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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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Behalten Sie mich in einem freundlichen Andenken und empfehlen mich

höchsten Orts schönstens und bestens.

Weimar, den 30. März 1821. Treulichst


Goethe."
8.

(Die in dem vorliegenden Briefe Goethes bezeichnete Stelle bezieht sich
auf den, von der Gräfin Caroline von Egloffstein ihm mitgetheilten Bericht
über die furchtbare Wasserflut!), die in Se. Petersburg am 17. Nov. 1824
stattgefunden hatte.)

"Indem ich vorstehende Thorheiten aus einiger Ferne zu schauen, ge¬
wissermaßen bekräftigen kann; sage ich meiner so theuern, lieben Freundin,
daß Ihr Brief von Klinger mich gar schön getroffen und gerührt hat.
Grüßen Sie ihn zum Besten.

Leider bin ich jetzt öfter als billig vor Ihren Fenstern*); das große
Unheil will die Einbildungskraft nicht loslassen. Kommen Sie bald wieder,
zu Ihrem und unserem Heil! In einer still bewahrten Elegie werden Sie
Mitgenossen der schmerzlichsten Trennungs-Leiden gewiß theilnehmend be¬
grüßen.

Am Christabende, wo man am schmerzlichsten empfindet, den Geliebtesten
keine Kerze widmen zu können.


Neigung und Theilnahme!

W., d. 24. Dec. 1824.


Goethe."

(Auftrag Goethes a n Gräfin Caroli ne v. Egloffstein n ach Peters¬
burg adressirt.)

"Wenn unsere theure Freundin, Gräfin Line, mir die Barometerstände
von Petersburg, und zwar nur vom Februar dieses Jahres, baldigst an¬
schaffen könnte, so geschähe mir ein großer Gefälle. Könnte man fernerhin
die Barometerstände des genannten Monats von Moskau, und wo sonst im
großen Kaiserthum beobachtet wird, gleichfalls erhalten, so würde meine Ver¬
bindlichkeit noch größer sein.

Bei der Academie der Wissenschaften findet sich wohl dies alles zusam¬
men, auch verbreitet sich der Einfluß unserer theuren -Freundin gewiß über



') Nach einer Copie des von der Gräfin an Goethe geschickten Briefes, in welchem sie
die Verwüstungen der Fluth schilderte, war das Wasser bis zur zweiten Etage des Winter-
Palais gestiegen.

Behalten Sie mich in einem freundlichen Andenken und empfehlen mich

höchsten Orts schönstens und bestens.

Weimar, den 30. März 1821. Treulichst


Goethe."
8.

(Die in dem vorliegenden Briefe Goethes bezeichnete Stelle bezieht sich
auf den, von der Gräfin Caroline von Egloffstein ihm mitgetheilten Bericht
über die furchtbare Wasserflut!), die in Se. Petersburg am 17. Nov. 1824
stattgefunden hatte.)

„Indem ich vorstehende Thorheiten aus einiger Ferne zu schauen, ge¬
wissermaßen bekräftigen kann; sage ich meiner so theuern, lieben Freundin,
daß Ihr Brief von Klinger mich gar schön getroffen und gerührt hat.
Grüßen Sie ihn zum Besten.

Leider bin ich jetzt öfter als billig vor Ihren Fenstern*); das große
Unheil will die Einbildungskraft nicht loslassen. Kommen Sie bald wieder,
zu Ihrem und unserem Heil! In einer still bewahrten Elegie werden Sie
Mitgenossen der schmerzlichsten Trennungs-Leiden gewiß theilnehmend be¬
grüßen.

Am Christabende, wo man am schmerzlichsten empfindet, den Geliebtesten
keine Kerze widmen zu können.


Neigung und Theilnahme!

W., d. 24. Dec. 1824.


Goethe."

(Auftrag Goethes a n Gräfin Caroli ne v. Egloffstein n ach Peters¬
burg adressirt.)

„Wenn unsere theure Freundin, Gräfin Line, mir die Barometerstände
von Petersburg, und zwar nur vom Februar dieses Jahres, baldigst an¬
schaffen könnte, so geschähe mir ein großer Gefälle. Könnte man fernerhin
die Barometerstände des genannten Monats von Moskau, und wo sonst im
großen Kaiserthum beobachtet wird, gleichfalls erhalten, so würde meine Ver¬
bindlichkeit noch größer sein.

Bei der Academie der Wissenschaften findet sich wohl dies alles zusam¬
men, auch verbreitet sich der Einfluß unserer theuren -Freundin gewiß über



') Nach einer Copie des von der Gräfin an Goethe geschickten Briefes, in welchem sie
die Verwüstungen der Fluth schilderte, war das Wasser bis zur zweiten Etage des Winter-
Palais gestiegen.
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[0214] Behalten Sie mich in einem freundlichen Andenken und empfehlen mich höchsten Orts schönstens und bestens. Weimar, den 30. März 1821. Treulichst Goethe." 8. (Die in dem vorliegenden Briefe Goethes bezeichnete Stelle bezieht sich auf den, von der Gräfin Caroline von Egloffstein ihm mitgetheilten Bericht über die furchtbare Wasserflut!), die in Se. Petersburg am 17. Nov. 1824 stattgefunden hatte.) „Indem ich vorstehende Thorheiten aus einiger Ferne zu schauen, ge¬ wissermaßen bekräftigen kann; sage ich meiner so theuern, lieben Freundin, daß Ihr Brief von Klinger mich gar schön getroffen und gerührt hat. Grüßen Sie ihn zum Besten. Leider bin ich jetzt öfter als billig vor Ihren Fenstern*); das große Unheil will die Einbildungskraft nicht loslassen. Kommen Sie bald wieder, zu Ihrem und unserem Heil! In einer still bewahrten Elegie werden Sie Mitgenossen der schmerzlichsten Trennungs-Leiden gewiß theilnehmend be¬ grüßen. Am Christabende, wo man am schmerzlichsten empfindet, den Geliebtesten keine Kerze widmen zu können. Neigung und Theilnahme! W., d. 24. Dec. 1824. Goethe." (Auftrag Goethes a n Gräfin Caroli ne v. Egloffstein n ach Peters¬ burg adressirt.) „Wenn unsere theure Freundin, Gräfin Line, mir die Barometerstände von Petersburg, und zwar nur vom Februar dieses Jahres, baldigst an¬ schaffen könnte, so geschähe mir ein großer Gefälle. Könnte man fernerhin die Barometerstände des genannten Monats von Moskau, und wo sonst im großen Kaiserthum beobachtet wird, gleichfalls erhalten, so würde meine Ver¬ bindlichkeit noch größer sein. Bei der Academie der Wissenschaften findet sich wohl dies alles zusam¬ men, auch verbreitet sich der Einfluß unserer theuren -Freundin gewiß über ') Nach einer Copie des von der Gräfin an Goethe geschickten Briefes, in welchem sie die Verwüstungen der Fluth schilderte, war das Wasser bis zur zweiten Etage des Winter- Palais gestiegen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/214>, abgerufen am 16.06.2024.