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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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den nächsten Jahren sorgsam und richtig cultivirt, den Naiurforscherversamm-
lungen immer größere Wirksamkeit in sich wie in weiteren Kreisen in Aus¬
sicht stellen.

Als solche Fortschritte bezeichnen wir folgende: Die Versammlung ist
wieder auf eigene Füße gestellt, es ist mehr und anhaltender als in den letzten
Jahren gearbeitet worden; eine neue Section, für das ganze Volk von Wich¬
tigkeit, ist den anderen zugefügt worden, jene für öffentliche Gesundheitspflege;
die allgemeinen Sitzungen haben wieder erhöhte Bedeutung erhalten.

Die sehr gerechtfertigte Gastfreundschaft.welche sich in den ersten Jahren
auf freundliche Aufnahme der Gäste in Haus und Familie beschränkt hatte,
war allmählich in ein Ueberbieten durch Luftfahrten und sonstige Festlichkeiten
ausgeartet, welche zumal in Wien und Bonn ihren Höhepunkt erreichten. Sie
wurden nur durch reiche Zuschüsse aus Staats- oder städtischen Cassen ermög¬
licht. Unsere frankfurter Collegen sprachen schon in Hannover ihre Absicht
aus, die Versammlung wieder auf einfachern Fuß zu setzen; was damals gute
Absicl-t war, ist mittlerweile eine Nothwendigkeit für sie geworden. Es wurden
statt der üblichen 3 Thlr. Beitrag diesmal 4 Thlr. von jedem Teilnehmer er¬
Hoden; ein städtischer Zuschuß ward nicht geleistet. Die Einnahme von 283
frankfurter und 623 auswärtigen Theilnehmern reichte, wie wir hören, zur
Deckung aller Kosten hin; es wird somit künftig die Wahl der Versammlungs¬
orte viel weniger beschränkt sein, mit der Wahl wird nicht zugleich dem ge¬
wählten Orte eine finanzielle Last aufgebürdet. Abendvergnügungen, wie die
uns in Frankfurt gebotenen (Concert, Fcflopcr, Liederkrcmzabcnd u. der^l.) wer¬
den dankbar angenommen werden; sie greifen nicht wie die Lustfahrten und
große Essereien störend in die Sitzungen ein.

Diese Beschränkungen sowie die Verlegung des Mittagessens auf 4V, Uhr
und die durch den Saalbau und das polytechnische Institut gegebene Möglich¬
keit, alle Räume für Sitzungen, Demonstrationen, Restauration und Unterhal¬
tung in demselben Gebäude dicht neben einander zu vereinen, waren die wesent¬
lichsten Ursachen, daß dieses Jahr mehr und eifriger besuchte Sectionssitzungcn
stattfanden als Wohl bei irgend einer frühern Natulforscherversammlung. Mit
den Sectionsverhandlungen konnte man im allgemeinen wohl zufrieden sein,
wenngleich auch nicht zu leugnen ist, daß namentlich der Eifer der Mit¬
theilung in einigen der Sectionen für practische Disciplinen nicht selten die
gebotene Bescheidung überwog. Wir können hier nicht einmal auf die wichtigsten
dieser Mittheilungen aufmerksam machen; die meisten haben doch nur für die Fant,"
genossen ein wirkliches Interesse und wo dieses überschritten wird (wie z. B-
bei Meyers Mittheilung über die gewölbte Blättchenlagerung in der Knochcn-
spongioW, so daß die verschiedenen als Zug- und Druckcurven wirken, bei
Jürgensens, Ziemssens und Licbermeisters Empfehlung der Behandlung des


den nächsten Jahren sorgsam und richtig cultivirt, den Naiurforscherversamm-
lungen immer größere Wirksamkeit in sich wie in weiteren Kreisen in Aus¬
sicht stellen.

Als solche Fortschritte bezeichnen wir folgende: Die Versammlung ist
wieder auf eigene Füße gestellt, es ist mehr und anhaltender als in den letzten
Jahren gearbeitet worden; eine neue Section, für das ganze Volk von Wich¬
tigkeit, ist den anderen zugefügt worden, jene für öffentliche Gesundheitspflege;
die allgemeinen Sitzungen haben wieder erhöhte Bedeutung erhalten.

Die sehr gerechtfertigte Gastfreundschaft.welche sich in den ersten Jahren
auf freundliche Aufnahme der Gäste in Haus und Familie beschränkt hatte,
war allmählich in ein Ueberbieten durch Luftfahrten und sonstige Festlichkeiten
ausgeartet, welche zumal in Wien und Bonn ihren Höhepunkt erreichten. Sie
wurden nur durch reiche Zuschüsse aus Staats- oder städtischen Cassen ermög¬
licht. Unsere frankfurter Collegen sprachen schon in Hannover ihre Absicht
aus, die Versammlung wieder auf einfachern Fuß zu setzen; was damals gute
Absicl-t war, ist mittlerweile eine Nothwendigkeit für sie geworden. Es wurden
statt der üblichen 3 Thlr. Beitrag diesmal 4 Thlr. von jedem Teilnehmer er¬
Hoden; ein städtischer Zuschuß ward nicht geleistet. Die Einnahme von 283
frankfurter und 623 auswärtigen Theilnehmern reichte, wie wir hören, zur
Deckung aller Kosten hin; es wird somit künftig die Wahl der Versammlungs¬
orte viel weniger beschränkt sein, mit der Wahl wird nicht zugleich dem ge¬
wählten Orte eine finanzielle Last aufgebürdet. Abendvergnügungen, wie die
uns in Frankfurt gebotenen (Concert, Fcflopcr, Liederkrcmzabcnd u. der^l.) wer¬
den dankbar angenommen werden; sie greifen nicht wie die Lustfahrten und
große Essereien störend in die Sitzungen ein.

Diese Beschränkungen sowie die Verlegung des Mittagessens auf 4V, Uhr
und die durch den Saalbau und das polytechnische Institut gegebene Möglich¬
keit, alle Räume für Sitzungen, Demonstrationen, Restauration und Unterhal¬
tung in demselben Gebäude dicht neben einander zu vereinen, waren die wesent¬
lichsten Ursachen, daß dieses Jahr mehr und eifriger besuchte Sectionssitzungcn
stattfanden als Wohl bei irgend einer frühern Natulforscherversammlung. Mit
den Sectionsverhandlungen konnte man im allgemeinen wohl zufrieden sein,
wenngleich auch nicht zu leugnen ist, daß namentlich der Eifer der Mit¬
theilung in einigen der Sectionen für practische Disciplinen nicht selten die
gebotene Bescheidung überwog. Wir können hier nicht einmal auf die wichtigsten
dieser Mittheilungen aufmerksam machen; die meisten haben doch nur für die Fant,"
genossen ein wirkliches Interesse und wo dieses überschritten wird (wie z. B-
bei Meyers Mittheilung über die gewölbte Blättchenlagerung in der Knochcn-
spongioW, so daß die verschiedenen als Zug- und Druckcurven wirken, bei
Jürgensens, Ziemssens und Licbermeisters Empfehlung der Behandlung des


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[0188] den nächsten Jahren sorgsam und richtig cultivirt, den Naiurforscherversamm- lungen immer größere Wirksamkeit in sich wie in weiteren Kreisen in Aus¬ sicht stellen. Als solche Fortschritte bezeichnen wir folgende: Die Versammlung ist wieder auf eigene Füße gestellt, es ist mehr und anhaltender als in den letzten Jahren gearbeitet worden; eine neue Section, für das ganze Volk von Wich¬ tigkeit, ist den anderen zugefügt worden, jene für öffentliche Gesundheitspflege; die allgemeinen Sitzungen haben wieder erhöhte Bedeutung erhalten. Die sehr gerechtfertigte Gastfreundschaft.welche sich in den ersten Jahren auf freundliche Aufnahme der Gäste in Haus und Familie beschränkt hatte, war allmählich in ein Ueberbieten durch Luftfahrten und sonstige Festlichkeiten ausgeartet, welche zumal in Wien und Bonn ihren Höhepunkt erreichten. Sie wurden nur durch reiche Zuschüsse aus Staats- oder städtischen Cassen ermög¬ licht. Unsere frankfurter Collegen sprachen schon in Hannover ihre Absicht aus, die Versammlung wieder auf einfachern Fuß zu setzen; was damals gute Absicl-t war, ist mittlerweile eine Nothwendigkeit für sie geworden. Es wurden statt der üblichen 3 Thlr. Beitrag diesmal 4 Thlr. von jedem Teilnehmer er¬ Hoden; ein städtischer Zuschuß ward nicht geleistet. Die Einnahme von 283 frankfurter und 623 auswärtigen Theilnehmern reichte, wie wir hören, zur Deckung aller Kosten hin; es wird somit künftig die Wahl der Versammlungs¬ orte viel weniger beschränkt sein, mit der Wahl wird nicht zugleich dem ge¬ wählten Orte eine finanzielle Last aufgebürdet. Abendvergnügungen, wie die uns in Frankfurt gebotenen (Concert, Fcflopcr, Liederkrcmzabcnd u. der^l.) wer¬ den dankbar angenommen werden; sie greifen nicht wie die Lustfahrten und große Essereien störend in die Sitzungen ein. Diese Beschränkungen sowie die Verlegung des Mittagessens auf 4V, Uhr und die durch den Saalbau und das polytechnische Institut gegebene Möglich¬ keit, alle Räume für Sitzungen, Demonstrationen, Restauration und Unterhal¬ tung in demselben Gebäude dicht neben einander zu vereinen, waren die wesent¬ lichsten Ursachen, daß dieses Jahr mehr und eifriger besuchte Sectionssitzungcn stattfanden als Wohl bei irgend einer frühern Natulforscherversammlung. Mit den Sectionsverhandlungen konnte man im allgemeinen wohl zufrieden sein, wenngleich auch nicht zu leugnen ist, daß namentlich der Eifer der Mit¬ theilung in einigen der Sectionen für practische Disciplinen nicht selten die gebotene Bescheidung überwog. Wir können hier nicht einmal auf die wichtigsten dieser Mittheilungen aufmerksam machen; die meisten haben doch nur für die Fant," genossen ein wirkliches Interesse und wo dieses überschritten wird (wie z. B- bei Meyers Mittheilung über die gewölbte Blättchenlagerung in der Knochcn- spongioW, so daß die verschiedenen als Zug- und Druckcurven wirken, bei Jürgensens, Ziemssens und Licbermeisters Empfehlung der Behandlung des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/188>, abgerufen am 30.04.2024.