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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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bürg verlassen hatten. Sheridan, der nunmehr hinreichende Verstärkungen er¬
halten, gina, einem Vormarsch Earlys gegen Winchester entgegen, griff ihn hier
am 18. September an. schlug ihn und nahm ihm fünf Kanonen und 2500 Ge¬
fangene ab, mit einem eigenen Verluste von S000 Todten und Verwundeten.
Early floh das Shenandoahtbal hinauf, wurde noch einmal bei Straßburg
eingeholt abermals um elf Kanonen, 1100 Gefangene geschwächt, und dann
bis Woodstock verfolgt. -- Sheridan. am 29. bis Staunton vordringend, trifft
hier aber auf den von Richmond herbeigeeilten Longstrcet und wird zurückge¬
wiesen, zieht sich nach Straßburg zurück, wo es am 19. October zur Schlacke
kommt, in welcher Longstreet. anfangs siegreich, endlich weichen muß und sich
bis Newmarket zurückzieht. --

Sheridan, um ein ferneres Vordringen des Gegners unmöglich zu machen,
gebt zur Verwüstung des Thals über, wird aber von Longstreet wieder ange¬
griffen und gegen Winchester zurückgewiesen; in welcher gegenseitigen Stellung
nach einzelnen kleinen Gefechten wir sie am Schlüsse des Jahres noch finden.

Tennessee und Kentucky sind im Laufe des Jahres das Kauptsäcklichste
Tummelfeld des kleinen Krieges gewesen, in welchem den besser organisirten
Conföderirten überall der Sieg gehört. Hier waren es zumal die Reitergenerale
Forrest und Morgan, welche Ruhm geerntet, ihren Namen aber durch die
furchtbaren Verwüstungen, welche sie unternommen, befleckt haben. Bei Be¬
ginn des Jahres kämpften sie nur mühselig um ihre Existenz, mit den eisten
Erfolgen aber mehrten sie ihre Leute und ihre Mittel, bildeten eine Armee,
durchzogen das ganze Land, drangen wiederholt über den OKio vor und fnlnten
unermeßliche Beute heim. Morgan ist inzwischen gefallen. Einer der kecksten
Züge von Forrest war, daß er mit höchstens 2000 Pferden das von mehren
tausend Mann der Union unter dem Corpsgeneral Washburne besetzte Mem-
phis überfiel, die Garnison zum Theil gefangen nahm, den Ort brandschatzte
und rechtzeitig wieder abzog. In Westtennessee behauptete sich Forrest bis zum
Ende des Jahres und hat schließlich dazu beigetragen, daß der bei Nashville
geschlagene Hood hinter dem Duckriver wieder Halt und Stellung gewann.
In Osttennessee hatte Sherman den General Gilten zurückgelassen, der zur
Zeit sich nach Knoxville vor dem siegreich vordringenden C. G. Breckinridge
zurückgezogen und den Kampf mit diesem dem aus Westvirginien vordringenden
U. G. Burbridge überlassen hat. Ueber das Resultat der dortigen Kämpfe
liegen bis jetzt ganz widersprechende Nachrichten vor und es darf daher behauptet
werden, daß es noch nicht gelungen ist. in Osttennessee und Westvirginien Herr
der Conföderirten zu werden.

In Louisiana hatte Banks von Neuorleans aus einen Zug den Redriver
hinauf gemacht, war aber von den Conföderirten hart mitgenommen, selbst
mehrer Kanonenboote beraubt und darauf von Canby ersetzt worden, der sich


bürg verlassen hatten. Sheridan, der nunmehr hinreichende Verstärkungen er¬
halten, gina, einem Vormarsch Earlys gegen Winchester entgegen, griff ihn hier
am 18. September an. schlug ihn und nahm ihm fünf Kanonen und 2500 Ge¬
fangene ab, mit einem eigenen Verluste von S000 Todten und Verwundeten.
Early floh das Shenandoahtbal hinauf, wurde noch einmal bei Straßburg
eingeholt abermals um elf Kanonen, 1100 Gefangene geschwächt, und dann
bis Woodstock verfolgt. — Sheridan. am 29. bis Staunton vordringend, trifft
hier aber auf den von Richmond herbeigeeilten Longstrcet und wird zurückge¬
wiesen, zieht sich nach Straßburg zurück, wo es am 19. October zur Schlacke
kommt, in welcher Longstreet. anfangs siegreich, endlich weichen muß und sich
bis Newmarket zurückzieht. —

Sheridan, um ein ferneres Vordringen des Gegners unmöglich zu machen,
gebt zur Verwüstung des Thals über, wird aber von Longstreet wieder ange¬
griffen und gegen Winchester zurückgewiesen; in welcher gegenseitigen Stellung
nach einzelnen kleinen Gefechten wir sie am Schlüsse des Jahres noch finden.

Tennessee und Kentucky sind im Laufe des Jahres das Kauptsäcklichste
Tummelfeld des kleinen Krieges gewesen, in welchem den besser organisirten
Conföderirten überall der Sieg gehört. Hier waren es zumal die Reitergenerale
Forrest und Morgan, welche Ruhm geerntet, ihren Namen aber durch die
furchtbaren Verwüstungen, welche sie unternommen, befleckt haben. Bei Be¬
ginn des Jahres kämpften sie nur mühselig um ihre Existenz, mit den eisten
Erfolgen aber mehrten sie ihre Leute und ihre Mittel, bildeten eine Armee,
durchzogen das ganze Land, drangen wiederholt über den OKio vor und fnlnten
unermeßliche Beute heim. Morgan ist inzwischen gefallen. Einer der kecksten
Züge von Forrest war, daß er mit höchstens 2000 Pferden das von mehren
tausend Mann der Union unter dem Corpsgeneral Washburne besetzte Mem-
phis überfiel, die Garnison zum Theil gefangen nahm, den Ort brandschatzte
und rechtzeitig wieder abzog. In Westtennessee behauptete sich Forrest bis zum
Ende des Jahres und hat schließlich dazu beigetragen, daß der bei Nashville
geschlagene Hood hinter dem Duckriver wieder Halt und Stellung gewann.
In Osttennessee hatte Sherman den General Gilten zurückgelassen, der zur
Zeit sich nach Knoxville vor dem siegreich vordringenden C. G. Breckinridge
zurückgezogen und den Kampf mit diesem dem aus Westvirginien vordringenden
U. G. Burbridge überlassen hat. Ueber das Resultat der dortigen Kämpfe
liegen bis jetzt ganz widersprechende Nachrichten vor und es darf daher behauptet
werden, daß es noch nicht gelungen ist. in Osttennessee und Westvirginien Herr
der Conföderirten zu werden.

In Louisiana hatte Banks von Neuorleans aus einen Zug den Redriver
hinauf gemacht, war aber von den Conföderirten hart mitgenommen, selbst
mehrer Kanonenboote beraubt und darauf von Canby ersetzt worden, der sich


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[0279] bürg verlassen hatten. Sheridan, der nunmehr hinreichende Verstärkungen er¬ halten, gina, einem Vormarsch Earlys gegen Winchester entgegen, griff ihn hier am 18. September an. schlug ihn und nahm ihm fünf Kanonen und 2500 Ge¬ fangene ab, mit einem eigenen Verluste von S000 Todten und Verwundeten. Early floh das Shenandoahtbal hinauf, wurde noch einmal bei Straßburg eingeholt abermals um elf Kanonen, 1100 Gefangene geschwächt, und dann bis Woodstock verfolgt. — Sheridan. am 29. bis Staunton vordringend, trifft hier aber auf den von Richmond herbeigeeilten Longstrcet und wird zurückge¬ wiesen, zieht sich nach Straßburg zurück, wo es am 19. October zur Schlacke kommt, in welcher Longstreet. anfangs siegreich, endlich weichen muß und sich bis Newmarket zurückzieht. — Sheridan, um ein ferneres Vordringen des Gegners unmöglich zu machen, gebt zur Verwüstung des Thals über, wird aber von Longstreet wieder ange¬ griffen und gegen Winchester zurückgewiesen; in welcher gegenseitigen Stellung nach einzelnen kleinen Gefechten wir sie am Schlüsse des Jahres noch finden. Tennessee und Kentucky sind im Laufe des Jahres das Kauptsäcklichste Tummelfeld des kleinen Krieges gewesen, in welchem den besser organisirten Conföderirten überall der Sieg gehört. Hier waren es zumal die Reitergenerale Forrest und Morgan, welche Ruhm geerntet, ihren Namen aber durch die furchtbaren Verwüstungen, welche sie unternommen, befleckt haben. Bei Be¬ ginn des Jahres kämpften sie nur mühselig um ihre Existenz, mit den eisten Erfolgen aber mehrten sie ihre Leute und ihre Mittel, bildeten eine Armee, durchzogen das ganze Land, drangen wiederholt über den OKio vor und fnlnten unermeßliche Beute heim. Morgan ist inzwischen gefallen. Einer der kecksten Züge von Forrest war, daß er mit höchstens 2000 Pferden das von mehren tausend Mann der Union unter dem Corpsgeneral Washburne besetzte Mem- phis überfiel, die Garnison zum Theil gefangen nahm, den Ort brandschatzte und rechtzeitig wieder abzog. In Westtennessee behauptete sich Forrest bis zum Ende des Jahres und hat schließlich dazu beigetragen, daß der bei Nashville geschlagene Hood hinter dem Duckriver wieder Halt und Stellung gewann. In Osttennessee hatte Sherman den General Gilten zurückgelassen, der zur Zeit sich nach Knoxville vor dem siegreich vordringenden C. G. Breckinridge zurückgezogen und den Kampf mit diesem dem aus Westvirginien vordringenden U. G. Burbridge überlassen hat. Ueber das Resultat der dortigen Kämpfe liegen bis jetzt ganz widersprechende Nachrichten vor und es darf daher behauptet werden, daß es noch nicht gelungen ist. in Osttennessee und Westvirginien Herr der Conföderirten zu werden. In Louisiana hatte Banks von Neuorleans aus einen Zug den Redriver hinauf gemacht, war aber von den Conföderirten hart mitgenommen, selbst mehrer Kanonenboote beraubt und darauf von Canby ersetzt worden, der sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/279>, abgerufen am 05.06.2024.