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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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wunderschöne Oberröcke und der Laden 4. Straße Ur. 90, wo sie zu haben
sind, den Wilden in Terra del Fuego."

Eine chemische Reclame ists, wenn ein Fabrikant von Glanzwichse zu
Springfleld in Ohio eine neue Schöpfung seines Fachs mit den gesperrt ge¬
druckten Worten, "Nachahmung des Sonnenlichts auf chemischem Wege" empfahl,
eine optische Reclame, wenn wir in einem deutschen Blatte zwischen dem
Ausruf: "Fort mit den Spiegeln!" und der Versicherung: "Die Seidenhüte
von U. machen sie entbehrlich" einen Hut abgebildet sehen, in welchem sich
das Brustbild eines Davorstehenden abspiegelt.

Wieder ein amerikanisches Product ist folgende militärische Reclame.
"Krieg mit Oestreich! Man spricht von einem Feldzug, den unsre Flibustier
gegen Oestreich vorbereiten, und dessen Zweck der Sturz des Hauses Habsburg
sein soll. Fünftausend Kentuckier, zur Hälfte mit Jennings Revolverbüchse be¬
waffnet, werden sich, heißt es, dabei betheiligen, und man munkelt sogar, daß
der Präsident seine Hand dabei im Spiele habe. Was den letztern Theil des
Gerüchts betrifft, so sind wir ermächtigt, ihn für völlig aus der Luft gegriffen
zu erklären. Das aber ist entschieden wahr, daß die Kentuckier, wenn sie durch
unsre Stadt marschirten. sich bei niemand anders mit guten Kleidern versorgen
könnten, als bei T. W. Sprague, Mainstreet. zwischen der 3. und 4. Straße,
gegenüber dem Bureau der Gazette."

Offenbar eine kunstfrcund liebe Reclame ist die nachstehende Amerikanerin:
"Eine Riesenbildsäule! Die Statue der Bavaria. welche die Höhe von
Sendling bei München in Deutschlands!) schmückt, muß ein gewaltiges Werk
sein. Die großen Zehen haben jede einen halben Meter im Durchmesser. Im
Kopfe könnten zwei Paare mit Bequemlichkeit Polka tanzen, während der
Musikant in dem einen Nasenloch säße. Man kann sich darnach eine Vorstellung
machen, wieviel Tuch es erfordern müßte, eine Gestalt wie diese mit einem
Ueberrocke zu versehen. Aber wir wagen zu behaupten, daß Barwise und King
im amerikanischen Kleidermagazin Mainstreet zwischen der 4. und 6. Straße,
gern bereit sein würden, ihr nach dem Muster der prächtigen Amazonenkleider,
von denen sie einen so reichen Vorrath haben, ein passendes Gewand zu geben.
Ihr Lager deutscher Tuche gestattet die Wahl jeder beliebigen Farbe." .

Sehen wir uns die verschiedenen Neclamen in Betreff ihrer Gemüths-
beschaffenheit an, so begegnen uns allerlei Charaktere, Temperamente und
Stimmungen. Die eine beginnt mit der unwiderlegbaren Wahrheit: "Das Lob
der Menge ist um so unzweideutiger und werthvoller, je mehr diese selbst da¬
bei betheiligt ist", und wir werden sie die Reclame des sichern Selbstgefühls
nennen. Eine andere tritt mit der apodiktischen Erklärung auf: "Ein Hilfs¬
mittel zur Gesundheit darf nur der beurtheilen, der sich desselben bedient hat"
-- es ist die polemische Reclame. Eine dritte ruft uns mit der Ueberschrift:


wunderschöne Oberröcke und der Laden 4. Straße Ur. 90, wo sie zu haben
sind, den Wilden in Terra del Fuego."

Eine chemische Reclame ists, wenn ein Fabrikant von Glanzwichse zu
Springfleld in Ohio eine neue Schöpfung seines Fachs mit den gesperrt ge¬
druckten Worten, „Nachahmung des Sonnenlichts auf chemischem Wege" empfahl,
eine optische Reclame, wenn wir in einem deutschen Blatte zwischen dem
Ausruf: „Fort mit den Spiegeln!" und der Versicherung: „Die Seidenhüte
von U. machen sie entbehrlich" einen Hut abgebildet sehen, in welchem sich
das Brustbild eines Davorstehenden abspiegelt.

Wieder ein amerikanisches Product ist folgende militärische Reclame.
„Krieg mit Oestreich! Man spricht von einem Feldzug, den unsre Flibustier
gegen Oestreich vorbereiten, und dessen Zweck der Sturz des Hauses Habsburg
sein soll. Fünftausend Kentuckier, zur Hälfte mit Jennings Revolverbüchse be¬
waffnet, werden sich, heißt es, dabei betheiligen, und man munkelt sogar, daß
der Präsident seine Hand dabei im Spiele habe. Was den letztern Theil des
Gerüchts betrifft, so sind wir ermächtigt, ihn für völlig aus der Luft gegriffen
zu erklären. Das aber ist entschieden wahr, daß die Kentuckier, wenn sie durch
unsre Stadt marschirten. sich bei niemand anders mit guten Kleidern versorgen
könnten, als bei T. W. Sprague, Mainstreet. zwischen der 3. und 4. Straße,
gegenüber dem Bureau der Gazette."

Offenbar eine kunstfrcund liebe Reclame ist die nachstehende Amerikanerin:
„Eine Riesenbildsäule! Die Statue der Bavaria. welche die Höhe von
Sendling bei München in Deutschlands!) schmückt, muß ein gewaltiges Werk
sein. Die großen Zehen haben jede einen halben Meter im Durchmesser. Im
Kopfe könnten zwei Paare mit Bequemlichkeit Polka tanzen, während der
Musikant in dem einen Nasenloch säße. Man kann sich darnach eine Vorstellung
machen, wieviel Tuch es erfordern müßte, eine Gestalt wie diese mit einem
Ueberrocke zu versehen. Aber wir wagen zu behaupten, daß Barwise und King
im amerikanischen Kleidermagazin Mainstreet zwischen der 4. und 6. Straße,
gern bereit sein würden, ihr nach dem Muster der prächtigen Amazonenkleider,
von denen sie einen so reichen Vorrath haben, ein passendes Gewand zu geben.
Ihr Lager deutscher Tuche gestattet die Wahl jeder beliebigen Farbe." .

Sehen wir uns die verschiedenen Neclamen in Betreff ihrer Gemüths-
beschaffenheit an, so begegnen uns allerlei Charaktere, Temperamente und
Stimmungen. Die eine beginnt mit der unwiderlegbaren Wahrheit: „Das Lob
der Menge ist um so unzweideutiger und werthvoller, je mehr diese selbst da¬
bei betheiligt ist", und wir werden sie die Reclame des sichern Selbstgefühls
nennen. Eine andere tritt mit der apodiktischen Erklärung auf: „Ein Hilfs¬
mittel zur Gesundheit darf nur der beurtheilen, der sich desselben bedient hat"
— es ist die polemische Reclame. Eine dritte ruft uns mit der Ueberschrift:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/126>, abgerufen am 29.05.2024.