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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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rauschen" wie "unmoralischen" Büchern immer darauf ausgegangen, im
Namen höherer Gesetze gegen werthlose recipirte Formen umgestaltend auf¬
zutreten; dagegen müssen wir bei Ch. bedauern, daß, obgleich er gegenüber
dem engherzigen Treiben seiner Vaterstadt einen solchen Anflug genommen,
er doch dem Codex der großen, speciell der Pariser Gesellschaft unziemliche
Concessionen macht; ja daß er um die Paragraphen desselben gelegentlich
einen Nimbus verbreitet, den sie nicht verdienen. In jener Speciälstudie
französischer Sitten, welche die Schilderung einer vornehmen Ehe enthält,
haben die Franzosen selbst nicht ohne Verstimmung eine Schmeichelei sür den
Pariser Geschmack gewittert. Wie sollten vollends wir uns für einen Helden
erwärmen, der einst ein vollendeter Don Juan, nach seiner Vermählung mit
einem schönen und feinsinnigen Wesen zu einem alten Liebesverhältniß zurück¬
kehrt, dann als seine Frau dies entdeckt und mit ihm bricht, stellenweis diese
Reue zeigt, dann sich aus Verzweiflung neuen Liebesabenteuern ergibt und
endlich aus Lebensüberdruß sich sür die amerikanischen Südstaaten todt¬
schießen lassen will? -- wie sür eine Frau, welche beide Balzac'sche Frauen¬
typen, von denen die einen bei den Männern die Heldenkraft, die anderen
die Hilfsbedürftigkeit lieben, in sich zu vereinigen scheint, und noch den Tag
bevor sie sich nach langem Schmollen mit ihrem Gatten versöhnt, ernstlich
Willens ist, mit ihrem seraphischen Anbeter zu flüchten; ja die dann im Epilog
von ihrem Beichtvater nur mit freundlichem Lächeln obsolvirt wird? Die
Zeichnung trägt den Stempel historischer Treue; aber diese Art Wahrheit ist
doch, mit Platten zu reden, ein fataler Genuß, und wer möchte es den Fran¬
zosen verdenken, daß sie nicht gern in diesen Spiegeleines "achtbaren" Man¬
nes und einer "ehrbaren" Frau sehen, zumal wenn ihn ein Fremder, obschon
in freundlicher Absicht geschliffen hat? -- Sein Bestreben, die Naturkraft der
Charaktere innerhalb jener gesellschaftlichen Satzungen zur Geltung zu bringen,
zeigt sich noch oft genug als ein mißliches, namentlich sind die Ritterthaten,
durch welche seine Helden zu wirken suchen, meist gar zu cruder Natur.
Da entreißt der eine mit Lebensgefahr einer gewaltigen Bulldogge einen
Handschuh, ein anderer holt eine Blume vom Rand eines furchtbaren
Abgrundes, ein dritter einen Fächer aus dem Käsig eines Wolfes.
Eine solche Anekdote findet das erste Mal. wo sie bei Ch. begegnet,
eine Art von Entschuldigung; aber in den späteren Fällen erinnern
wir uns nur immer entschiedener der alten mit Unrecht von Schiller
gestrichenen Zeile: ein rechter Mann muß die Frau, die zu einem sol¬
chen Wagstück anreizt, ein weibliches Weib den Mann, der es unaufge¬
fordert unternimmt, von Herzen verachten. Ueberhaupt ist öfter die Ritterlich¬
keit gegen die Frauen, sofern sie in Aeußerlichkeiten besteht, auf eine Spitze
getrieben, gegen die der gesunde Sinn Protestiren muß; namentlich wird viel
zu viel gekniet. Man ist versucht, selbst das Schicksal in Cherbuliez' Roms"
nen unschicklicher Galanterie anzuklagen. Billig findet bei den Männern die
unbeugsame Stärke und Beharrlichkeit, bei den Frauen die zarte hilfsbedürf¬
tige Hingebung wahrer Weiblichkeit im Himmel einen Freund, aber daß es
auch hier ein Uebermaß gibt, zeigt die allzuhäufige Anwendung und gleichsam
Belobigung ihrer Selbstmordversuche. Den Männern freilich leistet der Selbst¬
mordversuch ebenso wie das Duell die guten Dienste, aus falschen Situatio¬
nen zu befreien; wie vortrefflich bekommen dagegen den Frauen ihre Selbst¬
mordversuche! Stephanie Kostia, die der Tyrannei ihres Vaters entgehen will,
gewinnt auf diese Weise das Mitleid und die treue Freundschaft des späteren
Gatten; Paule Me're, die sich ihrer Stiefmutter entziehen möchte, findet ein
freundlich Asyl in der englischen Familie; Jsabella findet bei einem Prie¬
ster Trost für ihr häusliches Elend, und so mit Grazie weiter. Dolch
und Gift wird in schöner Hand nur spitziger und schärfer, nicht minder die


rauschen" wie „unmoralischen" Büchern immer darauf ausgegangen, im
Namen höherer Gesetze gegen werthlose recipirte Formen umgestaltend auf¬
zutreten; dagegen müssen wir bei Ch. bedauern, daß, obgleich er gegenüber
dem engherzigen Treiben seiner Vaterstadt einen solchen Anflug genommen,
er doch dem Codex der großen, speciell der Pariser Gesellschaft unziemliche
Concessionen macht; ja daß er um die Paragraphen desselben gelegentlich
einen Nimbus verbreitet, den sie nicht verdienen. In jener Speciälstudie
französischer Sitten, welche die Schilderung einer vornehmen Ehe enthält,
haben die Franzosen selbst nicht ohne Verstimmung eine Schmeichelei sür den
Pariser Geschmack gewittert. Wie sollten vollends wir uns für einen Helden
erwärmen, der einst ein vollendeter Don Juan, nach seiner Vermählung mit
einem schönen und feinsinnigen Wesen zu einem alten Liebesverhältniß zurück¬
kehrt, dann als seine Frau dies entdeckt und mit ihm bricht, stellenweis diese
Reue zeigt, dann sich aus Verzweiflung neuen Liebesabenteuern ergibt und
endlich aus Lebensüberdruß sich sür die amerikanischen Südstaaten todt¬
schießen lassen will? — wie sür eine Frau, welche beide Balzac'sche Frauen¬
typen, von denen die einen bei den Männern die Heldenkraft, die anderen
die Hilfsbedürftigkeit lieben, in sich zu vereinigen scheint, und noch den Tag
bevor sie sich nach langem Schmollen mit ihrem Gatten versöhnt, ernstlich
Willens ist, mit ihrem seraphischen Anbeter zu flüchten; ja die dann im Epilog
von ihrem Beichtvater nur mit freundlichem Lächeln obsolvirt wird? Die
Zeichnung trägt den Stempel historischer Treue; aber diese Art Wahrheit ist
doch, mit Platten zu reden, ein fataler Genuß, und wer möchte es den Fran¬
zosen verdenken, daß sie nicht gern in diesen Spiegeleines „achtbaren" Man¬
nes und einer „ehrbaren" Frau sehen, zumal wenn ihn ein Fremder, obschon
in freundlicher Absicht geschliffen hat? — Sein Bestreben, die Naturkraft der
Charaktere innerhalb jener gesellschaftlichen Satzungen zur Geltung zu bringen,
zeigt sich noch oft genug als ein mißliches, namentlich sind die Ritterthaten,
durch welche seine Helden zu wirken suchen, meist gar zu cruder Natur.
Da entreißt der eine mit Lebensgefahr einer gewaltigen Bulldogge einen
Handschuh, ein anderer holt eine Blume vom Rand eines furchtbaren
Abgrundes, ein dritter einen Fächer aus dem Käsig eines Wolfes.
Eine solche Anekdote findet das erste Mal. wo sie bei Ch. begegnet,
eine Art von Entschuldigung; aber in den späteren Fällen erinnern
wir uns nur immer entschiedener der alten mit Unrecht von Schiller
gestrichenen Zeile: ein rechter Mann muß die Frau, die zu einem sol¬
chen Wagstück anreizt, ein weibliches Weib den Mann, der es unaufge¬
fordert unternimmt, von Herzen verachten. Ueberhaupt ist öfter die Ritterlich¬
keit gegen die Frauen, sofern sie in Aeußerlichkeiten besteht, auf eine Spitze
getrieben, gegen die der gesunde Sinn Protestiren muß; namentlich wird viel
zu viel gekniet. Man ist versucht, selbst das Schicksal in Cherbuliez' Roms»
nen unschicklicher Galanterie anzuklagen. Billig findet bei den Männern die
unbeugsame Stärke und Beharrlichkeit, bei den Frauen die zarte hilfsbedürf¬
tige Hingebung wahrer Weiblichkeit im Himmel einen Freund, aber daß es
auch hier ein Uebermaß gibt, zeigt die allzuhäufige Anwendung und gleichsam
Belobigung ihrer Selbstmordversuche. Den Männern freilich leistet der Selbst¬
mordversuch ebenso wie das Duell die guten Dienste, aus falschen Situatio¬
nen zu befreien; wie vortrefflich bekommen dagegen den Frauen ihre Selbst¬
mordversuche! Stephanie Kostia, die der Tyrannei ihres Vaters entgehen will,
gewinnt auf diese Weise das Mitleid und die treue Freundschaft des späteren
Gatten; Paule Me're, die sich ihrer Stiefmutter entziehen möchte, findet ein
freundlich Asyl in der englischen Familie; Jsabella findet bei einem Prie¬
ster Trost für ihr häusliches Elend, und so mit Grazie weiter. Dolch
und Gift wird in schöner Hand nur spitziger und schärfer, nicht minder die


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[0084] rauschen" wie „unmoralischen" Büchern immer darauf ausgegangen, im Namen höherer Gesetze gegen werthlose recipirte Formen umgestaltend auf¬ zutreten; dagegen müssen wir bei Ch. bedauern, daß, obgleich er gegenüber dem engherzigen Treiben seiner Vaterstadt einen solchen Anflug genommen, er doch dem Codex der großen, speciell der Pariser Gesellschaft unziemliche Concessionen macht; ja daß er um die Paragraphen desselben gelegentlich einen Nimbus verbreitet, den sie nicht verdienen. In jener Speciälstudie französischer Sitten, welche die Schilderung einer vornehmen Ehe enthält, haben die Franzosen selbst nicht ohne Verstimmung eine Schmeichelei sür den Pariser Geschmack gewittert. Wie sollten vollends wir uns für einen Helden erwärmen, der einst ein vollendeter Don Juan, nach seiner Vermählung mit einem schönen und feinsinnigen Wesen zu einem alten Liebesverhältniß zurück¬ kehrt, dann als seine Frau dies entdeckt und mit ihm bricht, stellenweis diese Reue zeigt, dann sich aus Verzweiflung neuen Liebesabenteuern ergibt und endlich aus Lebensüberdruß sich sür die amerikanischen Südstaaten todt¬ schießen lassen will? — wie sür eine Frau, welche beide Balzac'sche Frauen¬ typen, von denen die einen bei den Männern die Heldenkraft, die anderen die Hilfsbedürftigkeit lieben, in sich zu vereinigen scheint, und noch den Tag bevor sie sich nach langem Schmollen mit ihrem Gatten versöhnt, ernstlich Willens ist, mit ihrem seraphischen Anbeter zu flüchten; ja die dann im Epilog von ihrem Beichtvater nur mit freundlichem Lächeln obsolvirt wird? Die Zeichnung trägt den Stempel historischer Treue; aber diese Art Wahrheit ist doch, mit Platten zu reden, ein fataler Genuß, und wer möchte es den Fran¬ zosen verdenken, daß sie nicht gern in diesen Spiegeleines „achtbaren" Man¬ nes und einer „ehrbaren" Frau sehen, zumal wenn ihn ein Fremder, obschon in freundlicher Absicht geschliffen hat? — Sein Bestreben, die Naturkraft der Charaktere innerhalb jener gesellschaftlichen Satzungen zur Geltung zu bringen, zeigt sich noch oft genug als ein mißliches, namentlich sind die Ritterthaten, durch welche seine Helden zu wirken suchen, meist gar zu cruder Natur. Da entreißt der eine mit Lebensgefahr einer gewaltigen Bulldogge einen Handschuh, ein anderer holt eine Blume vom Rand eines furchtbaren Abgrundes, ein dritter einen Fächer aus dem Käsig eines Wolfes. Eine solche Anekdote findet das erste Mal. wo sie bei Ch. begegnet, eine Art von Entschuldigung; aber in den späteren Fällen erinnern wir uns nur immer entschiedener der alten mit Unrecht von Schiller gestrichenen Zeile: ein rechter Mann muß die Frau, die zu einem sol¬ chen Wagstück anreizt, ein weibliches Weib den Mann, der es unaufge¬ fordert unternimmt, von Herzen verachten. Ueberhaupt ist öfter die Ritterlich¬ keit gegen die Frauen, sofern sie in Aeußerlichkeiten besteht, auf eine Spitze getrieben, gegen die der gesunde Sinn Protestiren muß; namentlich wird viel zu viel gekniet. Man ist versucht, selbst das Schicksal in Cherbuliez' Roms» nen unschicklicher Galanterie anzuklagen. Billig findet bei den Männern die unbeugsame Stärke und Beharrlichkeit, bei den Frauen die zarte hilfsbedürf¬ tige Hingebung wahrer Weiblichkeit im Himmel einen Freund, aber daß es auch hier ein Uebermaß gibt, zeigt die allzuhäufige Anwendung und gleichsam Belobigung ihrer Selbstmordversuche. Den Männern freilich leistet der Selbst¬ mordversuch ebenso wie das Duell die guten Dienste, aus falschen Situatio¬ nen zu befreien; wie vortrefflich bekommen dagegen den Frauen ihre Selbst¬ mordversuche! Stephanie Kostia, die der Tyrannei ihres Vaters entgehen will, gewinnt auf diese Weise das Mitleid und die treue Freundschaft des späteren Gatten; Paule Me're, die sich ihrer Stiefmutter entziehen möchte, findet ein freundlich Asyl in der englischen Familie; Jsabella findet bei einem Prie¬ ster Trost für ihr häusliches Elend, und so mit Grazie weiter. Dolch und Gift wird in schöner Hand nur spitziger und schärfer, nicht minder die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/84>, abgerufen am 13.05.2024.