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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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Solidität und die Seefähigkeit der Breitseiten-Panzerfregatte, noch die vielen
Chancen für Geschützwirkung wie das Kuppelsystem bietet. Seine Dimen¬
sionen sind derart, daß die ungeheure Länge die Steuerfähigkeit und Wend-
balrkeit des Fahrzeugs wie beim englischen "Warrior" beeinträchtigt, während
die enorme Breite verursacht, daß die Schnelligkeit selbst hinter den mäßigsten
Ansprüchen zurückgeblieben ist. Es ist nämlich die größte Länge dieses Schiffs
387-/.' (380-/-' nach Webbscher Messung), die größte Breite 707°' (72' 7'/,"
W.), seine Tiefe im Raum 21'/.-' (22' 7-/2" W.) und sein Tiefgang bei voll¬
ständiger Ausrüstung 21'. Die Lästigkeit des "Dunderberg" beträgt 6090
Tons (bei 7000 Tons Deplacement und 2700 Tons Schwere des Schiffs¬
körpers vor dem Ablauf), womit das Schiff außer dem Panzergewicht von
1000 Tons, dem Sporn, der Maschine mit ihren 8 Kesseln und der Geschütz-
armirung noch etwa 1000 Tons Kohlen zu tragen vermag, welche, was
allerdings sehr zweifelhaft ist. auf 12 Tage ausreichen sollen. Der Schiffs¬
körper, welcher unter Wasser einen ziemlich flachen Boden mit 4 Kolschwenns
neben dem eigentlichen Kiel und dann fast senkrechte Seiten hat, ist innen durch
seinen Diagonalverband und durch wasserdichte Querschotten gestärkt; er ent¬
hält außerdem innen gleichsam noch ein zweites, von Längs- und Querschotten
gebildetes kleineres Schiff, welches die Maschine umgibt und sichert, und läuft
vorn in einen 50 Fuß langen Sporn aus, welcher nicht angesetzt ist, sondern
zur Schiffsconstruction gehört, ganz mit Holz ausgefüllt und vorn mit Eisen
beschlagen ist, etwa in ähnlicher Form wie der italienische "Affondatore".
Trotz der ungeheuern Dimensionen ist die Panzerung verhältnißmäßig schwach
(12-/" der einfachen Platte), viel schwächer, als auf den schwächsten preußi¬
schen Schiffen und auch die Verstärkung des Panzers, welche man durch seine
schräge Lage erreicht haben will, dürfte sich beim Schlingern des Schiffes,
durch welches die geneigten Flächen zeitweise in senkrechte Lage kommen,
schließlich als illusorisch erweisen. Der Rumpf des Schiffs, welcher mit dem
Oberdeck nur wenig über Wasser ragt, trägt auf feinen Spanten -- Nippen
zunächst eine Holzlage, welche von unten nach oben von 3" Dicke bis 7'
Dicke zunimmt, und an den Seitenkanten (diiMs) 3', in der Wasserlinie 6'
stark ist. Auf dieser Holzlage, nach amerikanischem Ausdruck eusliion, liegt
die Panzerung in einem Winkel von 35° nach innen geneigt, und zwar sind
die gehämmerten, nicht gewalztem, Platten derselben (12--15' lang, 3' breit,
nur 3-3'//' dick) mittelst 1-/-Miger Bolzen mit ihrer Hauptausdehnung
senkrecht befestigt, nicht horizontal, wie bei den europäischen Panzerschiffen.
Auf dem Oberdeck erhebt sich eine Käsematte, die aber im Grundriß nicht
wie gewöhnlich viereckig in Form eines Rechtecks, sondern sechseckig ist, indem
statt der kleinen Seiten des Rechtecks eine wirtelsörmig vorspringende Pan¬
zerwand mit Pforten vorhanden ist. Die Panzerung der Käsematte, welche


Solidität und die Seefähigkeit der Breitseiten-Panzerfregatte, noch die vielen
Chancen für Geschützwirkung wie das Kuppelsystem bietet. Seine Dimen¬
sionen sind derart, daß die ungeheure Länge die Steuerfähigkeit und Wend-
balrkeit des Fahrzeugs wie beim englischen „Warrior" beeinträchtigt, während
die enorme Breite verursacht, daß die Schnelligkeit selbst hinter den mäßigsten
Ansprüchen zurückgeblieben ist. Es ist nämlich die größte Länge dieses Schiffs
387-/.' (380-/-' nach Webbscher Messung), die größte Breite 707°' (72' 7'/,"
W.), seine Tiefe im Raum 21'/.-' (22' 7-/2" W.) und sein Tiefgang bei voll¬
ständiger Ausrüstung 21'. Die Lästigkeit des „Dunderberg" beträgt 6090
Tons (bei 7000 Tons Deplacement und 2700 Tons Schwere des Schiffs¬
körpers vor dem Ablauf), womit das Schiff außer dem Panzergewicht von
1000 Tons, dem Sporn, der Maschine mit ihren 8 Kesseln und der Geschütz-
armirung noch etwa 1000 Tons Kohlen zu tragen vermag, welche, was
allerdings sehr zweifelhaft ist. auf 12 Tage ausreichen sollen. Der Schiffs¬
körper, welcher unter Wasser einen ziemlich flachen Boden mit 4 Kolschwenns
neben dem eigentlichen Kiel und dann fast senkrechte Seiten hat, ist innen durch
seinen Diagonalverband und durch wasserdichte Querschotten gestärkt; er ent¬
hält außerdem innen gleichsam noch ein zweites, von Längs- und Querschotten
gebildetes kleineres Schiff, welches die Maschine umgibt und sichert, und läuft
vorn in einen 50 Fuß langen Sporn aus, welcher nicht angesetzt ist, sondern
zur Schiffsconstruction gehört, ganz mit Holz ausgefüllt und vorn mit Eisen
beschlagen ist, etwa in ähnlicher Form wie der italienische „Affondatore".
Trotz der ungeheuern Dimensionen ist die Panzerung verhältnißmäßig schwach
(12-/« der einfachen Platte), viel schwächer, als auf den schwächsten preußi¬
schen Schiffen und auch die Verstärkung des Panzers, welche man durch seine
schräge Lage erreicht haben will, dürfte sich beim Schlingern des Schiffes,
durch welches die geneigten Flächen zeitweise in senkrechte Lage kommen,
schließlich als illusorisch erweisen. Der Rumpf des Schiffs, welcher mit dem
Oberdeck nur wenig über Wasser ragt, trägt auf feinen Spanten — Nippen
zunächst eine Holzlage, welche von unten nach oben von 3" Dicke bis 7'
Dicke zunimmt, und an den Seitenkanten (diiMs) 3', in der Wasserlinie 6'
stark ist. Auf dieser Holzlage, nach amerikanischem Ausdruck eusliion, liegt
die Panzerung in einem Winkel von 35° nach innen geneigt, und zwar sind
die gehämmerten, nicht gewalztem, Platten derselben (12—15' lang, 3' breit,
nur 3-3'//' dick) mittelst 1-/-Miger Bolzen mit ihrer Hauptausdehnung
senkrecht befestigt, nicht horizontal, wie bei den europäischen Panzerschiffen.
Auf dem Oberdeck erhebt sich eine Käsematte, die aber im Grundriß nicht
wie gewöhnlich viereckig in Form eines Rechtecks, sondern sechseckig ist, indem
statt der kleinen Seiten des Rechtecks eine wirtelsörmig vorspringende Pan¬
zerwand mit Pforten vorhanden ist. Die Panzerung der Käsematte, welche


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[0223] Solidität und die Seefähigkeit der Breitseiten-Panzerfregatte, noch die vielen Chancen für Geschützwirkung wie das Kuppelsystem bietet. Seine Dimen¬ sionen sind derart, daß die ungeheure Länge die Steuerfähigkeit und Wend- balrkeit des Fahrzeugs wie beim englischen „Warrior" beeinträchtigt, während die enorme Breite verursacht, daß die Schnelligkeit selbst hinter den mäßigsten Ansprüchen zurückgeblieben ist. Es ist nämlich die größte Länge dieses Schiffs 387-/.' (380-/-' nach Webbscher Messung), die größte Breite 707°' (72' 7'/," W.), seine Tiefe im Raum 21'/.-' (22' 7-/2" W.) und sein Tiefgang bei voll¬ ständiger Ausrüstung 21'. Die Lästigkeit des „Dunderberg" beträgt 6090 Tons (bei 7000 Tons Deplacement und 2700 Tons Schwere des Schiffs¬ körpers vor dem Ablauf), womit das Schiff außer dem Panzergewicht von 1000 Tons, dem Sporn, der Maschine mit ihren 8 Kesseln und der Geschütz- armirung noch etwa 1000 Tons Kohlen zu tragen vermag, welche, was allerdings sehr zweifelhaft ist. auf 12 Tage ausreichen sollen. Der Schiffs¬ körper, welcher unter Wasser einen ziemlich flachen Boden mit 4 Kolschwenns neben dem eigentlichen Kiel und dann fast senkrechte Seiten hat, ist innen durch seinen Diagonalverband und durch wasserdichte Querschotten gestärkt; er ent¬ hält außerdem innen gleichsam noch ein zweites, von Längs- und Querschotten gebildetes kleineres Schiff, welches die Maschine umgibt und sichert, und läuft vorn in einen 50 Fuß langen Sporn aus, welcher nicht angesetzt ist, sondern zur Schiffsconstruction gehört, ganz mit Holz ausgefüllt und vorn mit Eisen beschlagen ist, etwa in ähnlicher Form wie der italienische „Affondatore". Trotz der ungeheuern Dimensionen ist die Panzerung verhältnißmäßig schwach (12-/« der einfachen Platte), viel schwächer, als auf den schwächsten preußi¬ schen Schiffen und auch die Verstärkung des Panzers, welche man durch seine schräge Lage erreicht haben will, dürfte sich beim Schlingern des Schiffes, durch welches die geneigten Flächen zeitweise in senkrechte Lage kommen, schließlich als illusorisch erweisen. Der Rumpf des Schiffs, welcher mit dem Oberdeck nur wenig über Wasser ragt, trägt auf feinen Spanten — Nippen zunächst eine Holzlage, welche von unten nach oben von 3" Dicke bis 7' Dicke zunimmt, und an den Seitenkanten (diiMs) 3', in der Wasserlinie 6' stark ist. Auf dieser Holzlage, nach amerikanischem Ausdruck eusliion, liegt die Panzerung in einem Winkel von 35° nach innen geneigt, und zwar sind die gehämmerten, nicht gewalztem, Platten derselben (12—15' lang, 3' breit, nur 3-3'//' dick) mittelst 1-/-Miger Bolzen mit ihrer Hauptausdehnung senkrecht befestigt, nicht horizontal, wie bei den europäischen Panzerschiffen. Auf dem Oberdeck erhebt sich eine Käsematte, die aber im Grundriß nicht wie gewöhnlich viereckig in Form eines Rechtecks, sondern sechseckig ist, indem statt der kleinen Seiten des Rechtecks eine wirtelsörmig vorspringende Pan¬ zerwand mit Pforten vorhanden ist. Die Panzerung der Käsematte, welche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/223>, abgerufen am 18.05.2024.