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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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loren gegangen und nur derjenige übrig geblieben, welcher sich in ihrer Sammlung
kostbarer Andenken des theuern Meisters befindet und deshalb beigefügt wurde, weil
er das Vorwort der später an sie gerichteten Gedichte Goethes zu betrachten ist."

"Um wegen meiner Briefschulden nicht ganz bankrut zu werden, habe
ich mich nach Jena zurückgezogen, wo, wie Sie sehen, schöne Freundin, die
Feder nicht recht schreiben, die Dinte nicht ordentlich fließen will. Doch er¬
scheint mir das Bild der lieben Jägerin allzu lebhast, als daß ich länger
zaudern sollte für Ihren freundlichen Brief recht herzlich zu danken. Die
holde Gestalt der Abwesenden wird gar oft vermißt, Sonntags beim Ge"
sang, bei Hofe, auf der Redoute und wo nicht sonst. Ebenso fehlt auch ihre
trauliche Rede und was sonst noch alles mit ihr hinweggegangen ist.

Einer Ihrer ersten und treuesten Verehrer findet sich hier an meiner Seite,
mein August, mit dem ich sehr oft der guten und glänzenden Zeiten gedenke.
Er empfiehlt sich zum allerschönsten.

Wie es diesen Herbst und Winter bei uns ausgesehen, davon haben Sie
schon umständliche Nachricht.

Sehr ungern vermissen wir Frau Generalin v. Wangenheim, bei der ich
mein Andenken zu erneuern bitte.

Ihrer verehrten Frau Mutter danken Sie recht lebhaft für das eigen-
händige Zeichen dauerhafter Neigung und Freundschaft und bewegen die
glückliche Zeichnerin uns bald wieder etwas zu senden. Sie aber leben recht
wohl und unserer eingedenk.

Jena, 18. Jan. 1811.


Goethe."
7.

(Brief von Goethe an Gräfin Caroline Egloffstein, welche als Hofdame
der damaligen Frau Erzherzogin Kaiser!. Hoheit, von Goethe stets Aufträge
für Se. Petersburg erhielt, nachdem er durch ihre Vermittelung mit Klinger,
dem Jugendfreunde einer längst vergangenen Zeit, in neue, innige Be¬
ziehung getreten war.)

"Hierbei, theuerste Freundin, ein groß Packet, enthaltend auf Ihre An-
mahnung 3 Exemplare Divan, für Klinger, Willamow und Ouwarow. Be¬
gleiten Sie solche mit einem freundlichen Schreiben. Zugleich bitte beikom¬
mende Rolle Jhro Kaiser!. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin zu überreichen;
sie enthält, laut Aufschrift, den Prolog für Jhro Majestät die Kaiserin
Mutter begehrt, und ist so sorgfältig verpackt, daß sie gleich zu ver¬
senden wäre.


loren gegangen und nur derjenige übrig geblieben, welcher sich in ihrer Sammlung
kostbarer Andenken des theuern Meisters befindet und deshalb beigefügt wurde, weil
er das Vorwort der später an sie gerichteten Gedichte Goethes zu betrachten ist."

„Um wegen meiner Briefschulden nicht ganz bankrut zu werden, habe
ich mich nach Jena zurückgezogen, wo, wie Sie sehen, schöne Freundin, die
Feder nicht recht schreiben, die Dinte nicht ordentlich fließen will. Doch er¬
scheint mir das Bild der lieben Jägerin allzu lebhast, als daß ich länger
zaudern sollte für Ihren freundlichen Brief recht herzlich zu danken. Die
holde Gestalt der Abwesenden wird gar oft vermißt, Sonntags beim Ge»
sang, bei Hofe, auf der Redoute und wo nicht sonst. Ebenso fehlt auch ihre
trauliche Rede und was sonst noch alles mit ihr hinweggegangen ist.

Einer Ihrer ersten und treuesten Verehrer findet sich hier an meiner Seite,
mein August, mit dem ich sehr oft der guten und glänzenden Zeiten gedenke.
Er empfiehlt sich zum allerschönsten.

Wie es diesen Herbst und Winter bei uns ausgesehen, davon haben Sie
schon umständliche Nachricht.

Sehr ungern vermissen wir Frau Generalin v. Wangenheim, bei der ich
mein Andenken zu erneuern bitte.

Ihrer verehrten Frau Mutter danken Sie recht lebhaft für das eigen-
händige Zeichen dauerhafter Neigung und Freundschaft und bewegen die
glückliche Zeichnerin uns bald wieder etwas zu senden. Sie aber leben recht
wohl und unserer eingedenk.

Jena, 18. Jan. 1811.


Goethe."
7.

(Brief von Goethe an Gräfin Caroline Egloffstein, welche als Hofdame
der damaligen Frau Erzherzogin Kaiser!. Hoheit, von Goethe stets Aufträge
für Se. Petersburg erhielt, nachdem er durch ihre Vermittelung mit Klinger,
dem Jugendfreunde einer längst vergangenen Zeit, in neue, innige Be¬
ziehung getreten war.)

„Hierbei, theuerste Freundin, ein groß Packet, enthaltend auf Ihre An-
mahnung 3 Exemplare Divan, für Klinger, Willamow und Ouwarow. Be¬
gleiten Sie solche mit einem freundlichen Schreiben. Zugleich bitte beikom¬
mende Rolle Jhro Kaiser!. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin zu überreichen;
sie enthält, laut Aufschrift, den Prolog für Jhro Majestät die Kaiserin
Mutter begehrt, und ist so sorgfältig verpackt, daß sie gleich zu ver¬
senden wäre.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/213>, abgerufen am 24.05.2024.