Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

genommen werden, der das liberale Neu-Oestreich durch ein noch liberaleres Neu-
spanien überflügelt sieht.




Die arktische Fischerei der deutschen Seestädte 1620--1868 von
Moritz Lindemann. 26. Ergänzungs best zu Peter manus geographi¬
schen Mittheilungen. (Gotha bei Justus Perthes).

Der verdienstvolle Urheber der deutschen Nordpolexpedition, Herr Petermann in
Gotha, hat dem deutschen Interesse für diese großartige Unternehmung kaum einen
geeigneteren Eporn geben tonnen, als es durch die Publication der vorliegenden
Schrift Lindemanns geschehen ist. Die Geschichte der deutschen Großfischerei im
nördlichen Eismeer ist. wenigstens ihrem Zusammenhange nach, dem größten Theil
unserer Nation fremd und doch hat sie alles Recht darauf, den verwandten Unter¬
nehmungen anderer Culturvölker an die Seite gesetzt zu werden. Während Eng¬
land, Holland, Frankreich und Dänemark die Bedeutung dieses Betriebes schon vor
drei Jahrhunderten erkannten und demselben im wirthschaftlichen Interesse wie zum
Zweck der Ausbildung und Abhärtung ihrer Seeleute thätige Theilnahme und wirk¬
same Unterstützung zuwandten, waren die Deutschen, welche mit jenen Völkern in
Concurrenz treten wollten, von Hause auf sich selbst und ihre privaten Hülfsmittel
angewiesen: denn staatlichen Schutzes im Auslande zu entbehren, war ihnen schon
im siebenzehnten Jahrhundert zur Gewohnheit geworden. Wenn sie nichtsdesto¬
weniger den ungleichen Kampf mit den Angehörigen begünstigterer Staaten und
Nationen nicht scheuten, wenn namentlich die Hansestädte unverdrossen an dem Be¬
streben festhielten. Gefahr und Gewinn der arktischen Fischerei mit Engländern und
Niederländern zu theilen, so verdient das allein die Theilnahme der Nachgeborenen,
welche Zeugen der staatlichen Bestrebungen sind, die der deutschen Flagge Ansehen
und Geltung in Nord und Süd erobern wollen.

Das vorliegende Buch (118 S. in gr. F) enthält aber sehr viel mehr, als
sein bescheidener Titel verspricht. Der Verf. entfaltet ein anziehendes und interessan¬
tes Bild der Fischereiversuche aller Völker im Norden und berücksichtigt die Unter¬
nehmungen der fremden Völker ebenso ausführlich und gewissenhaft, wie die der
Deutschen. Von den Anlagen und den beiden trefflichen Karten abgesehen, welche
den Werth dieser schätzenswerthen Schrift wesentlich erhöhen, enthält dieselbe sechs
Abschnitte: Eine Einleitung, welche die wirthschaftliche und politische Bedeutung
der Großfischerei im Allgemeinen, die Ursachen des Zurückbleibens der Deutschen
auf diesem Gebiet und die Leistungen der Hansestädte erörtert, und sechs Haupt¬
capitel (die Anfänge der Fischerei in den nördlichen Meeren vor der Entdeckung
Spitzbergens -- die Spitzbergen und Grönlands-Fischerei im 17ten Jahrhundert --
die weiteren Unternehmungen bis zum 19ten Jahrhundert -- die heutige Fischerei
und die deutschen Unternehmungen -- die Fischerei-Unternehmungen in der
Südsee, dem atlantischen Ocean und in den arktischen Gewässern Asiens und
Amerikas).

Ganz abgesehen von der reichen Belehrung, welche uns durch des Ver¬
fassers geographische und wirthschaftliche Ausführungen geboten werden, ent-


genommen werden, der das liberale Neu-Oestreich durch ein noch liberaleres Neu-
spanien überflügelt sieht.




Die arktische Fischerei der deutschen Seestädte 1620—1868 von
Moritz Lindemann. 26. Ergänzungs best zu Peter manus geographi¬
schen Mittheilungen. (Gotha bei Justus Perthes).

Der verdienstvolle Urheber der deutschen Nordpolexpedition, Herr Petermann in
Gotha, hat dem deutschen Interesse für diese großartige Unternehmung kaum einen
geeigneteren Eporn geben tonnen, als es durch die Publication der vorliegenden
Schrift Lindemanns geschehen ist. Die Geschichte der deutschen Großfischerei im
nördlichen Eismeer ist. wenigstens ihrem Zusammenhange nach, dem größten Theil
unserer Nation fremd und doch hat sie alles Recht darauf, den verwandten Unter¬
nehmungen anderer Culturvölker an die Seite gesetzt zu werden. Während Eng¬
land, Holland, Frankreich und Dänemark die Bedeutung dieses Betriebes schon vor
drei Jahrhunderten erkannten und demselben im wirthschaftlichen Interesse wie zum
Zweck der Ausbildung und Abhärtung ihrer Seeleute thätige Theilnahme und wirk¬
same Unterstützung zuwandten, waren die Deutschen, welche mit jenen Völkern in
Concurrenz treten wollten, von Hause auf sich selbst und ihre privaten Hülfsmittel
angewiesen: denn staatlichen Schutzes im Auslande zu entbehren, war ihnen schon
im siebenzehnten Jahrhundert zur Gewohnheit geworden. Wenn sie nichtsdesto¬
weniger den ungleichen Kampf mit den Angehörigen begünstigterer Staaten und
Nationen nicht scheuten, wenn namentlich die Hansestädte unverdrossen an dem Be¬
streben festhielten. Gefahr und Gewinn der arktischen Fischerei mit Engländern und
Niederländern zu theilen, so verdient das allein die Theilnahme der Nachgeborenen,
welche Zeugen der staatlichen Bestrebungen sind, die der deutschen Flagge Ansehen
und Geltung in Nord und Süd erobern wollen.

Das vorliegende Buch (118 S. in gr. F) enthält aber sehr viel mehr, als
sein bescheidener Titel verspricht. Der Verf. entfaltet ein anziehendes und interessan¬
tes Bild der Fischereiversuche aller Völker im Norden und berücksichtigt die Unter¬
nehmungen der fremden Völker ebenso ausführlich und gewissenhaft, wie die der
Deutschen. Von den Anlagen und den beiden trefflichen Karten abgesehen, welche
den Werth dieser schätzenswerthen Schrift wesentlich erhöhen, enthält dieselbe sechs
Abschnitte: Eine Einleitung, welche die wirthschaftliche und politische Bedeutung
der Großfischerei im Allgemeinen, die Ursachen des Zurückbleibens der Deutschen
auf diesem Gebiet und die Leistungen der Hansestädte erörtert, und sechs Haupt¬
capitel (die Anfänge der Fischerei in den nördlichen Meeren vor der Entdeckung
Spitzbergens — die Spitzbergen und Grönlands-Fischerei im 17ten Jahrhundert —
die weiteren Unternehmungen bis zum 19ten Jahrhundert — die heutige Fischerei
und die deutschen Unternehmungen — die Fischerei-Unternehmungen in der
Südsee, dem atlantischen Ocean und in den arktischen Gewässern Asiens und
Amerikas).

Ganz abgesehen von der reichen Belehrung, welche uns durch des Ver¬
fassers geographische und wirthschaftliche Ausführungen geboten werden, ent-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121307"/>
            <p xml:id="ID_300" prev="#ID_299"> genommen werden, der das liberale Neu-Oestreich durch ein noch liberaleres Neu-<lb/>
spanien überflügelt sieht.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Die arktische Fischerei der deutschen Seestädte 1620&#x2014;1868 von<lb/>
Moritz Lindemann. 26. Ergänzungs best zu Peter manus geographi¬<lb/>
schen Mittheilungen.  (Gotha bei Justus Perthes).</head><lb/>
            <p xml:id="ID_301"> Der verdienstvolle Urheber der deutschen Nordpolexpedition, Herr Petermann in<lb/>
Gotha, hat dem deutschen Interesse für diese großartige Unternehmung kaum einen<lb/>
geeigneteren Eporn geben tonnen, als es durch die Publication der vorliegenden<lb/>
Schrift Lindemanns geschehen ist. Die Geschichte der deutschen Großfischerei im<lb/>
nördlichen Eismeer ist. wenigstens ihrem Zusammenhange nach, dem größten Theil<lb/>
unserer Nation fremd und doch hat sie alles Recht darauf, den verwandten Unter¬<lb/>
nehmungen anderer Culturvölker an die Seite gesetzt zu werden. Während Eng¬<lb/>
land, Holland, Frankreich und Dänemark die Bedeutung dieses Betriebes schon vor<lb/>
drei Jahrhunderten erkannten und demselben im wirthschaftlichen Interesse wie zum<lb/>
Zweck der Ausbildung und Abhärtung ihrer Seeleute thätige Theilnahme und wirk¬<lb/>
same Unterstützung zuwandten, waren die Deutschen, welche mit jenen Völkern in<lb/>
Concurrenz treten wollten, von Hause auf sich selbst und ihre privaten Hülfsmittel<lb/>
angewiesen: denn staatlichen Schutzes im Auslande zu entbehren, war ihnen schon<lb/>
im siebenzehnten Jahrhundert zur Gewohnheit geworden. Wenn sie nichtsdesto¬<lb/>
weniger den ungleichen Kampf mit den Angehörigen begünstigterer Staaten und<lb/>
Nationen nicht scheuten, wenn namentlich die Hansestädte unverdrossen an dem Be¬<lb/>
streben festhielten. Gefahr und Gewinn der arktischen Fischerei mit Engländern und<lb/>
Niederländern zu theilen, so verdient das allein die Theilnahme der Nachgeborenen,<lb/>
welche Zeugen der staatlichen Bestrebungen sind, die der deutschen Flagge Ansehen<lb/>
und Geltung in Nord und Süd erobern wollen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_302"> Das vorliegende Buch (118 S. in gr. F) enthält aber sehr viel mehr, als<lb/>
sein bescheidener Titel verspricht. Der Verf. entfaltet ein anziehendes und interessan¬<lb/>
tes Bild der Fischereiversuche aller Völker im Norden und berücksichtigt die Unter¬<lb/>
nehmungen der fremden Völker ebenso ausführlich und gewissenhaft, wie die der<lb/>
Deutschen. Von den Anlagen und den beiden trefflichen Karten abgesehen, welche<lb/>
den Werth dieser schätzenswerthen Schrift wesentlich erhöhen, enthält dieselbe sechs<lb/>
Abschnitte: Eine Einleitung, welche die wirthschaftliche und politische Bedeutung<lb/>
der Großfischerei im Allgemeinen, die Ursachen des Zurückbleibens der Deutschen<lb/>
auf diesem Gebiet und die Leistungen der Hansestädte erörtert, und sechs Haupt¬<lb/>
capitel (die Anfänge der Fischerei in den nördlichen Meeren vor der Entdeckung<lb/>
Spitzbergens &#x2014; die Spitzbergen und Grönlands-Fischerei im 17ten Jahrhundert &#x2014;<lb/>
die weiteren Unternehmungen bis zum 19ten Jahrhundert &#x2014; die heutige Fischerei<lb/>
und die deutschen Unternehmungen &#x2014; die Fischerei-Unternehmungen in der<lb/>
Südsee, dem atlantischen Ocean und in den arktischen Gewässern Asiens und<lb/>
Amerikas).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_303" next="#ID_304"> Ganz abgesehen von der reichen Belehrung, welche uns durch des Ver¬<lb/>
fassers geographische und wirthschaftliche  Ausführungen geboten werden, ent-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] genommen werden, der das liberale Neu-Oestreich durch ein noch liberaleres Neu- spanien überflügelt sieht. Die arktische Fischerei der deutschen Seestädte 1620—1868 von Moritz Lindemann. 26. Ergänzungs best zu Peter manus geographi¬ schen Mittheilungen. (Gotha bei Justus Perthes). Der verdienstvolle Urheber der deutschen Nordpolexpedition, Herr Petermann in Gotha, hat dem deutschen Interesse für diese großartige Unternehmung kaum einen geeigneteren Eporn geben tonnen, als es durch die Publication der vorliegenden Schrift Lindemanns geschehen ist. Die Geschichte der deutschen Großfischerei im nördlichen Eismeer ist. wenigstens ihrem Zusammenhange nach, dem größten Theil unserer Nation fremd und doch hat sie alles Recht darauf, den verwandten Unter¬ nehmungen anderer Culturvölker an die Seite gesetzt zu werden. Während Eng¬ land, Holland, Frankreich und Dänemark die Bedeutung dieses Betriebes schon vor drei Jahrhunderten erkannten und demselben im wirthschaftlichen Interesse wie zum Zweck der Ausbildung und Abhärtung ihrer Seeleute thätige Theilnahme und wirk¬ same Unterstützung zuwandten, waren die Deutschen, welche mit jenen Völkern in Concurrenz treten wollten, von Hause auf sich selbst und ihre privaten Hülfsmittel angewiesen: denn staatlichen Schutzes im Auslande zu entbehren, war ihnen schon im siebenzehnten Jahrhundert zur Gewohnheit geworden. Wenn sie nichtsdesto¬ weniger den ungleichen Kampf mit den Angehörigen begünstigterer Staaten und Nationen nicht scheuten, wenn namentlich die Hansestädte unverdrossen an dem Be¬ streben festhielten. Gefahr und Gewinn der arktischen Fischerei mit Engländern und Niederländern zu theilen, so verdient das allein die Theilnahme der Nachgeborenen, welche Zeugen der staatlichen Bestrebungen sind, die der deutschen Flagge Ansehen und Geltung in Nord und Süd erobern wollen. Das vorliegende Buch (118 S. in gr. F) enthält aber sehr viel mehr, als sein bescheidener Titel verspricht. Der Verf. entfaltet ein anziehendes und interessan¬ tes Bild der Fischereiversuche aller Völker im Norden und berücksichtigt die Unter¬ nehmungen der fremden Völker ebenso ausführlich und gewissenhaft, wie die der Deutschen. Von den Anlagen und den beiden trefflichen Karten abgesehen, welche den Werth dieser schätzenswerthen Schrift wesentlich erhöhen, enthält dieselbe sechs Abschnitte: Eine Einleitung, welche die wirthschaftliche und politische Bedeutung der Großfischerei im Allgemeinen, die Ursachen des Zurückbleibens der Deutschen auf diesem Gebiet und die Leistungen der Hansestädte erörtert, und sechs Haupt¬ capitel (die Anfänge der Fischerei in den nördlichen Meeren vor der Entdeckung Spitzbergens — die Spitzbergen und Grönlands-Fischerei im 17ten Jahrhundert — die weiteren Unternehmungen bis zum 19ten Jahrhundert — die heutige Fischerei und die deutschen Unternehmungen — die Fischerei-Unternehmungen in der Südsee, dem atlantischen Ocean und in den arktischen Gewässern Asiens und Amerikas). Ganz abgesehen von der reichen Belehrung, welche uns durch des Ver¬ fassers geographische und wirthschaftliche Ausführungen geboten werden, ent-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/86
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/86>, abgerufen am 17.06.2024.