Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

von 1200 Tons mit Maschinen von etwa 240 Pferdekraft für geboten, ohne
daß jedoch durch diese Vergrößerung 5er Tiefgang wachsen darf. Diese Dampfer
sollen nun nach den Bestimmungen des Flottengründungsplanes sehr zweckmä¬
ßiger Weise neben ihrer Maschine eine hohe volle Takellage bekommen, um bei
günstigem Winde immer segeln und Kohlen sparen zu können. Die Wahl der
Construction als Schraubenschiffe hat übrigens nicht blos den Vortheil, das
Segeln und die Anwendung der "einziehbaren Schraube" zu gestatten, sondern
von gleichem oder noch größerm Werth ist hierbei die Sicherheit vor Beschä¬
digungen der Maschinerie durch feindliche Schüsse, da solche Transportschiffe,
selbst wenn sie von Kriegsschiffen escortirt werden, doch immer noch in die Lage
kommen können, vom Feinde beschossen zu werden. Aus Gründen der Öko¬
nomie will der Flottengründungsplan diese Transportschiffe aus Eisen erbauen;
doch ist hierbei wohl zu erwägen, ob nicht die Construction als Compositions-
schiffe, mit eisernem Gerippe und hölzerner Beplankung nebst Kupferung unter
der Wasserlinie bei diesen Fahrzeugen außer gleicher Leichtigkeit des Schiffskör¬
pers noch sonst größere Vortheile gewähren würde, namentlich mit Rücksicht
auf die Gesundheit der Truppen, welche transportirt werden sollen, vollends
wenn man etwa später Truppen nach tropischen Kolonien übeizuführen hätte,
und serner auch hinsichtlich der Schnelligkeit, die bei eisernen Schiffen durch das
Bewachsen des Bodens mit Muscheln und Seegras oft erheblich abgeschwächt wird.
Eins dieser Transportschiffe ist. wie erwähnt, gegenwärtig en der Maschinen- und
Schiffsbauanstalt "Vulcan" bei Stettin bereits vollendet worden; es ist hiermit
der so viel ersehnte Anfang gemacht, auch die einheimische Eisenindustrie zum
Bau von Schiffen heranzuziehen, während der Bau von Panzerschiffen im In¬
lands allerdings, allen entgegenstehenden Behauptungen zum Trotz, noch nicht
möglich ist, da die deutschen Walzwerke bis jetzt noch nicht im Stande sind
4'/,--8 Zoll dicke Panzerplatten herzustellen. Hoffentlich wird dies aber binnen
einigen Jahren der neuen Gesellschaft gelingen, welche sich vor kurzem, vor¬
läufig mit einer Million Thaler Actiencapital, constituirt hat und ihre Etablisse¬
ments in Gaarden bei Kiel zu erbauen im Begriff steht, wobei der innere
Theil der Föhrde, des langen schmalen Meerbusens, der sehr flach ist, abge¬
dämmt, trocken gelegt und als nutzbares Areal verwandt werden soll.

Von Avisos besitzt Preußen außer den beiden früher besprochenen, für
den Dienst im Gefecht nicht verwendbaren Naddampfern "Preußischer Adler"
und "Lorelei" streng genommen kein specifisches Exemplar.

Aushilfsweise indessen ward im dänischen Kriege die Königliche Schrauben-
Dampf-Yacht "Grille", 160 Pferdekraft, als Aviso benutzt, welche zu diesem
Zweck mit zwei gezogenen 12Pfündern aus Deck armirt war. Die "Grille"
von Normandin in Havre gebaut und von König Friedrich Wilhelm IV., wie
man sagt, nach deranmuthigen Figur des gleichnamigen Schauspiels genannt, mit einer


von 1200 Tons mit Maschinen von etwa 240 Pferdekraft für geboten, ohne
daß jedoch durch diese Vergrößerung 5er Tiefgang wachsen darf. Diese Dampfer
sollen nun nach den Bestimmungen des Flottengründungsplanes sehr zweckmä¬
ßiger Weise neben ihrer Maschine eine hohe volle Takellage bekommen, um bei
günstigem Winde immer segeln und Kohlen sparen zu können. Die Wahl der
Construction als Schraubenschiffe hat übrigens nicht blos den Vortheil, das
Segeln und die Anwendung der „einziehbaren Schraube" zu gestatten, sondern
von gleichem oder noch größerm Werth ist hierbei die Sicherheit vor Beschä¬
digungen der Maschinerie durch feindliche Schüsse, da solche Transportschiffe,
selbst wenn sie von Kriegsschiffen escortirt werden, doch immer noch in die Lage
kommen können, vom Feinde beschossen zu werden. Aus Gründen der Öko¬
nomie will der Flottengründungsplan diese Transportschiffe aus Eisen erbauen;
doch ist hierbei wohl zu erwägen, ob nicht die Construction als Compositions-
schiffe, mit eisernem Gerippe und hölzerner Beplankung nebst Kupferung unter
der Wasserlinie bei diesen Fahrzeugen außer gleicher Leichtigkeit des Schiffskör¬
pers noch sonst größere Vortheile gewähren würde, namentlich mit Rücksicht
auf die Gesundheit der Truppen, welche transportirt werden sollen, vollends
wenn man etwa später Truppen nach tropischen Kolonien übeizuführen hätte,
und serner auch hinsichtlich der Schnelligkeit, die bei eisernen Schiffen durch das
Bewachsen des Bodens mit Muscheln und Seegras oft erheblich abgeschwächt wird.
Eins dieser Transportschiffe ist. wie erwähnt, gegenwärtig en der Maschinen- und
Schiffsbauanstalt „Vulcan" bei Stettin bereits vollendet worden; es ist hiermit
der so viel ersehnte Anfang gemacht, auch die einheimische Eisenindustrie zum
Bau von Schiffen heranzuziehen, während der Bau von Panzerschiffen im In¬
lands allerdings, allen entgegenstehenden Behauptungen zum Trotz, noch nicht
möglich ist, da die deutschen Walzwerke bis jetzt noch nicht im Stande sind
4'/,—8 Zoll dicke Panzerplatten herzustellen. Hoffentlich wird dies aber binnen
einigen Jahren der neuen Gesellschaft gelingen, welche sich vor kurzem, vor¬
läufig mit einer Million Thaler Actiencapital, constituirt hat und ihre Etablisse¬
ments in Gaarden bei Kiel zu erbauen im Begriff steht, wobei der innere
Theil der Föhrde, des langen schmalen Meerbusens, der sehr flach ist, abge¬
dämmt, trocken gelegt und als nutzbares Areal verwandt werden soll.

Von Avisos besitzt Preußen außer den beiden früher besprochenen, für
den Dienst im Gefecht nicht verwendbaren Naddampfern „Preußischer Adler"
und „Lorelei" streng genommen kein specifisches Exemplar.

Aushilfsweise indessen ward im dänischen Kriege die Königliche Schrauben-
Dampf-Yacht „Grille", 160 Pferdekraft, als Aviso benutzt, welche zu diesem
Zweck mit zwei gezogenen 12Pfündern aus Deck armirt war. Die „Grille"
von Normandin in Havre gebaut und von König Friedrich Wilhelm IV., wie
man sagt, nach deranmuthigen Figur des gleichnamigen Schauspiels genannt, mit einer


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191861"/>
            <p xml:id="ID_234" prev="#ID_233"> von 1200 Tons mit Maschinen von etwa 240 Pferdekraft für geboten, ohne<lb/>
daß jedoch durch diese Vergrößerung 5er Tiefgang wachsen darf. Diese Dampfer<lb/>
sollen nun nach den Bestimmungen des Flottengründungsplanes sehr zweckmä¬<lb/>
ßiger Weise neben ihrer Maschine eine hohe volle Takellage bekommen, um bei<lb/>
günstigem Winde immer segeln und Kohlen sparen zu können. Die Wahl der<lb/>
Construction als Schraubenschiffe hat übrigens nicht blos den Vortheil, das<lb/>
Segeln und die Anwendung der &#x201E;einziehbaren Schraube" zu gestatten, sondern<lb/>
von gleichem oder noch größerm Werth ist hierbei die Sicherheit vor Beschä¬<lb/>
digungen der Maschinerie durch feindliche Schüsse, da solche Transportschiffe,<lb/>
selbst wenn sie von Kriegsschiffen escortirt werden, doch immer noch in die Lage<lb/>
kommen können, vom Feinde beschossen zu werden. Aus Gründen der Öko¬<lb/>
nomie will der Flottengründungsplan diese Transportschiffe aus Eisen erbauen;<lb/>
doch ist hierbei wohl zu erwägen, ob nicht die Construction als Compositions-<lb/>
schiffe, mit eisernem Gerippe und hölzerner Beplankung nebst Kupferung unter<lb/>
der Wasserlinie bei diesen Fahrzeugen außer gleicher Leichtigkeit des Schiffskör¬<lb/>
pers noch sonst größere Vortheile gewähren würde, namentlich mit Rücksicht<lb/>
auf die Gesundheit der Truppen, welche transportirt werden sollen, vollends<lb/>
wenn man etwa später Truppen nach tropischen Kolonien übeizuführen hätte,<lb/>
und serner auch hinsichtlich der Schnelligkeit, die bei eisernen Schiffen durch das<lb/>
Bewachsen des Bodens mit Muscheln und Seegras oft erheblich abgeschwächt wird.<lb/>
Eins dieser Transportschiffe ist. wie erwähnt, gegenwärtig en der Maschinen- und<lb/>
Schiffsbauanstalt &#x201E;Vulcan" bei Stettin bereits vollendet worden; es ist hiermit<lb/>
der so viel ersehnte Anfang gemacht, auch die einheimische Eisenindustrie zum<lb/>
Bau von Schiffen heranzuziehen, während der Bau von Panzerschiffen im In¬<lb/>
lands allerdings, allen entgegenstehenden Behauptungen zum Trotz, noch nicht<lb/>
möglich ist, da die deutschen Walzwerke bis jetzt noch nicht im Stande sind<lb/>
4'/,&#x2014;8 Zoll dicke Panzerplatten herzustellen. Hoffentlich wird dies aber binnen<lb/>
einigen Jahren der neuen Gesellschaft gelingen, welche sich vor kurzem, vor¬<lb/>
läufig mit einer Million Thaler Actiencapital, constituirt hat und ihre Etablisse¬<lb/>
ments in Gaarden bei Kiel zu erbauen im Begriff steht, wobei der innere<lb/>
Theil der Föhrde, des langen schmalen Meerbusens, der sehr flach ist, abge¬<lb/>
dämmt, trocken gelegt und als nutzbares Areal verwandt werden soll.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_235"> Von Avisos besitzt Preußen außer den beiden früher besprochenen, für<lb/>
den Dienst im Gefecht nicht verwendbaren Naddampfern &#x201E;Preußischer Adler"<lb/>
und &#x201E;Lorelei" streng genommen kein specifisches Exemplar.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_236" next="#ID_237"> Aushilfsweise indessen ward im dänischen Kriege die Königliche Schrauben-<lb/>
Dampf-Yacht &#x201E;Grille", 160 Pferdekraft, als Aviso benutzt, welche zu diesem<lb/>
Zweck mit zwei gezogenen 12Pfündern aus Deck armirt war. Die &#x201E;Grille"<lb/>
von Normandin in Havre gebaut und von König Friedrich Wilhelm IV., wie<lb/>
man sagt, nach deranmuthigen Figur des gleichnamigen Schauspiels genannt, mit einer</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0100] von 1200 Tons mit Maschinen von etwa 240 Pferdekraft für geboten, ohne daß jedoch durch diese Vergrößerung 5er Tiefgang wachsen darf. Diese Dampfer sollen nun nach den Bestimmungen des Flottengründungsplanes sehr zweckmä¬ ßiger Weise neben ihrer Maschine eine hohe volle Takellage bekommen, um bei günstigem Winde immer segeln und Kohlen sparen zu können. Die Wahl der Construction als Schraubenschiffe hat übrigens nicht blos den Vortheil, das Segeln und die Anwendung der „einziehbaren Schraube" zu gestatten, sondern von gleichem oder noch größerm Werth ist hierbei die Sicherheit vor Beschä¬ digungen der Maschinerie durch feindliche Schüsse, da solche Transportschiffe, selbst wenn sie von Kriegsschiffen escortirt werden, doch immer noch in die Lage kommen können, vom Feinde beschossen zu werden. Aus Gründen der Öko¬ nomie will der Flottengründungsplan diese Transportschiffe aus Eisen erbauen; doch ist hierbei wohl zu erwägen, ob nicht die Construction als Compositions- schiffe, mit eisernem Gerippe und hölzerner Beplankung nebst Kupferung unter der Wasserlinie bei diesen Fahrzeugen außer gleicher Leichtigkeit des Schiffskör¬ pers noch sonst größere Vortheile gewähren würde, namentlich mit Rücksicht auf die Gesundheit der Truppen, welche transportirt werden sollen, vollends wenn man etwa später Truppen nach tropischen Kolonien übeizuführen hätte, und serner auch hinsichtlich der Schnelligkeit, die bei eisernen Schiffen durch das Bewachsen des Bodens mit Muscheln und Seegras oft erheblich abgeschwächt wird. Eins dieser Transportschiffe ist. wie erwähnt, gegenwärtig en der Maschinen- und Schiffsbauanstalt „Vulcan" bei Stettin bereits vollendet worden; es ist hiermit der so viel ersehnte Anfang gemacht, auch die einheimische Eisenindustrie zum Bau von Schiffen heranzuziehen, während der Bau von Panzerschiffen im In¬ lands allerdings, allen entgegenstehenden Behauptungen zum Trotz, noch nicht möglich ist, da die deutschen Walzwerke bis jetzt noch nicht im Stande sind 4'/,—8 Zoll dicke Panzerplatten herzustellen. Hoffentlich wird dies aber binnen einigen Jahren der neuen Gesellschaft gelingen, welche sich vor kurzem, vor¬ läufig mit einer Million Thaler Actiencapital, constituirt hat und ihre Etablisse¬ ments in Gaarden bei Kiel zu erbauen im Begriff steht, wobei der innere Theil der Föhrde, des langen schmalen Meerbusens, der sehr flach ist, abge¬ dämmt, trocken gelegt und als nutzbares Areal verwandt werden soll. Von Avisos besitzt Preußen außer den beiden früher besprochenen, für den Dienst im Gefecht nicht verwendbaren Naddampfern „Preußischer Adler" und „Lorelei" streng genommen kein specifisches Exemplar. Aushilfsweise indessen ward im dänischen Kriege die Königliche Schrauben- Dampf-Yacht „Grille", 160 Pferdekraft, als Aviso benutzt, welche zu diesem Zweck mit zwei gezogenen 12Pfündern aus Deck armirt war. Die „Grille" von Normandin in Havre gebaut und von König Friedrich Wilhelm IV., wie man sagt, nach deranmuthigen Figur des gleichnamigen Schauspiels genannt, mit einer

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/100
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/100>, abgerufen am 27.05.2024.