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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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auf die Behauptung des schon von Butler eroberten, südlichen Landestheils
beschränkte. In Arkansas hatte Steele versucht, zur Vereinigung mit Banks
gegen Süden zu operiren, war aber ebenfalls zurückgeworfen worden und hatte
Price, der die Conföderirten commandirte, Gelegenheit gegeben, wieder eine
größere Macht zu formiren und siegreich sogar in dem längst für ihn Verlornen
Missouri vorzudringen. Seinem Fortschreiten in dem nördlichen Theile dieses
Staates stellte sich Rosecrans in der Gegend von Jefferson entgegen und schlug
ihn.-aber nur soweit, um ihn vom Vormarsch gegen Se. Louis abzuhalten.
Rosecrans mußte seine Herrschaft an Dodge abtreten.

Die Conföderirten haben die Gewalt in diesen Staaten wiedergewonnen,
die Conscription hier sofort vorgenommen und ein Heer formirt, zu dessen Ueber¬
windung der Union augenblicklich die Mittel fehlen. Auch die Indianer haben
infolge dessen sich wieder erhoben und in den Monaten October und November
blutige Raubzüge unternommen.

Der Feldzug 1864 muß in Betracht der aufgewandten Mittel für den
Norte" als wenig glorreich bezeichnet werden. Die Eroberungen am Mississippi
sind bis auf einzelne feste Punkte verloren gegangen. In Tennessee und Ken-
tucky. die von den Conföderirten am Schluß des Jahres 18K3 ganz aufgegeben
waren, haben dieselben wieder festen Fuß gefaßt. In Westvirginien verliert
der Norden immer mehr Boden und in Ostvirginien fristet Grant seine Existenz
nur durch seine Verbindung mit dem Meere. An der Küste von Nordcarolina
ist der Besitz auf Newbern beschränkt, in Südcarolina behauptet man vielleicht
Savannah. Nur in einer Richtung Hai der Norden Bedeutendes geleistet! er
hat ungeheure Länderstrecken des Südens verwüstet und diesen in allen Lebens¬
adern getroffen. Beugt er dadurch den Geist seines Gegners, so hat er seinen
Zweck, die Unterwerfung erreicht, hält der Süden aber fest und kämpft den
Kampf der Verzweiflung, so haben die Generale sich selbst die Aufgabe. man>
lieh die Eroberung des Landes erschwert und am Ende werthlos gemacht. Die
Conföderirten haben bis jetzt sich selbst in dem Kampfe eingesetzt, die Union
nur ihr Geld, jenes Capital ist bei weitem größer und kräftiger als dieses.
Wird der Norden dies anerkennen und den Süden freigeben, oder wird auch
er sich selver. die eigene Volkskraft einsetzen und damit sich den Sieg sichern?
Diese Frage muß die nächste Zeit lösen. Die Wiederwahl Lincolns, eines
Mannes, dem jedes gcwaltigende Element fehlt, scheint darauf hinzuweisen,
daß der erstere Fall eintritt und Nord und Süd sich durch einen Frieden
trennen. Dem wiedergewählten Lincoln wird dieser Schritt leichter wie jedem
Andern.




auf die Behauptung des schon von Butler eroberten, südlichen Landestheils
beschränkte. In Arkansas hatte Steele versucht, zur Vereinigung mit Banks
gegen Süden zu operiren, war aber ebenfalls zurückgeworfen worden und hatte
Price, der die Conföderirten commandirte, Gelegenheit gegeben, wieder eine
größere Macht zu formiren und siegreich sogar in dem längst für ihn Verlornen
Missouri vorzudringen. Seinem Fortschreiten in dem nördlichen Theile dieses
Staates stellte sich Rosecrans in der Gegend von Jefferson entgegen und schlug
ihn.-aber nur soweit, um ihn vom Vormarsch gegen Se. Louis abzuhalten.
Rosecrans mußte seine Herrschaft an Dodge abtreten.

Die Conföderirten haben die Gewalt in diesen Staaten wiedergewonnen,
die Conscription hier sofort vorgenommen und ein Heer formirt, zu dessen Ueber¬
windung der Union augenblicklich die Mittel fehlen. Auch die Indianer haben
infolge dessen sich wieder erhoben und in den Monaten October und November
blutige Raubzüge unternommen.

Der Feldzug 1864 muß in Betracht der aufgewandten Mittel für den
Norte» als wenig glorreich bezeichnet werden. Die Eroberungen am Mississippi
sind bis auf einzelne feste Punkte verloren gegangen. In Tennessee und Ken-
tucky. die von den Conföderirten am Schluß des Jahres 18K3 ganz aufgegeben
waren, haben dieselben wieder festen Fuß gefaßt. In Westvirginien verliert
der Norden immer mehr Boden und in Ostvirginien fristet Grant seine Existenz
nur durch seine Verbindung mit dem Meere. An der Küste von Nordcarolina
ist der Besitz auf Newbern beschränkt, in Südcarolina behauptet man vielleicht
Savannah. Nur in einer Richtung Hai der Norden Bedeutendes geleistet! er
hat ungeheure Länderstrecken des Südens verwüstet und diesen in allen Lebens¬
adern getroffen. Beugt er dadurch den Geist seines Gegners, so hat er seinen
Zweck, die Unterwerfung erreicht, hält der Süden aber fest und kämpft den
Kampf der Verzweiflung, so haben die Generale sich selbst die Aufgabe. man>
lieh die Eroberung des Landes erschwert und am Ende werthlos gemacht. Die
Conföderirten haben bis jetzt sich selbst in dem Kampfe eingesetzt, die Union
nur ihr Geld, jenes Capital ist bei weitem größer und kräftiger als dieses.
Wird der Norden dies anerkennen und den Süden freigeben, oder wird auch
er sich selver. die eigene Volkskraft einsetzen und damit sich den Sieg sichern?
Diese Frage muß die nächste Zeit lösen. Die Wiederwahl Lincolns, eines
Mannes, dem jedes gcwaltigende Element fehlt, scheint darauf hinzuweisen,
daß der erstere Fall eintritt und Nord und Süd sich durch einen Frieden
trennen. Dem wiedergewählten Lincoln wird dieser Schritt leichter wie jedem
Andern.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/280>, abgerufen am 16.05.2024.