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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band.

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Auf Capitän Balleer's Betrieb kam dann im September 1867 zu Vege-
sack eine Art Gründer-Gesellschaft zusammen -- Männer von verschiedenen
Orten der Küste, sehr vorwiegend aber doch aus den Wesergegenden. Die
Bildung eines Deutschen nautischen Vereins wurde im Princip angenommen,
und ein Vorstand eingesetzt, der das Weitere für eine allgemeine deutsche Ver¬
sammlung vorbereiten sollte. Im Schooße dieses Vorstandes traten bald
zwei unterschiedene Ansichten hervor: nach der einen sollten sofort die Grund¬
lagen für einen nationalen Verein gelegt und Alles an dessen Zustande¬
bringen gesetzt werden, nach der anderen wäre es vorzüglicher gewesen, erst
einmal auf dem bereits gewonnenen Boden einen nautischen Verein für das
Weser-Gebiet zu gründen und in Thätigkeit zu setzen, damit praktisches Vor¬
gehen das Gefühl von der Ersprießlichkeit, ja Nothwendigkeit solcher Ver¬
eine allgemein mache und die anderen Küstenstrecken zur Nachfolge reize.
Die erstere Ansicht siegte. In Folge dessen nahm der hauptsächliche Träger
derselben, jetzige erste Syndicus der Handelskammer und Generalsecretär
der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Dr. Schumacher, die
Sache mit einem Eifer in die Hand, der unlängst durch Ernennung zum
Ehrenmitglieds des Deutschen nautischen Vereins seine feierliche Anerkennung
gefunden hat. Schreiben ergingen nach allen Seiten hin; die größere, eigene"
liebe Gründerversammlung wurde auf den Anfang des Jahres 1868 nach
Berlin berufen und sogleich schon neben den Constituirungsgeschäften mit
einer sachlichen Tagesordnung ausgestattet, welche es der Mühe werth machte,
zu erscheinen. Kam dabei nun auch der Natur der Sache nach noch nicht
viel heraus, so wurde der entscheidende Anstoß doch gegeben. Zum Vorort
erwählte man Hamburg mehr wohl der Bedeutung und günstigen Lage
der Stadt zu Gefallen, als weil man dort den reichsten Verein bereiter,
tüchtiger Kräfte gefunden hätte. Diese schien vielmehr die öffentliche Stimme
des Vereins nach wie vor in Bremen zu vermuthen, als sie auf der zweiten
allgemeinen Versammlung in Hamburg Bremer Mitgliedern die ersten Vor¬
standsplätze zusprach, was von selbst die Geschäftsführung wieder an die
Weser verlegte. Damit ist gewissermaßen die Bedingung erfüllt, von welcher
jene andere, bei der Gründung in Vegesack unterlegene Ansicht über die beste
Art des Vorgehens den Erfolg abhängig glaubte: die Leitung aus einem
kleinen aber nicht zu einseitigen Kreise wahrhaft eifriger Männer heraus,
wozu vorläufig, soviel man wußte, nur in Bremen die Voraussetzungen ge¬
geben waren.

An der Spitze des Deutschen nautischen Vereins steht damit nun der
ehemalige Schiffscapitän, jetzige Dispacheur und Gutsbesitzer, Heinrich Tecklen-
borg, in Lehnen bei Bremen, ein in vielen Sätteln gerechter, geistreicher und
erfahrener Mann, als Schriftsteller, wie als Redner, von bemerkenswerthen


Auf Capitän Balleer's Betrieb kam dann im September 1867 zu Vege-
sack eine Art Gründer-Gesellschaft zusammen — Männer von verschiedenen
Orten der Küste, sehr vorwiegend aber doch aus den Wesergegenden. Die
Bildung eines Deutschen nautischen Vereins wurde im Princip angenommen,
und ein Vorstand eingesetzt, der das Weitere für eine allgemeine deutsche Ver¬
sammlung vorbereiten sollte. Im Schooße dieses Vorstandes traten bald
zwei unterschiedene Ansichten hervor: nach der einen sollten sofort die Grund¬
lagen für einen nationalen Verein gelegt und Alles an dessen Zustande¬
bringen gesetzt werden, nach der anderen wäre es vorzüglicher gewesen, erst
einmal auf dem bereits gewonnenen Boden einen nautischen Verein für das
Weser-Gebiet zu gründen und in Thätigkeit zu setzen, damit praktisches Vor¬
gehen das Gefühl von der Ersprießlichkeit, ja Nothwendigkeit solcher Ver¬
eine allgemein mache und die anderen Küstenstrecken zur Nachfolge reize.
Die erstere Ansicht siegte. In Folge dessen nahm der hauptsächliche Träger
derselben, jetzige erste Syndicus der Handelskammer und Generalsecretär
der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Dr. Schumacher, die
Sache mit einem Eifer in die Hand, der unlängst durch Ernennung zum
Ehrenmitglieds des Deutschen nautischen Vereins seine feierliche Anerkennung
gefunden hat. Schreiben ergingen nach allen Seiten hin; die größere, eigene»
liebe Gründerversammlung wurde auf den Anfang des Jahres 1868 nach
Berlin berufen und sogleich schon neben den Constituirungsgeschäften mit
einer sachlichen Tagesordnung ausgestattet, welche es der Mühe werth machte,
zu erscheinen. Kam dabei nun auch der Natur der Sache nach noch nicht
viel heraus, so wurde der entscheidende Anstoß doch gegeben. Zum Vorort
erwählte man Hamburg mehr wohl der Bedeutung und günstigen Lage
der Stadt zu Gefallen, als weil man dort den reichsten Verein bereiter,
tüchtiger Kräfte gefunden hätte. Diese schien vielmehr die öffentliche Stimme
des Vereins nach wie vor in Bremen zu vermuthen, als sie auf der zweiten
allgemeinen Versammlung in Hamburg Bremer Mitgliedern die ersten Vor¬
standsplätze zusprach, was von selbst die Geschäftsführung wieder an die
Weser verlegte. Damit ist gewissermaßen die Bedingung erfüllt, von welcher
jene andere, bei der Gründung in Vegesack unterlegene Ansicht über die beste
Art des Vorgehens den Erfolg abhängig glaubte: die Leitung aus einem
kleinen aber nicht zu einseitigen Kreise wahrhaft eifriger Männer heraus,
wozu vorläufig, soviel man wußte, nur in Bremen die Voraussetzungen ge¬
geben waren.

An der Spitze des Deutschen nautischen Vereins steht damit nun der
ehemalige Schiffscapitän, jetzige Dispacheur und Gutsbesitzer, Heinrich Tecklen-
borg, in Lehnen bei Bremen, ein in vielen Sätteln gerechter, geistreicher und
erfahrener Mann, als Schriftsteller, wie als Redner, von bemerkenswerthen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121754/90>, abgerufen am 12.05.2024.