl", den „Sorgcnmüllertarlgust" und ähnlichen Lakonismen handeln. Ein Anhang giebt Lieder und Reime im Volksdialekt. — Verantwortlicher Redacteur- or. Möris Busch. Verlag von F. L. Herdig. — Druck von C. E. Mvett in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/324>, abgerufen am 25.05.2024.