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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Von David Strauß ist der bekannte Vortrag über Nathan den Weisen
(Berlin, Guttentag) "an aufgelegt worden. Wir wünschten denselben mit einigen
älteren Sachen des Autors, wie dem so trefflich geschriebenen und doch fast ver¬
gessenen "Romantiker auf dem Throne der Cäsaren", zu einem neuen Bande
der mit so vielem Beifall aufgenommenen kleinen Schriften vereinigt zu sehen.
Wenn sich diese Straußfeder Arbeiten auch mehr durch hervorragendes Sammler¬
talent als durch originelle Erfindung auszeichnen, so charakiensiren sie doch
nicht minder ihren Verfasser als einen der wenigen Klassiker des Stils, die
unsere Zeit aufzuweisen hat, und von welchen nach dieser Seite bei Tag und
Nacht zu lernen unseren angehenden Scribenten nicht genug empfohlen werden
kann. --

Einer der glänzendsten Versuche, gelehrtes Wissen dem größeren Publikum
zugänglich zu machen, ist die von Virchow und v. Holtzendorff veranstaltete
"Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge", in welchen die besten
Namen repräsentirt sind. Wir "euren nur Virchow. Bluntschli, D^'ve, Schulze
Delitzsch, Engel, Zeller u. a. (Berlin, C. G. Lüderitzsche Verlagsbuchhandlung,
A. Chcuisius). Speciell beben wir hier hervor: Volksbildung und Wissen¬
schaft in Deutschland während der letzten drei Jahrhunderte. Von
Jürgen Voila Meyer. In knappen Umrissen, die jedoch durch Charakteri-
stiken und Aussprüche bedeutender Persönlichkeiten wirksam belebt werden, zeigt
der Verfasser, wie seit dem Zeitalter der Humanisten zuerst die allclassische, dann
die französische, endlich die popularphilvsophische und Philanthropistische Bildung
sich in der Herrschaft über unsere Lehranstalten ablösten, bis seit Kant, Lessing,
Herder, Schiller das tiefere wissenschaftliche Sireben dieselben ergriff, sür dessen
weitere Ausbildung am Schlüsse einige beherzenswcrthe Winke gegeben werden.

Die zweite Serie dieser musterhaften Publicationen wird in Heit 25 mit
R. Greises Vertrag "Ueber die Stadtverwaltung der City von
London" inaugurirt.

Im Anschluß an obige Schriften gedenken wir eines kleinen Buches, das
in seiner bündig-populären Fassung eines wissenschaftlich verarbeiteten Kernes
recht wohl der eben genannten Sammlung angehören könnte:


Anacharsis Clootz. El" historisches Bild aus der franzö¬
sischen Rep olution von 1789. Von Dr. Carl Richter. Berlin, Springer.

Wer mit Rosenkranz vortrefflichem Buche über Diderot den Kreisen der
Holbach und Grimm wieder einmal mit Interesse nahe getreten ist, dem wird
auch eine klarere Schilderung des dritten Deutschen, der in den Grundsätzen der
Encyklopädisten aufgewachsen, an ihrer Verwirklichung im Schoße der Revolu¬
tion so thätigen Antheil hatte, willkommen sein. Die verstaubten Schriften


Von David Strauß ist der bekannte Vortrag über Nathan den Weisen
(Berlin, Guttentag) »an aufgelegt worden. Wir wünschten denselben mit einigen
älteren Sachen des Autors, wie dem so trefflich geschriebenen und doch fast ver¬
gessenen „Romantiker auf dem Throne der Cäsaren", zu einem neuen Bande
der mit so vielem Beifall aufgenommenen kleinen Schriften vereinigt zu sehen.
Wenn sich diese Straußfeder Arbeiten auch mehr durch hervorragendes Sammler¬
talent als durch originelle Erfindung auszeichnen, so charakiensiren sie doch
nicht minder ihren Verfasser als einen der wenigen Klassiker des Stils, die
unsere Zeit aufzuweisen hat, und von welchen nach dieser Seite bei Tag und
Nacht zu lernen unseren angehenden Scribenten nicht genug empfohlen werden
kann. —

Einer der glänzendsten Versuche, gelehrtes Wissen dem größeren Publikum
zugänglich zu machen, ist die von Virchow und v. Holtzendorff veranstaltete
„Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge", in welchen die besten
Namen repräsentirt sind. Wir »euren nur Virchow. Bluntschli, D^'ve, Schulze
Delitzsch, Engel, Zeller u. a. (Berlin, C. G. Lüderitzsche Verlagsbuchhandlung,
A. Chcuisius). Speciell beben wir hier hervor: Volksbildung und Wissen¬
schaft in Deutschland während der letzten drei Jahrhunderte. Von
Jürgen Voila Meyer. In knappen Umrissen, die jedoch durch Charakteri-
stiken und Aussprüche bedeutender Persönlichkeiten wirksam belebt werden, zeigt
der Verfasser, wie seit dem Zeitalter der Humanisten zuerst die allclassische, dann
die französische, endlich die popularphilvsophische und Philanthropistische Bildung
sich in der Herrschaft über unsere Lehranstalten ablösten, bis seit Kant, Lessing,
Herder, Schiller das tiefere wissenschaftliche Sireben dieselben ergriff, sür dessen
weitere Ausbildung am Schlüsse einige beherzenswcrthe Winke gegeben werden.

Die zweite Serie dieser musterhaften Publicationen wird in Heit 25 mit
R. Greises Vertrag „Ueber die Stadtverwaltung der City von
London" inaugurirt.

Im Anschluß an obige Schriften gedenken wir eines kleinen Buches, das
in seiner bündig-populären Fassung eines wissenschaftlich verarbeiteten Kernes
recht wohl der eben genannten Sammlung angehören könnte:


Anacharsis Clootz. El» historisches Bild aus der franzö¬
sischen Rep olution von 1789. Von Dr. Carl Richter. Berlin, Springer.

Wer mit Rosenkranz vortrefflichem Buche über Diderot den Kreisen der
Holbach und Grimm wieder einmal mit Interesse nahe getreten ist, dem wird
auch eine klarere Schilderung des dritten Deutschen, der in den Grundsätzen der
Encyklopädisten aufgewachsen, an ihrer Verwirklichung im Schoße der Revolu¬
tion so thätigen Antheil hatte, willkommen sein. Die verstaubten Schriften


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/83>, abgerufen am 17.06.2024.