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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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französische Besatzung unter Ueberwachung der preußischen Abnahme-Commission
nach Danzig übergeführt, wo er aber bei den angestellten Proben hinsichtlich
der Schnelligkeit nicht genügte, sogar auf einen Pfahl im Revier auslief und
sich unter Masser so beschädigte, daß er ins Dock gehn mußte. Schließlich
ward er, wie man sagt infolge gewisser Verhandlungen mit dem Erbauer und
anderen mehr mittelbar interessirten Personen gegen einen Nachlaß an der
Kaufsumme dennoch erworben, und man hofft jetzt seine nautischen Eigen¬
schaften auf ein befriedigendes Maß erhöht zu haben: wenigstens sprachen sich
uns gegenüber preußische Seeoffiziere über seine Schnelligkeit und Seefähigkeit
ziemlich anerkennend aus. Letztere wird durch den neu am Bug angebrachten
Wellenbrecher jedenfalls verbessert sein, wenn auch der Verband des Schiffes
etwas mehr angegriffen wird. Einem zweiten Uebelstand, über den wir klagen
hörten, dem tiefen "Einhaucn" des Vorschiffes in die See ließe sich vielleicht
durch eine Aenderung der Takelage abhelfen, durch Erleichterung resp. Verklei¬
nerung des Fockmasts und Vergrößerung des Großmasts. Dann wird der
Segeldruck oder auch der bloße Windfang der Takelage das Schiff vorn weni¬
ger ins Wasser drücken und durch den vergrößerten Druck auf das Hinterschiff
das Vordertheil sogar aus dem Wasser zu heben streben/)

Gegenwärtig liegt das Schiff, vor einiger Zeit in "Prinz Adalbert" um"
getauft, abgerüstet im Bassin vor dem Marinedepot zu Geestemünde. Man hat
ihm -- wie bereits bemerkt -- nicht bloß die Raaen und Stengen abgenom¬
men, sondern auch noch über seinem Deck zum Schutz gegen die Witterung
ein förmliches Dach von Latten gebaut, dessen First über dem Hinteren Thurm
durch ein kegelförmiges, ebenfalls aus Latten hergestelltes Dach wie bei einem
Carroussel überhöht wird, während hinten über der Schanze und vorn am Bug
halbkegelförmige Dächer nach vorn und hinten abschließen.

Während "Arminius" und "Adalbert" zur Zeit als specifische Panzerschiffe
noch die einzigen ihrer Gattung in der preußischen resp, norddeutschen Marine
sind, werden sie wahrscheinlich innerhalb der nächsten 10 Jahre ein halbes
Dutzend Genossen erhalten. -- Unsere nächste Schilderung soll die Panzersre-
gatten mustern.





') Die Umschaffung zu einer Briggtakelage könnte zu dem erwünschten Ziele führen,
ohne doch, wenn der Großmast hinter, nicht wie früher in dem großen Thurm steht und
der Fockmast kleiner als zuvor ist, die Uebelstände herbeizuführen, die sich früher bemerklich
machten und zur Einführung der Schoonertakelage bewogen haben.

französische Besatzung unter Ueberwachung der preußischen Abnahme-Commission
nach Danzig übergeführt, wo er aber bei den angestellten Proben hinsichtlich
der Schnelligkeit nicht genügte, sogar auf einen Pfahl im Revier auslief und
sich unter Masser so beschädigte, daß er ins Dock gehn mußte. Schließlich
ward er, wie man sagt infolge gewisser Verhandlungen mit dem Erbauer und
anderen mehr mittelbar interessirten Personen gegen einen Nachlaß an der
Kaufsumme dennoch erworben, und man hofft jetzt seine nautischen Eigen¬
schaften auf ein befriedigendes Maß erhöht zu haben: wenigstens sprachen sich
uns gegenüber preußische Seeoffiziere über seine Schnelligkeit und Seefähigkeit
ziemlich anerkennend aus. Letztere wird durch den neu am Bug angebrachten
Wellenbrecher jedenfalls verbessert sein, wenn auch der Verband des Schiffes
etwas mehr angegriffen wird. Einem zweiten Uebelstand, über den wir klagen
hörten, dem tiefen „Einhaucn" des Vorschiffes in die See ließe sich vielleicht
durch eine Aenderung der Takelage abhelfen, durch Erleichterung resp. Verklei¬
nerung des Fockmasts und Vergrößerung des Großmasts. Dann wird der
Segeldruck oder auch der bloße Windfang der Takelage das Schiff vorn weni¬
ger ins Wasser drücken und durch den vergrößerten Druck auf das Hinterschiff
das Vordertheil sogar aus dem Wasser zu heben streben/)

Gegenwärtig liegt das Schiff, vor einiger Zeit in „Prinz Adalbert" um«
getauft, abgerüstet im Bassin vor dem Marinedepot zu Geestemünde. Man hat
ihm — wie bereits bemerkt — nicht bloß die Raaen und Stengen abgenom¬
men, sondern auch noch über seinem Deck zum Schutz gegen die Witterung
ein förmliches Dach von Latten gebaut, dessen First über dem Hinteren Thurm
durch ein kegelförmiges, ebenfalls aus Latten hergestelltes Dach wie bei einem
Carroussel überhöht wird, während hinten über der Schanze und vorn am Bug
halbkegelförmige Dächer nach vorn und hinten abschließen.

Während „Arminius" und „Adalbert" zur Zeit als specifische Panzerschiffe
noch die einzigen ihrer Gattung in der preußischen resp, norddeutschen Marine
sind, werden sie wahrscheinlich innerhalb der nächsten 10 Jahre ein halbes
Dutzend Genossen erhalten. — Unsere nächste Schilderung soll die Panzersre-
gatten mustern.





') Die Umschaffung zu einer Briggtakelage könnte zu dem erwünschten Ziele führen,
ohne doch, wenn der Großmast hinter, nicht wie früher in dem großen Thurm steht und
der Fockmast kleiner als zuvor ist, die Uebelstände herbeizuführen, die sich früher bemerklich
machten und zur Einführung der Schoonertakelage bewogen haben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/390>, abgerufen am 30.04.2024.