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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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13. Carl August an Carl Friedrich.

Theuerster Freund! Der Rastadter Friedens-Congreß ist ein zu wich¬
tiger Gegenstand für alle deutsche Reichsgenossen, als daß man nicht emsig
wünschen sollte von denen dorten vorkommenden Handlungen und Verhand¬
lungen genau und balde unterrichtet zu seyn; wer keinen eigenen Gesandten
dahin zu schicken befugt oder genothdrungen ist, wird sich, verschafft er sich
nicht bessere Canäle, mit denen Nachrichten begnügen müssen, welche von
dorten her durch die Zeitungen mögten ausgestreut werden, oder er muß
warten, bis die ehrwürdige Reichsdeputation an Kayser und Reich ihren
Hauptbericht erstattet. Diesen Bericht erst abzuwarten oder mich mit Zei¬
tungsnachrichten zu behelfen, ist mir ohnmöglich, ich habe also den Ent¬
schluß gefaßt, einen Secretair an den Ort des Friedens-Congresses zu senden,
der mir das Bulletin der Merkwürdigkeiten der vorliegenden wichtigen
Epoque fasse und überschreibe. Diese Person, mein Cammer-Actuarius
Kruse. wird Ew. Durchlaucht diesen Brief einhändigen und mich dabei Ihnen,
theuerster Freund, zur Fortdauer Ihrer Wohlgewogenheit und Freundschaft
empfehlen. Erzeigen mir Ew. Durchl. die Gnade, zu befehlen und zu erlau¬
ben, daß dieser :c. Kruse unter dem speciellen Schutze Ihrer Mission zum
R. Fr. Congresse stehe und daß Dero Minister und resp. Gesandte von Edels-
heim ihn protegiren und ihm die Nachrichten mittheilen lassen dürfe, welche
meine billige Neugier befriedigen können. Gebe der Himmel, daß ich balde
erfahre. Ew. Durchl. seyen ohne Sorge über Ihre Besitzthümer-

Mein eifriger, schon lange gefaßter Wunsch, Ihnen, theuerster Freund,
einmahl wieder persönlich aufwarten zu dürfen, könnte sich vielleicht balde
realisiren, wenn

1) ich wüßte und zwar recht gewiß wüßte, daß es Ew. Durchl. nicht
unangenehm wäre, mich bei Ihnen zu sehen, während der Fr. Congreß im
Gange wäre,

2) wenn der Congreß noch über das neue Jahr, nehmlich in den Monath
Januar 98 dauerte,

3) wenn andere Gegenstände und Zufälligkeiten, welche ich noch nicht
übersehen kann, mich nicht an der Ausführung meines Projektes hindern.

Ueber den ersten Punkt meiner Zweifel können mich Ew. Durchl. allein
unterrichten, ich hoffe, daß Sie es ganz unbefangen zu thun die Gnade haben
werden; den 2ten können Sie besser wie jemand in der Entfernung be¬
urtheilen; der 3te HHngt vom Zufalle und von der Sinnesart verschiedener
Personen ab. Der Wunsch, Ew. Durchl. wieder zu sehn wird bey mir immer
lebhafter, da die Schwierigkeiten sich zu heben scheinen, welche bisher seiner
Ausführung den Weg sperrten; Ihnen aber jetzt aufwarten zu dürfen, wäre


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13. Carl August an Carl Friedrich.

Theuerster Freund! Der Rastadter Friedens-Congreß ist ein zu wich¬
tiger Gegenstand für alle deutsche Reichsgenossen, als daß man nicht emsig
wünschen sollte von denen dorten vorkommenden Handlungen und Verhand¬
lungen genau und balde unterrichtet zu seyn; wer keinen eigenen Gesandten
dahin zu schicken befugt oder genothdrungen ist, wird sich, verschafft er sich
nicht bessere Canäle, mit denen Nachrichten begnügen müssen, welche von
dorten her durch die Zeitungen mögten ausgestreut werden, oder er muß
warten, bis die ehrwürdige Reichsdeputation an Kayser und Reich ihren
Hauptbericht erstattet. Diesen Bericht erst abzuwarten oder mich mit Zei¬
tungsnachrichten zu behelfen, ist mir ohnmöglich, ich habe also den Ent¬
schluß gefaßt, einen Secretair an den Ort des Friedens-Congresses zu senden,
der mir das Bulletin der Merkwürdigkeiten der vorliegenden wichtigen
Epoque fasse und überschreibe. Diese Person, mein Cammer-Actuarius
Kruse. wird Ew. Durchlaucht diesen Brief einhändigen und mich dabei Ihnen,
theuerster Freund, zur Fortdauer Ihrer Wohlgewogenheit und Freundschaft
empfehlen. Erzeigen mir Ew. Durchl. die Gnade, zu befehlen und zu erlau¬
ben, daß dieser :c. Kruse unter dem speciellen Schutze Ihrer Mission zum
R. Fr. Congresse stehe und daß Dero Minister und resp. Gesandte von Edels-
heim ihn protegiren und ihm die Nachrichten mittheilen lassen dürfe, welche
meine billige Neugier befriedigen können. Gebe der Himmel, daß ich balde
erfahre. Ew. Durchl. seyen ohne Sorge über Ihre Besitzthümer-

Mein eifriger, schon lange gefaßter Wunsch, Ihnen, theuerster Freund,
einmahl wieder persönlich aufwarten zu dürfen, könnte sich vielleicht balde
realisiren, wenn

1) ich wüßte und zwar recht gewiß wüßte, daß es Ew. Durchl. nicht
unangenehm wäre, mich bei Ihnen zu sehen, während der Fr. Congreß im
Gange wäre,

2) wenn der Congreß noch über das neue Jahr, nehmlich in den Monath
Januar 98 dauerte,

3) wenn andere Gegenstände und Zufälligkeiten, welche ich noch nicht
übersehen kann, mich nicht an der Ausführung meines Projektes hindern.

Ueber den ersten Punkt meiner Zweifel können mich Ew. Durchl. allein
unterrichten, ich hoffe, daß Sie es ganz unbefangen zu thun die Gnade haben
werden; den 2ten können Sie besser wie jemand in der Entfernung be¬
urtheilen; der 3te HHngt vom Zufalle und von der Sinnesart verschiedener
Personen ab. Der Wunsch, Ew. Durchl. wieder zu sehn wird bey mir immer
lebhafter, da die Schwierigkeiten sich zu heben scheinen, welche bisher seiner
Ausführung den Weg sperrten; Ihnen aber jetzt aufwarten zu dürfen, wäre


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[0059] 13. Carl August an Carl Friedrich. Theuerster Freund! Der Rastadter Friedens-Congreß ist ein zu wich¬ tiger Gegenstand für alle deutsche Reichsgenossen, als daß man nicht emsig wünschen sollte von denen dorten vorkommenden Handlungen und Verhand¬ lungen genau und balde unterrichtet zu seyn; wer keinen eigenen Gesandten dahin zu schicken befugt oder genothdrungen ist, wird sich, verschafft er sich nicht bessere Canäle, mit denen Nachrichten begnügen müssen, welche von dorten her durch die Zeitungen mögten ausgestreut werden, oder er muß warten, bis die ehrwürdige Reichsdeputation an Kayser und Reich ihren Hauptbericht erstattet. Diesen Bericht erst abzuwarten oder mich mit Zei¬ tungsnachrichten zu behelfen, ist mir ohnmöglich, ich habe also den Ent¬ schluß gefaßt, einen Secretair an den Ort des Friedens-Congresses zu senden, der mir das Bulletin der Merkwürdigkeiten der vorliegenden wichtigen Epoque fasse und überschreibe. Diese Person, mein Cammer-Actuarius Kruse. wird Ew. Durchlaucht diesen Brief einhändigen und mich dabei Ihnen, theuerster Freund, zur Fortdauer Ihrer Wohlgewogenheit und Freundschaft empfehlen. Erzeigen mir Ew. Durchl. die Gnade, zu befehlen und zu erlau¬ ben, daß dieser :c. Kruse unter dem speciellen Schutze Ihrer Mission zum R. Fr. Congresse stehe und daß Dero Minister und resp. Gesandte von Edels- heim ihn protegiren und ihm die Nachrichten mittheilen lassen dürfe, welche meine billige Neugier befriedigen können. Gebe der Himmel, daß ich balde erfahre. Ew. Durchl. seyen ohne Sorge über Ihre Besitzthümer- Mein eifriger, schon lange gefaßter Wunsch, Ihnen, theuerster Freund, einmahl wieder persönlich aufwarten zu dürfen, könnte sich vielleicht balde realisiren, wenn 1) ich wüßte und zwar recht gewiß wüßte, daß es Ew. Durchl. nicht unangenehm wäre, mich bei Ihnen zu sehen, während der Fr. Congreß im Gange wäre, 2) wenn der Congreß noch über das neue Jahr, nehmlich in den Monath Januar 98 dauerte, 3) wenn andere Gegenstände und Zufälligkeiten, welche ich noch nicht übersehen kann, mich nicht an der Ausführung meines Projektes hindern. Ueber den ersten Punkt meiner Zweifel können mich Ew. Durchl. allein unterrichten, ich hoffe, daß Sie es ganz unbefangen zu thun die Gnade haben werden; den 2ten können Sie besser wie jemand in der Entfernung be¬ urtheilen; der 3te HHngt vom Zufalle und von der Sinnesart verschiedener Personen ab. Der Wunsch, Ew. Durchl. wieder zu sehn wird bey mir immer lebhafter, da die Schwierigkeiten sich zu heben scheinen, welche bisher seiner Ausführung den Weg sperrten; Ihnen aber jetzt aufwarten zu dürfen, wäre 7"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/59>, abgerufen am 24.05.2024.