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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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dieses Mannes sind hier in einem lesbaren Excerpt verarbeitet und zu einem,
wenn auch nur umrissenen, doch deutlichen und beim Hinblick auf so manche
andere Renegaten deutscher Zunge in seiner Art erschütternden Bilde zusammen¬
gefaßt.


Von Dr. I. C. Glasers Jahrbüchern für G escllsch a ses - und
Staatsw isscnschaften (Berlin, Selbstverlag des Herausgebers)

liegt uns in den ersten Heften dieses Jahres der Anfang des siebenten Bandes
vor, dessen Inhalt sich den bisherigen Publicationen dieser Revue der philoso¬
phischen und Cameralwissenschaften in ihrer bekannten Haltung ebenbürtig an¬
schließt. Neben den periodischen Referaten über politische Vorgänge und den
rein wissenschaftlichen Artikeln, unter denen sich die Darstellung cer Lehre
Baaders auszeichnet, empfehlen wir der Erwägung der Kritik besonders die
Aufsähe, welche sich über die parlamentarischen Zeitfragen äußern. Auch die
hier auftretenden Anschauungen des Gvuvernementalismus haben in den
Erlebnissen des Reichstags, auf welchen sich unsere praktisch-politischen Inter¬
essen jetzt concentriren, neben mancher Bestätigung doch auch manches Correctiv
ihrer Urtheile erfahren. --


Gesammelte Erzählungen und Novellen von Jean Schuriem.
Erster Band. Kassel, Luckhardt. ,

Der Verfasser dieses Buches erscheint nach den hier dargebotenen Ver¬
suchen außerordentlich jugendlich und es dünkt uns hart, seine Leistungen nach
der strengen Anforderung zu richten, deren dieses beliebte Fach bedarf, um aus
der gegenwärtig üblichen handwerksmäßigen Behandlung zu künstlerischer Höhe
gehoben zu werden. Es wäre jedoch Schade, wenn eine reiche und gefällige
Erfindungsgabe, wie sie hier sich kundgiebt, durch mangelnde Ausbildung auf
einer so niedern Stufe zurückblicbe. Der Verfasser sollte sür die Zukunft vor
allem bedenken, daß eine Aneinanderreihung von Zufälligkeiten keine Novelle
ist, sondern die einfachste wohl motivirte Situation höher steht, als bunte An¬
häufung auch der pikantesten Materialien; er sollte ferner die Naiur des Men¬
schen studiren und darzustellen suchen, wie sie ist und im Wesentlichen allezeit
bleibt, anstatt uns unhaltbare "Komödien der Besserungen" vorzuspiegeln; end¬
lich, und nicht am wenigsten, sollte er sich zur Pflicht machen, vom schwülstigen
und hochtrabenden Stile zu ungekünstelter Einfachheit des Ausdrucks zurückzu¬
kehren.




Vcrnnlworilichcr Rcdcicteniu Gustnü Urehtag.
Verlag von F. L. Herbig. -- vruck "on Hiithel Segler in Leipzig.

dieses Mannes sind hier in einem lesbaren Excerpt verarbeitet und zu einem,
wenn auch nur umrissenen, doch deutlichen und beim Hinblick auf so manche
andere Renegaten deutscher Zunge in seiner Art erschütternden Bilde zusammen¬
gefaßt.


Von Dr. I. C. Glasers Jahrbüchern für G escllsch a ses - und
Staatsw isscnschaften (Berlin, Selbstverlag des Herausgebers)

liegt uns in den ersten Heften dieses Jahres der Anfang des siebenten Bandes
vor, dessen Inhalt sich den bisherigen Publicationen dieser Revue der philoso¬
phischen und Cameralwissenschaften in ihrer bekannten Haltung ebenbürtig an¬
schließt. Neben den periodischen Referaten über politische Vorgänge und den
rein wissenschaftlichen Artikeln, unter denen sich die Darstellung cer Lehre
Baaders auszeichnet, empfehlen wir der Erwägung der Kritik besonders die
Aufsähe, welche sich über die parlamentarischen Zeitfragen äußern. Auch die
hier auftretenden Anschauungen des Gvuvernementalismus haben in den
Erlebnissen des Reichstags, auf welchen sich unsere praktisch-politischen Inter¬
essen jetzt concentriren, neben mancher Bestätigung doch auch manches Correctiv
ihrer Urtheile erfahren. —


Gesammelte Erzählungen und Novellen von Jean Schuriem.
Erster Band. Kassel, Luckhardt. ,

Der Verfasser dieses Buches erscheint nach den hier dargebotenen Ver¬
suchen außerordentlich jugendlich und es dünkt uns hart, seine Leistungen nach
der strengen Anforderung zu richten, deren dieses beliebte Fach bedarf, um aus
der gegenwärtig üblichen handwerksmäßigen Behandlung zu künstlerischer Höhe
gehoben zu werden. Es wäre jedoch Schade, wenn eine reiche und gefällige
Erfindungsgabe, wie sie hier sich kundgiebt, durch mangelnde Ausbildung auf
einer so niedern Stufe zurückblicbe. Der Verfasser sollte sür die Zukunft vor
allem bedenken, daß eine Aneinanderreihung von Zufälligkeiten keine Novelle
ist, sondern die einfachste wohl motivirte Situation höher steht, als bunte An¬
häufung auch der pikantesten Materialien; er sollte ferner die Naiur des Men¬
schen studiren und darzustellen suchen, wie sie ist und im Wesentlichen allezeit
bleibt, anstatt uns unhaltbare „Komödien der Besserungen" vorzuspiegeln; end¬
lich, und nicht am wenigsten, sollte er sich zur Pflicht machen, vom schwülstigen
und hochtrabenden Stile zu ungekünstelter Einfachheit des Ausdrucks zurückzu¬
kehren.




Vcrnnlworilichcr Rcdcicteniu Gustnü Urehtag.
Verlag von F. L. Herbig. — vruck »on Hiithel Segler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/84>, abgerufen am 26.05.2024.