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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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hervorgegangene Gestaltung erhalten und befreit werden von dem Argwohn'
Gegenstand voraussetzungsloser bureaukratischcr Experimente "in anlag, viU"
zu sein, welche zu ihrem Wahlspruche die französische Reminiscenz haben:
or. K. Br. "Nous traitolls elrszi vous, sur vous et -- sans vous."




Die Petrussagen.
3.

Geht man vom Colosseum auf der Via ti San Giovanni in Laterano
nach der stolzen Kirche gleichen Namens, so steht links am Wege, noch zum
Monte Cello gehörig, die alte Basilika San Elemente. In ihrer jetzigen Ge¬
stalt stammt sie aus dem neunten Jahrhundert; durch neuere Ausgrabungen ist
aber eine Unterkirche aufgedeckt worden, die dem vierten oder fünften Jahr¬
hundert angehört, und unter dieser wieder hat man antike Zimmer aus der
Zeit der Antonine gesunden, in welchen mehrmals die Inschrift eines Rufinus
wiederkehrt. Der Tradition zufolge stand hier einst das elterliche Haus des
römischen Clemens, der mit der kaiserlichen Familie der Flavier verwandt,
durch Petrus für das Christenthum gewonnen und von dem sterbenden Apostel-
fürsten zu seinem Nachfolger aus dem Bischofsstuhl eingesetzt wurde. Auch er
starb den Märtyrertod und über seinen Gebeinen erhob sich die Basilica, die
von ihm den Namen führt und die noch heute am meisten die ursprüngliche
Anlage der Basiliken vergegenwärtigt.

Eine historische Spur hat sich in dieser kirchlichen Tradition wirklich er¬
halten. Es scheint Thatsache, daß das Christenthum unter Angehörigen des
slavischen Hauses Eingang gefunden hatte. Man hat neuestens Entdeckungen
in den Katakomben gemacht, in welchen man eine Bestätigung der später weit
ausgesponnenen kirchlichen Angaben finden will.') Indessen besitzen wir ge¬
nügende Winke bei den römischen Geschichtschreibern. Suetonius und Dio Cas-
sius wissen von einem Titus Flavius Clemens, der. ein Neffe Vespasians. im
Jahre 96. dem letzten des Domitian, vor Gericht gestellt, zum Tod verurtheilt



") Reumont, Geschichte der Stadt Rom, I., S, 418 ff.

hervorgegangene Gestaltung erhalten und befreit werden von dem Argwohn'
Gegenstand voraussetzungsloser bureaukratischcr Experimente „in anlag, viU"
zu sein, welche zu ihrem Wahlspruche die französische Reminiscenz haben:
or. K. Br. „Nous traitolls elrszi vous, sur vous et — sans vous."




Die Petrussagen.
3.

Geht man vom Colosseum auf der Via ti San Giovanni in Laterano
nach der stolzen Kirche gleichen Namens, so steht links am Wege, noch zum
Monte Cello gehörig, die alte Basilika San Elemente. In ihrer jetzigen Ge¬
stalt stammt sie aus dem neunten Jahrhundert; durch neuere Ausgrabungen ist
aber eine Unterkirche aufgedeckt worden, die dem vierten oder fünften Jahr¬
hundert angehört, und unter dieser wieder hat man antike Zimmer aus der
Zeit der Antonine gesunden, in welchen mehrmals die Inschrift eines Rufinus
wiederkehrt. Der Tradition zufolge stand hier einst das elterliche Haus des
römischen Clemens, der mit der kaiserlichen Familie der Flavier verwandt,
durch Petrus für das Christenthum gewonnen und von dem sterbenden Apostel-
fürsten zu seinem Nachfolger aus dem Bischofsstuhl eingesetzt wurde. Auch er
starb den Märtyrertod und über seinen Gebeinen erhob sich die Basilica, die
von ihm den Namen führt und die noch heute am meisten die ursprüngliche
Anlage der Basiliken vergegenwärtigt.

Eine historische Spur hat sich in dieser kirchlichen Tradition wirklich er¬
halten. Es scheint Thatsache, daß das Christenthum unter Angehörigen des
slavischen Hauses Eingang gefunden hatte. Man hat neuestens Entdeckungen
in den Katakomben gemacht, in welchen man eine Bestätigung der später weit
ausgesponnenen kirchlichen Angaben finden will.') Indessen besitzen wir ge¬
nügende Winke bei den römischen Geschichtschreibern. Suetonius und Dio Cas-
sius wissen von einem Titus Flavius Clemens, der. ein Neffe Vespasians. im
Jahre 96. dem letzten des Domitian, vor Gericht gestellt, zum Tod verurtheilt



") Reumont, Geschichte der Stadt Rom, I., S, 418 ff.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/180>, abgerufen am 12.06.2024.