Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

"Um dieselbe Zeit (heißt es weiter in unseren Memoiren) erhielt ich eine
Estafette der Piltenschen Ritterschaft, welche mich beschwor, der Ritterschaft con-
sidentiell meine Gedanken über die Maßregeln mitzutheilen, welche unter den gegen¬
wärtigen Umständen genommen werden müßten, um zu einer glücklichen Zukunft zu
gelangen; gleichzeirig wurde ich ersucht, das Amt eines Vertreters von Pillen für
die Unterwcrfungsangelegenheit anzunehmen*). In einem Privatschreiben wurde
mir gleichzeitig mitgetheilt, daß es in der Piltenschen Ritterschaft einige
Personen gebe, welche zu Preußen neigten-, ich wurde gebeten, die Gründe,
welche für eine Unterwerfung unter Rußland sprächen, in einem motivirten Me-
moire auseinanderzusetzen und gleichzeitig alle zu befolgenden Schritte anzugeben.
Ich nahm nach eingeholter Erlaubniß des Herzogs das mir angetragene Amt eines
Piltenschen Deputirten an, indem der Oberrath v. Korff, der sofort nach Peters¬
burg kam, mein College war."

So friedlich der Piltensche Landtag verlaufen war, so stürmisch ging es da¬
gegen auf dem curländischen zu. Jndignirt durch Howens Verhalten forderte Herr
v. Wolf (herzoglicher Canzler) denselben zum Zweikampf heraus; aber statt sich zu
stellen, führte Howen bei der Regierung und beim russischen Gesandten Beschwerde.
Um sich aus dieser schwierigen Affaire zu ziehen, behauptete Herr v. Wolf jetzt,
Herrn v. Howen sei durch seine Furchtsamkeit eine durchaus andere Auffassung des
Billets eingegeben worden, welches er (Wolf) ihm geschrieben. In der That war
die Einladung dahin ergangen, sich an einem einsamen Ort in der Nähe Mitau's
(dem sogenannten Rom) einzufinden und daselbst "unter vier Augen über curlandi-
sche Landesaffairen zu verhandeln." Ausdrücke wie Degen und Pistolen kamen in
dem Schreiben nicht vor, und Wolf fügte ironisch hinzu, er habe keine andere Absicht
gehabt, als die, Herrn v. Howen bei dieser Gelegenheit seine Hochachtung zu beweisen.

Howen erhob ein lautes Geschrei darüber, daß man ihm zu Leibe wolle, weil
er Nußland ergeben sei, und fügte hinzu, daß wenn er die an ihn ergangene Ein¬
ladung zur Zeit noch nicht annehme, er dies nur unterlasse, um vorher das Werk
zu beenden, welches das Glück seines Vaterlandes sichern werde. -- In der Folge
wußte Pahlen diese Sache auszugleichen und zu seinem Vortheil auszubeuten, damit
Howen nicht das alleinige Verdienst der Unterwerfung habe.
'

Howens Intriguen behielten auf dem curländischen Landtage die Oberhand.
Er wurde zum Führer einer aus sechs Personen bestehenden Deputation ernannt,
welche in Petersburg eintraf, nachdem die Ritterschaft ein Manifest erlassen hatte,
welches die herzoglichen Rechte und die herzogliche Würde so empfindlich kränkte,
daß die herzoglichen Oberräthe Wolf und Schöppingk ihre Unterschrift verweigerten,
wofür Howen sie beim russischen Hof als Feinde des Vaterlandes anschwärzte. Der
Herzog aber theilte die Declaration dieser beiden Männer Ostermann und Subow
mit, ein Actenstück, das ihren Principien ebenso viel Ehre machte wie ihrem Charakter.

"Die curländische Ritterschafts-Deputation hatte den Auftrag, sich elr oorxs zum
Herzog zu begeben und ihm zu erklären, daß die durch den Eid befestigten Bande
zwischen Herzog und Ritterschaft durch die Gewalt der Umstände gelöst seien und daß
die Vernichtung der Selbständigkeit Polens auch die Existenz des fürstlichen Vasallen auf¬
gehoben habe. Nachdem der Herzog von dieser empörenden Erklärung vorläufige Kunde
erhalten hatte, beschloßer, derselben zuvorkommen; er trug mir auf, eine Abdankungs-
Erklärung aufzusetzen, welche er der Kaiserin ohne Verzug übersenden wollte."

Wir übergehen den Wortlaut dieses Actenstücks. Nachdem der Herzog dasselbe
gebilligt, las er es den Gliedern seines Raths vor. Einer der Anwesenden, Namens
Krook, erbot sich, dasselbe der Kaiserin durch Vermittelung Ostermanns zu über¬
reichen. Aber der Herzog lehnte das ab, indem er unseren Memoirenschreiber zum



') Obgleich zu Curland gehörig, besaß das Stift Pillen eine gesonderte Verfassung und
rittcrschastliche Vertretung; erst neuerdings hat eine vollständige Verschmelzung mit Curland statt¬
gefunden,

„Um dieselbe Zeit (heißt es weiter in unseren Memoiren) erhielt ich eine
Estafette der Piltenschen Ritterschaft, welche mich beschwor, der Ritterschaft con-
sidentiell meine Gedanken über die Maßregeln mitzutheilen, welche unter den gegen¬
wärtigen Umständen genommen werden müßten, um zu einer glücklichen Zukunft zu
gelangen; gleichzeirig wurde ich ersucht, das Amt eines Vertreters von Pillen für
die Unterwcrfungsangelegenheit anzunehmen*). In einem Privatschreiben wurde
mir gleichzeitig mitgetheilt, daß es in der Piltenschen Ritterschaft einige
Personen gebe, welche zu Preußen neigten-, ich wurde gebeten, die Gründe,
welche für eine Unterwerfung unter Rußland sprächen, in einem motivirten Me-
moire auseinanderzusetzen und gleichzeitig alle zu befolgenden Schritte anzugeben.
Ich nahm nach eingeholter Erlaubniß des Herzogs das mir angetragene Amt eines
Piltenschen Deputirten an, indem der Oberrath v. Korff, der sofort nach Peters¬
burg kam, mein College war."

So friedlich der Piltensche Landtag verlaufen war, so stürmisch ging es da¬
gegen auf dem curländischen zu. Jndignirt durch Howens Verhalten forderte Herr
v. Wolf (herzoglicher Canzler) denselben zum Zweikampf heraus; aber statt sich zu
stellen, führte Howen bei der Regierung und beim russischen Gesandten Beschwerde.
Um sich aus dieser schwierigen Affaire zu ziehen, behauptete Herr v. Wolf jetzt,
Herrn v. Howen sei durch seine Furchtsamkeit eine durchaus andere Auffassung des
Billets eingegeben worden, welches er (Wolf) ihm geschrieben. In der That war
die Einladung dahin ergangen, sich an einem einsamen Ort in der Nähe Mitau's
(dem sogenannten Rom) einzufinden und daselbst „unter vier Augen über curlandi-
sche Landesaffairen zu verhandeln." Ausdrücke wie Degen und Pistolen kamen in
dem Schreiben nicht vor, und Wolf fügte ironisch hinzu, er habe keine andere Absicht
gehabt, als die, Herrn v. Howen bei dieser Gelegenheit seine Hochachtung zu beweisen.

Howen erhob ein lautes Geschrei darüber, daß man ihm zu Leibe wolle, weil
er Nußland ergeben sei, und fügte hinzu, daß wenn er die an ihn ergangene Ein¬
ladung zur Zeit noch nicht annehme, er dies nur unterlasse, um vorher das Werk
zu beenden, welches das Glück seines Vaterlandes sichern werde. — In der Folge
wußte Pahlen diese Sache auszugleichen und zu seinem Vortheil auszubeuten, damit
Howen nicht das alleinige Verdienst der Unterwerfung habe.
'

Howens Intriguen behielten auf dem curländischen Landtage die Oberhand.
Er wurde zum Führer einer aus sechs Personen bestehenden Deputation ernannt,
welche in Petersburg eintraf, nachdem die Ritterschaft ein Manifest erlassen hatte,
welches die herzoglichen Rechte und die herzogliche Würde so empfindlich kränkte,
daß die herzoglichen Oberräthe Wolf und Schöppingk ihre Unterschrift verweigerten,
wofür Howen sie beim russischen Hof als Feinde des Vaterlandes anschwärzte. Der
Herzog aber theilte die Declaration dieser beiden Männer Ostermann und Subow
mit, ein Actenstück, das ihren Principien ebenso viel Ehre machte wie ihrem Charakter.

„Die curländische Ritterschafts-Deputation hatte den Auftrag, sich elr oorxs zum
Herzog zu begeben und ihm zu erklären, daß die durch den Eid befestigten Bande
zwischen Herzog und Ritterschaft durch die Gewalt der Umstände gelöst seien und daß
die Vernichtung der Selbständigkeit Polens auch die Existenz des fürstlichen Vasallen auf¬
gehoben habe. Nachdem der Herzog von dieser empörenden Erklärung vorläufige Kunde
erhalten hatte, beschloßer, derselben zuvorkommen; er trug mir auf, eine Abdankungs-
Erklärung aufzusetzen, welche er der Kaiserin ohne Verzug übersenden wollte."

Wir übergehen den Wortlaut dieses Actenstücks. Nachdem der Herzog dasselbe
gebilligt, las er es den Gliedern seines Raths vor. Einer der Anwesenden, Namens
Krook, erbot sich, dasselbe der Kaiserin durch Vermittelung Ostermanns zu über¬
reichen. Aber der Herzog lehnte das ab, indem er unseren Memoirenschreiber zum



') Obgleich zu Curland gehörig, besaß das Stift Pillen eine gesonderte Verfassung und
rittcrschastliche Vertretung; erst neuerdings hat eine vollständige Verschmelzung mit Curland statt¬
gefunden,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121841"/>
          <p xml:id="ID_209"> &#x201E;Um dieselbe Zeit (heißt es weiter in unseren Memoiren) erhielt ich eine<lb/>
Estafette der Piltenschen Ritterschaft, welche mich beschwor, der Ritterschaft con-<lb/>
sidentiell meine Gedanken über die Maßregeln mitzutheilen, welche unter den gegen¬<lb/>
wärtigen Umständen genommen werden müßten, um zu einer glücklichen Zukunft zu<lb/>
gelangen; gleichzeirig wurde ich ersucht, das Amt eines Vertreters von Pillen für<lb/>
die Unterwcrfungsangelegenheit anzunehmen*). In einem Privatschreiben wurde<lb/>
mir gleichzeitig mitgetheilt, daß es in der Piltenschen Ritterschaft einige<lb/>
Personen gebe, welche zu Preußen neigten-, ich wurde gebeten, die Gründe,<lb/>
welche für eine Unterwerfung unter Rußland sprächen, in einem motivirten Me-<lb/>
moire auseinanderzusetzen und gleichzeitig alle zu befolgenden Schritte anzugeben.<lb/>
Ich nahm nach eingeholter Erlaubniß des Herzogs das mir angetragene Amt eines<lb/>
Piltenschen Deputirten an, indem der Oberrath v. Korff, der sofort nach Peters¬<lb/>
burg kam, mein College war."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_210"> So friedlich der Piltensche Landtag verlaufen war, so stürmisch ging es da¬<lb/>
gegen auf dem curländischen zu. Jndignirt durch Howens Verhalten forderte Herr<lb/>
v. Wolf (herzoglicher Canzler) denselben zum Zweikampf heraus; aber statt sich zu<lb/>
stellen, führte Howen bei der Regierung und beim russischen Gesandten Beschwerde.<lb/>
Um sich aus dieser schwierigen Affaire zu ziehen, behauptete Herr v. Wolf jetzt,<lb/>
Herrn v. Howen sei durch seine Furchtsamkeit eine durchaus andere Auffassung des<lb/>
Billets eingegeben worden, welches er (Wolf) ihm geschrieben. In der That war<lb/>
die Einladung dahin ergangen, sich an einem einsamen Ort in der Nähe Mitau's<lb/>
(dem sogenannten Rom) einzufinden und daselbst &#x201E;unter vier Augen über curlandi-<lb/>
sche Landesaffairen zu verhandeln." Ausdrücke wie Degen und Pistolen kamen in<lb/>
dem Schreiben nicht vor, und Wolf fügte ironisch hinzu, er habe keine andere Absicht<lb/>
gehabt, als die, Herrn v. Howen bei dieser Gelegenheit seine Hochachtung zu beweisen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_211"> Howen erhob ein lautes Geschrei darüber, daß man ihm zu Leibe wolle, weil<lb/>
er Nußland ergeben sei, und fügte hinzu, daß wenn er die an ihn ergangene Ein¬<lb/>
ladung zur Zeit noch nicht annehme, er dies nur unterlasse, um vorher das Werk<lb/>
zu beenden, welches das Glück seines Vaterlandes sichern werde. &#x2014; In der Folge<lb/>
wußte Pahlen diese Sache auszugleichen und zu seinem Vortheil auszubeuten, damit<lb/>
Howen nicht das alleinige Verdienst der Unterwerfung habe.<lb/>
'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_212"> Howens Intriguen behielten auf dem curländischen Landtage die Oberhand.<lb/>
Er wurde zum Führer einer aus sechs Personen bestehenden Deputation ernannt,<lb/>
welche in Petersburg eintraf, nachdem die Ritterschaft ein Manifest erlassen hatte,<lb/>
welches die herzoglichen Rechte und die herzogliche Würde so empfindlich kränkte,<lb/>
daß die herzoglichen Oberräthe Wolf und Schöppingk ihre Unterschrift verweigerten,<lb/>
wofür Howen sie beim russischen Hof als Feinde des Vaterlandes anschwärzte. Der<lb/>
Herzog aber theilte die Declaration dieser beiden Männer Ostermann und Subow<lb/>
mit, ein Actenstück, das ihren Principien ebenso viel Ehre machte wie ihrem Charakter.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_213"> &#x201E;Die curländische Ritterschafts-Deputation hatte den Auftrag, sich elr oorxs zum<lb/>
Herzog zu begeben und ihm zu erklären, daß die durch den Eid befestigten Bande<lb/>
zwischen Herzog und Ritterschaft durch die Gewalt der Umstände gelöst seien und daß<lb/>
die Vernichtung der Selbständigkeit Polens auch die Existenz des fürstlichen Vasallen auf¬<lb/>
gehoben habe. Nachdem der Herzog von dieser empörenden Erklärung vorläufige Kunde<lb/>
erhalten hatte, beschloßer, derselben zuvorkommen; er trug mir auf, eine Abdankungs-<lb/>
Erklärung aufzusetzen, welche er der Kaiserin ohne Verzug übersenden wollte."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_214" next="#ID_215"> Wir übergehen den Wortlaut dieses Actenstücks. Nachdem der Herzog dasselbe<lb/>
gebilligt, las er es den Gliedern seines Raths vor. Einer der Anwesenden, Namens<lb/>
Krook, erbot sich, dasselbe der Kaiserin durch Vermittelung Ostermanns zu über¬<lb/>
reichen.  Aber der Herzog lehnte das ab, indem er unseren Memoirenschreiber zum</p><lb/>
          <note xml:id="FID_5" place="foot"> ') Obgleich zu Curland gehörig, besaß das Stift Pillen eine gesonderte Verfassung und<lb/>
rittcrschastliche Vertretung; erst neuerdings hat eine vollständige Verschmelzung mit Curland statt¬<lb/>
gefunden,</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] „Um dieselbe Zeit (heißt es weiter in unseren Memoiren) erhielt ich eine Estafette der Piltenschen Ritterschaft, welche mich beschwor, der Ritterschaft con- sidentiell meine Gedanken über die Maßregeln mitzutheilen, welche unter den gegen¬ wärtigen Umständen genommen werden müßten, um zu einer glücklichen Zukunft zu gelangen; gleichzeirig wurde ich ersucht, das Amt eines Vertreters von Pillen für die Unterwcrfungsangelegenheit anzunehmen*). In einem Privatschreiben wurde mir gleichzeitig mitgetheilt, daß es in der Piltenschen Ritterschaft einige Personen gebe, welche zu Preußen neigten-, ich wurde gebeten, die Gründe, welche für eine Unterwerfung unter Rußland sprächen, in einem motivirten Me- moire auseinanderzusetzen und gleichzeitig alle zu befolgenden Schritte anzugeben. Ich nahm nach eingeholter Erlaubniß des Herzogs das mir angetragene Amt eines Piltenschen Deputirten an, indem der Oberrath v. Korff, der sofort nach Peters¬ burg kam, mein College war." So friedlich der Piltensche Landtag verlaufen war, so stürmisch ging es da¬ gegen auf dem curländischen zu. Jndignirt durch Howens Verhalten forderte Herr v. Wolf (herzoglicher Canzler) denselben zum Zweikampf heraus; aber statt sich zu stellen, führte Howen bei der Regierung und beim russischen Gesandten Beschwerde. Um sich aus dieser schwierigen Affaire zu ziehen, behauptete Herr v. Wolf jetzt, Herrn v. Howen sei durch seine Furchtsamkeit eine durchaus andere Auffassung des Billets eingegeben worden, welches er (Wolf) ihm geschrieben. In der That war die Einladung dahin ergangen, sich an einem einsamen Ort in der Nähe Mitau's (dem sogenannten Rom) einzufinden und daselbst „unter vier Augen über curlandi- sche Landesaffairen zu verhandeln." Ausdrücke wie Degen und Pistolen kamen in dem Schreiben nicht vor, und Wolf fügte ironisch hinzu, er habe keine andere Absicht gehabt, als die, Herrn v. Howen bei dieser Gelegenheit seine Hochachtung zu beweisen. Howen erhob ein lautes Geschrei darüber, daß man ihm zu Leibe wolle, weil er Nußland ergeben sei, und fügte hinzu, daß wenn er die an ihn ergangene Ein¬ ladung zur Zeit noch nicht annehme, er dies nur unterlasse, um vorher das Werk zu beenden, welches das Glück seines Vaterlandes sichern werde. — In der Folge wußte Pahlen diese Sache auszugleichen und zu seinem Vortheil auszubeuten, damit Howen nicht das alleinige Verdienst der Unterwerfung habe. ' Howens Intriguen behielten auf dem curländischen Landtage die Oberhand. Er wurde zum Führer einer aus sechs Personen bestehenden Deputation ernannt, welche in Petersburg eintraf, nachdem die Ritterschaft ein Manifest erlassen hatte, welches die herzoglichen Rechte und die herzogliche Würde so empfindlich kränkte, daß die herzoglichen Oberräthe Wolf und Schöppingk ihre Unterschrift verweigerten, wofür Howen sie beim russischen Hof als Feinde des Vaterlandes anschwärzte. Der Herzog aber theilte die Declaration dieser beiden Männer Ostermann und Subow mit, ein Actenstück, das ihren Principien ebenso viel Ehre machte wie ihrem Charakter. „Die curländische Ritterschafts-Deputation hatte den Auftrag, sich elr oorxs zum Herzog zu begeben und ihm zu erklären, daß die durch den Eid befestigten Bande zwischen Herzog und Ritterschaft durch die Gewalt der Umstände gelöst seien und daß die Vernichtung der Selbständigkeit Polens auch die Existenz des fürstlichen Vasallen auf¬ gehoben habe. Nachdem der Herzog von dieser empörenden Erklärung vorläufige Kunde erhalten hatte, beschloßer, derselben zuvorkommen; er trug mir auf, eine Abdankungs- Erklärung aufzusetzen, welche er der Kaiserin ohne Verzug übersenden wollte." Wir übergehen den Wortlaut dieses Actenstücks. Nachdem der Herzog dasselbe gebilligt, las er es den Gliedern seines Raths vor. Einer der Anwesenden, Namens Krook, erbot sich, dasselbe der Kaiserin durch Vermittelung Ostermanns zu über¬ reichen. Aber der Herzog lehnte das ab, indem er unseren Memoirenschreiber zum ') Obgleich zu Curland gehörig, besaß das Stift Pillen eine gesonderte Verfassung und rittcrschastliche Vertretung; erst neuerdings hat eine vollständige Verschmelzung mit Curland statt¬ gefunden,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/86
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/86>, abgerufen am 12.05.2024.