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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Typhus durch Wärmeentziehung mittelst kühler Bäder, bei Schaaffhausens Dar¬
legung der Bildung des Eiterkörpcrchens aus der rothen Blutscheibe, bei den
Mittheilungen über locale Anästhesirung, über losen einfachsten Wundvcrband
u. s. w.) würde ausführlicheres Eingehen nöthig sein.

Lobend ist auch der rasche Druck des Tageblattes anzuerkennen, welches
uns regelmäßig morgens früh die Protokolle aus den am vorhergehenden Mor¬
gen und Nachmittag stattgehabten 12 Sectionssitzungen lieferte. Diese Berichte
wurden hauptsächlich deshalb so rasch zum Druck eingeliefert, weil für alle
Sectionen Localschriftführer im voraus bestellt waren, welche ihrer Aufgabe mit
großem Eifer oblagen. Wird diese Einrichtung auch künftig beibehalten, so
muß unschwer erzielt werden können, daß die Protokolle über die einzelnen
Sectionen gleichmäßiger, und daß einige unter ihnen eingehender geführt werden,
als dies in Frankfurt der Fall war. Unter dieser Voraussetzung rechtfertigt
es sich gewiß sehr, an die Stelle des'frühern sehr kostspieligen ausführlichen
Berichtes, der manchmal erst nach Jahren erschien, und ausnahmslos lange, nie
gehaltene aber verhaltene Reden lieferte, durch ein rasch erscheinendes Tageblatt
zu ersetzen, zumal wenn demselben, wie uns in Frankfurt versprochen wurde,
die in den allgemeinen Sitzungen gehaltenen Vorträge einverleibt und baldigst
den Theilnehmern zugesandt werden.

An der diesjährigen Versammlung nahmen verhältnißmäßig viele Schul¬
lehrer Theil. Mehrfach war die Wichtigkeit eines richtig verstandenen natur¬
geschichtlichen Unterrichts in den Schulen hervorgehoben worden, Virchow hatte
in seinem Vortrage in der allgemeinen Sitzung vom 20. besonders betont, wie
es verhältnißmäßig wenig fruchte, den Kopf der Kinder mit botanischen Syste¬
men anzufüllen, daß es vielmehr darauf ankomme, sie schon frühe physikalisch
denken zu lehren. Die anwesenden Lehrer haben sich demnach in einer am
23. Sept. abgehaltenen besondern Sitzung für die nächste Versammlung in
Dresden zu folgenden Beschlüssen vereinigt: 1) die bei der Naturforscher-Ver¬
sammlung anwesenden Lehrer treten während der Dauer derselben zu besonderen
Berathungen zusammen. 2) Zweck dieser Versammlung ist Besprechung über
die Nutzbarmachung der Fortschritte der Naturwissenschaften für den naturwissen¬
schaftlichen Unterricht, so wie die Pflege dieses Unterrichts in der Schule
überhaupt.

Auf Betreiben des unermüdlichen Prof. H. E. Richter aus Dresden war
schon 1865 in Hannover eine Commission zusammengetreten, um für die dies¬
jährige Versammlung Vorschläge in Betreff einer Medicinalreform in
Deutschland, insbesondere der Organisation des ärztlichen Standes
auszuarbeiten. Es wurden von dieser Commission folgende allgemeine Sätze
vorgeschlagen: "Es ist wünschenswert!) und für die Folgezeit vielleicht unent¬
behrlich, daß in allen deutschen Ländern die wissenschaftlich ausgebildeten und


Typhus durch Wärmeentziehung mittelst kühler Bäder, bei Schaaffhausens Dar¬
legung der Bildung des Eiterkörpcrchens aus der rothen Blutscheibe, bei den
Mittheilungen über locale Anästhesirung, über losen einfachsten Wundvcrband
u. s. w.) würde ausführlicheres Eingehen nöthig sein.

Lobend ist auch der rasche Druck des Tageblattes anzuerkennen, welches
uns regelmäßig morgens früh die Protokolle aus den am vorhergehenden Mor¬
gen und Nachmittag stattgehabten 12 Sectionssitzungen lieferte. Diese Berichte
wurden hauptsächlich deshalb so rasch zum Druck eingeliefert, weil für alle
Sectionen Localschriftführer im voraus bestellt waren, welche ihrer Aufgabe mit
großem Eifer oblagen. Wird diese Einrichtung auch künftig beibehalten, so
muß unschwer erzielt werden können, daß die Protokolle über die einzelnen
Sectionen gleichmäßiger, und daß einige unter ihnen eingehender geführt werden,
als dies in Frankfurt der Fall war. Unter dieser Voraussetzung rechtfertigt
es sich gewiß sehr, an die Stelle des'frühern sehr kostspieligen ausführlichen
Berichtes, der manchmal erst nach Jahren erschien, und ausnahmslos lange, nie
gehaltene aber verhaltene Reden lieferte, durch ein rasch erscheinendes Tageblatt
zu ersetzen, zumal wenn demselben, wie uns in Frankfurt versprochen wurde,
die in den allgemeinen Sitzungen gehaltenen Vorträge einverleibt und baldigst
den Theilnehmern zugesandt werden.

An der diesjährigen Versammlung nahmen verhältnißmäßig viele Schul¬
lehrer Theil. Mehrfach war die Wichtigkeit eines richtig verstandenen natur¬
geschichtlichen Unterrichts in den Schulen hervorgehoben worden, Virchow hatte
in seinem Vortrage in der allgemeinen Sitzung vom 20. besonders betont, wie
es verhältnißmäßig wenig fruchte, den Kopf der Kinder mit botanischen Syste¬
men anzufüllen, daß es vielmehr darauf ankomme, sie schon frühe physikalisch
denken zu lehren. Die anwesenden Lehrer haben sich demnach in einer am
23. Sept. abgehaltenen besondern Sitzung für die nächste Versammlung in
Dresden zu folgenden Beschlüssen vereinigt: 1) die bei der Naturforscher-Ver¬
sammlung anwesenden Lehrer treten während der Dauer derselben zu besonderen
Berathungen zusammen. 2) Zweck dieser Versammlung ist Besprechung über
die Nutzbarmachung der Fortschritte der Naturwissenschaften für den naturwissen¬
schaftlichen Unterricht, so wie die Pflege dieses Unterrichts in der Schule
überhaupt.

Auf Betreiben des unermüdlichen Prof. H. E. Richter aus Dresden war
schon 1865 in Hannover eine Commission zusammengetreten, um für die dies¬
jährige Versammlung Vorschläge in Betreff einer Medicinalreform in
Deutschland, insbesondere der Organisation des ärztlichen Standes
auszuarbeiten. Es wurden von dieser Commission folgende allgemeine Sätze
vorgeschlagen: „Es ist wünschenswert!) und für die Folgezeit vielleicht unent¬
behrlich, daß in allen deutschen Ländern die wissenschaftlich ausgebildeten und


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[0189] Typhus durch Wärmeentziehung mittelst kühler Bäder, bei Schaaffhausens Dar¬ legung der Bildung des Eiterkörpcrchens aus der rothen Blutscheibe, bei den Mittheilungen über locale Anästhesirung, über losen einfachsten Wundvcrband u. s. w.) würde ausführlicheres Eingehen nöthig sein. Lobend ist auch der rasche Druck des Tageblattes anzuerkennen, welches uns regelmäßig morgens früh die Protokolle aus den am vorhergehenden Mor¬ gen und Nachmittag stattgehabten 12 Sectionssitzungen lieferte. Diese Berichte wurden hauptsächlich deshalb so rasch zum Druck eingeliefert, weil für alle Sectionen Localschriftführer im voraus bestellt waren, welche ihrer Aufgabe mit großem Eifer oblagen. Wird diese Einrichtung auch künftig beibehalten, so muß unschwer erzielt werden können, daß die Protokolle über die einzelnen Sectionen gleichmäßiger, und daß einige unter ihnen eingehender geführt werden, als dies in Frankfurt der Fall war. Unter dieser Voraussetzung rechtfertigt es sich gewiß sehr, an die Stelle des'frühern sehr kostspieligen ausführlichen Berichtes, der manchmal erst nach Jahren erschien, und ausnahmslos lange, nie gehaltene aber verhaltene Reden lieferte, durch ein rasch erscheinendes Tageblatt zu ersetzen, zumal wenn demselben, wie uns in Frankfurt versprochen wurde, die in den allgemeinen Sitzungen gehaltenen Vorträge einverleibt und baldigst den Theilnehmern zugesandt werden. An der diesjährigen Versammlung nahmen verhältnißmäßig viele Schul¬ lehrer Theil. Mehrfach war die Wichtigkeit eines richtig verstandenen natur¬ geschichtlichen Unterrichts in den Schulen hervorgehoben worden, Virchow hatte in seinem Vortrage in der allgemeinen Sitzung vom 20. besonders betont, wie es verhältnißmäßig wenig fruchte, den Kopf der Kinder mit botanischen Syste¬ men anzufüllen, daß es vielmehr darauf ankomme, sie schon frühe physikalisch denken zu lehren. Die anwesenden Lehrer haben sich demnach in einer am 23. Sept. abgehaltenen besondern Sitzung für die nächste Versammlung in Dresden zu folgenden Beschlüssen vereinigt: 1) die bei der Naturforscher-Ver¬ sammlung anwesenden Lehrer treten während der Dauer derselben zu besonderen Berathungen zusammen. 2) Zweck dieser Versammlung ist Besprechung über die Nutzbarmachung der Fortschritte der Naturwissenschaften für den naturwissen¬ schaftlichen Unterricht, so wie die Pflege dieses Unterrichts in der Schule überhaupt. Auf Betreiben des unermüdlichen Prof. H. E. Richter aus Dresden war schon 1865 in Hannover eine Commission zusammengetreten, um für die dies¬ jährige Versammlung Vorschläge in Betreff einer Medicinalreform in Deutschland, insbesondere der Organisation des ärztlichen Standes auszuarbeiten. Es wurden von dieser Commission folgende allgemeine Sätze vorgeschlagen: „Es ist wünschenswert!) und für die Folgezeit vielleicht unent¬ behrlich, daß in allen deutschen Ländern die wissenschaftlich ausgebildeten und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/189>, abgerufen am 21.05.2024.